Déjà-vu

In Norddeutschland wird ein ganz normaler Herbstabend regelmäßig von Nieselregen und Windböen begleitet. So auch an Diesem, als ich an einen unserer Bahnhöfe beordert war, um als Sammeltaxi einen Mann nach $ort-2km-östlich zu bringen.

Die Nordwestbahn aus Bremen traf ein und gebar ein Pulk Menschen. In verschiedene Richtungen machten sie sich auf, ihre Höhle, Parkbank oder Wohnung zu erreichen.

Mein „Mann“ ward noch nicht auszumachen, da plumpsten schon 2 leptosome 50+ Mädels herein.

„Einmal nach $dorf-3km-westlich, aber schnell bitte, wir sind müde und müssen schlafen!“

„Guten Abend die gnädigen Damen, aber ich bin bereits reserviert! Darf ich ihnen ein Taxi rufen?“

„Du spinnst wohl, wir waren zuerst da. Außerdem ist es kalt und regnet. Fahr los!“

„Nein, ich warte jetzt auf meinen regulären Fahrgast. Bitte steigen sie wieder aus!“

„Wir rühren uns nicht vom Fleck, wir hatten dich zuerst bestellt! Kannst ja den Typen gleich hier abholen!“

Endlich hatte meine Bestellung ihren Auftritt. Er lugte durch die Frontscheibe, bemerkte den freien Platz hinter mir und entfloh umgehend den Unbilden der Natur.

Jetzt waren alle im Trockenem und ich stand im Regen!

Die Scheiben beschlugen blitzeschnelle, als ob das Geschehen im Innenraum meiner Kutsche verheimlicht werden sollte. Es war klar, das die beiden Muttis das Feld nicht ohne Beulen und Kratzer räumen würden. In meinem Gesicht natürlich! So hoffte ich auf die Solidarität meines Geschlechtsgenossen und offenbarte das Dilemma. Sehr entgegenkommend stimmte er zu, erst mit nach $dorf-3km-westlich zu fahren.

Die Fahrgästin vorn rechts hatte natürlich unser Gespräch unter Männern genauestens getagged, durch sämtliche Nervenstränge ihres analogen, drei Umlenkrollen umfassenden Gehirnes gepresst um dann das Resultat der internen Recherche zu präsentieren. An meinen Hintermann gewandt:

„Wiiiiiiiir kennen uns doch, oder? Sie sind doch der Herr K. Niekaputt!?“

„Öh, ja, aber  ist das wichtig!?“

„Sie haben mich doch sicher auch erkannt, sie werden doch immer dran erinnert!“

Die Unterhaltung wurde unterbrochen. Ein mittel-nerviges „Piiieeps“ legte den zu zahlenden Betrag inHöhe von €8,70 fest. Ich erwartete einen 10er und kratzte vorsorglich 3 Münzen im Wert von € 1,30 in einer Ecke meiner Börse zusammen, um ja ohne doofe Pause das Wechselgeld aushändigen zu können.

„Hier, stimmt so, schönen Dank für den Gefallen!“

„Schönen Dank, Tschüß, guten Schlaf dann noch!“

Etwas verunsichert sortierte ich den Schein in das Fach zwischen den 10ern und 50ern, schaue mich sicherheitshalber um, ob N. noch anwesend ist und legte Kurs Ost an. Ließ das Ganze erst mal sacken, wendete mich dann aber doch N. wieder zu und wollte wissen, wie hoch der Bekanntschaftsgrad denn wäre. Neugierig ist das nicht. Bei Taxifahrern ist das eine Art Fortbildung in der Praxis. Wie soll ich ansonsten an heiße Informationen kommen, für den Smalltalk der nächsten Tour. Der N. war mittlerweile in die Mitte der Rückbangk gerobbt. Zusammengekauert zitterte er wie Espenlaub. Mangels einer warmen Decke, bot ich ihm nichts an.

„Uh, was ist los, brauchen sie Hilfe, Schock oder so was?!“

„Nee, immer wenn ich diese Alte seh, werde ich daran erinnert, warum mein rechtes Bein steif ist! Es war ihr Mann, der mir bei einer Prügelei in der Kasba in den 80er-Jahren so heftig zugesetzt hatte, das bei der Schadenbehebung im Krankenhaus einige wichtige Teile des Gelenks nicht mehr vorhanden und auch bei der Nachsuche auf dem Parkplatz am ehemaligen Waldschlößchen in Heerstedt nicht mehr aufzufinden waren. Das erklärt doch sicher mein Verhalten?“

„Ja, da kann ich nachvollziehen, wie sie sich fühlen. Verspreche, von nun an, am Bahnhof $indermitte immer vorsorglich die Türen zu verriegeln, wenn ich sie hier erwarte!“

 

3 thoughts on “Déjà-vu

  1. Quacki says:

    Wie der Herr, so’s Gescherr, oder wie das so schön heißt. Jedenfalls scheinen Mann und Frau von der penetranten, gedankenlosen und dämlichen Sorte zu sein. (Damit ist natürlich nicht N gemeint). Sie scheint ja dumm genug zu sein, dass sie den Anlaß für ihr Wiedererkennen immer schön vergißt. Brr!

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