Ignoranz contra Feierabend

Der Fahrgast ist Stammkunde. Er hatte sich auf den letzten Drücker ein Sammeltaxi bestellt, was dazu führte  meine Adrenalinproduktion zu steigern, denn seine Anforderung drang nicht, wie eigentlich vorgeschrieben eine Stunde, sondern erst 40 Minuten vor Abfahrt zu mir durch.

Ich hatte just meinem Kollegen grünes Licht für seinen Feierabend gegeben weil es bis eben Nichts mehr zu fahren gab für ihn und auch Nichts zu erwarten war. Die Meldefrist für das letzte Sammeltaxi war für diesen Abend eigentlich schon abgelaufen, aber für Stammkunden legt man sich gern etwas ins Zeug!

So wärmte ich den Motor meines Taxis schon einmal vor, denn ich würde zwischen den kommenden beiden Touren eine Strecke von 20 km in 10 Minuten zurücklegen müssen! 

Auf halbem Wege zu meinem Stammkunden sagte mir die Sammeltaxi-Zentrale die Fahrt ab, er hätte einen Zug verpasst. Ok, runter vom Gas, der Feierabend ruft.

Nein, es rief nicht der Feierabend, sondern das Bestellhandy.

„HerrTaxifahrer, Stammkunde hier. Holst du mich bitte vom nächsten Zug in einer Stunde ab, ich zahle auch bar!“

Mein Herz ist weich, so bestätigte ich den Termin. Die Tour würde zwar keinen Gewinn abwerfen, dafür war die Strecke zu kurz, aber er ist eben ein Stammkunde, da macht man das eben so.

„Okidoki, ich steh pünktlich um 1:40 an Bahnhof und hole sie ab. Bitte aber unbedingt rechtzeitig melden, falls noch etwas in die Hose geht!“

Sein Anruf kam um 1:35, er hätte einen weiteren Zug verpasst! Auf einmal schoss mir eine riesige Menge des vorproduzierten  Adrenalin durch die Adern, erreichte Muskeln und Organe,  Gehirn und Mundwerk! Mit knapper Not konnte ich ihm sagen, das ich seinen verspäteten Anruf sehr traurig fand, legte auf und kurz nach der Verbindungstrennung brüllte ich vor Ärger mein armes Taxi an.

Nicht nur, das ich Überstunden produzierte ärgert mich, sondern das sie nichts eingebracht haben außer Frust.

Lieber Stammkunde, sei dir Gewiss, das ich dich beim nächsten Mal garantiert hängen lasse. Jegliche bisher gewährten Extrawürste sind gestrichen.

Fehlfahrt

Eine Fehlfahrt ist ein Auftrag, der nicht zu Stande kommt, weil der Fahrgast sich nicht am Abholort befindet und nicht mehr lokalisiert werde kann. So eine hatte ich gestern auch wieder.

Von meinem letzten Kunden in Uthlede fuhr ich nach Frelsdorf, um dort einen Sammeltaxifahrgast zum Bahnhof nach Stubben zu bringen.

Nachdem ich 10 Minuten an der Haltestelle gewartet hatte (Kulanzzeit), meldete ich der Zentrale eine Fehlfahrt. Das war sehr ärgerlich, weil ich zum Einen 33,0 Kilometer im dicksten Nebel leer dort hin gefahren war und zum Anderen hätte ich in dieser Zeit besser einen anderen Kunden befördern können. Ganz abgesehen von den Kosten, die nur zu einem Bruchteil erstattet werden.

Liebe Fahrgäste, wenn ihr das Taxi nicht mehr benötigt, dann ruft uns bitte kurz an. Wir sind niemals sauer, sondern höchstens traurig, das wir euch an diesem Tag nicht fahren dürfen. Es kotzt uns aber an, wenn ihr uns so wenig Respekt entgegenbringt und unsere Arbeit als Geschenk des Himmels anseht. Hatte ja Sonntag  zuletzt auch so einen Vorfall.

Merksatz:

„Taxifahrer sind nicht sauer, wenn ihr eine Fahrt rechtzeitig absagt!“