Abschied steht in Kürze bevor

Es war ein schönes Hobby für mich, über meine Erlebnisse aus dem beruflichen Alltag zu berichten. Nicht immer sind die Geschichten stubenrein, aber das sind die Fahrgäste manchmal auch nicht.

Tja, so soll es auch bleiben. Nur ähneln sich die lustigen und weniger Lustigen Vorlagen meiner Kundschaft oder von Kollegen immer mehr, so dass öfter Ideen für Beiträge durch das Sieb fallen, weil entweder so schon oft passiert, oder zu laaangweilig.

Gestern hat sich Molly beschwert, ich solle mir trotz Lustlosigkeit oder wegen des Sommerloches wenigstens ein paar Bilder, Kochtipps oder sonstige Überlebensratschläge veröffentlichen.

„Taaraaaaaaa!“, hier das erste Bild.

schwalbis

Unsere diesjährigen Übernachtungsgäste fanden es bei uns anscheinend sehr anregend und haben gevögelt. Die Mehlschwalben haben sich Kurzerhand vervierfacht! Das Bild zeigt ein Elternteil bei der Fütterung  auf unserer VHF-Antenne. Die sollte eigentlich schon seit ewigen Zeiten abgerissen sein, wir bringen es aber nicht übers Herz, den Schwalbis ihre Fütterungsstation zu nehmen.

Es ist einfach so schön anzusehen, wie sich hier bei uns Tiere und Pflanzen in ihrer ganzen Pracht präsentieren.

Noch fleucht und kreucht es überall um uns herum, doch bald werden sich unsere Mitbewohner auf den kommenden Winter vorbereiten und in ihren Bau, in der Erde oder im Süden ihr Glück suchen.

Den Schwalben kann man sehr gut ansehen, wenn ihre Reisezeit gekommen ist. Sie sind sehr hibbelig, überprüfen ständig den Sitz der Federn und die Menge gespeicherter Energie, um dann endlich im September aufzubrechen. Ich winke ihnen dann zu und wünsche mir, das sie alle wieder zu uns zurück finden und in unserem Stall wie in den vergangenen 10 Jahren ihren Sommer verbringen.

 

Zunehmend

Eine unsrer Nachbarinnen…. hat einen Plan
und rät Dem zu folgen,
wie von Sinnen,
sonst sei es zu spät!

Darauf ist ganz korrekt vermerkt,
wann Radieschen und Tomaten
sind zu Pflanzen in dem Garten.

Auch dem Besuch bei dem Frisöre
ein ganz besondrer Platz gehöre.

Äpfel ernten, Rasen mähen,
die allerliebsten Blumen sähen.

Alles ist jetzt vorbestimmt.
Und die Natur die beste Zeit sich nimmt!
Damit die Ernte sich auch lohnt,
mit dem Kalender von dem Mond.

HerrTaxifahrer 04/2014

Ja, da frage ich mich doch, warum in dem Zettelwerk nichts von Taxis steht.
Wäre doch prima, wenn der Mond unseren Dienstplan macht! Und vor allem nützlich wäre das Wissen über die Tage, an denen man die Dieselkutsche besser in der Garage lässt bzw. wann man unbedingt raus muss.

Ich werde das einmal recherchieren!

Worauf ich hinaus will, ist Folgendes. Diese Häufung von Bekloppten an diesem Abend!

#1 20:06
Lübberstedt Bhf. Erfahre, das sich die Sammeltaxizentrale geirrt hat und mein Fahrgast nicht um 20:06 sondern erst um 21:06 eintrifft.
Entscheide mich zu warten bis der Zug aus Bremen durch ist. Die Chance steht bei 1:1000, das hier Jemand ein Taxi braucht, aber man weiß ja nie.
Der RS2 der Nordwestbahn spuckt einige Bahnfahrer aus. Ich mache mir keine Hoffnungen. Zuletzt schlurft eine Frau mit Rucksack und Rollkoffer Richtung Parkplatz an mir vorbei.
Plötzlich zögert sie und wendet sicher zu um kommt an meinen Wagen.

„Mir wurde gerade im Zug mein ganzes Geld gestohlen! Und deshalb muss ich jetzt zu Fuß nach Steden laufen. HerrTaxifahrer, wie komme ich dort hin?“

Ich erklärte die Strecke und konnte mir nicht vorstellen, das sie die 7 Km ohne Kollaps bewältigt. Ihr ganzes Outfit entsprach einem sogenannten „Used-Look“, wobei der heftige Uringestank etwas von der zerfetzten Kleidung ablenkte.

Nach der 3. Wiederholung der Marschroute zuckelte sie von dannen. Froh, das sie mich nicht nach einem Sonderangebot gefragt hatte, beschloss ich, bis zum nächsten Auftrag kurz in mein nahegelegenes Zuhause zu fahren.

#2 20:10
Loxstedt Hohewurthstrasse, Die Kollegin $Lachtsichimmertot, hat zur selben Zeit einen Winker. Ein Russe, besoffen wie die Russen möchte 300m mitfahren. Die 5€ wären OK.
Aber er wollte sich nicht anschnallen. $Lachtsichimmertot hat ihn dann wieder raus geworfen! Sie hatte es mir hinterher aus voller Kehle lachend berichtet. Lacht immer noch, stirbt nicht wirklich!

#3 23:00
Stubben Bhf. Ich komme aus Beverstedt und habe keine Aufträge mehr offen. Da es seit letzter Woche in Bokel und Stubben eine UMTS-Blase gibt, habe ich mich einfach auf den Parkplatz hinter dem Bahnübergang gestellt, fette 4 Balken dort.
Ich widmete mich gerade der Lektüre von diversen Blogs, da höre ich schräg hinter meinem Passat das Klackern von defekten Rollen eines viel zu schwer bepackten Ziehkoffers!

Er schaute auf mein in schönstes Leuchten gehülltes Taxilicht, beugt sich etwas herunter und:

„Gibt es einen Grund, warum sie hier stehen, HerrTaxifahrer?“

„Nein, ich warte hier auf Fahrgäste, gerade so, wie sie einer sind!“, log ich ohne mit der Wimper zu zucken.

„Sind sie denn frei, oder hat jemand sie bestellt?“

„Ich bin frei und dienstbereit. Wohin soll die Reise gehen?“

„Ach nein, ich gehe lieber zu Fuß. Ich hab mich nur gewundert, weil hier sonst nie ein freies Taxi steht!“

#4 Lübberstedt und Stubben. 00:36+00:42

Wieder die lustige Überschneidung beim Sammeltaxi. Um 00:36 10 Km nach Westen und um 00:42 10 Km nach Osten. Hatte das Thema schon einmal beschrieben, war diesmal aber nicht so einfach zu lösen, da ich die Kunden mangels Nummer nicht anrufen konnte.

Eigentlich wäre das kein Problem gewesen, denn das Sammeltaxi muss immer 1 Stunde vor Fahrtantritt bestellt werden, damit wir vernünftig disponieren können. Das um 00:42 wusste ich seit 23:45. Und das um 00:36 wurde mir erst um 00:01 avisiert. Angeblich hätte mein Handy eine Bandansage geliefert, deshalb sollte ich erst jetzt davon erfahren. Frage mich nur, warum mir das nicht schon um 23:45 mitgeteilt wurde. Ich glaube, der Nachtschichtler hatte das einfach nur versaubeutelt. Bin nämlich gleich um die Ecke in unsere Zentrale gefahren und habe den Festnetzeingang am PC gecheckt, der die Anrufe aufs Handy weiter leitet. Da war kein Kontaktversuch ausser den mir bekannten abzulesen.

Lange Rede…., hätten mich die Bestellungen rechtzeitig erreicht, so wäre meine Kollegin, welche um 00:00 Feierabend hatte, einfach etwas länger geblieben, für eine der beiden Touren.

Ich hatte mich entschieden, zuerst die Tour von Stubben nach Altwistedt zu fahren, denn von dort gibt es eine schöne Abkürzung nach Lübberstedt und keine Blitzer :-).

01:06, das Handy bimmelt, ich nehme an. Nur Krächzen und Kratzen. Das Display zeigt 0 Balken und das Gespräch bricht ab. Gefühlte 20 Versuche und 15 Minuten später hatte ich die Walachei/die Wicken/das Nirgendwo verlassen und endlich wieder etwas Empfangsleistung. Ich hatte die Villa aus Sandstedt an der „Strippe“. Ein zufriedener Kunde möchte die Heimreise antreten. Es war eine lukrative Tour und ich konnte nicht absagen, obwohl mein Bettchen schon angewärmt war.

Ich kam dann 30 Minuten zu spät in Lübberstedt an, der Fahrgast war noch da und nicht mal sonderlich erzürnt. Er hatte sich schon so etwas gedacht und geduldig bei einer halben Schachtel Zigaretten den einsam gelegenen Bahnhof inspiziert.

Mein Dienstschluß war nun auch schon wieder nach Hinten verschoben, aber beim Sammeltaxi gibt keine Kompromisse, die Fahrgäste müssen abgeholt werden.

Nachdem ich meinen Fahrgast in Hagen abgeliefert hatte holte ich meinen letzten Kunden aus Sandstedt ab. Genau 60,00 € zeigte die Uhr, als ich in seine Einfahrt bog und ihn weckte. Er gab kein Trinkgeld, das war mir aber egal. Ich hatte wieder einmal eine abwechselungsreiche Schicht gehabt und sah zu, das ich schnell den Passat gegen meinen knuffigen Polo eintauschte.

„Dunkel wars, der Mond schien Helle, als ein Taxi blitzeschnelle, langsam um die Ecke fuhr…….

 

Verstrickte Angelegenheit

An vielen Stellen in unserem Fahrgebiet sind mitten im der schönsten grünen Landschaft bunte Protestschilder, Banner, Plakate und fantasievolle Hingucker platziert. Diese sogenannten Störer machen auf verschiedene Projekte aufmerksam, welche nicht unbedingt bei allen Menschen in der betreffenden Gegend auf Zustimmung treffen.

In diesem Beitrag geht es um den geplanten Bau der Küstenautobahn A20/22 welche in unserem Landkreis durch die Gemeinden Beverstedt und Loxstedt verläuft.

Zu erkennen ist der Protest an den Plakaten mit der Aufschrift A22 Nie!, überall dort, wo die geplante Route Land- oder Kreisstraßen kreuzt.

Aus meiner persönlichen Sicht finde ich diese neue Strecke für absolut überflüssig. Es gibt schon genug Autobahnen, die vorhandenen sollten einfach nur gut Instand gehalten werden und deren Nutzung optimiert werden. Was spricht denn dagegen, wenn LKW am Wochenende Nachts unterwegs sind. Gerade die Strecken in Richtung Bremerhaven sind zwischen 22:00 und 9:00 leergefegt. Ist nur so eine Idee. Den Transportunternehmern kann es ja egal sein. Und es gibt noch viel mehr Gründe. Hier findet ihr einer Website der Protestbewegung (hier noch eine weitere Protest-Seite) und eine Lobby-Seite.

Was mir eigentlich besonders übel aufstößt, ist der sorglose Umgang mit unserer Umwelt/Landschaft. Ich habe gerade einen Landwirt hinter Appeln auf seinen Hof gefahren. Der Hof liegt seit über 200 Jahren sehr idyllisch in einem bewaldeten Gebiet. Die Ländereien sind seit jeher rund um das Gehöft angesiedelt. Auf diese Umstände angesprochen, erklärte er mir, das hier wohl zukünftig nichts mehr davon übrig bleiben würde. In 150 m Entfernung würde die Trasse der A20 entlang führen. Die meisten seiner Äcker kann er dann nur noch über zu errichtende Brücken oder Unterführungen erreichen. Ganz abgesehen von der traumhaften Wohnlage würden in dieser Gegend viele alte Strukturen unwiederbringlich zerstört.

Wehmütig schaue ich auch von der B71 zwischen Heerstedt und Stinstedt nach Westen über die Weiden und Felder. Bei gutem Wetter kann man dort kilometerweit die Landschaft überschauen. Jetzt noch. Die A20/22 verläuft inmitten dieses schönen Ausblicks.

Weiter Richtung Norden. Zwischen Bexhövede und Loxstedt trifft die A20/22 auf die Allee der Dühnenfährstraße. Hier werden 2 nahe bei einander liegende Orte von einander abgeschnitten. Einem Straßenneubau würden hier eine Reihe schöner Bäume zum Opfer fallen.

Im Juli/August 2012 hat sich eine Gruppe Menschen aus der Umgebung eine besondere Art des Widerstandes überlegt. Um die Bäume in den Mittelpunkt zu stellen, wurden sie eingestrickt. Urban-Knitting wird eigentlich als eine neue Form der Kunst im öffentlichen Raum angesehen, verbindet hier sogar das Schöne mit dem Nützlichen.

Ich habe hier nur Ausschnitte aus einem kleinen Abschnitt erwähnt. Sicher gibt es hunderte Objekte die der Autobahn weichen müssen. Und das alles nur, damit irgendwelche Waren ein paar Cent billiger Transportiert werden können.

Die Politiker und Unternehmer, welche diese Angelegenheit forcieren, müssten auch bei deren Misserfolg am Resultat beteiligt werden. Z.B. durch Hinterlegung ihrer Rentenansprüche, nur so als Beispiel.

Wie steht es um eure Einstellung zu dieser Baumaßnahme oder solchen Vorhaben im Allgemeinen. Wie sehen das die LKW-Fahrer. Profitiert sie wirklich davon. Wie sehen das die Unternehmen, die jetzt an den Bundesstraßen liegen und vom Fernverkehr leben. Wovon sollen die Gemeinden an den Bundesstraßen leben, wenn Niemand mehr in die Radarfallen fährt, oder beim örtlichen Bäcker sein Frühstück nimmt?

Zum Schluß möchte ich an unser letztes, wohl gescheitertes Subventionsobjekt in unserer Region erinnern, den Jade-Weser Port. Es sollen dort diese Woche sogar schon einmal 2 Schiffe an einem Tag gelöscht worden sein. So ein Scheiß! Weitere Beispiele erspare ich euch, will ja nicht nur als Miesepeter da stehen. Wofür brauchen die denn eine alternative Verkehrsanbindung? Für das Leergut, das die in Hamburg nicht mehr lagern können, wegen Platzmangel?

 

P.S. Noch ein kurzer Bericht des Stern über die o.a. Bäume.