Ausweglos

Auch dieser „Job“ wurde von unserer gnadenlosen Zentrale nicht mit Gefahrenhinweisen versehen. 

Als ich an der Volksbank in Sellstedt eintraf, um meinen Fahrgast einzusacken, schwante mir Böses, denn im Vorraum lag ein Häuflein Mensch, bewacht von einem Duo Streifenpolizisten .

Muss ich Was beachten?

Meine Frage richtete ich an den größeren der beiden Gesetzeshüter, weil ich annahm, dieser sei der Chief.

„Keine Sorge, ganz normal, nur ein wenig verwirrt!“

„Danke!“, jetzt ging es mir gleich besser. Zu dritt schafften wir den Jungen in mein Taxi. Nach weiteren Auskunftersuchen stellte sich heraus, das der Delinquent eigentlich zu Fuß die 3 Kilometer von der Zeltfete bis nach Hause laufen wollte. Allerdings hatte er sich in genau die entgegengesetzte Himmelsrichtung aufgemacht und als dann der Akku seines Smartfones unter 1% gesunken war, hätte an bei verschiedenen Häusern geklingelt und um Hilfe gebeten, aber nicht erhalten.

Weil ihn dann der Mut verließ, hätte er sich zum Sterben in den Automatenraum der Bank gelegt und die Tür blockiert, was dann doch Jemand auf den Plan rief, Hilfe zu holen, weil er kein Geld ziehen konnte.

Unter dem Strich dann doch ein völlig normaler Fahrauftrag, der auch noch mit einem guten Trinkgeld und einer Geschichte für den Blog endete!

Ausgetrickst!

Das Sammeltaxi ist in unserem Fahrgebiet mittlerweile eine feste Institution und wird von vielen Fahrgästen schon über Jahre genutzt. Es sind besonders viele Stammgäste darunter, die sich auf dieses Transportmittel eingeschossen haben.

Sie fahren:

  • zur Arbeit, zum Sport, zur Oma, nach Hause, zumArzt, zum Shoppen

Und sie versuchen, wie ich neulich berichtete, den Fahrpreis zu drücken, durch vorlegen ungültiger/manipulierter Ausweise oder Mogeln beim Alter. Schwierig ist es immer bei Kindern, den bis einschließlich 5 Jahren zahlen sie nichts, bis zu vollendeten 14 Jahren die günstigste Stufe, € 2,00.

euro

Neulich transportierte ich Mutter und Kind, beide seit Jahren Stammkunden,  vom Oma-Besuch nach Hause. Die  Mutter reicht mir € 3,00 als Bezahlung für sich, so wie gewohnt und für den „Lütten“ Nichts, denn der war immer unter 5 Jahren alt gewesen. Irgendwie, so bin ich nun einmal, erschien es mir ich peinlich, die Mutter nach dem aktuellen Alter zu fragen, denn eigentlich sollte sie sich diesbezüglich von selbst äußern. Also drehte ich mich nach hinten und stellte dem „Kleinen“ die Alles entscheidende Frage:

„Na, wie gefällt es dir den in der Schule!?“

„Ganz Prima!“

Seine Mutti verzog das errötete Gesicht, suchte eine gefühlte 1/4 Stunde in ihrem Portemonnaie nach passenden € 2,00 und drückte sie mir in die Hand.

So Leute, ich möchte jetzt nicht als der böse Abzocker da stehen, der mit Freude und Inbrunst junge Familien schröpft. Aber die Preise sind nun einmal vorgeschrieben und wir werden auf Einhaltung kontrolliert. Da ist es besser, einmal durchzugreifen, als später eine Abmahnung zu kassieren.

Außerdem vertrete ich sowieso die Auffassung, das der ohnehin subventionierte ÖPNV für Jedermann kostenlos sein sollte. Das würde uns vielleicht die idiotische  „Blaue Plakette“ und die Kosten der Einführung Dieser ersparen. Und die Schwarzfahrerquote sänke auf 0%. Sollte die Polizei interessieren, wegen der Kriminalitätsstatistik und der frei gewordenen Arbeitszeit um anspruchsvollere Straftaten zu verfolgen. Es gibt noch 1000 Gründe „dafür“, muß jetzt aber Schluß machen, die Tinte wird langsam immer blasser.

 

Der Blitzer an der Rampe – Weserstrasse Wulsdorf –

Hier im Cuxland, wie Andernorts auch, werden Geschwindigkeitsmessungen benutzt, um unkontrolliert herum rasende unbescholtene Bürger um ihr sauer verdientes Geld zu bringen. Der Blitzer steht stadtauswärts, vor einer Stelle, an der sich die Strasse von zwei auf eine Spur verengt. Um den Verkehrsfluss nicht zu stören, fädeln Autofahrer hier gern zügig ein und nutzen jede passende Lücke, um an den den begehrten Fahrstreifen Richtung Süden zu gelangen. Manchmal ist es dann nötig, kurz aufs Gas zu treten, um irgendwelche Schleicher zu schneiden um vier ihnen einzuscheren. Alle sind zufrieden! Der Schleicher kann schleichen, der zügige Fahrer kommt zügig voran. Keiner tut sich etwas.

Wie kommt es denn nun, das ausgerechnet hier diese seit Jahren bestehende Symbiose zwischen Schnarchnasen und Autofahrern zu zerstört wird? Gibt es denn keinen Bestandsschutz? Wild lebende Hamster dürfen doch auch  nicht umgesiedelt oder deren Lebensraum beschnitten werden!

Der Ortsamtsleiter des entsprechenden Bezirkes klärt uns in einem Interview mit Nord24 auf:

Horst Keipke, Leiter des Bürger- und Ordnungsamtes, sagt: „Das ist keine Abzocke, sondern dient einzig und allein der Verkehrserziehung. Wenn wir abzocken wollten, gäbe es dafür in der Stadt viel bessere Straßen.“ Ganzer Artikel hier….

Aha, die Verkehrserziehung. Weiter unten kommt dann für die Zweifler noch der Hinweis auf einen Kindergarten in der Nähe. Fehlen noch Rollstuhlfahrer, Senioren und Frösche!

In einem anderen Artikel von Nord24:

Die Stadtteilkonferenz in Wulsdorf hat die Politik darauf aufmerksam gemacht“, sagt Ordnungsamtsleiter Horst Keipke.

Der Blitzer hat € 90.00o gekostet und soll schon im ersten Jahr das 3-Fache der Investition einspielen, so Nord24. Die Behörde bestreitet das und rechnet mit „nur“ €100.000 pro Jahr. Solch eine Gelddruckmaschine hätte sicher jeder gern! Welches Geschäft amortisiert sich schon nach 11 Monaten!

NWZ-Online schreibt in ihrem Artikel, in dem sich die Wulsdorfer widersprechen:

In Wulsdorf ist man nicht gerade glücklich über den neuen Großverdiener am Straßenrand. Vor allem die Stadtteilkonferenz hat auf die Installation der Säule säuerlich reagiert und bedauert, dass es im Vorfeld keinerlei Absprachen gegeben habe. Maßgebliche Mitglieder der Stadtteilkonferenz hätten sich eine verkehrstechnisch andere Lösung vorstellen können.

Angeblich wird an einem Strang gezogen, aber hinterher will es keiner wirklich gewesen sein.

Und die Leidtragenden zahlen die Zeche, das sind vornehmlich die Verkehrsteilnehmer, welche ihre Brötchen mit Hin und Her gondeln verdienen.

Klar bin ich sauer, denn ich habe die Zappelkiste gestern, wie viele vor mir in den letzten 8 Wochen, endlich auch entjunfert. Von der Rampe kommend wollte ich nur sachte auf die vor mir Fahrenden aufschliessen, damit möglichst viele Fahrzeuge die Ampel bei Grün überqueren können.

Ampel Grün = Zügig anfahren und die Kreuzung überqueren

Leider hatte ich einen unserer PS-Boliden unter meiner Fuchtel und das nur leicht massierte Gaspedal beschleunigte meinen Benz auf satte 61 Km/h.

Auf einmal wurde es hell!

Bin gespannt, was auf dem Zettel steht, werde es binnen weniger Tage wissen. Aus Bremen ist Nichts gekommen, war wohl doch nur die Sonne!?

Nebenbei möchte ich noch erwähnen, das viele innerstädtische Geschwindigkeitsüberschreitungen – ich meine die + 10-12 Km/h – durch vollkommen irrationale Ampelschaltungen provoziert werden!

Z. B. an der Kreuzung im Süden Bremerhavens, in Boomsiel. Wenn man die Grünphase verpasst, dann steht mann da 4 Minuten dumm herum. Morgens um 4, und im Umkreis von 2 Kilometern keine andere mobile Lebensform! Da gibt man gern etwas Gas, wenn die Ampel mit einen sorgsam gewählten Überschreitung noch zu schaffen ist.

Gerade im Taxi mit Fahrgästen ist das Gemaule groß, von hinten, denn 4 Minuten an der Ampel kosten den Fahrgast genau € 2,33. Mehr als einen Kilometer Fahrtstrecke. Und wer muß es ausbaden? Natürlich der Taxichauffeur, der bekommt dann kein Trinkgeld und wird auch noch als Halsabschneider bezeichnet, weil er Geld für das Nichtstun kassiert!

Das Vorschaubild entstand an der A 7, siehe diesen Beitrag.

Einen schönen Abend noch!

In Bremen sagt man „umzu*“!

Mein erster Fahrauftrag sollte mich nach Bremen, in die Industriestrasse führen. In dem dort ansässigen Reha-Zentrum warte mein Fahrgast um 17:00. Eine Stunde noch: „Da kann ich hochherrschaftlich cruisen und bin immer noch zu früh!“, murmelte ich in meinen gerade frisch gemähten Bart.

Gemurmelt, getan. Bin erst einmal schön gemütlich auf die Bundesstrasse, Tempo 70, es bildete sich schon eine Schlange hinter mir. Normal rasen die Feierabendpendler hier etwas schneller durch, aber ich hatte ja Zeit und mehr war laut Angabe auf den Verkehrsschildern auch nicht drin. Ich bin im Sparmodus, in Bezug auf die Laser- und Blitzautomaten.

Auf halbem Wege wollte ich dann doch noch einmal kurz den Anfahrtsweg checken und bemühte meine Karten-App.

„STAUUUUUUUUUUUUUUUUU!“ auf der B6. 7 Kilometer.

Voraussichtliche Ankunft 17:45. *würg*

Google gab mir eine alternative Route, die mich 20 KM Umweg kosten, aber nur 10 Minuten Verspätung einbringen würde.

Ich sollte ganz „Umzu“ fahren. A27 bis zum Bremer Kreuz, dann auf die A1 Richtung Osnabrück und über die Neuenlander-Strasse quasi „von hinten durch die Brust ins Auge“!

Vorsorglich sichert sich das Navi ab:“Etwas mehr Verkehr als gewöhnlich!“ meldet es. Jetzt war mir klar, warum ich nur noch 60 km/h voran kam. Die anderen Verkehrsteilnehmer nervten mich. Alles Egoisten. Ich muß schließlich arbeiten, während die ihre Freizeit geniessen können. Alle drängeln, jeder Zentimeter Asphalt wird verteidigt.

Plötzlich wird mir ein wenig übel. Alles scheint sich zu drehen!

Ich stehe im Stau auf der A1!

Meine Abfahrt in 3,4 Kilometern ist blockiert. So schlängele ich mich nach rechts durch und fahre Eine Früher runter.17:15 Minuten zeigt das Navi an, das kann ich gerade noch vertreten. Bremen ist Verkehrstechnisch ausgereift ein Dorf mit Straßenbahn! Am Osterdeich, dem mit dem Weserstadion, die nächste Überraschung. Zäher Verkehr, ohne Chance auf Änderung bis zum Ziel. Ich bemitleide die Bremer Taxifahrer (nicht die Scheiss-Flughafendreckskerle), die hier täglich durch müssen. Ich sehe ab un zu Welche. Sie hängen lässig zurückgelehnt hinter dem Lenkrad und haben schon aufgegeben, sich zu ärgern. Ist vermutlich auch sonst nicht zu ertragen.

Um 17:25 passiere ich die Shell-Tankstelle, mit angeschlossenem Blitzer. „AbgefuckteDreckshundPissKackenScheisse!“, ich wollte doch nur die eine Ampel eben bei dunkelgelb schaffen. Nie,nie,nie werde ich das lernen. „Du sollst nicht bei dunkelgelb fahren!“ Es bleibt wie immer, bei diesen Flashmobs, die Hoffnung auf den technischen Defekt der Geschwindigkeitsmesseinheit.

17:25 lade ich meinen Kunden ein. Alle Straßen stadtauswärts sind frei. Was soll das?

*drum herum; in der Umgebung

Was ich mir anhören durfte!

Gespräche im Taxi sind das Salz in der Suppe. Manchmal kann es einem aber auch zu viel werden. Insbesondere wenn die Kommunikation nicht gewünscht/beleidigend ist oder schlechte Nachrichten beinhaltet. Hier ein paar Beispiele, welche mich besonders auf die Palme bringen:

  • „Dein Fahrgast ist schon weg, die Konkurrenz war schneller!“
  • „Ihr seid vielleicht ein Sauladen!“
  • „Hatten sie schon mal Analverkehr!“
  • „Wissen sie, warum wir sie angehalten haben?“
  • „Tut mir  leid, ich hab doch nur € 5!“
  • „Ich glaub meiner Freundin war schlecht!“
  • „Mach mal Festpreis!“
  • „Hörst du das klackern deiner Kurbelwelle nicht!?“

Schönen sonnigen Tag noch!

Foto-22

Aufbruch – Stimmung

Pfingstmontag sollte ich Fahrgäste vom Bremer Flughafen abholen. Der letzte Flieger sollte es sein. Nach einem Blick ins Internet – Verspätung 20 Minuten – meldete sich mein Wanst und wir besuchten erst noch den lokalen Bullettenbrater.

Als ich danach die Terminals passierte, war direkt im Ankunftsbereich alles zu geparkt und ich fur etwa 30 Meter weiter vor. Bremen ist ein Dorfflughafen, das sei vorausgeschickt. Gerade began sich die Parksituation hinter mir zu entspannen und ich dachte mir, fürs Trinkgeld wäre es besser, noch einmal um den Pudding zu fahren, damit ich direkt am Ausgang, in Höhe der Taxen stehen kann. Zuvor lief ich eben noch zur Anzeigetafel, um zu sehen, wieviel Zeit ich noch hätte. Das dauerte genau 1 Minute – sind nur 40 Meter bis ins Terminal und 40 zurück.

Als ich meine Parkreihe entlang lief, sah ich wie sich 2 Typen ohne Not eng an mein Taxi schmiegten. Ich schrie, das sie von dem Wagen weg gehen sollen und mit Blick auf die Taxifahrer am Stand rief ich um Unterstützung. Ein Täter lief davon, der Zweite behauptete, nur Zeuge zu sein und hätte die Tat verhindern wollen. Ich sah, das die Scheibe der Fahrertür und des Kofferraumes auf der linken Seite eingeschlagen waren.

Ich schickte den wartenden Mann los, um den Dieb zu verfolgen, in dem  Wissen, das sie vielleicht unter einer Decke steckten und betätigte den Taxi-Alarm. Nach einem ersten Blick legte sich mein Schock etwas. Das Handy für die Datenübertragung, mein iPhone und meine persönliche Tasche mit MacBook waren noch da. Ich hatte Pippi in den Augen vor Freude, weil der Schaden für mich dann eher gering anzusetzen war. Mein Kellnerportemonnaie mit ca. 80 Öcken und meinem Lottoschein war weg. Ich hatte es in der Fahrertür, unter meiner Auftragsmappe versteckt. Zum Glück hat die Fummelei wohl soviel Zeit gekostet, das nichts anderes mehr gegriffen werden konnte.

Mein geschundenes Wägelchen hupte und blinkte aus allen möglichen Kanälen, aber kein Schwanz nahm Notiz von ihm! Da wurde ich dann erst richtig sauer, nämlich auf meine Bremer „Kollegen“!

Nicht ein Einziger erkundigte sich nach dem Grund für die Alarmierung oder ob ich Hilfe bräuchte. Erst als ich später meine Fahrgäste feil bot, waren sie alle da, diese Ratten! Eine ganz bittere Enttäuschung. Eine Mär, dieser angebliche Zusammenhalt. Ich hatte vor meinem inneren Auge eine Horde wildgewordener Taxis gesehen, welche diesel-schnaubend die Gangster verfolgten und stellten.

„Am Arsch die Räuber!“ *

Als meine Fahrgäste versorgt waren, die Polizei benachrichtigt, mußte ich mich mittenmang der Splitter sitzend auf den Weg zu Flughafenwache machen. Mehr als den Fall aufnehmen war nicht drin. Spurensicherung hätten sie nicht. Zeit hätten sie nicht.

Traurig fuhr ich bei 7 Grad die 50 Km allein zurück. Weil meine Haare eher ungünstig verteilt sind, fror mir fast die Glatze ein. In Bremen eine Tankstelle zu finden, die etwas Folie und Klebeband hat, kurz nach Mitternacht, gibt es offensichtlich nicht. Hab auch nur bei zweien gefragt.

Hab dann in unserer Zentrale die Fenster verklebt und meinen Bericht für den Chef geschrieben. Stolz war ich nicht auf diese Leistung.

„Am Arsch die Räuber!“*

 

*Stöhnte unsere Putzfrau Karin immer, wenn sie schlimmen Dreck im Bowlingcenter** allein aufwischen mußte!

**Mein Leben vor dem Taxifahren

 

Tipps vom Profi für den Blitzermarathon 2016

Einige Stammleser baten mich um ein kurzes Statement, wie man die Geschwindigkeitsmessorgie am Besten ohne Folgen für das Punktekonto überstehen könne. Hier meine Antwort:

  • Achtet auf Verkehrsschilder mit  roten Rand und einer Zahl drin. Auf keinen Fall schneller fahren, als dort steht, denn erst letztes Jahr hatte ein findiger Vielfahrer die Bedeutung dieser Zeichen entschlüsseln können! Offenbar reagieren die Blitzer und Lasergeräte erst ab einer Geschwindigkeit, die über der Angeschriebenen liegt.

Das wars schon, mehr braucht ihr nicht tun, um die fürchterlichen Strassenräuber auszutricksen!

Crash auf der B71

Der Tag begann genau so, wie man es sich wünscht. Auf dem Weg zur Arbeit der Griff in die Innentasche:

„Scheisse, Handy vergessen!“

Kehrt Marsch, das Ding holen, Zentrale anrufen,erfahren das „Alles Gut “ ist und leicht verspätet eintreffen.

Was haben die Hunde sich gefreut, als ich nur 5 Minuten weg war…..

Was haben die Hunde traurig geguckt, als ich ohne weiteres Leckerli wieder abgedampft bin…

Meine ersten Aufträge waren Rolli-Fahrten. Der mir zugeteilte Bus (Renault Trafic) ist dafür perfekt geeignet. Mit wenigen Handgriffen lässt er sich vom 9-Sitzer in ein Rollstuhlgerechtes Fahrzeug umrüsten.

  • rote Schlaufe ziehen
  • hintere Rückbank umklappen
  • Bodenbefestigung beidhändig entriegeln
  • Rückbank hoch stellen und verriegeln

Das Ganze dauert 15 Sekunden und geht ohne Kraftaufwand!

Das war der einfache Teil, wären da nicht die  lästigen Fahrgäste mit ihren Sonderwünschen und Befindlichkeiten. Bei der zweiten Tour war ich 15 Minuten zu spät. Der Mann plusterte sich gleich mächtig auf und schüttete einige unschöne Stereotypen über die faulen und unzuverlässigen Taxifahrer über mir aus. Ohne mit der Wimper zu zucken Wie ein kleines hilfloses Äffchen lies ich mich ausschimpfen und entschuldigte mich dann auch noch. Beschwerdemanagement halt. Da hatte ich die Rechnung ohne die Oma im Rollstuhl gemacht:

„Wo kommen sie denn jetzt erst her? Sie sind wohl extra langsam gefahren und haben erst noch Mittag gemacht!?“

Voll in die Magengrube! Egal, das ist einfach der miese Part in der Dienstleistung.

Später, als ich das Duo zu Hause abgeliefert hatte, entspannte sich die Lage. Er zog seine Äußerungen zurück, wäre doch nicht so schlimm gewesen und wünschte mir einen schönen Feierabend. Na gut, „Danke!“,  sind ja nur noch 7 Stunden!

Anschließend traf ich zwei Kollegen und wir machten uns eine Viertelstunde lustig über verschiedene tölpelhafte Fahrgäste und die Moral war wieder bestens!

Ein paar Touren später, so kurz vor 8 Uhr bog ich von der A 27 auf die B 71 Richtung Loxstedt ab. Erst mal rechts rum, Vorfahrt achten, 70er-Zone, über die Brücke und dann links.

„Häh, was ist denn das?“

Ein PKW überholte langsam ein auf meiner Spur stehendes Fahrzeug und parkte danach 20 Meter dahinter schräg zur Fahrbahn. Das Auto auf meiner Spur war ramponiert und zeigte in meine Richtung.

Vor mir war die Straße übersät von Autoteilen, ein großer dunkler, nasser Fleck. Ich bremste ab und endlich schoß es mir durch den Kopf!

„Ein Unfall!“

Die Kollision fand etwa 50 Meter vor mir statt, ich habe den Aufprall trotzdem nicht gesehen.

Surreal! Ich fahre noch etwas vor, schalte Warnblinklicht ein und parke. Als ich hinlaufe steigt die Fahrerin aus, läuft zur Beifahrerseite und hilft einer zweiten Person heraus. Ich fasse unter, rufe laut nach weiteren Personen. Es sind nur die beiden. Ein Mann kommt dazu. Der andere Unfallbeteiligte. Er ist unverletzt. Die Beifahrerin klagt über Rückenschmerzen, sie möchte aber unbedingt stehen. Ich sehe nirgends Blut oder Verletzungen und bin froh. Mein Adrenalinspiegel sinkt langsam.

Ein zufällig vorbeikommendes Feuerwehrfahrzeug sichert eine Straßenseite mit Blaulicht. Ich wähle den Notruf und habe Mühe den Ort zu beschreiben. Peinlich, aber ich denke, das ist der Situation geschuldet. Nach 6 Jahren schwebe ich von Ort zu Ort. Was kümmern mich die Streckennamen, liegen alle schön verpackt im Unterbewusstsein meines Taxifahrerkleinhirns!

„Mein Handy, mein Handy!“

Ich steige in das zerstörte Fahrzeug und finde es im Fußraum unter einer Menge Plastik, das sonst im Heck des Fahrzeug angesiedelt ist. Es stimmt wirklich. Wenn es kracht, fliegt alles nach vorn. Und davon viel! Ich habe auch immer viele lose Teile im Wagen und frage mich, wann ich die rausnehme, weil ich sie nicht brauche, oder wann ich sie befestige!?

Ich reiche der jungen Frau das Smartphone, für eine halbe Sekunde ist sie glücklich!

Wo ist eigentlich der Erste Hilfe Kasten? Ich werde gleich nachschauen. Hätte eigentlich der erste Griff sein sollen, oder!?

Weitere Personen möchten helfen, ist zum Glück nicht nötig. Ich frage einen Feuerwehrmann, ob wir einfach schon einmal eine Hälfte der Fahrbahn säubern sollen, von den verstreuten Teilen. Ich denke da praktisch. Dann müssen die armen LKW nicht warten, die noch nach Bremerhaven müssen.

Der Profi winkt ab. „Wir sichern jetzt und verändern Nichts!“, das regeln gleich die Verantwortlichen.

Ich informiere die Zentrale, das ich sicher zu spät zu meinem nächsten Auftrag kommen werde. Sie kümmert sich.

Mittlerweile kommen von allen Seiten weitere Feuerwehr-Fahrzeuge. Ein Riesen-Bohei! Ich soll mein Taxi zurücksetzen, Platz für Rettungsfahrzeuge soll geschafft werden. Ein Feuerwehr-LKW setzt sich vor mich.

Der Rettungswagen trifft ein, die Polizei auch. Ich habe hier nichts weiter zu verlieren und verdrücke mich.

Eine Stunde später ein Anruf von der Polizei. Sie hätten einen Fahrauftrag für mich. Ein Mann möchte von der Unfallstelle abgeholt werden. Ich kenne ihn, es ist der Unfallbeteiligte.

Die Unfallstelle war noch gesperrt und ich genoß es wie einer der das erste Mal bei einer Oscarverleihung jovial grüßend über den Roten Teppich schlendert. Der erste Posten erspähte mich, als ich eine Bake umfuhr, die Zwecks Verkehrslenkung aufgestellt worden war. Er winke, zappelte und wollte mich wegscheuchen. Schaffte er aber nicht, der Rote Teppich, ihr wisst!

„Die Politei hat mich gerufen, ich habe einen Auftrag zu erfüllen!“

Er schnuffelt etwas in sein Walky-Talky. Ich darf durch, die Menge jubelt!

Weiter vorn werde ich ran gewunken.

„Sind sie der Taxifahrer?“

„Nee, ich bin der Papst und eröffne eine Boutique in Wuppertal!“

Mein Fahrgast steigt ein und wir verlassen diesen immer noch in allen erdenklichen bunten Farben flackernden Ort.

Wir reden während der Fahrt über diesen und andere Unfälle, was denn auch sonst. Wir wünschen uns beide, das es den Verletzten bald wieder gut geht!

Hier der Link zum Polizeibericht: Unfall B71 (Presseportal) Und hier noch von Nord24 mit Bild.

So, lasst euch nicht Stressen ich geh jetzt Pferdeäpfel vom Sandplatz sammeln!

„Los jetzt!“  🙂