„Guten Morgen Soldaten!“

„Guten Morgen HerrTaxifahrer!“

Der HerrSoldat wollte von der Cocktailwelle nach Garlstedt, in sein derzeitiges Asyl chauffiert werden. Seine nicht unübliche Frage nach dem Preis konnte ich sehr genau beantworten, denn die Strecke hat jeder Kollege hier schon gefahren. Es kostet dorthin ziemlich genau € 23,50.

Statt dann umgehend den Weg zur Sparkasse einzuschlagen, ließ er mich erst mal fahren.

„Vor der Kaserne, vor dem großen Tor……“

lck

Da stand ich nun mit meinem angenähten Hals. Der HerrSoldat warf mir einen 20er herüber, stülpte seine Börse um, sie war komplett leer, nahm die Beine in die Hand und entschwand Richtung des Zivilen Wachgebäudes. Noch ist es üblich, sich zu legitimieren, bevor Zutritt zum Gefahrenbereich der Kaserne gewährt wird.

Es war gerade 4:00 und reichlich „Streat Meat“ in Hagen am Bordstein. „Scheiss auf die 3 Öcken, ich presche zurück ins Dorf!“, ordnete ich mir an. Besser gleich ’ne dicke Tour ergattern, der „Ché Guevara“ wird sicher ein Einsehen mit mir haben.

Und „bääääääämmmmmmm!“

Der Schutzpatron der Taxifahrer hatte wohl gerade Dienst im Großraum Osterholz-Scharmbeck. Der HerrSoldat Dussel hat sein Portemonnaie im Fußraum liegen gelassen. Der erste Fahrgast am Straßenstrich vor dem Pam Pam entdeckte es und reichte es mir. Ein kurzer Blick auf den Truppenausweis genügte und ein teuflischer Plan entwuchs in der rachsüchtigen Abteilung meiner Denkfabrik.

Zwischenzeitlich hatte sich auch schon der Delinquent bei der Zentrale nach einem HerrnTaxifahrer erkundigt, ich hatte „so schlechten“ Empfang, das ich nichts mit bekommen hatte.

Ich fuhr also Morgens mit Privatauto zur Lucius D. Clay-Kaserne.

Lucius Dubignon Clay war ein General der US Army und von 1947 bis 1949 Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland. 1978-1992 waren hier bis zu 2500 amerikanische Soldaten stationiert. In der Kaserne gab es sogar einen Burger King, eine Commisary und ein Bowlingcenter mit 12 Bahnen. Dort war ich sehr oft „eingeladen“. Es gab reichlich Whiskey- und Zigarettendealer dort. Auch sonstige Hardware, wie Musikanlagen, Sportgeräte, Klamotten konnte man dort steuerfrei erstehen. Das war eine sehr schöne Zeit, damals! Wer mehr darüber erfahren möchte, besucht bitte Tante Google oder besucht mich mit einer Galone Jim Beam!

Ich also mein Polöchen-Cabrio vor dem Zaun geparkt und zum Wachhäuschen gestratzt ,mich durch Vorlage meines P-Scheins ausgewiesen und als betrogener und grundehrlicher Taxifahrer geoutet. Ich trug vor, einen Ausweis zurück geben zu wollen, aber es müsste zwingend der Kasernenoffizier zwischengeschaltet werden, wegen der „vergessenen“ 3 Euronen.

wache

Gefühlte 1 Minute Später kam ein BW-Leasing-Passat vorgefahren und hatte den Auftrag, mich zu entführen zum Leiter der Kaserne zu bringen. Dort erwartete mich schon ein freundlicher Hauptmann mit der Kanne Kaffe in der einen und Telefonhörer in der Anderen. Seine Stimmung schlug um, denn offenbar hatte er meinen HerrnFahrgast an der Strippe. Ich verstand nur „Laufschritt, Mistkerl, Unwürdig, Unverzüglich, Auf direktem Weg usw.!“

Leider war ich während der kurzen „Belehrung“ des Schuldners nicht zugelassen, aber nach wenigen Augenblicken krabbelte Einer aus des Chiefs Büro, jammerte eine Entschuldigung, reichte mir einen 5er im Tausch gegen die Papiere und zog mit gesenktem Kopf von dannen.

Der Hauptmann verabschiedete mich mit dem Hinweis, er werde die ihm Unterstellten beim nächsten Rundbrief über Zahlungsmoral eines Soldaten informieren! Weiterhin würde er keine Konsequenzen einleiten, insofern ich auf Genugtuung verzichtete. Ich beschied, es bei der Demütigung zu belassen und schritt frohen Mutes zu meinem treuen Gefährt, überlegend, was ich nun alles mit dem schon verlustig geglaubten Reichtum anzufangen gedachte!

In letzter Zeit bieten die Zettis/Zeitschienen* aus der Logistikschule der Bundeswehr immer von sich aus an, etwas Vorkasse zu leisten.

Wie kommt das denn?

*Soldaten auf Zeit

2 thoughts on “„Guten Morgen Soldaten!“

  1. HerrTaxifahrer says:

    Aber, Aber HerrSteffen! Diese Zeiten sind vorbei. Einer Armee, die eine Probezeit anbietet, darf nicht zuviel abverlangt werden….

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