Taxifahrt in Genf, ANNO 2003

In meinem Leben vor meiner Karriere als Taxifahrer, war ich erfolgreicher Bowlingspieler. 2003 hatte sich unsere Mannschaft durch gewinn der Deutschen Meisterschaft für die Europameisterschaften des Betriebssports qualifiziert.

Wir fuhren mit dem Zug, denn wir hatten reichlich Gepäck, zuviel für eine Kurzstrecke im Flieger. In Genf angekommen, gingen wir ca. 1500m bis zu unserem Hotel. Tolle Zimmer, sogar mit Blick auf den See und die Fontäne in der Nähe. Als wir ankamen, waren wir ziemlich fertig, hatten wir doch jeder 4 Bowlingbälle und einen Koffer für die Woche. Gut 40 Kilo pro Person, bei den Frauen 60…….

Das nur zur Info. Für den Rückweg entschieden wir uns am Sonntagabend für ein Taxi. Der Fahrer kam mit einem Bulli vorgefahren und wir luden unsere Sachen ein. nach 3 Minuten hielt der freundliche Fahrer vor dem Bahnhofsportal und bat, vor dem Aussteigen eben noch zu bezahlen. Bisher nichts ungewöhnliches, denn das Taxameter zeigte 11,50 an. Nicht wirklich billig, aber sicher einZuschlag, weil er mit dem Bus kommen musste.

Und dann erschrak ich ich plötzlich, denn der Fahrer benutzte eine Taste am Taxameter, um den Preis manuell in die Höhe zu treiben. Ich blickte ihm in die Augen und wollte schon den Puls messen. Ich dachte, der hat sicher einen Tic. Gerade, als ich ihm Eine scheuern wollte, um ihn von seinem Trauma zu befreien, da erklärte er sein Handeln.

Die Zuschläge für das Gepäck hatte er noch eingetippt. Jedes Gepäckstück kostet extra. Wir rechneten nach und kamen auf eine andere Summe und schallten ihn einen Betrüger.

Wir stiegen aus und wollten ausladen, das verriegelte der Chauffeur die Türen und wies uns an, erst einmal die Beförderungsbedingungen an der Scheibe zu lesen, bevor er die Gendarmen rufen würde!

Ein transparenter Aufkleber in Microschrift war dort aufgeklebt. Wir entdeckten im dritten Durchgang den entsprechenden Passus.

“ Bei Gepäckstücken, welche in mehrere Teile zerlegt werden können, zählt jedes mögliche Stück als 1 Gepäckstück!“

Supi, denn mein Bowlingrollcontainer war zusammengesetzt aus:

Je 2 Containern für 2 Kugeln, 1 Schuhtasche, 1 Zubehörtasche

Und so ein Teil hatte jeder von uns. Also wurden aus 4 Gepäckstücken gleich mal 16!

und bei 1,50 pro Teil hatten wir zum Schluß für 22 Gepäckstücke insgesamt zu zahlen.

Wir zahlten die 44,50 € ohne den Fahrer noch einen Blickes zu würdigen!

Wie hättet ihr reagiert? Findet ihr das angemessen? Ich würde mich schämen!

Gut gemeint …..

….. hatte es der Anrufer.

X
„Ich steh an der Volksbank in Dedesdorf, kann ich einen Wagen nach Stotel bekommen?“

“ Aber sicher doch. Ein Kollege ist gleich bei ihnen!“

Ich rief meinen Kollegen $frischling an.

X + 2 Minuten

“ Hi, hier $frischling, hier ist Keiner!?“

“ OK, dann fahr wieder zur Kirmes!“

X + 5 Minuten

“ Hi, …sie können dem Fahrer sagen, das ich schon zur neuen Feuerwehr gelaufen bin!“

“ Der Fahrer hatte sie eben an der Volksbank gesucht! Warum sind sie nun an der Feuerwehr?“

“ Ich wollte ihm entgegen laufen!“

“ Aha, schon mal dran gedacht, das das Taxi auch aus einer anderen Richtung kommen kann?“

„Öööh, nöööö. Ich lauf jetzt nicht mehr weiter. Holen sie mich noch ab, ich verspreche keinen Schritt mehr zu gegen!“

“ Klar, machen wir. Gute Nacht!“

Am Posten

Hier bei uns – im Landkreis Cuxhaven – sind nirgends Taxi-Halteplätze vorgesehen und es existieren auch keine. Einzig vor dem Pam Pam in Hagen steht auf privatem Grund ein Schild dafür, damit sich dort keine Gäste hinstellen. Ist aber inoffiziell.

Wir dürfen uns sogar nirgends einfach hinstellen und unsere Dienste anbieten, außer auf der Parkfläche vor unseren Büros in Loxstedt, Hagen und Bokel.

Temporär können Taxi-Halten beim Landkreis bestellt werden, für Großveranstaltungen oder Dorffeste. Macht aber kaum einer, denn das beantragen und ausleihen der Verkehrszeichen kostet Gebühren. Wer zahlt gerne für so einen Scheiß? Niemand!

Deshalb stehen wir dieses Jahr in Dedesdorf am sogenannten „Schweinemarkt“ einmal wieder in einer Schlange vor dem Eingang zum Festplatz.

Und dort ist absolutes Halteverbot. „Haha!“ Aber die Polizei drückt offensichtlich ein Auge zu. „Danke dafür!“

Was mich aber eigentlich zu diesem Artikel trieb, ist die Tatsache, das wir es nicht gewohnt sind, kollektiv an wechselnden Orten auf Fahrgäste zu spekulieren, wenn dafür keine Bestellungen vorliegen. Es ist schlicht zermürbend, zumindest für mich, der es gewohnt ist, in Phasen mit weniger Taxibedarf in einer unserer Stationen zu pausieren, mit Kaffee, Snack und TV.

Der Tagesablauf gestern:

20:00 Dienstbeginn. Warten auf ersten Auftrag.

21:15 Von Loxstedt zum Schweinemarkt

21:40 Rumstehen am Schweinemarkt

22:10 Ortstour

22:20 Rumstehen am Schweinemarkt

23:30 Fahrt nach Hetthorn

00:10 Rumstehen am Schw….! Von der Musik aus dem Autoscooter kommen nur die Bässe an, mein Sprinter vibriert. Für eine Massage reichts allerdings nicht.

00:30 Eine junge Brunette fragt, ob ich sie für einen ordentlichen Kuss nach Bremerhaven fahre. Ich mache so etwas nicht, wir dürfen keine Festpreise vereinbaren! Und wie soll ich diesen Knutscher dann an meinen Chef auszahlen? Nee,…… das ist mir zu ecklig!

01:00 Ich werde endlich abgerufen, meine Dienste werden woanders gebraucht. Puuh!

02:30 Wieder am Schweinemarkt. Jetzt geht es endlich in die heisse Phase. Die meisten Menschen haben keine Kontrolle mehr über ihre Füße und wollen gefahren werden. Zu meinem Bedauern setzten auch andere Körperfunktionen bei meinen Kunden aus. Inkontinenz und Nausea grassieren diese Nacht. Ich bleibe Dank meiner soften Fahrweise – die Servolenkung ist defekt – von Ausscheidungen in meinen Wagen verschont!

05:00 Ich lade das letzte Mal am Markt. Ein Pärchen nach BHV. Er will sie noch poppen, flüstert er mir zu, während sie eingeschlummert ist. An seiner Adresse angekommen springt sie wortlos aus dem Font und entleert sich über einer Feuerdorn-Hecke. Sie quiekt rum, weil es beim Abstützen so dolle piekst. Er schickt mich weg, bevor ich im auf seinen 50er rausgeben kann. Er hätte noch 20€ rausbekommen. Was führ ein Glück ich doch diese Woche habe!

05:30 $derfreibeuter aus der Zentrale ruft Feierabend aus. Ich benötige 25 Minuten für den Rücksturz nach Bokel.

6:00 Ich stehe beim Bäcker und lade eine Standartbestellung in meine mitgebrachte Tasche. 6 Knackis, 2 Rosinenbrötchen, eine Laugenstange. Hackepeter aus der angeschlossenen Schlachterei.

7:45 Ich schlafe nach einem opulenten Frühstück vor der Wiederholung des 6er-Pack ein.

14:00 Viel zu früh erwachte ich und schrieb das Resümee der letzten Nacht hier für euch auf.

Um 22:00 wartet er wieder auf mich, der Schweinemarkt. Verdammt, der geht noch bis Montag Nacht. Hoffentlich habe ich weiter so viel Glück mit den Fahrgästen. Die waren die ganze Woche Klasse drauf!

 

Back in Action!

Der diesjährige Jahresurlaub hat sich in die Länge gezogen.
Hab ich echt genossen. Konnte viel am Häuschen reparieren, den Papa besuchen, reichlich Paarhufer in Scheiben -vom Ofengrill- vertilgen und die ein oder andere Gerstenkaltschale leeren!
Die Sonne ward mir die ganze Zeit hold!
Danke, das Soll für einen tollen Sommer ist jetzt schon erfüllt.

Eigentlich war es ein ganz normaler Abend, wie es so der Ferienzeit entspricht. Nicht das die Umsätze extrem weg brechen – es fehlen eigentlich nur die Schulkinder – , es ist hier reichlich zu tun. Die Kids benutzen abends gern das Sammeltaxi, um von einer häuslichen Lan-Party zur anderen zu driften. Und die Teens kennen sich aus mit den Fahrplänen.

Aber was den gestrigen Abend so beschaulich gestaltete, war die Gestaltung des Trinkgeldes. Im Durchschnitt sind gut 4-5 € an Wochentagen drin. Wegen der Sammeltaxi-Fahrten, welche ca. 80% meiner Touren ausmachen, fallen die freiwilligen Sonderzahlungen spärlich aus. Total irre, was Heute gelaufen ist!

Zum Bahnhof Lübberstedt bin ich bestellt. Ich sollte eigentlich um 22:10 dort sein, aber Mangels Kapazitäten -nach 22:00 fahren wir nur noch mit 2 Wagen – ging es nicht schneller, ich traf um 22:35 ein und erwartete 4 mürrische Mittvierziger. Nach der üblichen Begrüßung bereitete ich mich auf die üblichen Tiraden über die zu teuren, schmuddeligen Taxis und deren inkontinente Fahrer vor.

Jedoch….., es geschah das Gegenteil. Überaus freundlich bedankte sich das Quartett, das ich sie nicht in der Pampa verrotten lies. Am Zielort (28,70 €) nahm ich einen 20er und einen 10er entgegen und durfte den Rest behalten. „So is das nu ma“, bei Summen knapp vor dem vollen Schein. Aber der Kunde kratzte noch in seinem Kleingeldfach, fand nichts und faltete einen 5er in der Mitte und sagte:“Hier, das wäre sonst zu wenig gewesen!“

Zufrieden drücke ich auf meinem PDA herum und schnappe den nächsten Auftrag. Von Lübberstedt Bahnhof nach Finna. Ich komme langsam in Fahrt, ich bin nach Annahme einiger weiterer Bestellungen nun bis 3:30 ausgebucht.

Der Zug trifft zu spät ein und mein Zeitplan gerät langsam aus den Fugen. Ich muss von hier dann weiter nach Sandstedt, aber nur noch 20 Minuten Zeit. Endlich läuft die Nord-West-Bahn ein. Aber nicht am gewohnten Bahnsteig, sondern gegenüber. Wieder eine Minute verloren. „Warum können die das nicht an ihrer Anzeigetafel bekannt geben?“

Der Kunde kommt schnell angelaufen. Es sei ihm peinlich, er müsse am Ziel erst noch Geld aus dem Haus holen. Ich grumpfe etwas zu laut, er verfällt in Schock und verspricht mit Trinkgeld.

Er muß € 3 bezahlen und kommt mit einem 10er in der Hand aus dem Haus. Ich dachte so an „Geben sie mit 5 wieder!“, da reichte er mir den Schein und veschwand winkend in seinem Bungalow.

Die nächste Fahrt von Sandstedt nach Hoope war eingeschoben. Es war ein Sammeltaxiauftrag, aber die Leitstelle hatte den vergessen zu übermitteln. Erst ein Anruf des Kunden zwecks Reklamation brachte das Taxi ins Rollen. Schwamm drüber, ich bekomme das noch hin.

Die Fahrgäste standen bereit und pünktlich abgeliefert – aus meiner Sicht – in Wahrheit 1 Stunde Später als gewünscht.

Ein Besoffener ruft an. „Fahr mich nach Bokel, ich geb dir nen 20er!“

Ich will das nicht glauben. Habe sehr wenig Zeit und vertröste den Alki auf eine Stunde später. Er sagt, er säße in $dorfmitbrücke an der Hauptstrasse und würde warten.

Als ich später vorfahre, war er schon zur Seite gekippt und ich musste ihn erst einmal Wecken. Die Fahrt war ging nur über die Schranken, ein wenig die Hauptstrasse ins nächste Dorf. Bei 7,20 € überreicht er mir einen 20er! „Hier, nimm alles, ich hätte nicht gedacht, das du an mich denkst. Kannste mich inner halben Stunde wieder abholen…, hier?“

Ich rechne meinen Plan  nach und sage ihm, das es wenigstens 45 Minuten werden und er nickt „OK!“

Ich komme nach einer 3/4 Stunde wieder bei ihm an und bringe ihn – er schon wieder nachgetankt – zu seiner Bude ins $dorfmitderbrücke. Er steigt aus, wirft einen weiteren 20er (Uhr sagt wieder 7, 20) rein und huldigt meiner treuen Dienste. Ich muss seine Anbetungen unterbrechen, denn um die Ecke warte meine letzte Tour für diese Nacht.

Ein Ehepaar macht eine Busreise nach Polen. Ich fahre sie zum Treffpunkt. € 45,90 zeigt das Meter am in der Bismarckstasse in Bremerhaven. Er reicht mir einen 50er und schickt m ich in den Feierabend. Solche „Bus-Touris“ sind normal die Schotten vor dem Herrn, aber dieser Abend sollte wohl so schön enden, wie er begonnen hatte.

„Boah, hoffentlich bleibt das Wetter noch so schön, die Kletten in der Geldbörse scheinen verdorrt!“

Talers

Trinkgeld, juhuuuuuuu!

 

Hormone – Schmetterlinge – Brötchen

Es begab sich am Morgen des 7. Tages folgendes, dem männlichen Geschlechte nicht untypisches Gebahren:

Gegen 4 endete die Musik auf der Zeltfete in Kransmoor. Als ich eintraf, lag bereits Taxinotstand vor und  wie gewohnt torkelte, krabbelte und hüpfte eine Horde frisch gebackener Zombies vor den Wagen. Sie hatten sicher alle Angst zu Staub zu zerfallen, denn der Sonnenaufgang stand in Kürze bevor. Auf der Motorhaube oder die Reifen mit ihren Körpern blockierend flehten sie mich um Beförderung in die heimischen Katakomben an.

Mein Wisch-Handy zeigte aber einen ganz bestimmten Fahrgast an, welcher mir zu meinem Fortune auch noch visuell bekannt war, leben wir doch in dem selben Dorfe. Zwar war sein Konterfei ob des massiven Alkoholkonsums erheblich deformiert, aber dieser Anblick gehörte schon zum Standartrepertoire. Ich entdeckte ihn irgendwo hinten, als er sich am Kofferraum zu schaffen machte. Sicher, um im Dunkel zu verschwinden. Erst später würde sich die Wichtigkeit seines Handels für mich ergeben.

Ich zog meinen Fahrgast aus dem Gewusel und an ihm hing noch ein weiterer, welcher, so teilte mir mein fahler Freund mit, auch mitgenommen werden sollte.

Als meine Ladung angeschnallt, die Türen geschlossen und die restlichen Gestalten abgeschüttelt waren, bekam ich als Ziel das Pam Pam in Hagen genannt. Mann müsse dort dringend etwas erledigen. Danach sollte ich seinen Kumpel am Ortsausgang ausladen, um dann wieder zum Pam zurück zu kehren.

Geflissentlich führte ich die Anordnungen aus und begab mich zum Pam. Auch dort gebar der Ausgang reichlich übernächtigte Partygänger. Hangover war gestern! Diese hier wirkten auf mich, als seihen sie nur noch Überbleibsel ihrer besoffenen Seelen.

Umgehend hatte ich, obwohl nicht frei – Taxi-Lampe aus! – zwei dem Anschein nach früher einmal weiblich ausschauende Monstren im Fond sitzen und ihr Blick bedeutete mir, mich nicht zu weigern oder dumme Fragen zu stellen.

„Los, wir wolln nach $hause!“, befahl die eine von den Beiden – später von der etwas frischeren als – Mutti bezeichnet.

Unter Einsatz meines Lebens verwickelte ich sie in ein belangloses Gespräch über den Taxitarif, in der Hoffnung, mein „richtiger“ Fahrgast tauche gleich auf. So geschah es dann auch. Er kannte die Beiden und lud sie ein, mit ihm zu fahren, er würde selbstverständlich die Kosten übernehmen. Aber wir müssten jetzt erst noch schnell zum Bäcker Fraasch in der Ortsmitte, denn im Pam hätte es wegen Ladenschluss des Imbiss keine Baguettes mehr gegeben. Und ohne Backwaren könne er nicht zurück nach $hausevonihm.

Der Bäcker Fraasch öffnet eigentlich erst um 7 Uhr. Aber einige Auserwählte kennen ein Klopfzeichen, mit dem sich ein Seiteneingang öffnen lässt und so kommen Frühaufsteher oder die Discobesucher früher an die Teigrundlinge. So geschah es dann und ich lenkte gen $dorfwoerwohntunddiefrauenauch.

„So, jetzt bring wir ers mah die „Mädchen“ nach Hause und dann mich!“, nahm ich die neue Order entgegen.

Des Duos am Zielort entledigt, steuerte ich gen $seinzuhause.

„Nee,Nee,  geht noch weiter. Jetzt müssen wir noch nach $ortstzeilwoHerrtaxifahrerwohnt, zum schönsten Mädchen der Gegend, die Brötchen abgeben. Eigentlich hatte ich ja Baguettes versprochen, aber ich hoffe sie mag auch Brötchen!“

„Häh, wie,wo,was? Wer soll die Lieferung bekommen? Hier sind doch alle glücklich verheiratet!“ Oh Mann, was hat sein Bregen für Gifte ausgeschüttet, die ihn zu solchen Taten veranlassen. Wahrscheinlich war keines kompatibel mit Alkohol.

Er nannte mir einen Namen. War mir bekannt und lenke das Taxi dort auf den Hof. Höflich warte ich in einem Sicherheitsabstand in der Einfahrt. Die Scheinwerfer leuchten den Eingang perfekt aus und ermöglichen mir das Schauspiel zu verfolgen.

Der frisch verliebte schreitet auf dem Weg zu seiner Auserwählten in Richtung Hauseingang. Die Tüte mit den Brötchen in der Hand wie einen Strauß Blumen, oder wahlweise wie ein eben erlegtes Stück Wild präsentierend betätigt er den Klingelknopf. Es ist bereits 5:30 als er immer ungeduldiger den Taster in immer kürzeren Abständen niederdrückte, in Erwartung seiner Traumfrau.

Ich lachte mir ins Fäustchen, als sein „Schwiegervater in Spe“ – anstatt seiner Holden – wutentbrannt vor die Türe trat. Mit einem kurzen Statement – er hat sich nicht getraut, gleich um ihre Hand anzuhalten – übergab der Freier die Beute.

Die Zeremonie endete mit einer kurzen Fahrt ¢zuihmnachhause.

„Oh,Oh, ich glaube, das ich jetzt zuviel auf eine Karte gesetzt habe. Eine zweite Chance wird schwer zu bekommen sein!“, jammerte der Liebeskranke vor sich hin.

Und ich muss jetzt nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten, mich bei meinem Nachbarn zu erkundigen, wie die Ofenfrischen geschmeckt haben!

+++Ticker Donnerstag, 3.7.2014+++

Der Livebericht beginnt Heute um 16:00, Dienstbeginn.

16:05
Die Disponentin $h.feger teilt mir eine Sprinter zu. Platz für 8 Fahrgäste mit der Möglichkeit einen Rollifahrer einzuladen.
16:10
Die Rampe für den Rolli-Lift ist ausgeschlagen, ich dämpfe das nervige Scheppern mit ein paar Handschuhen aus Gummi!

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16:20
Sammeltaxi von Dedesdorf nach BHV um 16:45. Vorher noch bei einem Kollegen seinen Aushilfslohn abliefern.

16:40 Er freut sich wie ein Schneekönig.

16:45
Eine junge Frau, Stammfahrgästin steigt zu. Ich möchte die Fahrt beginnen, da hüpft eine schrullige Alte vor den Sprinter. Sie frägt, ob ich sie auch mitnähme, der Bus würde erst in Stunden kommen. Ich mache eine Ausnahme. Sie hat offensichtlich keine Scham. Ihre Klamotten sind durchweg transparent und in schlechtem Zustand! Egal, ihr kennt das!

17:00
Die junge Frau erhält einem Anruf von ihrem Sohn. Er erkundigt sich bei seiner Mama, wo sie denn sei. Sie klärt ihn auf, das sie ihm schon mitgeteilt hätte, sie führe zur Arbeit. Die Playstation hat ihn abgelenkt!

17:23
Anschlussfahrt von Cabö/BHV. Die dicke Frau verzieht das Gesicht, als sie um die Ecke biegend den Bus erspäht. Sie fährt lieber Limousine.
Ich hole verschieden hohe Hocker hervor und bastele eine Treppe für sie.
Sie atmet pfeifend und bedankt sich überschwänglich!

18:37
Es ist nicht so warm geworden, wie die Wetterfrösche dachten.
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17:45
Die Gerste ist fast reif für die Mahdt!

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18:00
Zwischen Nesse und Loxstedt machen sie die Straße schön -Ampelstau- .

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18:30
Ein Reisebus spuckt 3 Menschen aus. Sie beschweren sich über das Wetter.
Ich bringe sie nach Haus, während sie den tollen Service loben und er ja zudem auch noch kostenlos sei. Ich aste die Koffer bis vor die Wohnungstüren. Meine Freude hält sie ob der Null-Trinkgeld-Strategie in Grenzen….aber ich weine dem nicht nach. Es ist meine Arbeit.

19:03
Auf nach Hagen, Eine Sammeltaxi-Tour wartet um: 19:31

19:17
$h.feger storniert und ich steuere den Edeka-Tempel zwecks Befriedigung meiner Lebenserhaltungssysteme an. Ein Linksdreher…ich liebe Linksdreher! Wir haben hier auch einen Lidl, der dreht Rechts. Da finde ich nichts und ich will da auch nicht lange drin bleiben.
In OHZ / Buschhausen gibt es einen Famila- Markt, der geht in beide Richtungen. Für mich ist der ein Bermudadreieck, weil ich den Ausgang nie gleich finde. Ich hasse so etwas, ich spüre sofort, das die mich führen!
Aber ich wehre mich. Da gehe ich nicht wieder hin!
Welche Version findet ihr besser? Spürt ihr auch körperlich, wenn euch die Drehung eines Supermarktes nicht liegt?

19:45
Ich genieße mein Abendbrot in der Zentrale, schaue andern bei der Arbeit zu und rede klug!

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Bin jetzt für 20:46 nach Langenfelde beordert. AST nach Stubben.

20:37
In Lohe wird Spargel angebaut und die Saison ist zu Ende. Nun kann das Gemüse endlich auswachsen und endlich Grün werden.
Die Polnischen Erntehelfer kümmern sich nun um Lauch und Mörchen!

20:49
Schon wieder frei, der Kunde war früher da.
Jetzt eine Anschlußtour von hier.

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20:11
FG nach Beverstedt. Er kam aus dem Urlaub. Ich hatte ihn vor 2 Wochen auch „hin“ gefahren, da hatte er sein Handy vergessen. Wegen seines roten Koffers hab ich ihn gleich erkannt.
Er hat den Urlaub nach den ersten 2 Tagen ohne Kontakt nach „Draußen“ mit schweren Entzugserscheinungen im Raki ertränkt und dann war alles Gut!

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21:43
Ich bin jetzt Zentrale! Die Anrufe laufen auf mein Diensthandy.

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21:58
AST Beverstedt -Langenfelde
Habe 10 Minuten gewartet, keiner gekommen. Jetzt nach Hagen für 22:33 nach Hoope und Harrendorf.

23:00
Frei in Hoope, keine speziellen Vorkommnisse. Nun nach Uthlede, Termin 23:47 nach Hagen.
Zwischendurch immer wieder eine Vorbestellung. Aber nichts passte in dem Tourenplan meiner Kollegin oder bei mir. Letzte Woche hatte ich eine Anfrage nach Hamburg und ich hatte keine Möglichkeit das zu schaffen. Um diese Zeit fahren wir max. zu Zweit.

Hoope bei Nacht!

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00:05
Nix Schlimmes passiert. FG pünktlich angenommen und ausgeliefert.
Letzte Tour von Osterndorf nach Beverstedt um 00:40.

00:45
Auch die letzte Tour ohne Maleur. Ich fahr nun zur Abrechnung und dann nach Haus.
Gute Nacht, bis die Tage!

2Cent

Ich liege so lang gestreckt auf der gemütlichen Ledercouch in unserem Büro in Loxstedt. Die Pause hatte ich dringend nötig gehabt, denn es war eh nicht viel los und es lief Brasilien gegen irgendwen im Fernseher.

Als am Fenster einen Schatten vorüber zog ahnte ich gleich, das meiner beschaulichen Lage ein Ende gesetzt werden sollte. Ein Kunde drohte mit Auftrag!

Es klopft an der Tür, denn eine Klingel haben wir nicht. Ich räkele mich hin und her, um endlich dem richtigen Winkel zum Aufrichten zu finden. Prompt fällt die Tüte Chips von meinem Bauch auf den makellosen Teppichboden. Das Dip rutsch zum Glück nur in die sofaseitige Ritze und hält sich dort für den weiteren Verzehr bereit.

Die Tür vorsichtig einen kleinen Spalt öffnend – wie bei Zeugen Jehovas oder Teppichhändlern – lugte ich nach Draussen.

Vor mir verunstaltete ein ziemlich verwanzter Typ die Aussicht auf meine Lieblingseisdiele und seine Visage zog meine Aufmerksamkeit in ihren Bann. All überall blaue Flecken, frische Schürfwunden und ein Atem, der jeden normalen Menschen umgehend zur Mumie konservieren würde. Das Hemd nicht existent, die Hose voller getrocknetem Blut. Die Schuhe sicher ein Eigenbau!

„Nach $ghetto bitte!“, entfleucht lispelnd ein kurzer Satz aus seinem geschwollenen Mund.

Ich schliesse die Tür vorsichtig, nicht ohne kurz mitzuteilen, das meine werte Tätigkeit der Gesetzte wegen gerade zur Ruhe verdammt wäre und er meine Dienste erst nach Ablauf von 3 Stunden – wegen der vielen Vorbestellungen – , wieder einfordern könne.

Ich schlich zum Rollo und zog es in eine möglichst hohe Position, um mein wirkliches Ansinnen (Brasilien) fortzuführen. Das Sofa rief und ich folgte.

Ein schüchternes Klopfen – so alle 3 Minuten – und ein leises „Hallo, bitte nach $ghetto “ ,zeugte von seiner Unerschütterlichen Geduld. Auf keinen Fall würde ich so einen kaputten Menschen transportieren, so stellte ich den Flatscreen-Apparat lauter.

„Booooooom!“, da schoß es mir in den Kopf. Die Kollegin $lächlerin war auf dem Weg zu mir. Sie hatte ihre letzte Tour beendet und würde in wenigen Augenblicken in die Hände des „Monsters“ fallen.

Mein Beschützerinstinkt verdrängte jeglichen zu erwartenden Unbill, als ich zum 2. Mal, nun in kompletter Montur und abfahrbereit vor die Tür schritt und den nun mit einem Zwanziger wedelnden Leichnam einlud, mit mir zu seinem Wunschziel zu fahren.

Wie ihr schon von früher wisst, habe ich vorgesorgt und ein paar Eukalyptus-Bonbons in meinem Mund verteilt um den martialischen Abgasungen paroli zu bieten!

Gerade auf halbem Wege begegnet uns die $lächlerin und ich sehe sie lächeln, wie immer.

Nach 6 Minuten war der Terror zu Ende. Ich erhielt noch eine kurze Belehrung, das ich gefälligst etwas freundlicher sein könnte und er, der Herr2Cent würde ja schon Stammkunde sein. Zu bezahlen hatte er 13,60, gab 15,00 und streckte mir dir Hand entgegen. Ich war gerade damit beschäftigt, die Scheine mit Fingerspitzen in ein Extra-Fach für „Verunreinigtes“ zu bugsieren, zwecks späterer Dekontamination.

Tapfer lehnte ich die freundliche Geste ab, mit der Begründung, der Busfahrer würde das auch nicht machen, wegen der Seuchengefahr.

Weg war er endlich. Auf dem Weg nach Hagen rief ich schnell noch die $lächlerin an, um ihr mitzuteilen, wovor ich sie bewahrt hatte, ich toller Kerl!

„$lächlerin, hast du schon mal den Hernn2Cent gefahren?“

„Klar, gerade Heute Nachmittag hab ich den gehabt, zur „Arbeit“ in die Kneipe. Der ist mit dem Fahrrad gestürzt und sieht grauenvoll aus! Ausserdem hat der gemüffelt wie ein Wildschwein!“

Also doch ein „Stammgast“! Aber hoffentlich demnächst einmal wieder runderneuert.