Überstunde*

*Eine tragisches Stück in drei Absätzen

Ein Stammkunde wollte nach dem 6-Tage-Rennen in Bremen mit dem Zug anreisen und gegen 2:00 am Bahnhof abgeholt werden. Er würde ggf. rechtzeitig absagen. Für den Fall, das er „versacke“, stellte er ein großzügiges Trinkgeld in Aussicht.

Pünktlich bezog ich am vereinbarten Ort Position, freute mich auf einen gutgelaunten Fahrgast und lauschte noch etwas den Spätnachrichten. Die hörte ich nun schon zum vierten Mal diese Nacht, weil in mir die Hoffnung schlummerte, das so spät vielleicht Irgendwo irgendein deutscher Politiker mit Anstand wach sei, daran arbeite, wie diesem Herrn Trump Paroli zu bieten sei. Die Nachrichten brachten dazu nichts Neues. Der Zug ist noch nicht eingefahren, ich checke den Fahrplan mittels meiner DB-App. Jetzt genau sollte der Zug….., „ach schau her, die Ampel schaltet auf Rot und die Schranken senken sich!“

Das Handy bimmelte. Der Stammgast war dran. Er sei quasi „in den Zug gestürzt“, „ein Wunder das er noch sprechen könne“! Die Ärzte leisteten ihr Bestes und da er die Nacht in Bremen im Krankenhaus verbringen müsse, täte es ihm leid, meine Dienste nicht mehr beanspruchen zu können. Ich kondolierte höflich und machte mich vom Acker.  Durch gefrierenden Nebel im Hollener Kamp fuhr ich in  den wohlverdienten Feierabend. Bin gespannt, ob er sich Morgen noch an seine o.a. „Vertragsstrafe“ erinnert.