Nikolausitag

Gerade zu Ende der Schicht brach der Winter in Form von Schneegestöber zusätzlich zum Sturm über uns herein. Was meine Wenigkeit betrifft, finde ich Wetterkapriolen interessant und spannend.

Aber das nur nebenbei. Als ich das Licht im Büro der Zentrale anknipste, wurde ich von einer Armada Nikolausleuten angeglotzt. Es war nicht möglich sich ihren Blicken zu entziehen. Sie waren überall stationiert. Kein Regal, welches sie nicht erobert und sogleich mit einer Menge ihresgleichen besetzt hielten.

Vermutlich wird meinen Kollegen nichts anderes übrig bleiben, als die Elimination durch vertilgen der Selben.

Ein Anfang ist getan, der Tisch zum Geld zählen ist freigelegt, Dank mir!

Keine Ahnung, wie die Mädels am Morgen ihre Tastatur freilegen wollen.

nikolause

 

Ich wünsche Euch einen schönen Nikolaustag!,

euer HerrTaxifahrer

 

Käskopp

„Sind sie Holländer?“, quetschte mich die Fahrgästin nach dem Einstieg aus.

Ich blickte an mir herab und suchte nach Kennzeichen, die mich als Niederländer qualifizierten. Ich transportierte keine Gouda-Leibe, noch roch ich danach. Meine Holzpantinen hatte ich nur bei der Gartenarbeit an, eine spezielle Kappe trug ich auch nicht.

„Äääh, nein, gebürtiger Harzer Roller!“

„Warum hören sie dann Holländisches Radio-Programm?“

„Junge Frau, das ist Plattdeutsch, eine Mundart, die hier überall gesprochen wird und wir hören gerade die Nachrichten in dieser Norddeutschen Mundart!

„Ja, Danke für die Information! Ich komme aus Rumänien und habe nur einen Kurs in Fernsehdeutsch bekommen!“

Wartezeitvergütung

Normalerweise ist im Taxitarif Für den Landkreis Cuxhaven eine Wartezeitpauschale vorgesehen. Das sind 25,00 pro Stunde.

Samstag bekam ich € 20,00 für 5 Minuten. Ich buchte den Betrag Steuerfrei unter Weihnachtsgeschenke 2013.

Er wollte nur noch schnell sein letztes Bier austrinken.

Ein sehr löbliches Verhalten! Ziehe ich doch Bargeld jeglichen Zuwendungen in Form von Naturalien vor. Hatte ja schon über einen Vorfall beim Italiener geschrieben.

Was bleibt da noch zu erwähnen?!

Pecunia non olet!

Hole in One!

Samstag war viel los. Es ging Schlag auf Schlag und meine letzte Tour führte mich dann auch noch an den nördlichen Rand unseres Fahrgebietes, nach Bramel.

Innerlich schon auf Feierabend programmiert, hatte ich meine Abrechnung schon so weit vorbereitet, das nur noch die Einnahmen und Fahrtstrecke dieses ultimativen Jobs fehlten.

Heute um 17:00 fand ich folgende Nachricht in meinem Fach im der Zentrale!

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„Halloooooo!“, die ist sogar 1€ wert!
Es ist eine Waschmarke der Waschanlage gegenüber der Butterabsatzzentrale in Bremerhaven.

I feel good (again)!

Vorgestern hatte ich mich über Fahrgäste ausgelassen, welche mich haben grübeln lassen, was ich noch alles zu Ertragen bereit bin.

Letzte Nacht wurde in mir wieder die Flamme der Hoffnung erregt! Es gibt tatsächlich Menschen, die so eine Dienstleistung wie das Taxifahren Wert schätzen.

Er kam mit seiner Frau von einer Weihnachtsfeier und bedankte sich für die Pünktlichkeit und den freundlichen Bestellvorgang in der Zentrale!

Am Ziel angekommen überreichte er ein angemessenes Trinkgeld. Und dann fügte er noch hinzu:

„Vielen Dank für die wunderbare Fahrt und das es sie überhaupt gibt, HerrTaxifahrer!“

Das geht natürlich runter wie Öl und gleicht so manches schlechte Benehmen von den hirnlosen Amöben ( sorry Amöbe) wieder aus.

Ich bedankte mich gleichfalls für die netten Worte und fast wären wir ins auch noch in die Arme gefallen, als mein PDA den nächsten Auftrag meldete und ich nun schnell weiter musste…..

Das Leben

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ist eine fürchterliche Krankheit. Es endet immer tödlich.

So, oder so ähnlich habe ich am Samstag Morgen empfunden.

Um 5:15 ist Herr Mühlenbauer abzuholen. Wir fahren ihn seit einigen Jahren 3 x die Woche nach BHV zur Dialyse. Vor 12 Wochen wurde ihm mitgeteilt, das sein Platz auf der Warteliste nun ganz weit oben sei und er seine Medikation umstellen müsse, damit es bei einer OP keine Probleme mit der Blutgerinnung oder Abstoßung der neuen Niere gäbe!

Leider machte ihm eine Entzündung der Schildrüse einen Strich durch die Rechnung.

Seine körperliche Verfassung wurde immer schlechter und die Spenderniere rückte wieder in weite Ferne.

Während der letzten Fahrten schlief er immer ein, sonst gab es immer eine Unterhaltung.

An diesem Morgen wartete ich wie gewohnt vor seiner Gartenpforte. Oft rauchte er noch schnell eine Mentholzigarette, er konnte es nicht lassen. Es ging schon auf 5:30, das gab es so noch nie. Ich versuchte zu entdecken, ob sich im Haus etwas tut. Einige Räume im Erdgeschoss waren beleuchtet.

„Vielleicht ist er wieder eingenickt“, kam es mir in den Sinn und ich nahm mir vor zu klingeln um so ein Zeichen von ihm zu erhalten.

Auch mehrfaches betätigen der Glocke brachte kein Ergebnis. Ich rüttelte an der Eingangstür, sie gab nicht nach und schien von innen verriegelt.

Ich rief ihn vom Handy an. Der Rufton war da, auch konnte ich im Innern das Läuten eines Telefons vernehmen. An die Fenster hämmernd versuchte ich etwas heftiger, mich Bemerkbar zu machen.

Um die Hausecke herum konnte ich in die hell erleuchtete Küche sehen und entdeckte, das etwas Furchtbares geschehen sein muß. Herr Mühlenbauer war offensichtlich vor seinem Küchentisch gestürzt und lag bewegungslos auf dem Boden. Da er keine Kleidung an hatte, ging ich davon aus, das er von irgendeinem Anfall überrascht wurde.

Sodann suchte ich eine Möglichkeit in das Haus zu gelangen und fand eine Tür zum Garten vor, welche nur angelehnt war.

Der Mann am Notruf gab mir noch ein paar Tipps, was ich jetzt tun könne, aber schon bei der ersten Berührung zog sich mein Brustkorb zusammen und ließ mich erstarren.

Seine Wangen waren Eiskalt, seine Haut fahl und stumpf. Der Mund war leicht geöffnet, während die Augen geschlossen waren.

Das hatte ich schon einmal so erlebt, am Sterbebett meiner Mutter.

Er wird keine Mühlen mehr in seinem Gärten errichten. Ganz stolz hatte er immer berichtet und vorgeführt, wenn wieder einmal eines seiner vielen Bauwerke errichtet war.

Der Rettungswagen trifft ein und ich verlasse den traurigen Ort.

Heute habe ich zur Feier des Tages eine Kerze für ihn und alle Fahrgäste, welche uns verließen entzündet.

Immer wenn durch den Ort am Deich fahre, blicke ich nach rechts und wenn genug Wind vorhanden ist, dann drehen sich die Mühlen immer noch.

Euch allen wünsche ich eine ruhige und fröhliche Weihnachtszeit!

Gefahrgut

Wir haben gerade wieder den Anfang vom Geld. Das kommt meinen Spezies ganz Recht, denn sie haben eben auf der Sparkasse ihr Hartz-Geld abgeholt.

Ich gönne es dem Trio. Sie haben sicher irgendwann in ihrem Leben auch schon eingezahlt. Jetzt sind sie körperlich ziemlich fertig, sie Leben ohne viel Komfort in einer Waldhütte.
Diese kleine Hütte stammte einstmals aus dem Arbeitslager in Hagen-Aue, das dort während des 3.Reichs aufgebaut war. Nach dem Krieg wurden einige Gebäude abgebaut und für Bedürftige an anderer Stelle wieder errichtet.

Ich komme zum Lidl, die Einkäufe für diesen Monat transportieren. Einer der 3 ist mit Fahrrad und Anhänger da, es passt aber nicht alles drauf.

Gerade möchte ich mit anpacken und eine Kiste Korn ins Taxi hieven, da wird sie mir entrissen und auf den Gepäckträger gestellt!

Im Gegenzug erhalte ich einen Karton Toastbrot.

„Warum schleppen sie die schweren Sachen mit dem Fahrrad? Es geht doch Alles bequem in meinen Kombi!“

„Ja, stimmt aber bis ich dann mit dem Drahtesel zu Hause angekommen bin,haben meine Brüder schon den ganzen Schnaps ausgesoffen, oder versteckt! Ich teile nachher alles auf!“

Na dann, schönen 1. Advent!

Jahreswechseldenkdenkedenk!

Vorhin gab es den Dienstplan für den Dezember 2013.
Die wichtigsten Daten sind immer die Feiertage. Diesmal fällt Weihnachten aus, dafür darf ich Hemmungslos ins neue Jahr rein feiern.

Da wir nicht nach Umsatz bezahlt werden, ist mir das sehr Recht. Wir wechseln jedes Jahr ab.

Wer über die kommenden Festtage arbeiten muss, kennt die psychische Belastung, weil man nicht zusammen mit seinen Liebsten ist, in dieser Zeit der Besinnlichkeit/Empfindlichkeit!

Und wenn dann auch noch auf Einem rumgetrampelt wird, kommt man schon ins grübeln, ob der Derzeitige der richtige Job ist.

Meine erste Sylvesternacht verbrachte ich 2010/2011 im Taxi. Es war auch noch eine alte blaue Kiste, ein Ford-Bus, den der Chef bei einer Konzenübernahme um den Hals gehängt bekam. Dreckskiste. Bergab, Richtung Bremen auf der A27 brachte er es eben auf 120 km/h.

Alle Kollegen waren um 22:30 freigestellt worden. Erst um 0:30 sollten sie zurück sein.
Einzig ich armes HerrTaxifahrerlein hatte einen Auftrag. Um 23:45 7 Personen von Loxstedt in die Alte Bürger nach Bremerhaven.
Meine Fahrgäste. 3 Migrantinnen mit Schaumkusshintergrund inclusive 4-fachen Nachwuchses standen bereit und ich hatte Hoffnung, noch vor 00:00 anzukommen, denn in der Bürger Treffen sich fast alle Bremerhavener um zu ballern, was das Zeug hält.
Als die das Radio gerade den Countdown beendet hatte, bog ich ein und das Inferno entbrannte rings um meinen ollen Transporter.
„Frohes Neues Jahr“, rief ich voll überschwänglicher Freude versprühend nach hinten.
„Was willst Duuu denn???“, kam es zurück.
Himmelhochjauchzend –> Zutodebetrübt

Wollte eigentlich ein nettes „Danke“,oder so hören.
Toller Jahresanfang. Wir mussten noch 400m bis ins Zentrum des krachenden Molochs vordringen. Unter vollem Beschuss, so ein Taxi als bewegliches Ziel ins noch faszinierender als der Eingang der Kneipe gegenüber, fand ich im Böllernebel die Hausnummer und fuhr rechts ran.
Die Uhr zeigte 23,40 und das übermittelte ich an die kräftigste der Frauen.
„Hier sind 20,00,mehr haben wir nicht!“

Au weia! Mein Selbstwertgefühl sank in den subzerogenen Bereich und ich wollte jetzt einfach nur hier weg, damit mich diese verdammten Viecher nicht heulen sehen, so im Arsch war ich.

Ich rückte kurz an und bremste sofort wieder. Die Schiebetür rauschte nach vorn und rastete mit einem ordentlichen Krach in ihr Schloss!

Jetzt Schlug mein Kummer um in Hass. Erst als ich wieder auf der Autobahn war, frei von diesem ganzen Partyvolk, konnte ich mich langsam beruhigen.

Ich hatte für eine kurze Zeit das Gefühl so allein zu sein, wie es nur möglich ist.

Endlich in Funkreichweite der Kollegen angekommen, tauschten wir gegenseitig unsere Glückwünsche aus und so ging ich wieder zur Tagesordnung über.

P.S.

Und demnächst schreibe ich euch, wie Scheiße meine Heiligabendschicht 2011 war!