Wildschaden und die Konsequenzen

Ich wartete vor der Mochito-Bar. Bis August hieß  sie noch „Zur Linde“. Es wurde umgebaut und umbenannt. Ab September gab es Shishas zu rauchen und Cocktails zu schlürfen. Weil die Hagener allesamt zu Nichtrauchern mutierten, wurden die Shishas wieder vor die Tür gesetzt, ich berichtete.

Das Publikum aus der Linde ist geblieben. Ein Häufchen Elend alter Stammkunden findet sich regelmäßig an der gemütlichen Bar zur Druckbetankung ein.

Ein Mitglied dieser Elite begehrte zu vorgerückter Stunde , per Taxi nach Haus gebracht zu werden.

Sylvia ist eine ätzende Kundin. Ihre Ansagen sind immer kurz und gebieterisch. Sie hält den Fahrern prinzipiell vor, sie wollten sie  betrügen. Sie kenne den Preis genau, es seien immer € 6,70.

Nachdem ich die übliche Begrüßung über mich hatte ergehen lassen, startete ich die Uhr und setzte Kurs auf $dorfmitteich.

Sylvia wird nach den ersten 200m immer sentimental, mit Hang zur Depression. Leidenschaftlich trägt sie im Zeitraffer die Stationen von 3 ihrer gescheiterten Ehen vor, proklamiert, das Enthaltsamkeit von Alkohol und Sex ihr viel Ärger erspart hätten und ihre Kinder sicher nicht vom Jugendamt abgeholt worden wären.
Brav lasse ich ihre Absonderungen widerstandslos  den kürzesten Weg zwischen meinen Ohren nehmen.

„AaaaaaaaaaHhhhh, Du Taxi-Arsch!!!! Jetzt hast du einen Igel überfahren!“ bölkt die dusselige Kuh mich mit überschlagender Stimme an.

Ich geh in die Eisen und sammele meine Gedanken, ich raufe Alles zusammen, was noch übrig geblieben ist.

„Frau Sylvia, das machen sie bitte nicht wieder, ich kann durchaus weniger besonnen reagieren!  Wir setzen jetzt zurück und sehen nach. Ich bin mir sicher, nur einen Haufen Dreck erwischt zu haben. Bin noch nicht einmal darüber gefahren!“

50m früher. Natürlich war es nur ein Rest von einem Heuballen.

„Das hätte aber auch ein Igel sein können!“, brüllte sie mich schon wieder an.

Ich stoppte die Uhr. € 5,10.

„So, wir haben Plusgrade. Sie können den Rest jetzt laufen!“

Wütend warf sie einen 5er hin und stolperte fluchend die Dorfstraße hinan.

Fast hätte die Mistkuh Schluckschwester noch den Igel tot getreten!

P.S.

Sylvia rief gegen 23:00 noch in der Zentrale an, zwecks Beschwerde! Sie schilderte  in allen Details, wie ich einen kleinen Igel geschreddert hätte. Da die Kollegen schon Feierabend hatten, wurde der Anruf natürlich auf mein Handy weitergeleitet.

Bevor es richtig peinlich wurde, habe ich sie dann aufgeklärt, wen sie an der Strippe hätte und bat  sie, doch bitte am nächsten Morgen anzurufen, aber bitte erst wenn der Pegel eine sinnige Unterhaltung möglich mache, ich würde meinem Chef schon mal vorab berichten. Das Gespräch war dann beendet und zu der Angelegenheit wurde bis Heute geschwiegen.

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