Und täglich grüßt das Murmeltier (2)

Heute war es wieder an mir, die netten Herrschaften aus der Tagespflege zu befreien und nach Hause zu entlassen.

Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln ( Sind Sie ein neuer Fahrer?-Wissen sie wo ich wohne?-Mir ist kalt!) drehte ich wie gewohnt meine Runde durch die Gemeinde Beverstedt. In einem Dorf etwas außerhalb war Oma Dörte abzusetzten.

Ich hakte Dörte, eine flotte 90-jährige, ein,  begleitete sie zum Eingang und läutete. Ihre Tochter erwartet sie um diese Uhrzeit. Aber an diesem Tag rührte sich nichts.

Omi sucht in ihrer mit Hündchen bedruckten Tasche verlegen nach ihren Schlüssel, fördert aber keinen empor.

“ Das verdammte Ding ist schon wieder weg, ich hab schon so Viele verbaselt! Aber ich weiss, wo wir einen bekommen. Da vorn, das Haus! Da wohnt meine Nichte, die wird uns helfen.“

Die Strecke war zu kurz um wieder ein-aus-ein-auszusteigen und so entschieden wie uns für einen 200m Fußmarsch und taperten los.

Dort angekommen betätigte ich die Klingel, ein Mann öffnet und schaut uns fragend an.

“ Guten Tag, HerrTaxifahrer von TaxiunternehmenVonChefVonHerrntaxifahrer, wir möchten gern den Zweitschlüssel für Frau Dörtes Haus in Anspruch nehmen!“

Er guckt wie ein Eichhörnchen, das sich nicht traut, bereitgestellte Nüsse aufzusammeln.

“ Ist das hier das Haus von NichtevonDörte?“, versuchte ich ihn endlich aufzuwecken.

“ Neee, die wohnt hier schon seit 20 Jahren nicht mehr. Und mit einem Schlüssel kann ich erst recht nicht dienen!“

Wir trollen uns und nachdem ein erneuter Versuch, Einlaß in Dörtes Haus zu erlangen fehlschlug, setzte ich sie wieder in den Bus und brachte erst meine restlichen Fahrgäste nach Haus. Danach bretzelten wir wieder zu Dörtes Tochter. Sie kam gleichzeitig mit uns an.

“ Das ist aber ein Glück, das sie Heute so spät kommen, mein Arzt hatte mich so lange warten lassen.“

Lustig, waren ja nur 15 Km Umweg für mich.

Hätte ich besser die Warnung der Pflegerinnen beachtet, nichts zu glauben, was die dementen Senioren uns erzählen.

 

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