Am Ohr, warm , feucht!

Für eine Sekunde hatte ich mir überlegt, der Person einen Finger zu brechen! Vor 2 Sekunden noch betätigte ich mit einer routinierten Handbewegung den „Kasse“-Knopf am Taxameter, um den Fahrpreis anzeigen zu lassen. In diesem Moment, als der Beifahrer sich anschickte seine Taschen nach einer Geldbörse zu durchforsten, unverständlich plapperte, in diesem Moment legte mir die hinten auf dem Rücksitz befindliche zweite Person ihren linken Arm um den Hals, zog diesen mit dem Rechten am Handgelenk fest, so fest, das ich mich nicht bewegen konnte. Der Gurt – verdammte Gurtpflicht – saß so stramm, dass ich mich nicht vorbeugen konnte, um den Alarmknopf zu betätigen. Ob das überhaupt Sinn gemacht hätte?

„Brich ihr einen Finger, los!“, schoß es mir durch den Kopf. Dachte dann aber über die Folgen nach. Sie würde vielleicht noch aggressiver ihr Ziel verfolgen. Und dann dieses Knacken. Mir wurde ganz schummrig, denn die Blutzufuhr zum Kopf stockte, ich lief blau an, jedenfalls fühlte ich eine gewisse Wärme an meinem Hals aufsteigen. Mit meiner letzten mir zu Verfügung stehenden Luft flehte ich, jetzt nachzulassen, man könnte sich doch auch anders einigen. An meinem Hals lief eine Flüssigkeit hinunter, oder jedenfalls fühlte es sich so an.“ Warmes Blut? Meines? Oje, gleich werde ich ohnmächtig!

„Jetzt stell dich doch nicht so an!“

Sie fauchte mich an wie eine alte Furie, die sich kurz davor Befand, ihrem Opfer die Lebenslichter auszublasen weil sie nicht erhielt was sie forderte! „HerrTaxifahrer, nur ein Kuss, nur ein Kuss auf die Wange! Mehr will ich  doch nicht!“ Ich konnte nicht mehr atmen, so beschloß ich, mich ihr zu ergeben, wenigstens so das es den Anschein hat, ich folgte ihrem Begehr. Ihre Umklammerung lösend, zog sie meine Wange zu sich herüber. Da kam unversehens Hilfe! Vom Beifahrer!

„Nun laß doch endlich von dem Taxifahrer ab, Schatz!“

Er fasste ihre Handgelenke, zog sie mit einem festen Ruck auseinander, ich rang nach Luft. Man, das tat gut. „Wenn er doch nicht will, vielleicht ist er verheiratet oder so!“

Er überreichte mir das Geld, mit einem großzügigen Trinkgeld aufgestockt und bat mich, den Vorfall zu vergessen. Sie sei immer etwas drollig, wenn sie getrunken hätte.

„Drollig? Eher Rollig, würde ich sagen!“

Irgendwelche Verwünschungen murmelnd stieg sie aus und stolperte vor ihrem Mann her, der sie eigentlich stützen wollte, sie brüllte ihn nur an. „Nie dürfe sie ihren Spaß haben, uswusw……!“

Nun hatte ich endlich Zeit, mir den Sabber von meinem angelutschten Ohrläppchen abzuwischen.

Sportlerherz

Seit 5 Wochen ist das „Studio“ nun mein zweites Zuhause. Zusätzlich habe ich noch eine Woche Urlaub, um dringend etwas für meine Work/Life -Balance zu tun.

Dieses „Fitness“ soll erheblich zu meinem körperlichen und geistigen Wohlbefinden beitragen, deshalb gebe ich alles, um an meine Grenze zu kommen.

Vor einer sehr langen Zeit stemmte ich schon einmal das Eisen, und zwar in Bremen, in der Insterburger Straße.

Seinerzeit gab es noch völlig analoge Maschinen, Mann musste noch selbst die Wiederholungen zählen oder die Zeit stoppen. Der Trainer arbeitete Vollzeit und hatte Muskelpakete und Tipps, wie die Muskelpakete ganz von allein entstünden, „er wüsste da etwas!“

Nun denn, heutzutage ist das Eisenbiegen nicht mehr überwiegend Männersache, sondern auch das zarte Geschlecht übt sich. Da ich mich meistens Vormittags quäle, treffe ich auf eher schon zähe Vertreter des Matriarchats. Und das ist nicht zu überhören. Während einer Runde Zirkeltraining -vom Computer gesteuert- erfahre ich die neusten Rezepte aus der „Bunten“.

Zu solchem Smalltalk fehlt mir allerdings schon nach der zweiten Übung die Luft. Ich strenge mich an, pruste, stöhne wenn es an die letzten Wiederholungen geht.

„Damals“ feuerten wir uns dann gegenseitig an: „Komm, einer geht noch! Loooos, gib alles! Und jetzt nochmal!“

Und was passierte Montag Morgen um 10:47!? Die Omi zwei Maschinen hinter mir beim „Sissy-Workout“ keifte für andere Trainierende nicht zu überhören:

„Das geht jawohl ein bisschen leiser!?“

Ich entschuldigte mich und schaltete einen Gang runter. Der Spass für Heute hatte sich in Luft aufgelöst. Hinterher fielen mir einige bessere Antworten ein, die Merke ich mir fürs nächste Mal.

Was mich besonders angepisst hatte, war die unhöfliche, unkameradschaftliche Wortwahl.

Ich wünsche mir die alten Zeiten zurück, als ordentliche Seniorinnen sich zum Doppelkopf oder Kniffeln trafen, statt Männer beim Kraftsport zu behindern.

Und noch etwas! Ich fordere denn“Männertag“ in der Sauna!

*schnief*

Notfallplan

Der Fahrgast hatte sich im Nachbardorf mit einem Zigeuner-Schnitzel „ToGo“ eingedeckt und plante, es gleich am heimischen Fernsehtisch zu vertilgen. Seine Laune war dementsprechend hoch angesiedelt und er schwärmte von den kulinarischen Hochgefühlen, welche in Kürze die Herrschaft über seine Sinne ergreifen würden.

Den ersten Kreisel bei der Einfahrt in eine unserer Kerngemeinden überstand das 1-Gang Menu ohne Schaden zu nehmen. Ich hatte die Geschwindigkeit dem Füllstand des Schaumstoff-Behälters angepaßt. Wer hat schon Interesse daran, die ganze Nacht nach Paprika-Soße zu riechen? Ich jedenfalls nicht!

Wir passierten das „Pam„, die Schüssel hielt!

In Höhe des „Grieche Hagen“ macht die Straße einen klitzekleinen Bogen nach Rechts, das behindert etwas die Sicht auf den zweiten Kreisel, der in Wirklichkeit keiner ist.

Und da geschah das Unvorhersehbare! Während ich noch mit der Analyse der Verkehrslage beschäftigt war, ließ mein Fahrgast sein Essen in den Fußraum fallen, nestelte wie von einer Tarantel gestochen an seinen Jackentaschen, zog ein kleines Beutelchen heraus und warf es über die Schulter in den Fond meines Caddys. Dorthin, wo sonst Rollstuhlfahrer angeschnallt werden!

Meinem Fahrgast ging der Stift, denn beim „Bäcker Fraasch“  bauten sich etwa 6 Uniformierte mit Warnwesten und roten Kellen auf und signalisierten sofort anzuhalten, keinen Meter weiter zu fahren.

Die Halsadern meines Beifahrers drohten zu platzen, seine Schläfen pochten, er atmete nur noch flach!

„Hallllloooooo!?, du kannst dich wieder beruhigen! Das sind keine „Bullen“, das ist die Feuerwehr, die paßt auf, das der Laternenumzug sicher über die Straße gelangt!“

Ohne Worte klaubte er was von seinem gebratenen Schwein noch zu gebrauchen war von der Fußmatte. Er bat mich höflich, ob er einmal an den „Kofferraum“ könne, etwas wäre da hingerutscht.

Mit einem breiten Grinsen nahm ich das Fahrgeld, verbunden mit einem angemessenen Schmerzensgeld in Empfang!

 

Hausierer

Nach mittlerweile über 7 Jahren im Taxi bin ich sicher kein Anfänger mehr.  Problemfälle erkenne ich an der Nasenspitze und entscheide dann sehr professionell, ob die mir auferlegte Beförderungspflicht greift, oder ein Ablehnungsgrund vorliegt.

Der Eingangssatz ist leider gelogen. Immer wieder lasse ich mich weichklopfen, irgendwelche verwirrten, zahlungsunfähigen Psychopaten Partyleichen einzuladen. Wie auch im nächsten Fall, der mir am vorletzten Wochenende unterkam. Wie zur Zeit an Freitagen gewohnt, war das Fahrgastaufkommen klein bis nicht existent und die Zentrale griff nach jedem Strohhalm, um uns Fahrer keine Wurzeln schlagen zu lassen, oder so ähnlich wie der Berliner Kollege Sash heute so schön schrieb, wir das Fahren verlernen würden, wenn wir die ganze Zeit im Aufenthaltsraum säßen!

Ein solcher Strohhalm wurde dann auch mir zuteil, es muß sprichwörtlich der kürzeste gewesen sein, den ich zog, ploppte gegen 2:00 auf meinem Handy auf. Die Zentrale hat sich dazu eine sehr charmante Formel ausgedacht und mir übermittelt. So etwas wie eine salvatorische Klausel* unter Kollegen!

Das las sich dann so:

Name: Herr ?

Von: Uthlede, xxxxxx-Strasse Nummer xx

Zu: Anderes Dorf

Bem.: Er hat nicht selbst angerufen, das waren Anwohner bei denen er geklingelt hat. Er sei sehr betrunken, aber hat nicht gek*tzt und sei ruhig. Die Leute  helfen dir, den Unbekannten ins Taxi zu hieven. Du kannst selbst entscheiden, ob du ihn mitnimmst*.

An der Abholadresse saß kauerte mein Delinquent auf einer Bank, behütet und vorm herunterfallen gestützt durch ein Pärchen, den Bewohnern des Hauses. Der Mann sprintete sofort, als er  mich einbiegen sah auf mein Taxi zu, öffnete die Beifahrertür und gab seiner Frau Zeichen.

„Einen Moment!“, rief ich hinüber.

Auf dem Körper des nun doch auf den Boden gerutschten Häufchen Elends wackelte der Kopf wie bei einem solchen Dackel, den Mann aus den Hutablagen von Autos kennt.

„Ein Krankenwagen wäre sicher angemessener! Ich fahre besser gleich wieder weg!“,dachte ich. Klüger wäre gewesen, ich hätte es auch getan!

Auf meine Frage, wer das überhaupt sei, bekam ich nur die Auskunft, der Betrunkene würde schon eine ganze Zweit durch diese Strasse krabbeln. Schließlich habe mann sich entschieden, dem Klingelterror ein Ende zu setzen und ein Taxi für den Unbekannten zu rufen.

Ich lies mich von der Situation erweichen. Die armen Leute wollten schließlich wieder ins Bett und Taxifahrer sind halt dafür da solche Kleinigkeiten mal eben zu übernehmen; sie verdienten sehr viel; dafür können die ruhig einmal  etwas tun!

Also ludt ich das Opfer auf den Beifahrersitz und überreichte ihm eine Spucktüte. Aber statt sie aufzufalten, für den Fall der Fälle, blubberte er, das er jetzt keinen Hunger hätte und warf sie mir zurück.

Die Fahrt verlief dann tatsächlich wenig spektakulär. Langsam wurde mir auch bewußt, aus welchem Grund sich mein Fahrgast so abgeschossen hatte. Offensichtlich hatte er ein tief sitzendes Trauma erlitten, weil der SV Werder Bremen wieder einmal eine Klatsche bekommen hatte. Sein Fan-„Gesang“ gestaltete dann auch eher etwas weinerlich.

Am Ziel angekommen betätigte ich wie gewohnt das Taxameter, schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Bei meinem Renault-Bus geht die nicht automatisch an.

Noch bevor ich „Das macht € 21,50!“ sagen konnte, hatte der junge Mann alle Sinne wieder bekommen, riss die Tür auf und brüllte im Weglaufen:

Das bezahle ich nicht. Du bist ein Arschloch. Bezahl dich selber!“

Völlig baff schaute ich der Gestalt hinterher, wie sie immer weiter lief, wiederholt etwas rief und dann hinter einer Hecke über ein Nachbargrundstück verschwand.

Das war jetzt nun nicht wirklich professionell von mir! Ein ehrlicher Taxifahrer wäre ganz bestimmt hinterher gelaufen, denn ich hatte schon bei Fahrtantritt einen Abschlag von € 30,00 verlangt, worauf er mir einen 50er reichte, weil er es nicht anders hätte. Ich solle das dann am Ziel verrechnen.

Und das tat ich dann auch. € 21,50 für den Chef und € 28,50 für HerrnTaxifahrer!

 

 

Was ich Heute lernte:

Lektion 1

Wenn dir ein spezieller Geruch schon beim öffnen der Tür entgegenschlägt, dann bleibe hart und lasse den Fahrgast nicht einsteigen, sonst bist du eine ganze Weile mit der Reinigung und Desinfektion, sowie Trocknung des Beifahrersitzes beschäftigt!

Lektion 2

Verheimliche unbedingt den Grund, weshalb dein nächster Fahrgast im Fond Platz nehmen soll und lege dir hierzu eine Ausrede parat. Ansonsten könnte dessen Übelkeit bei der Verarbeitung der Wahrheit für neuen Unbill sorgen und du bist nur noch am Putzen!

Lektion 3

Mc Donald‘s hieß in China bisher „Maidanglao“. Mit etwas Übung klingt das eben genauso, wie ein Chinese „Mc Donald’s aussprechen würde. Probiert es aus. Lustig!

„Jingongmen“ nennt sich der Burgerbrater ab jetzt. Frei übersetzt würde das „goldene Bögen“ ergeben. Fast so schön wie meine Lieblingsbezeichnung „Goldene Möve“! Das Logo ändert sich nicht.

Auuuuufguuuuß!

Der Lutz hat sich Gestern eine Fitnessgeschichte gewünscht. Dem komme ich jetzt gern nach.

Ich sitze also wie ein einsamer Wolf auf einem Trimm-Dich-Fahrrad und strampele. Stufe 8, die für dicke Leute, meinte der Trainer. Dabei liegen, wie ich schon ausführte, meine Muskeln im verborgenen, ich bin schließlich nicht -noch nicht- so ein „Arnold“ -für die jüngeren Leser „ Terminator“-!

Neben mir schickt sich eine Dame an, auch ein paar Runden zu drehen, allerdings auf dem Liegerad. So angelehnt trat sie ein paar mal in die Pedale und als sie ihren Rhythmus gefunden hatte griff sie in ihren Turnbeutel und entnahm ihm eine „Neue Post“ oder vergleichbares. Die Layouts unterscheiden sich ja bei dieser Lektüre überhaupt nicht von einander. Ganz verzückt blätterte sie Seite um Seite bis zum Ende durch. Was ihr nicht, mir aber sehr aufgefallen war, das sie schon bei Seite 3 nicht mehr strampelte, sondern von Zeit zu Zeit ganz sporadisch ein Pedal durchdrückte.

Kurz bevor sie sie Seite mit den Witzen erreicht hatte, ertönte ein lautes Piepen, es signalisierte, das ihre voreingestellte Trainingszeit abgelaufen war. Sie wischte sich noch kurz symbolisch den Schweiß von der Stirn, nahm einen Hieb aus der Elektrolythenflasche und verschwand mit einem zufriedenen Gesicht in der Sauna!

Ich betete zu Gott, das ich dieses Stadium niemals erreichen möge!

Und wenn ihr noch nicht genug habt für Heute, dann schaut gern einmal beim „Zwetschgenmann“ vorbei!

Alles Fit!?

Seit geraumer Zeit schleppe ich eine Menge überflüssiger Pfunde mit mir herum. Diesen üblen Kerlen habe ich nun sehr entschlossen den Kampf angesagt und habe endlich ein Fitnessstudio gefunden, welches solche heftigen Qualmaschinen beherbergt darauf Fett zu verbrennen, um meiner äußeren Hülle endlich wieder Herr zu werden.

Dort gibt es einen Parcours bestehend aus 8 Maschinen, welche sich nach Legitimierung meinerseits durch einen „Chip“ im Armband von ganz allein auf meine muskeltechnische Schmerzgrenze einstellen.

Von Runde zu Runde erfindet der eingebaute Computer immer wieder neue Aufgaben, um auch das letzte meiner Müskelchen bis auf hin zur kleinsten Faser zu malträtieren!

Immerhin gibt es in „Erste Hilfe“ geschultes Personal, falls der Computer einmal gewinnt. Doch soweit lasse ich es nicht kommen!

Zum Posen ist es leider noch viel zu früh, noch überdeckt ein weicher Pelz meine riesigen Muskelberge. Ich werde euch rechtzeitig über Fortschritte in Kenntnis setzen. Auch gibt es im Fitnesscenter einige Freaks, über die zu schreiben es mir schon in den Fingern juckt!

So, jetzt muss ich an den Bauchweg-Roboter. Bis die Tage!