Das beste Trinkgeld ist…

In meiner Anfangszeit als Taxifahrer war das Trinkgeld noch ein lohnender Faktor in meiner monatlichen Kalkulation. Zwar steigt die Anzahl der Touren und auch der Umsatz, das ist aber dem florierenden VBN-Anruf-Sammeltaxi geschuldet. AST-Kunden geben nur gelegentlich Trinkgeld, da ihr Fahrpreis nur zwischen 0,00 und € 4,00 beträgt. Da ist gefühlt einfach kein Raum für einen dicken Batzen. Das Disco-Sterben trägt auch sein Scherflein bei. Freitags ist nun tote Hose hier auf dem Land.

Nun, ich möchte auch gar nicht wegen der paar Öcken jammern, denn das beste Trinkgeld ist etwas ganz Anderes, denn darauf will ich hinaus.

„Das beste Trinkgeld ist eine geschmeidige Unterhaltung mit geschmeidigen Fahrgästen!“

Da bei mir am Abend fast nur Stammkunden im Taxi sitzen, ergibt sich regelmäßig die Möglichkeit, an bereits begonnene Diskussionen anzuknüpfen und in die Tiefe zu gehen.

Auf manche Fahrten muß ich mich regelrecht vorbereiten.

„HerrTaxifahrer, was gibt es denn Neues?“

Wenn z.B. Herr P. Lauderer zusteigt, muß ich zuerst die politische Großwetterlage umreißen und er sucht sich dann ein Thema aus, das näher beleuchtet werden sollte.

Und diese Kontakte sind mir sehr viel mehr Wert, als der eine oder Andere hingeworfene Euro.

Schönes Wochenende euch Allen!

 

Supermann`s

Hallo Liebe Radfahrer, Rollerfahrer, Zeitung-am-frühen-Morgen-Austräger!

In letzter Zeit muß ich immer häufiger Notbremsungen machen, weil o.a. Personenkreis sich darauf verläßt, das ich noch rechtzeitig zum Stehen komme. Einfach mal ohne Zeichen abzubiegen oder noch eben schnell über die Straße flitzen, ohne zu schauen, ist lebensgefährlich. Nicht nur für euch, sondern auch für mich und meine Kundschaft! Was ist, wenn ich einmal durch Whattsapp oder wichtige Emails  Müdigkeit, quasselnde Fahrgäste oder schlechte Witterungsverhältnisse während der Fahrt etwas abgelenkt bin?

Gelbe Warnwesten machen nicht unverwundbar!

P.S. Ich gebe mir weiterhin Mühe, euch nicht einfach umzufahren, aber bitte, das macht manchmal echt Angst!

 

BTW: In unserer Kerngemeinde Hagen im Bremischen und Umzu macht ein BMW-Fahrer die Straßen durch seine bekloppte Risikobereitschaft gefährlich unsicher. Am 6.4.18 hat er an einer für ihn  „Rot“ zeigenden Ampel zwei  wartende PKW überholt und fast einen Großvater und dessen Enkelkind getötet, welche die Straße ihre Fahrräder schiebend überquerten.

Ich fürchte, das war keine Ausnahme, denn mir ist vor Tagen auch so ein Typ untergekommen. Ich stand als erster an einer Baustellenampel. Meine Spur war vor mir gesperrt, so mußte ich bei „Grün“ auf die Gegenfahrbahn wechseln, als meine Richtung freigegeben war. In dem Moment überholt ein ebensolcher BMW-Fahrer mit gut 90 km/h unsere aus 4 Fahrzeugen bestehende Schlange und drängelt sich vor. Hätte ich an diesem Tag etwas gepennt, oder aus Zeitnot etwas schneller beschleunigt, dann hätte es sicher Verletzte und einen Haufen Schrott gegeben.

Ich für meinen Teil werde zukünftig die KFZ-Nummer notieren und weitergeben. Vielleicht ist er zu stoppen, wenn mehrere Anzeigen eingehen. „Toitoitoi!“

Presseportal Polizeiinspektion Cuxhaven

Rücksichtsloser BMW-Fahrer – Unfall nur knapp vermieden

Hagen. Am Freitag, 06.04.18, gegen 14 Uhr, ist ein Großvater mit seiner 5-jährigen Enkelin nur knapp einem schweren Verkehrsunfall entgangen. Die zwei wollten die Fußgängerampel an der Kreuzung Amtsdamm / Kassebrucher Weg mit ihren Fahrrädern überqueren. Zwei Autos hatten vor der roten Ampel gehalten und die Fußgängerampel zeigte bereits grün. Als der 76-jährige und seine Enkelin ihre Fahrräder bereits auf die Fahrbahn geschoben hatten, überholte ein stark beschleunigender BMW die wartenden Autos und missachtete das Rotlicht der Ampel. Nur der Aufmerksamkeit des 76-jährigen war es zu verdanken, dass es zu keinem schweren Unfall kam. Zeugen des Vorfalls, insbesondere die wartenden Autofahrer, werden gebeten sich bei der Polizei unter 04746-938980 zu melden.

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Rückfragen bitte an:

Polizeiinspektion Cuxhaven
Carsten Bode
Telefon: 04721/573-0
http://ots.de/PI0z7T

 

Wahre Liebe

Die Frau ist kompliziert, weil sie unentwegt redet, sich beklagt, Niemand hätte mehr Zeit.

Am wenigsten sie, denn sie wolle zwischen zwei Lieblings-Fernsehserien schnell in den Edeka gefahren werden.

Außerdem stören sie die Blicke der Menschen, das brüllt Sie mir bei der Rückfahrt ins Ohr.

Ich glaube, es liegt an ihrem T-Shirt, welches ihre Brüste nicht mehr bändigen kann. Maurer- Dekolleté auch inclusive und es ist deutlich eine respektable Wollmaus in ihrem Bauchnabel zu erkennen.

„Blöder Glotzer! Ey, verpiss dich!“, klingt aus dem Munde dieser Frau schon fast wie eine zärtliche Liebeserklärung , während sie zum Taxi wabbelnd Passanten wegscheucht und beleidigt.

Ich verstecke mich hinter dem Wagen und lade ihren Einkauf um, schäme mich, für solche Menschen arbeiten zu müssen. Mitleidige Blicke brennen sich in meine Haut ein. Bloß schnell weg hier!

Sie bittet mich, ihren Einkauf hochzutragen, ich verneine.

Sie klingelt Sturm.Weil es dauert, bis der Summer die Tür öffnet, flucht sie gegen die Hauswand, ich fürchte, das Gebäude kollabiert gleich.

Sie ruft hoch, zu ihrem Lebensgefährten. „Du alter Sack, hilf mir tragen!“

Er schlurft herunter, greift sich ein Sechser-Pack Bier aus einem der Beutel und verschwindet maulend:“ Den Rest kannste alleine, du verfressenes Stück!“

Endlich bin ich fertig mit meiner Buchhaltung und kann hier weg.

Im Rückspiegel sehe ich, wie das Haus eine Träne aus der Dachrinne in die Regentonne plumpsen lässt. Armes Haus!

Kompromiss

Hier auf dem Dorf trauen die wenigsten dem Taxifahrer zu, alle Straßen zu kennen, geschweige denn Hausnummern. Also machen die Homies hier sehr oft ein Geheimnis aus ihrer Anschrift und sagen gerade einmal das existenzielle -den Ort- an, um umgehend jedes noch so unwichtige Navigationsmanöver anzusagen, gern mit den speziellen Besonderheiten der einzelnen Streckenabschnitte.

Da vorn bitte rechts, wo früher einmal ein Bäcker seinen Laden hatte und danach etwas links halten, da kommt gleich eine Pfütze und dann bitte einmal  hupen, da wohnt mein Ex!“

Kurz vor dem Ziel eskaliert die Situation regelmäßig, wenn es darum geht, den Haltepunkt des Taxis zu umschreiben. Sofern vor dem Haus eine Laterne steht, womöglich auch noch beleuchtet, gibt es wenig Probleme. Stehen in der Straße allerdings mehrere, dann wird es kompliziert. Genauso verhält es sich, wenn ich  das Haus mit dem Licht an der Haustür ansteuern soll. Im selben Moment sind alle Grundstücke mit Starbeleuchtung versehen und ich bitte den Fahrgast um weitere Hinweise, welche das gewünschte Haus aus der Masse abheben.

Und dann passiert gestern genau das. Die Straßenbeleuchtung war schon aus, alle Leute schliefen schon, das ganze Dorf schien nicht existent und von der Dunkelheit verschlungen worden zu sein.

„Wir sind jetzt in der Hauptstrasse, woran erkenne ich wohl ihr Haus!?“

„Es ist das zweite auf der rechten Seite!“

*bremsundhaltvordemzweitenhausrechts*

„Äh, nein, das ist es nicht! Wir müssen noch Eins weiter, das andere Zweite!“

Diese  Momente geniesse ich!

 

Sozialfahrt

Menschen mit Behinderungen, in diesem Fall mindestens einer Gehbehinderung, haben Anspruch auf eine Vergnügungsfahrt mit dem Taxi. Jeden Monat steht dafür ein Kilometerbudget zur Verfügung und kann nach Bedarf abgerufen werden. Abgerechnet wird dann mit der Kasse oder Landkreis, es wird auf jeden Fall bezahlt und ich finde das eine gute Sache, nicht immer zum Arzt zu fahren, sondern auch ab und an einen kleinen Ausflug zu machen.

Heute ging es zum Shoppen in den neuen Rossmann nach Loxstedt. Eifrig wie ich bin, erzählte ich gleich von dem tollen, bunten Laden, der gerade erst eröffnet hatte und was es da Alles zu sehen gäbe!

„Oh, das ist mir doch völlig egal!“ erwidert die Frau im Rollstuhl.

Etwas geknickt von der schroffen Aussage sagte ich erst Mal nichts mehr, ging ich nun einfach meiner Arbeit nach und verzurrte den Rolli im Fahrzeug.

Die Betreuerin hatte wohl meinen Missmut bemerkt und ergänzte:“Wissen sie, HerrTaxifahrer, mein Schützling ist Blind und kann all die schönen Dinge nur erahnen. Aber wir hoffen, das uns dort ein Meer an schönen Gerüchen erwartet!“

Manchmal wünsche ich mir dann doch, vorab etwas mehr über meine Fahrgäste zu wissen. Bei dieser Gelegenheit fiel mir auch gleich  mein erster Fettnapf in einer ähnlichen Angelegenheit wieder ein!

Euch Wünsche ich eine schöne Woche und mir endlich mehr Durchblick. Spätestens Mittwoch bekomme ich endlich eine Neue Brille und kann die Straßen wieder sehen und nicht erschätzen!

 

Taktlos

Wenn dein Fahrgast, ein brotloser Musiker, dir auf einer halbstündigen Fahrt erfolglos erklärt/zu erklären versucht, das eine klitzekleine fehlende „Zählzeit“ in dem einzuübenden Lied „Whiskey in the Jar“ eine mittlere Katastrophe bedeutet, er dir den Refrain mehrfach unplugged vorsingt, dazu schnippt und wieder und wieder den Kopf schüttelt, du verzweifelt nach einer Abkürzung auf einer Geraden suchst, um dem Trauerspiel ein Ende zu bereiten, dann weisst du, das der Montag dich wie gewohnt mürbe machen wollte, es ihm aber nicht gelingt, weil deine Gedanken sich um den Freitag mit dem folgenden Freiwochenende drehen !

P.S. Wer errät das Musikinstrument, welches der Protagonist meines Postings traktiert?

 

Für alle jüngeren Leser: „Das ist Musik!“

Cannabis als Medizin

Hanfblüten sind zur Zeit in allen Medien auf dem Vormarsch. Denn der Genuss hilft bei einigen Krankheiten/Behinderungen Symptome zu mildern. Ich bin unbedingt dafür, das Zeug auch in Deutschland anzubauen und den guten Stoff herzustellen.

Was hat das denn nun mit dem Taxifahren zu tun? Das kann ich euch sagen, denn es spielte sich so ab:

„Darf ich bei dir Rauchen?“

„Nein, das ist nicht möglich!“

„Ich brauch das aber sofort, quasi als Medikament!“

„Tut mir leid, aber das ist Gesetz, seit 2007!“

„Mir egal, ich brauch das jetzt! Hier, die hab ich aus der Apotheke!“

Zeigt mir eine Dose gefüllt mit Joints. Auf dem Etikett stehen wissenschaftliche Bezeichnungen. Und das Logo einer Apotheke.

„Wissen sie, ich halte eben an, und sie ziehen sich Einen davon rein!“

Im Nachhinein war es wirklich ein guter Kompromiss. Keine Ahnung wie der Typ ausgeflippt wäre, hätte er diese Dosis nicht gehabt, denn im weiteren Verlauf der Fahrt zeichnete sich ab, das mein Fahrgast ernsthafte Probleme hat, die nicht vom Rauchen kommen.

Eine schöne, rauchfreie Woche wünsche ich Euch!