Meine erste Nacht als Taxifahrer (TEIL 2)

Auf Geheiss der Zentrale schwebte ich gen „Hagen im Bremischen“, der Gegend, welche ich für meine Prüfung gelernt hatte. Dort, so die Kollegin vom Funk, solle ich auf die Jagd gehen.

„HerrTaxifahrer, ich schick dir was!“, krächzt das analoge Funkgerät, damit ich meine Aufmerksamkeit auf das Mäusekino (PDA, Handybildschirm) lenke.

  • $altekrankefrau von Wersabe zu Stubben, $arztimbereitschaftsdienst
  • Barzahlung
  • warten und zurück

Mein Magen zog sich zusammen, nur dank meiner Armeeausbildung und mittels Autogenem Training, Selbsthypnose sowie Tai Chi konnte ich verhindern, das ich den Innenraum meines Wagens unbrauchbar machte! So motiviert machte ich mich auf den Weg durch verschiedene Moore, über Helmer und Gräben, bis ich endlich das Dorf an der Weser erreicht hatte. Die Bürgersteige waren schon hochgezogen, das machte es leichter, in dem vom Aussterben bedrohten Ort Lebenszeichen zu entdecken.

Mein Ankommen wurde offensichtlich durch kräftiges brummen und klappern angekündigt, die Dame hatte sich schon reisefertig vor ihrem Häuschen postiert, winkte verhalten, als sei sie sich nicht sicher.

Ich hielt auf ihrer Höhe an und bevor ich dienstbereit aussteigen konnte, um ihr Zugang zu verschaffen, riss sie die Tür auf:

„$altekrankefrau mein Name, sind sie mein Taxi?“

Noch bevor ich etwas entgegnen konnte, plumpste sie schon mit einem leisen Pfurz in den Sozius, nicht ohne deutlich hörbar zu Ächzen und zu Stönen.

„Nun man los, junger Mann, hopp,hopp, ich hab nicht ewig Zeit!“

Das dachte ich mir, du alte Schnepfe! Schöner Anfang einer Taxifahrer-Karriere. Genau so eine Begegnung hatte ich mir erhofft.

Auf dem Weg nach Stubben würden wir an der Zentrale vorbei kommen. So überlegte ich, vielleicht doch besser etwas anderes zu arbeiten. Da $altekrankefrau die restliche Tour Nichts weiter absonderte, liess ich es sein und brachte sie zu ihrem Arzt. Offensichtlich waren nur Tabletten ausgegangen, aber der Doktor musste sie sehen. Nach 5 Minuten erschien „Pupsi“ in der Tür und die Rückfahrt begann mit einem weiteren Stereotyp:

„Warum zeigt die Uhr (Taxameter) viel mehr an, sie haben doch gestanden?“

Höflich rezitierte ich aus der Taxiordnung, das der „böse“ Landkreis auch vorgesehen hatte, die Taxifahrer für blödes herumstehen zu entlöhnen. Das stiess auf wenig Begeisterung und mir wurde in Aussicht gestellt, für so eine Unverschämtheit kein Trinkgeld zu bekommen.

Das Taxameter hatte ich noch gar nicht wirklich auf dem Zettel, wer hat schon eins in seinem Privatauto. Mein erster Blick auf dem Rückweg streifte es bei € 45,00. Mir wäre das auch viel zu viel gewesen, nur wegen so ein paar Pillen für 3 Öcken Zuzahlung. Dabei fragte ich mich, warum kein Nachbar oder Familienmitglied sie gefahren hat.

In Wersabe (sprich: Werrsabeee, sonst du wirst getötet von $altekrankefrau) kassierte ich € 79,40. Unter murren und beschweren durchsuchte sie ihre vor Scheinen protzende Börse, bis sie endlich die passenden Devisen überreichte. In der Zwischenzeit hatte ich das Rückgeld schon fertig abgezählt in der Hand, denn ich wollte meine Trinkgeld-Aura nicht gleich bei der ersten Tour verderben.

„Vielen Dank, hier € 0,60 zurück!“, drückte ich ihr die Münzen in die freie Hand, bevor sie sich nacher doch noch Derer bei mir entledigen wolle.

Stolz wie Oskar, mit diesem Umsatz in den ersten 1,5 Stunden, erwartete ich den nächsten Auftrag.

Der liess nicht auf sich warten. Das Funkdingens war anscheinend warm gelaufen, den ich vernahm die Stimme freundlich und warm, quasi fast wie in „echt“!

Ich las mein Fahrtziel ab, vergass aber, den Knopf für die Bestätigung zu drücken. Prompt tönt es aus dem Lautsprecher:

„HerrTaxifahrer, hast du die Fahrt bekommen?“

„Ertappt!“, dachte ich mir. Diese verdammte Computertechnik, Überwachung pur.

„Danke mein Schatz, hab ich!“, überspielte ich meinen kleinen Fehler und zog los.

Ich hatte gerade den Trecker angelassen, da bimmelte das Handy. Die allerallerbeste Kollegin aller Zeiten, die Mutter der Kompanie, Heute auch im Taxi statt in der Zentrale, hatte etwas auf dem Herzen.

„Du, HerrTaxifahrer!? Weisst du, was du gerade getan hast?“

„Äh, nein, wieso, ich fahr hier jetzt so rum!“

„Du hast gerade über Funk, für alle deutlich hörbar, deine CHEFIN einen Schatz genannt! Da bin ich ja gespannt, was du zu hören bekommst. Das lässt die niemals auf sich sitzen!“

Wie schon beschrieben, saß ich eh schon ziemlich niedrig in diesem Wagen. Sank aber gerade so tief in das Polster ein, das die Straße verschwand. Oje, wie soll meine Premiere nur enden. Auf die Bestrafung wartend zog ich weiter meinen Runden durch die Ortschaften. Die nächsten Fahrgäste gaben mir endlich ein besseres Gefühl, so das, wenn mann gebraucht wird, wichtig ist. Und ernst gemeintes Trinkgeld floss auch!

„Wann ruft die endlich an? Ich möchte endlich den Anschiss hinter mich bringen!“

Fortsetzung folgt……..

 

One thought on “Meine erste Nacht als Taxifahrer (TEIL 2)

  1. Herr Taxifahrer! Sie können doch hier nicht so einfach die Geschichte unterbrechen! Menno. Echt jetzt mal. Wo bleibt der nächste Teil? Unter meine-erste-nacht-als-taxifahrer-teil-3 hab ich nichts gefunden hier …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.