Beförderungspflicht aus der Sicht eines Gehörnten!

Als die Kollegin aus der Zentrale mir eine „lustige Fahrt“ androhte, hatte ich absolut keine Idee, was sich anschließend abspielen würde.

Um 21:40 – verdammt, gleich läuft doch Dschungelcamp!? – , musste ich nach $ort, um eine Kurztour zu fahren. Nur 1 km, es seien auch Kinder dabei.

Am Abholort erwartet mich ein Mann und sagte, das die anderen gleich kämen. Er lud 3 Taschen in den Kofferraum, nicht unüblich, bei Menschen aus dem Fernen Osten, wenn sie Bekannte besucht hatten, dachte ich mir. Ceylon oder …nee, ist doch Sri Lanka. Oder Pakistan?

Egal, denn da stiegen eine Frau und Kinder ein, vermutlich aus der selben Ecke der Welt hierher verschlagen. Der Mann setzte sich zu mir und nach 4 x Rechts waren wir am Ziel. Genau 5,00 €, denn es war weniger wie 1400 m, diese Strecke ist noch im Grundpreis enthalten.

Er gab mir passend und ich machte mich unverzüglich auf den Weg nach Hagen, um dort Dschungelcamp zu schauen auf Aufträge zu warten!

Um 22:58 klingelt das Diensthandy.

„HerrTaxifahrer hie….“

„Wo du hast meine Frau gefahren zu Mann fi…n?“

„Ähm, ich kann sie nicht verstehen, wo soll ich sie abholen?“

„Wo du hast meine Frau gefahren zu Mann fi…n? Wowowo?“

„Ich bitte um Verzeih…“

Wo du hast meine Frau gefahren zu Mann fi…n?“, brüllte der Anrufer mich an.

Ich versuchte es mit stoischer Ruhe und wiederholte, das ich nicht nachvollziehen könne, worum genau es sich dreht. Um eine Frau zu f…..n müsse er schon wenigstens bis zur Lessingstrasse, nach Bremerhaven, erläuterte ich nach weiteren 3 Wiederholungen von:

Wo du hast meine Frau gefahren zu Mann fi…n?“

Nun folgte nur noch eine wilde Abfolge verschiedener Drohungen, alle unter Berufung eines ihm nahestehen Allmächtigen und dem unverblümten Hinweis, mir am Taxistand ein Messer in den Rücken zu rammen! Die Bemerkung, ich würde die Polizei benachrichtigen, bestärkte ihn nur in seinem Vorhaben.

Vollkommen begeistert legte ich auf. Ich hab mich so aufgeregt, jetzt sitze ich hier und zittere am ganzen Körper, teils vor Wut, teils vor Angst und Ohnmacht. Ich liebe solche Sachen nicht, bin schon 2 x glimpflich (u.a. Überfall)davon gekommen, auf Solche Drohungen lege ich keinen gesteigerten Wert.

Ich rief meinen Kollegen $frischling an, der hatte Feierabend. Ich erklärte die Lage und wir trafen uns am Büro, nicht das ihm dort aufgelauert wird und er bekommt Eins zwischen die Rippen! Gemeinsam haben wir genug Mut und Schlagkraft!

OK, die Lage war ruhig. Ich fuhr wieder weg, ein Auftrag wartete noch und ich hatte auch noch diesen Post zu verfassen. Ich dachte, „Besser schreibst’s jetzt auf, Morgen tut dir vielleicht was weh!?“

So, ich hab echt Schiss und fahre jetzt zur Zentrale, abrechnen und Taxi gegen Polo tauschen. Melde mich gleich noch einmal, ob ich es nach Haus geschafft habe!

Nachtrag: 00:41 bin auf dem Weg nach Haus. Hoffe, der Typ beruhigt sich wieder und fokussiert seinen Nebenbuhler.

Aus Sicht des Gehörnten hätte ich die Pflicht gehabt, seinen Anhang nicht zu befördern, das müsse ich schließlich wissen!

„Möchteste was zu Trinken so lange ?“

Als ich das Lokal nach meinen Mitfahrern durchforstete, fand ich nur noch ein paar People am Stammtisch sitzend an. Eine lockere Plauderei mit dem Wirt war in vollem Gang, die Becher gerade frisch gefüllt.

„So ein Murks, rennste jetzt raus und schmeißt die „Uhr“ an ?“, dachte ich. Meine Aktion wurde sofort gestoppt.

„Wo willsten hin, setz dich, die Herren trinken nur noch aus. Können wir dir was Gutes tun solange? Wie wärs mit einem Cappucino?“, kam vom Wirt.

Eigentlich nicht sehr produktiv, so eine Kaffeepause, aber da gerade kein Streß angesagt war, nahm ich das Angebot an. Ich setzte mich zu der Runde an den Tisch. Kurz darauf bekam ich meinen Cappuccino. Zwei Löffel Zucker rein, vorsichtig um gerührt und angesetzt. Nachdem die ersten Milliliter meine Zunge passiert und den Gaumen geschmeichelt hatten, ergab die Auswertung der geballten Sinne ein widersprüchliches Bild.

Die Augen sahen einen feinen braunen Trunk, perfekt zubereitet mit einer De’Longhi. Mein geballten Geschmackssensoren betätigten aber übereinstimmend Säure, mit leichtem Teint von Kaffeesatz. Ich lächelte verzweifelt, um das bemerkte durch eine B-Probe zu überprüfen und setzte erneut an, nicht ohne mich vorher mit einem weiteren Löffel Zucker zu versichern. Baaaaaam, immer noch scheußlich, jetzt hatte ich das Zeug auch in der Speiseröhre und die empfand die Flüssigkeit als abstoßend und ich musste erstmal husten. Durch meine Äußerungen und die Grimassen zog ich die Aufmerksamkeit der kompletten Tischgemeinde auf mich.

„Was ist denn los, ist was nicht in Ordnung mit dir?“

„Entschuldigung, mir geht es Gut, aber irgendetwas stimmt mit meinem Cappuccino nicht, ist die Milch vielleicht sauer?“

Der Wirt zieht mir die Tasse weg, nimmt Sichtkontakt mit der Oberfläche auf, runzelt die Stirn, rührt um. Schnuppert. Stellt nichts fest. Geht zum Tresen.

„Ich mach dir mal nen Neuen. Hmmm, Milch ist OK. Temperatur OK. Espressobohnen OK. Ääh, wasn das fürn Schlauch, der gehört doch in die Milch. Fraaaauuuuuuuuuuuu, du mußt mir doch sagen, wenn du anfängst aufzuräumen!“ An mich gewandt: “ Das ist vollkommen ungefährlich“, liest er von der Verpackung der kleinen Reinigungs -Tabs ab. “ Alles rein Biologisch“, versichert er mir.

Auf die Offerte, einen Weiteren zu nehmen verzichte ich Dankend, begehrte aber ein Kaugummi, welches mir bewilligt wird.

Boah, der Geschmack ist weg, aber die Erinnerung daran läßt mich nun jedes Mal verzichten, in vergleichbaren Situationen.