Warteschlange vor dem Pam Pam

Wo isser denn?

„Hallo HerrTaxifahrer, wo bleiben sie denn!? Ich warte hier schon 15 Minuten in der Kälte!“

„Ich bin schon die ganze Zeit hier FrauFahrgästin, hab sie  nicht entdeckt! Wo stehen sie denn genau?“

„Am Ausgang der  Fahrkartenausgabe!“

„Das ist nicht möglich! Das Gebäude wurde schon letztes Jahr abgerissen!“

„Oh, Entschuldigung……, verdammt……, ich bin eine Station zu früh ausgestiegen!“

 

Endstation 

„Nehmen sie die $linie#?? Bis zur Endstation!“, so der freundliche Informant am Bremer Hauptbahnhof zu meinem Fahrgast.

 Taxistand 
Pedro wollte ursprünglich nach Gröpelingen, hatte aber nicht richtig zugehört und war statt in die Straßenbahn in den Bus gestiegen, gut 30 Kilometer vom Kurs abgekommen und freundlich ein befristetes Asyl beim lokalen „Griechen“ erhalten.

Für den Rückweg benötigt er jetzt meine, und die Dienste der Nord-West Bahn, da Busse hier nach 20:00 nicht mehr verkehren.

Der Chilenische Student erkundigte sich, ob sein Geld reiche. *hellhörigwerd*

Er winkte mit einem Hunderter! *pulswiedernormal*

Bei € 27,50 waren wir schon in Stubben und sein Zug würde in Kürze einlaufen.

„Auf keinen Fall mehr als 6 Stationen fahren, sonst wird es spät heute Nacht!“, rief ich ihm nach.

Buenas Noches!

Irrfahrt

Kurz nach der Geisterstunde flackerte das Display meines Dienst-PDA sehr verdächtig. Als sich der Monitor wieder beruhigt hatte, machte ich mich ans Dechiffrieren.

Uhrzeit: 00:30

Von: Hagen, Pam Pam

Zu: Driftsethe, Weissenberg

Anz.: 2 ( Es seien  junge Frauen, so die Zentrale über Handy)

Nix Schlimmes, 5 Km, keine Feldwege usw.!

Als ich am Pam vorfahre, stehen dort keine anderen Taxis und ich muß erst ein paar Jungs überfahren, bevor ich auf weibliche Wesen stoße, die sich als meine wehrte Kundschaft outen. Sie hatten den Aufdruck auf dem Türschweller erkannt.

„Guten Abend, nach Weissenberg die Damen?“, knüpfte ich Kontakt.

„Ääh, jah, bitte!“, kam eine leise, sehr schüchterne Antwort.

Die beiden entsprachen vom Alter her dem demografischen Durchschnitt der Pam Pam-Besucher. D.h., sie waren so 16-18 Jahre alt.

Im Wagen war es still, als ich mich im Ortsteil Weissenberg erkundigen wollte, an welchem der 4 Häuser ich halten solle.

„It`s not here!“

Vollkommen übermotiviert wegen der amerikanischen Aussprache signalisierte ich, jetzt genau zu Wissen, wohin es gehen sollte und bog in die Weissenberger Strasse nach Driftsethe ein. Weitere 4 Häuser verdoppelten die Chance, meine Sozia abwerfen zu können!

„Please be so kind and tell me when I should stop!“, bat ich.

„I don`t know, where we are!“, nuschelte es die Köpfe aus dem Fenster haltend von hinten.

Nun wurde es mir zu Bunt, denn das Taxameter stand schon bei € 14,00 und ich war mir nicht sicher, ob ich diesen Fahrpreis auch eintreiben könnte. Ich bat, einmal nachzusehen, ob schriftlich oder Digital eine Adresse vorläge.

Und weis der Teufel warum, erst jetzt bekam ich die korrekte Anschrift vorgelesen.

„PLZ 27628 Hagen, Weizenbergsweg XX“

Bääääm, das war genau die andere Richtung. Während wir die ganze Zeit nördlich herum gestochert haben, befindet sich diese Adresse in Lehnstedt, ca €20,00 südlich von hier.

Ich versuchte meine verunsicherten FahrGästinnen zu beruhigen und prophezeite ein baldiges, glückliches Ende der Reise an der gewünschten Adresse.

Frohen Mutes schlug ich den Weg über Hagen und den Lehnstedter Weg nach Lehnstedt ein, wo ich ohne überlegen zu müssen -die Adresse war ein häufiger Abholtreff für Pam-Gänger- die Zielstrasse ansteuerte. Die Ziffern des Taxameter berichteten von 33,20 zu entrichtenden Euronen, als ich die Bezahltaste in der Einfahrt des Hauses betätigte und ein lauter Piepton dies quittierte.

„MrTaxidriver, what do we have to do here? We are on vacation, but this isn`t the home of our friends!“

„My Dear Ladies, please hand out to me that f******** paper with that f******* adress on it! Sorry for thinconvenience, but me I’m a little f******** confused!“, bettele ich in feinstem Oxford-Englisch um weitere Informationen.

Ich lese vom Zettel ab:

„PLZ 27628 Hagen, Wei-ß-enbergs-weg XX“

„f***!“

Mein Kopf droht zu platzen. Postleitzahlen, Orte, Dörfer, Straßen, Wege verschmelzen in meiner Denkfabrik zu einem dicken, braunen Klumpen. Ich konzentriere mich bis in die Haarspitzen. Das fällt  mir schwer, leide ich doch schon seit 20 Jahren an partiellem Verlust meiner einst üppigen Mähne!

Weiterhin zog ich die Sinne zu Rate und verglich alles, was mir visuell, auditiv, taktil oder olfaktorisch unter gekommen ist. Da meldete sich das episodische Langzeitgedächtnis mit dem Odeur verschiedenster Güllegruben aus der Region und unterbreitete mir mit seiner endlichen Weisheit einen weiteren Streckenvorschlag, nämlich in die idyllische Ansammlung einiger Häuschen im Ortsteil Dorfhagen, wo sich eine Biogasanlage mit dem soeben erinnerten Gestank befindet. So ziemlich weitere 10,00 Öcken sollte die Uhr hochzählen, bis ich endlich bei € 43,70 in der einzig wahren Übernachtungsstätte eintraf.

Dieses Dilemma konnte ich den Amerikanerinnen nicht allein aufs Auge drücken. Denn schließlich führten einige Kommunikationsfehler zu diesem teuren und langwierigen Ausflug und ich wollte auf keinen Fall, das die Mädels einen schlechten Eindruck von den HerrnundFrauTaxifahrern aus Deutschland mit nach USA nehmen.

4,7 Km ist die Entfernung normalerweise. Kostenpunkt incl. Freikilometer €10,90. Und dabei beließ ich es auch. Falls der $cheffe Fragen hätte, wegen meiner Leerkilometer, kann ich ja diese tolle Geschichte präsentieren!

Was mich am Meisten geärgert hat, ist der Zeitverlust, denn statt 5 Minuten war ich gut eine 3/4 Stunde unterwegs.

Hier der Soll/Ist – Vergleich!

Soll (4,9 Km):

Größere Kartenansicht

Ist (22,5)

Größere Kartenansicht

Keiner geht mehr, Keiner geht mehr rein…

Anfang Januar veranstalten die Bremer regelmäßig ihr beliebtes 6-Tage-Rennen. Eine Menge Radfahrer kämpfen unter Einhaltung dem Betrachter nicht nachvollziehbarer Regeln um Geld und Ehre!

Damit alle auch gut nach Hause kommen, fahrt sogar die Bahn 3 Stunden länger als gewöhnlich. Der letzte Zug kam um 2:50 in Loxstedt an.

Im vergangenen Jahr haben mich die Fahrgäste richtig platt gemacht, das könnt ihr hier nachlesen.

Heute Morgen hatte ich nur eine einzige Vorbestellung. Und zwar um 1:50 zum Loxstedter Bahnhof. Vorerst. 2 Herren wollten nach Loxstedt und Stinstedt. Später kamen dann noch  ein Herr nach Nesse und 2 Damen nach Stotel dazu. Es sollte eine Sammeltaxifahrt werden. Da ich so etwas schon eingeplante, hatte ich mir vorher schon die Genehmigung der Fahrgäste geholt, denn im Normalfall hat jeder Anspruch auf sein eigenes Taxi. Es gibt aber nur eins in dieser Nacht und da müssen Alle mitspielen.

Pünklich erwartete ich meine Kunden. Der Zug lief ein und eine Reihe Menschen stieg aus. Kurz nachdem der Zug wieder abgefahren war, gab es auf dem Bahnsteig einen Tumult, er ebbte aber schnell wieder ab. 3 Menschen mit Koffern liefen wild disputierend auf und ab.

Endlich kamen meine Fahrgäste und ich platzierte sie so, das wer zuletzt einstieg, als erster wieder raus konnte, ohne Jemand anderen zu belästigen.

Gerade hatte ich die Schiebetür geschlossen, als 2 Männer und ein kleiner Junge -Fremde- auf mich zuliefen. Sie erklärten, zu früh ausgestiegen zu sein und jetzt nach Bremerhaven zu müssen.

Ich zählte durch. Wenn ich zurück bleiben würde, wäre das kein Problem, ist aber nicht sehr praktisch. Nach etwas betteln und flehen und einem Hinweis auf das ach so fröstelnde Kindlein stieg der Herr für die Loxstedter Ortstour wieder aus und machte den benötigten Platz frei.

Ich erklärte, wie ich gedachte zu fahren und das ich das Taxameter nur jeweils am Bahnhof aktivieren würde, denn Stinstedt und Stotel liegen in entgegengesetzter Richtung, ganz abgesehen von BHV. So konnte ich genau bestimmen, wer was zahlen muß, ohne ihnen oder mir einen Nachteil zu verschaffen.

Zuerst fuhr ich nach Stinstedt. Fahrpreis 14,40, sie gaben 20,00, vielen Dank.

Jetzt fuhr ich wieder zurück nach Loxstedt in startete das Taxameter wieder am Bahnhof. In Nesse stieg ein Herr aus, beteiligte sich mit 5,00 am Fahrpreis und gab 2,00 Tip. In Stotel angekommen, bestanden die beiden Spanierinnen darauf, den Fahrpreis komplett zu bezahlen. Es standen 14,80 zur Debatte, wovon eigentlich nur noch 9,80 fällig waren. Ich bekam 15,00 und so war dieser Teil der Tour auch wieder sehr schön mit freiwilligem Sonderbonus dekoriert.

Jetzt hieß es noch, meine 3 „Stranger“ nach Bremerhaven zum Hafenhostel zu bringen. Sie hatten schon telefoniert, man hatte einen Schlüssel für sie deponiert. In der Alten Bürger angekommen zeigte die Uhr 34,80. Normalerweise geben Ausländer wie diese, der Erfahrung nach, kein Trinkgeld. Eher war meine Erwartung, gleich würde gefeilscht, bis der Muezzin ruft. Nicht Dergleichen. Einer überreichte mir 2 Zwanziger und murmelte noch etwas von Allah, drückte mich an sich und verschwand.

Total baff von soviel Nächstenliebe nam ich meinen Tourenzettel und komplettierte die Eintragungen. Da kam ein Anruf übers Handy. Der letzte Zug um 2:50 brächte noch Kundschaft. 2 Personen nach Bexhövede, das war die Feierabend-Tour.

Da sage ich einfach nur noch:

„Shokran, Muchas Gracias, Dankeschön!“