Nostalgie-Anfall (Update)

Neulich, in Beverstedt an der Haltestelle Rathaus -auf die hübsche Verkäuferin aus dem Combi-Markt wartend- überfiel mich überwand ich meine Langeweile und unterzog die Umgebung dieses Ökosystems einer Analyse und entdeckte eine Telefonzelle. Keine Ahnung, was mich geritten hatte, ich stieg aus meinem warmen Taxi und untersuchte dieses viereckige Gebäude, als wenn es gerade von einem UFO abgesetzt worden war.

zellegelandetIm Gegensatz zu den -in meiner Kindheit noch gelben Häuschen- hatte dieses begehbare Handy keine Tür. Laub und Schmutz konnten so ungehindert dort ausruhen.

schmutzzelleNeugierig trat ich ein und schaute natürlich rein gewohnheitsmäßig zuerst in den Münzauswurfschacht, um ggf. im Stich gelassenem Rückgeld Obdach in meiner Börse zu gewähren. Leider nur gähnende Leere, aber das hatte ich auch schon anders erlebt und hatte nach dem Besuch mehrerer solcher Installationen das Geld für ein Brauner-Bär-Eis zusammen bekommen.

Da ich diese Technik schon ewig nicht mehr in Anspruch genommen hatte, beäugte ich das kleine Laufband im Display um mein Wissen um die Bedienungsanleitung zu überprüfen und ggf. aufzufrischen. Gab aber nichts Neues zu vermelden, eher nur Altes.

Mir als bekennendem „D-Mark-Zurück-Haben-Woller“ (nur aus ästhetischen Gründen) fiel mein Augenmerk auf den Hinweis, hier noch mit D-Mark telefonieren zu können.

eurounddmSelbstverständlich habe ich später zu Hause meine Münzsammlung durchforstet und ein paar brauchbare Groschen aufgetan. Die habe ich dann bei nächster Gelegenheit in der Call-Einheit ausprobiert und mein IPhone angerufen. Was soll ich sagen, es funzte!

Scheibenkleister war nur, das schon nach 5 Sekunden die 20 Pfennig hörbar ins Telekom-Nirwana plumsten und die Verbindung endete.

Schicht im Schacht!

 

Nachtrag

Der Banker hatte  eine Diskrepanz in diesem Artikel bemerkt und um Aufklärung gebeten!

Hier die Lösung:

Der Schatten rührt von dem Balken in der Mitte der TÜR. Das Laub ist wohl durch den recht großen Spalt am unteren Ende da rein geweht.Ich hab keine Ahnung, warum ich die Anwesenheit der TÜR verdrängt hatte!?
Aber Dank der kriminalistischen Tatort-Analyse des Bankers hat sich das Missverständnis nun aufgeklärt!

zellentuere

 

 

 

Linktipp der Woche

Es ist immer wichtig, gut informiert zu sein und ggf. anderen etwas im Voraus zu haben. Da gibt es gerade im Internetz unzählige Quellen.

Eine davon möchte ich euch Heute vorstellen:

Presseportal

Hier findet ihr nicht nur eine Übersicht über den neuesten Klatsch und Tratsch. Das gibt es überall. Hier könnt ihr explizit Nachrichten der für eure Region zuständigen Polizeiinspektion aufrufen und abonnieren. So erfährt man Lokalnachrichten, den Verkehr oder die lokalen Kriminellen betreffend noch bevor sie in der Zeitung stehen.

Unsere Polizeiinspektion kündigt regelmäßig weitergehende Blitzeraktionen an, gibt Tipps zur Verkehrslage oder zum Schutz gegen Einbruch.

Das Portal bietet auch eine kostenlose App an. Mit aktivierter Push-Funktion seid ihr immer Up-to-Date!

 

 

Huch…

Oft genug gerät der Job ein wenig eintönig zu werden. Und gerade dann wirst du wieder eines Besseren belehrt.

Heute hatte ich wie schon öfter, die Pflicht Frau N. Asehoch von ihrer Tochter zurück ins Pflegeheim zu bringen. Ihre Tochter und auch wir Taxifahrer kümmern uns immer rührend um sie, obwohl sie eine alte Hexe ist, die bei jeder kleinsten Unstimmigkeit beginnt zu meckern und zu bellen. Bei ihrer Tochter liegt’s wohl am Verwandschaftgrad und bei uns Fahrern am reichlichen Trinkgeld, das sie noch am Leben ist.

Gestern war sie etwas stiller als gewöhnlich, lag vielleicht auch daran, das ich sie nur leise begrüßt hatte und wie auf einer Wolke ihren Rollstuhl vor mir herschob, ohne auch nur den kleinsten Kieselstein zu touchieren. Nach dem Anschnallen legte ich ihr noch schnell die wärmende Decke über Knie und Unterarme, sagte das wir in einer Minute abfahren und schloss die Hecktüren hinter mir.

Das Pflegeheim ist nur wenige Kilometer entfernt, es dauert nur 3 Minuten, dann sind wir schon da. Der Ausstieg verlief sehr ruhig, ohne die Dame durchzuschütteln. Nur die Decke fiel herunter. Ich hob sie schnell auf und drapierte sie mit einer kurzen Entschuldigung an ihren angestammten Platz.

„HerrTaxifahrer, das war sehr lieb!“, sprach sie leise. Weil ich mich mit meinem Kopf gerade in Schulterhöhe befand, ergriff sie die Chance und zog mich vorsichtig zu sich herüber, machte Anstalten, mich zu „erdrosseln“ und fuhr fort:“Dafür haben sie sich Heute ein Küsschen verdient!“

Und Das nahm ich umgehend in Empfang, bevor ich höflich danken konnte. Es war schon bemerkenswert, solche Worte von der „Teufelin“ zu erfahren!

Hauptsache, sie baggert jetzt nicht täglich…….

„Deep Inside“ oder Der Moloch über der Schulter!

Gestern hatte ich bei Twitter (@herrtaxifahrer) schon angedroht, mich Heute im Blog mit Damenhandtaschen zu befassen. Angeregt wurde ich zum Einen durch einen Bericht des Steffen (@sindsiemeintaxi), zum Anderen durch eigene Erfahrungen.

Diese Tierhaut-Beutel mögen ja in Grenzen praktisch sein, lässt sich darin doch so einiges Nützliches für den Bedarf des täglichen Daseins verstauen.

Allerdings gerät das Leben sofort aus den Fugen, ist der Logistik-Sack nicht in Griffweite, oder gar verlegt! Die Besitzerinnen verfallen unverzüglich in eine hyperaktive Hystherie, sind nicht ansprechbar und laufen Gefahr ob des hochroten Kopfes einem Schlaganfall zu erliegen.

Im Gegensatz dazu wird bei wieder auffinden des Säckchens alles überschüssige Blut in eine Region jenseits der Gürtellinie umgeleitet und leises wollüstiges Jauchzen ist zu vernehmen. Anschließend wird der gesamte Inhalt einer Inventur durch grobes Wägen unterzogen. Der durch leichtes schütteln erzeugte Geräuschpegel lässt auf das Vorhandensein der wichtigsten Inhaltsstoffe schliessen.

Genauso gesundheitsschädlich wie die Angst vor Verlust der gesamten Habe ist der Stress, wenn das gewünschte Utensiel nicht mit dem ersten Griff zu Tage gefördert wird! Langfristig kann das Magengeschwüre und Herzinfarkte verursachen, so ein berühmter Kardiologe.

Eben so trug es sich am gestrigen Tage zu. Pünktlich um 17:30 legte ich an der Tagespflege an, um meine Lieblings-Omas nach Hause zu transferieren. Mit dazu gehört, das ich sie alle aus persönlich aus der Einrichtung abhole und in meinen Sprinter buchsiere. Manche mit Rollstuhl oder Rollator, andere als „Läufer“. Und die obligatorische Survival-Ausrüstung ist selbstredend bei der Überlandfahrt mitzuführen. Die Markennamen einiger sind unter anderen bekannt als „Aldi“, „LIDL“, „Netto“ und damit gehören sie zu der ungefährlichen Sorte, weil nur temporär genutzt und der Inhalt übersichtlich.

Schon die erste Dame, die mit dem klitzekleinen Handtäschchen (ist wirklich das, wie es heißt) bemängelte, als ich ihr unter den Arm griff, das ihre Tasche nicht ja wohl noch nicht mit wäre. Ich hob das Teil mit den ganz dünnen Lederriemen an und schob es vor ihr Antlitz, das zu erwartende zufriedene „Grunzen“ folgte auf dem Fuß! Und das Mädel ist weit über 80,sage ich euch!

Im zweiten Fall war es so, das ich die „GNUHU“* bis zu ihrer Wohnung in den 2.Stock eines Seniorenwohnheims begleiten musste. Ihre Tasche hatte sie immer ganz Nahe am Körper unter dem Mantel, ohne den leichten Druck in der Hüfte stieg ihr Blutdruck immens. Der Marsch vom Transporter führt über einen Fußweg von ca. 75 Metern bis zum Hauseingang und dauert im Mittel 5 Minuten, mit Pausen!

An der Haustür erfolgt dann immer die vertrauensvolle Übergabe ihrer mittelgroßen Tasche, Inhalt 5 Kubikmeter Brutto. Meine Auftrag bestand darin den Zipper zu öffnen, ohne Pause seitlich mit der Hand abwärts zu tasten, bis sich ein weiterer Reisverschluß erfühlen ließ. Dieser war war auch zu öffnen und aus der schmalen Seitentasche konnte ich dann die Schlüssel entnehmen.

Denkste!

Leer das Fach! Die „GNUHU“* sah nach und beauftragte mich nun mittels Probebohrungen und ausnahmsweise auch durch Anwendung von Fracking, das begehrte Objekt zu fördern. Gut das es schon Dunkel war! So konnte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und meine Tentakeln ausfahren um die Tiefen dieser Ausgeburt  zu durchforsten. Vorbei an einer halben Rolle Klopapier streifte ich einen noch nicht prall gefüllten Urinbeutel. Ein Gummihandschuh kam mir in die Quere und ich zog ihn zur eigenen Sicherheit sofort über. Ich passierte eine Erwachsenenwindel, leider nicht mehr Originalverpackt. Etwas blockierte mein Fortkommen. Mein Arm war erst zu Hälfte eingedrungen, den Boden konnte ich also noch nicht erreicht haben! Aaah, Badelatschen. Ich drückte sie beiseite und begann mit kreisenden Bewegungen eine Zufallssuche. Es knisterte. Vorsichtig zog ich ein Bündel 50€-Scheine hervor. Mochten gut 5.000 Öcken sein, wenn die Banderole recht hatte. Schweren Herzens warf ich die Taler wieder hinein und beschritt nun einen um 90 Grad versetzten Versuch zum Boden des Beutels vorzudringen. Dabei rammte ich mit ein Päckchen Nähnadeln unter die Fingernägel. Schmerzerfüllt ballte ich meine Faust und ergriff gottlob ein Lederetui mit den gewünschten Türöffnern!

Wir hüpften vor Freude im Kreis herum erklommen nun noch die 8 Stufen zu ihrer Wohnung und die Odyssee fand so ein glückliches Ende!

Und die Moral von der Geschichte: Ab nächste Woche tragen alle Senioren den Hausschlüssel an einem Band um den Hals. Außerhalb der Kleidung, versteht sich!

 

*Gerade noch unter Hundertjährige

 

„Guten Morgen Soldaten!“

„Guten Morgen HerrTaxifahrer!“

Der HerrSoldat wollte von der Cocktailwelle nach Garlstedt, in sein derzeitiges Asyl chauffiert werden. Seine nicht unübliche Frage nach dem Preis konnte ich sehr genau beantworten, denn die Strecke hat jeder Kollege hier schon gefahren. Es kostet dorthin ziemlich genau € 23,50.

Statt dann umgehend den Weg zur Sparkasse einzuschlagen, ließ er mich erst mal fahren.

„Vor der Kaserne, vor dem großen Tor……“

lck

Da stand ich nun mit meinem angenähten Hals. Der HerrSoldat warf mir einen 20er herüber, stülpte seine Börse um, sie war komplett leer, nahm die Beine in die Hand und entschwand Richtung des Zivilen Wachgebäudes. Noch ist es üblich, sich zu legitimieren, bevor Zutritt zum Gefahrenbereich der Kaserne gewährt wird.

Es war gerade 4:00 und reichlich „Streat Meat“ in Hagen am Bordstein. „Scheiss auf die 3 Öcken, ich presche zurück ins Dorf!“, ordnete ich mir an. Besser gleich ’ne dicke Tour ergattern, der „Ché Guevara“ wird sicher ein Einsehen mit mir haben.

Und „bääääääämmmmmmm!“

Der Schutzpatron der Taxifahrer hatte wohl gerade Dienst im Großraum Osterholz-Scharmbeck. Der HerrSoldat Dussel hat sein Portemonnaie im Fußraum liegen gelassen. Der erste Fahrgast am Straßenstrich vor dem Pam Pam entdeckte es und reichte es mir. Ein kurzer Blick auf den Truppenausweis genügte und ein teuflischer Plan entwuchs in der rachsüchtigen Abteilung meiner Denkfabrik.

Zwischenzeitlich hatte sich auch schon der Delinquent bei der Zentrale nach einem HerrnTaxifahrer erkundigt, ich hatte „so schlechten“ Empfang, das ich nichts mit bekommen hatte.

Ich fuhr also Morgens mit Privatauto zur Lucius D. Clay-Kaserne.

Lucius Dubignon Clay war ein General der US Army und von 1947 bis 1949 Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland. 1978-1992 waren hier bis zu 2500 amerikanische Soldaten stationiert. In der Kaserne gab es sogar einen Burger King, eine Commisary und ein Bowlingcenter mit 12 Bahnen. Dort war ich sehr oft „eingeladen“. Es gab reichlich Whiskey- und Zigarettendealer dort. Auch sonstige Hardware, wie Musikanlagen, Sportgeräte, Klamotten konnte man dort steuerfrei erstehen. Das war eine sehr schöne Zeit, damals! Wer mehr darüber erfahren möchte, besucht bitte Tante Google oder besucht mich mit einer Galone Jim Beam!

Ich also mein Polöchen-Cabrio vor dem Zaun geparkt und zum Wachhäuschen gestratzt ,mich durch Vorlage meines P-Scheins ausgewiesen und als betrogener und grundehrlicher Taxifahrer geoutet. Ich trug vor, einen Ausweis zurück geben zu wollen, aber es müsste zwingend der Kasernenoffizier zwischengeschaltet werden, wegen der „vergessenen“ 3 Euronen.

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Gefühlte 1 Minute Später kam ein BW-Leasing-Passat vorgefahren und hatte den Auftrag, mich zu entführen zum Leiter der Kaserne zu bringen. Dort erwartete mich schon ein freundlicher Hauptmann mit der Kanne Kaffe in der einen und Telefonhörer in der Anderen. Seine Stimmung schlug um, denn offenbar hatte er meinen HerrnFahrgast an der Strippe. Ich verstand nur „Laufschritt, Mistkerl, Unwürdig, Unverzüglich, Auf direktem Weg usw.!“

Leider war ich während der kurzen „Belehrung“ des Schuldners nicht zugelassen, aber nach wenigen Augenblicken krabbelte Einer aus des Chiefs Büro, jammerte eine Entschuldigung, reichte mir einen 5er im Tausch gegen die Papiere und zog mit gesenktem Kopf von dannen.

Der Hauptmann verabschiedete mich mit dem Hinweis, er werde die ihm Unterstellten beim nächsten Rundbrief über Zahlungsmoral eines Soldaten informieren! Weiterhin würde er keine Konsequenzen einleiten, insofern ich auf Genugtuung verzichtete. Ich beschied, es bei der Demütigung zu belassen und schritt frohen Mutes zu meinem treuen Gefährt, überlegend, was ich nun alles mit dem schon verlustig geglaubten Reichtum anzufangen gedachte!

In letzter Zeit bieten die Zettis/Zeitschienen* aus der Logistikschule der Bundeswehr immer von sich aus an, etwas Vorkasse zu leisten.

Wie kommt das denn?

*Soldaten auf Zeit

Umsatz steigern, aber wie?

muetze

Moin,Moin!

Meine Fahrgäste behandeln mich manchmal wie den letzten Arsch. Da kam mir der Gedanke, das es vielleicht an meiner Uniform liegen könnte.

Diese Jeans in Kombination mit der Navy Taxiweste und darunter ein buntes Hemd, da wird sicher mancher Kunde zur Wildsau.

Daher überlege ich mir, mich äusserlich etwas umzugestalten.

„PIMP THE DRIVER“

Wer noch nicht 18 Jahre alt ist, bitte hier klicken, alle anderen hier:

Neue Taxiuniform!

Gibt es so was auch für Männer? Kann ich das noch tragen?

Fragen über Fragen. Aber was unternimmt man nicht alles, um die Konkurrenz auszustechen.

So, nun mal Tacheles geredet. Bitte für Gut befinden oder in den Kommentaren Verbesserungsvorschläge machen!

Schönen Tach noch!

Dr. Jekyll vs Mr. Hide

Gestern Nachts war es wieder einmal so weit. Jekyll, wollte von einem Dorfgasthof nach Hause, so 3 km entfernt hat er seine Wohnung. Er erkannte mich sofort als seinen „Lieblingsfahrer , der ihm immer wieder aus der Scheisse hilft“, so sein Text zur Begrüßung.

Der Ortswechsel von der schummrig beleuchteten Gaststätte ins Taxi stiftete anscheinend für etwas Verwirrung bei ihm, denn nach ein paar Metern fragte er mich, wohin ich fahre und was das soll. Ich zeigte auf mein PDA, dort stand weiß auf schwarz „Nach Hause!“.

Nein, da wolle er jetzt noch nicht hin, zuerst noch zur Sparkasse nach Hagen und dann in eine der Cocktailbars dort (es gibt 2). Mir schwante nichts Gutes! Beide Bars haben am Montag geschlossen und ich  überlegte, wie ich es nun dem zum Mr. Hyde mutierenden Beifahrer schonend beibringen könnte. Besser erst das Geld ziehen lassen, bevor  das auch noch in die Hose geht!

Im Ort passierten wir die erste geschlossene Bar, Mr. Hyde war eingeschlafen. An der Sparkasse angekommen weckte ich ihn und er erwachte freundlich und bestimmend wieder als Dr. Jekyll.

„Was hast denn auf der Uhr? Hier sind erst mal 20,00, ich komm gleich wieder!“

Der Betrag deckte genau die bisherigen Fahrtkosten und ich wurde wieder lockerer. Jekyll kam mit dem Handy am Ohr vom Geldautomaten, riss die Tür auf und schrie mich an, ich solle ihn jetzt endlich zur Tankstelle fahren. Na Prima, der Typ ist echt durch damit. Er  bölkte weiter, aber nun in sein Handy. Offensichtlich seine „Freundin“. Sie wollte ihn so besoffen nicht ins Haus lassen. Er legte auf, rief erneut an und bettelte herzzerreissend, schluchzend und eine Träne -oder war es Schweiß- rannte seine Wange hinab.

An der Tanke blieb ich brav im Wagen sitzen und observierte den Verkaufsraum, in dem mein Fahrgast, statt seine Rechnung für die erbetene Flasche Jack Daniels zubegleichen, erst einmal die junge Kassiererin anbaggerte. Während er so flirtete, kam eine weitere Frau in den Laden und stellte sich an. Mr. Hide änderte seine Wahl und bot der soeben eingetreten seinen Platz in der Schlange im Tausch gegen ein Küsschen an. Er hatte sicher schon vergessen, das seine Bestellung schon boniert war und die Kassiererin nur noch auf seinen Schein wartete.

Eine mittlere Ohrfeige später erschien Jekyll verstört und wollte nun doch endlich nach Hause. Er hätte wohl etwas zuviel getrunken. Wollte gerade die alte Bundesstrasse 6 überqueren, da herrscht er mich an, das dies ja wohl nicht der Weg zur Cocktailbar sei und er verlangte unverzüglich dorthin verbracht zu werden, natürlich umsonst. Wäre alles meine Schuld!

Auf dem Parkplatz der lokalen Asiatischen Fütterungsstation entschloss ich mich endlich gegen zuhalten. In ruhigem, aber sehr bestimmenden Ton erklärte ich ihm, das es nur noch 5 Km bis zu seiner Wohnung seien und ich ihn nur noch dort hin bringen würde.

Hide brüllte Zeter und Mordio, ich gab aber nicht mehr nach und fuhr an seiner Straße vor. Den Rest wolle er laufen und bat um die Rechnung.

Es waren noch € 17 offen und Jekyll beglich mit einem 50er und sagte, das er gern 10 zurück hätte. Das wäre OK so, wegen dem ganzen Stress immer mit ihm und so……..

Ich schwöre, das war nicht die letzte Story mit ihm (bisher 3)! Er hat übrigens schon Kontakt mit einer Therapieeinrichtung aufgenommen. Aber die würden ihn immer wieder wegen Überfüllung vertrösten. Fragt sich, welche Überfüllung die meinen?

 

Herr Solomon fährt nach Vegesack (2)

Ich geb’s ja zu. Insgeheim hatte ich gehofft, den Typen wieder anzutreffen. Die fliegende Tüte kam an meinen Wagen und schaute mich an.

Ich bedeutete ihm, die Tür zu öffnen und einzusteigen. Es stand wieder einmal an , eine Gute Tat zu vollziehen und ich bot mich an, nach Vegesack zu brettern.

Er freute sich wie ein Schneekönig (ja, es begann gerade zu schneien) und schnallte sich an.

Bevor ich losfuhr, zog er einen 20er aus der Tasche, es sei zwar sein letztes Geld, aber er wäre wirklich froh hier weg zu kommen. Warum er nicht in der Sparkasse geblieben sei, erkundigte ich mich?
Er meinte, während er dort saß, hätten 2 Autos gehalten und die Fahrer hätten gefragt, was er dort in der Bank vorhätte. Es ist eben etwas anderes, ob ein Weißer oder ein Schwarzer Nachts im Vorraum einer Kasse sitzt!

Nachdem er die heiligen Hallen verlassen hatte, rief er die Polizei an, welche sich aber nicht zuständig erklärte und auch nur das Taxi vorschlagen konnte.

Ich nahm das Geld an und setzte die Fahrt fort.

Unterwegs kam eine tolle Unterhaltung zu Stande, über Gott und die Welt. Er war aus Gambia kommend über Marokko nach Spanien „geflüchtet“. In seiner Heimat sei die ökologische Situation sehr schlecht. Der Diktator würde nicht abtreten und die Zukunft dort ungewiss.

In Bremen-Nord wollte er einen Bekannten besuchen und danach wieder nach Spanien. Dort gäbe es zwar noch weniger Jobs als hier, aber das Klima wäre besser für seine dünne Haut.

Kurz vor halb 2 erreichten wir die Straße hinter dem Bahnhof Vegesack. Er war wirklich sehr glücklich und wir lachten zusammen über diese außergewöhnliche Begegnung!

Zum Abschluss knipste ich noch ein Bild von Herrn Solomon und mir. Bisschen Dunkel die Aufnahme, aber das ist ja kein Wunder 🙂

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