Versprochen ist versprochen

Es war eine verschneite Nacht von Montag auf Dienstag im Januar. Es war DER Montag, an dem viele Firmen aus der Region ihre Angestellten zu den Bremer 6-Days einladen. Bis gegen 1:00 waren alle Fahrten im Hotelroutenormalen Rahmen gewesen. Ein paar AST-Touren und eine nach Bremerhaven (zum Baumarkt). Der Bremerhavener hatte sich noch erkundigt, ob ich ihn wieder zurück fahren könnte, später, wenn er alles erledigt hätte. Da wir in der Woche nur bis 2:00 ans Telefon gehen, empfahl ich ihm die lokalen Größen der Fishtown für den Rückflug zu bemühen.

Das Telefon kündigte ein Gespräch an.

„HerrTaxifahrer hier. Ich rette die Welt Heute noch bis 2 Uhr Nachts! Wo soll ich sie abholen?“

„Wir sind zu Zweit und in 15 Minuten am Bahnhof Stubben. Wir möchten nach Hollen!“

„Das freut mich, bin gerade in der Nähe und pünktlich vor Ort!“

Ich nahm Kurs auf den Treffpunkt. Die mobile Kommunikationseinheit gab schon wieder komische Geräusche von sich.

„HerrTaxifahrer hier, ich rette die Welt Heute noch bis 3 Uhr Nachts! Wo soll ich sie abholen?“

„Wir sind zu zweit und steigen gleich in Lunestedt am Bahnhof aus. Wir möchten nach  Wittstedt!“

„Suuper, bitte steigen sie schon in Stubben aus, ich erkläre alles weitere.Kostet nix extra, wenn wir dort schon losfahren!“

Normal hätte ich die Fahrgäste fragen müssen, ob noch weitere Personen mitfahren dürfen. Aber in diesem Fall habe ich es einfach riskiert. Es war kalt, es schneite und es gab und gibt an diesen Bahnhöfen keinen Raum zum unterstellen. Sie würden sich sicher alle über ein warmes Taxi freuen! Und das Ziel bedeutet keinen Umweg für die Anderen.

Ich vernahm das bimmeln des Handys und das Gespräch nahm seinen Lauf.

„HerrTaxifahrer hier, ich rette die Welt Heute noch bis 5 Uhr Nachts! Wo soll ich sie abholen?“

„Wir sind gleich am Bahnhof Loxstedt. Mein Mann und ich wollen nach Schwegen gefahren werden, bitte!“

Dreimal ist Bremer Recht. Mir wurde glücklicherweise für diese Schicht der Scenic zugeteilt. Der hat 2 schöne Kindersitze im Fond.

„Bitte steigen sie in Stubben aus. Fragen sie nicht, alles wird Gut!“

Auch dieses Ziel verlängerte nur meine Tour. Klasse!

Endlich lief der Zug aus Bremen kommend ein und ich stellte die Fahrgäste einander vor und erklärte die Umstände. Wie erwartet waren alle mit der Sammellösung zufrieden und sie konnten jeweils auch noch am Fahrpreis sparen.

Gegen 2 Uhr hatte ich meine Fahrgäste ausgeliefert. 2 weitere „Gruppen hatten sich avisiert. Ich hatte auch gleich angedroht, das das Taxi voll werden könnte. Akzeptiert!

Da danach keine weiteren Bahnverbindungen anstanden, hatte ich mich für den Feierabend entschieden, als eine bekannte Nummer auf dem Display erschien.

„Moin, Moin, HerrTaxifahrer hier! Was liegt an?“

„Im Zug haben sich mehrere Leute gestritten und ich konnte nur übers Mikro für Beruhigung sorgen. Da habe ich in Lunestedt vergessen, die Türen zu entriegeln. Hier sind 2 Herren jetzt in Loxstedt ausgestiegen. Bitte bring sie zurück. Ich schicke später noch ein Fax mit dem Auftrag!“ erklärte mir HerrZugführervonderNordwestbahn.

„Wird sofort erledigt, weiterhin Gute Fahrt!“

Die beiden Gefangenen hatte ich nach kurzer Zeit ihrer heimatlichen Bestimmung übergeben und wollte abermals das Schichtende…………..einläuten. Das war das Stichwort.

„“HerrTaxifahrer hier, ich rette die Welt Heute noch bis 6 Uhr Morgens! Wo soll ich sie abholen?“

„Hai, ich binnnss, kanns misch wia hause fahn, gleich!“

„Guten Morgen, wer spricht dort und wo kann ich sie finden?

„Hier is $typvombaumarkt, wolls mich doch hier holn. Is kalt, beeil dich!“

„Wie ist die Adresse?“

„Bushaltestelle, weisste doch, breite Straße!“

„Es gibt dort Hunderte, wie heisst die Straße?“

“ Ich ka nix sehn!“

„Lauf mal ein paar Meter bis zu nächsten Kreuzung, schau nach oben und lies mir vor was auf dem Schild steht,OK!?

„Klaar, ich geh los…………hier steht ***Hotelroute***!“

Verdammter Mist, gerade wollte ich mich aufregen, da erhellt ein greller Lichtblitz des HerrnTaxifahrers zweites Zuhause. So eine Scheiße, das war der Blitzer in Heerstedt. Wegen der dusseligen Quatscherei war ich so abgelenkt, das ich den verpennt habe. (Ergebnis: 60 statt 50 Außerhalb, 10 Öcken)

Adrenalin  pumpte in meinem Schädel. Aufgeben kommt nun erst recht nicht mehr in Frage!

„HerrFahrgast, gehen sie zur Bushaltestelle zurück. Schauen sie oben am Dach der Bushaltestelle, ob da ein Schild ist und lesen sie vor!“

„Hier is kein Schild. Aber da steht „Haltestelle Arbeitsamt“!“

„Puuh, leg dich jetzt auf die Bank, und bleib dort. Ich brauche noch 10 Minuten!“

Wie ein kleines hilfloses Würmchen hatte sich mein Fahrgast auf der Bank eingerollt. Natürlich war er verwundert, wo ich auf einmal her komme. Er hätte doch ein Bremerhavener Taxi bestellt. „Ja, Ja, ich bin es doch“, log ich und buchsierte ihn in meinen Wagen.

Das I-Tüpfelchen war dann noch die Tatsache, das er am Ziel kein Geld mehr hatte. Aber Adresse und Name waren bekannt und hab am nächsten Tag mein Geld erhalten.

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