Vom Taxi- zum Bürger-Busfahrer

Liebe Taxi-Freunde und Solche die es waren oder vielleicht einmal sein werden!

Das ein Taxifahrer, nur weil er gelegentlich ein „Dickes“ Auto steuert auch gleichzeitig Großverdiener ist, gehört zu den Mythen, die dieses Gewerbe umgeben.

Jegliche, noch so klug ausgefeilten Versuche an das große Geld zu kommen scheitern an der Schlagzahl Stunden, mit der sich Sonne und Mond in ihrer Schicht abwechseln, oder an der völlig blöden Idee, Steuern abführen zu müssen. Taxi-Großunternehmer lasse ich mal Aussen vor. Der Chef verdient sicher besser als seine Angestellten, wenn er es aus seiner Warte richtig macht.

Da sich das Konsumverhalten unserer Kunden im Gegensatz zu früheren Jahren geändert hat, werden nicht mehr so viele Taxis benötigt.

Weil aber die Anzahl der Konzessionen nicht nach unten angepasst wurde, entstand über die jahre ein Überangebot. In einigen Kreisen oder Städten ist es sogar immer noch möglich, jederzeit an beliebig viele Konzessionen zu gelangen und weitere Wagen auf die Straßen, bzw. in die Warteschleife zu schicken.

In Großstädten verbringen Fahrer bis zu 300 Stunden pro Monat in ihrem Taxi, machen sich somit sich selbst zum Sklaven! Stundenlöhne von weniger als 3,00 € Netto sind bei solcher Strategie keine Seltenheit da hier nach Umsatzprozenten abgerechnet wird. Freizeit ist Schlafenszeit, Familie sind die Kollegen am Halteplatz, Ehefrau ist die Zentralistin, Oma die alte Dame die sie zum Bingoabend bringen! Der Verein ist die Funkzentrale, die Geliebte ist die „Taxi-App“! Kinder kennen sie aus Bullerbü………

Hier auf dem Land trägt es sich noch etwas beschaulicher zu und ich bin für meinen Teil der Meinung angemessen entlohnt zu werden.

Goldene Schlösser erwarten uns Fahrer auch hier draussen im Grünen nicht, aber wenigstens ist die Anzahl der Taxiunternehmer übersichtlich und es spricht sich schnell rum, wenn einer versucht, seine Angestellten aufs Kreuz zu legen und er steht ohne Chauffeure da.

Wenn ich Krank bin, bekomme ich Lohnfortzahlung, im Urlaub meinen Durchschnittslohn. Auf solche Dinge zu verzichten, werden Kollegen z.B. in Hamburg aufgefordert, um eine höhere Provision heraus zu schlagen. Alles am Rande der Legalität, ich sag nicht von welcher Seite man schauen muss! Deshalb findet ihr diese Fahrer oft einigermaßen verschnupft in ihrem Wägelchen vor! *krank* können sie sich nicht leisten. Urlaub kennen sie aus dem Internet!

Warum überhaupt diese Taxiregeln mit Tarif und Konzession?

In den Blütezeiten der Bundesrepuplik, bis hin zum Ende der 80er-Jahre wurde dringend Taxis benötigt, um zu verschiedenen Anlässen Fahrgäste an jedem Ort und zu jeder Zeit zu befördern.

Die Nachfrage förderte umgehend ein paar Raubritter zu Tage, welche ihre Fahrgäste nach Strich und Faden ausnahmen und oft reichlich gefleddert nach Haus zu bringen. Fahrpreise wurden nach Gutdünken verlangt und eingetrieben.

Das zog die Behörden auf den Plan und so etwas wie eine Taxigesetz ward geboren. Von nun an durfte nur noch mit staatlicher Erlaubnis transportiert werden und auch der Preis war vorgeschrieben, zu welchem dies zu geschehen hatte, um die Kunden zu schützen.

Im Gegenzug erhielten die Taxiunternehmer die Garantie, das nur eine begrenzte Menge Konzessionen erteilt werden würde, um allen Beteiligten ein gutes Auskommen zu ermöglichen.

Und da sind Heute leider nur noch die Pflichten der doofen Taxifahrer übrig geblieben. Das Land wurde mit Konzessionen überschwemmt, die Fahrpreise niedrig gehalten und der Billig-Konkurrenz Tür und Tor geöffnet.

Die Taxi-Zunft besteht aus einem maroden Haufen zuviel arbeitender Selbstausbeuter. Jeder ist sich selbst der Nächste. Nur wenige leisten sich den Luxus zu demonstrieren oder vor Gereicht zu ziehen, statt sich in die Warteschlange vor dem Airport einzuordnen. Immer mehr Varianten der Tourenvermittlung traten auf den Plan.Um auch wirklich die ganze Wiese abzugrasen, haben sich einige Fahrer-Genossen gleich bis zu 3 Zentralen angeschlossen, zusätzlich noch die eine oder andere Taxi-App aktiviert und endlich brummt es wieder. Leider müssen die dann auch bis zu 15 Prozent vom Umsatz an die Vermittler abgeben, was dazu führt, wieder 30% mehr am Steuer zu bleiben. Unter dem Strich bleibt dem Typ hinter dem Lenkrad ein Bruchteil dessen über, was andere durch ihn verdienen.

Sogenannte Service-Offensiven grenzen diverse Taxler aus. Ein toller Daimler, sobald er ein gewisses Alter erreicht, wird den Kunden nicht mehr zugemutet. Immer mehr Leistung für gleiches Geld sollen die Kunden erhalten, statt einfach die paar Deppen auszusieben, die nicht auf den Platz vorne Links gehören. Die Sanktionen für betrügerische Taxifahrer müssten einfach besser greifen. Statt 100.000,00 Öcken für ein Gutachten auszugeben, sollte besser in die Ausbildung und Kontrolle der Fahrer investiert werden. Alle Fahrer mit gehobenem Interesse bejahen dies. Solche Maßnahmen dürfen aber auf keinen Fall kommerzialisiert werden und gegen Gebühr erfolgen.

Und jetzt hecheln da auch noch Weltkonzerne durch das Land, versprechen mit geilen Geiz-Preisen einen noch besseren Service. Schlips und Anzug sollen sie wieder Tragen, die Herren und Damen in ihren Karren, die sie ihr Eigentum nennen. Kein Taxischild oder eine Identifikationsnummer ziert ihre Karosse, lediglich die Endzahlen des Nummernschildes lassen die Vertragspartner zu einander finden. Und natürlich unterstützt vom schlauen Phone, per GPS und Datensammeldienst und Abkassier-App!

Die „Neuen“ Fahrer rekrutieren sich aus den -ubrig- Gebliebenen der Existenzgründer, die das erste Jahr Förderung des Arbeitsamtes -uber-lebt haben und nun zum steuerfreien kutschieren aufbrechen, immer der Million entgegen. Goldrausch könnte man es nennen. Bloß wenn die bemerkt haben, das ihr Autochen jetzt öfter einen Schaden hat und man auch noch tanken muss, bleibt für eine Gewerbeanmeldung und Steuern zahlen nichts mehr -ubrig-.

Die Krankenkasse wird wird vom Arbeitsamt oder Arbeitgeber durchgeschliffen, somit keine zusätzlichen Kosten. Sie fahren ja eigentlich sowieso nur aus Nächstenliebe!

Hier auf dem flachen Land, in der etwas dünn besiedelten Marsch, lohnt es sich nicht, sehr viele Buslinien zu unterhalten. Um dennoch einen Grad an Mobilität für seine Einwohner zu bieten, wurden Landauf, Landab Anruf-Sammeltaxi-Linien ins Leben gerufen. In den letzten 4 Jahren durfte ich miterleben, wie ein neues Transportsystem installiert wurde und es sich endlich Anfängt, für den Unternehmer zu rechnen. Mittlerweile sind 80% meiner Aufträge im Spätdienst AST!

Doch nun droht hier in der Einöde auch noch ein Moloch aus der Erde zu krabbeln.

Ein neuer Verein wird Hier und Dort gegründet, um steuerlich begünstigt, zum Nutzen der Allgemeinheit und unter Ausnutzung von Gratis/Billig-Arbeitskräften (Ehrenamt,Haha) einen Bürgerbus-Service zu installieren.

Jetzt fährt der Bürger sich also selbst.

Das schöne ist an so einem Bürgerbus, das das Individuum als entlassener Taxifahrer in der Funktion als Arbeitsloser nichts für die Fahrt bezahlen muss. Er darf sogar den Bus lenken, den er vorher schon fuhr.

 Nur jetzt wird es sein Hobby!

 

Was ich mir wünsche:

Die offizielle Schwarzarbeit der großen App-Anbieter (Und ähnlicher Trickser) unterbinden

Anzahl Taxen anpassen

Betrügern den Taxischein entziehen, sofort

 

P.S.

Neulich in einer Kneipe hier auf’m Kuhdorf:

“ Ich möchte nach Hause!“

„Soll ich nen Taxi rufen oder möchtest du was günstigeres?“

Geht hier auch schon los, im Kleinen……..

 

 

 

4 thoughts on “Vom Taxi- zum Bürger-Busfahrer

  1. Man könnte auch, wenn nicht bald eingelenkt wird, für die Zukunft sagen.

    „Es kann vorkommen, dass die Nachkommen mit dem Einkommen nicht auskommen, deshalb umkommen oder verkommen, tja kann vorkommen!“

    Aber sind die Fahrten wirklich Rückgängig? Ich red jetzt mal von der Stadt. Oder ist es vielmehr so, dass durch die „Großraumdinger“, liebevoll auch Kuchenbuden genannt, der Markt „zerstört“ wird?
    Wie komme ich darauf?
    Ich weiß jetzt nicht wirklich wieviele Kuchenbuden wir mittlerweile hier in Dresden haben, da mittlerweile immermehr von diesen Touran als 6 Sitzer (was in meinen Augen verboten gehört) hier rumgurken. Ich schmeiß einfach mal die Zahl 100 in den Raum. Angenommen von diesen macht jeder im Schnitt nur eine Fahrt mit mehr als 4 Personen am Tag. So heißt das, dass 100 Taxen nicht bewegt werden. In der Woche sind das 700, im Monat 2.800 Fahrten die wegfallen. Diese Zahl muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.
    Der Zuschlag von lächerlichen 5 Euro entspricht nicht dem Preis der Durchschnittsfahrt. Werde ich hier als Normales Taxi nicht sogar benachteiligt? Dies widerum ist laut Gesetz nicht erlaubt. Meinetwegen soll es doch diese Kuchenbuden in der Stadt geben, aber der Zuschlag sollte auf mind. 10 Euro angehoben werden, dass der Kunde überlegt die Strecke für 7,50 mit 2 Taxen zu fahren. Denn der Großteil dieser Fahrten bleibt unter 10 Euro.

    Was günstigeres bestellen? Wie was? Hätte mich interessiert!

    • HerrTaxifahrer says:

      Ich fahre wochentags von 15:00 bis 1:00. Nach Bedarf etwas länger, oder bei Vorbestellungen.5 oder mehr Personen nur vielleicht 5 % der Aufträge, ausgenommen Schule, Seniorenheim, Lebenshilfe. Der Löwenanteil meiner Touren besteht aus AST. Kaum eine Kneipe hat hier länger auf als 22:00, da fällt nichts an. Zwischen 1:00 und 6:00 erreichst Du bei uns keine Taxis mehr. Rund um die Uhr wird bei uns nur vor Feiertagen und Freitag/Samstag Nacht angeboten. Bedarf in diesen Zeiten ist vorzubestellen und wird gemäß Gesetzt auch immer ausgeführt, egal Wann und wie Weit, um der Beförderungspflicht genüge zu tun.
      Ich kenne die Zeiten nicht mehr, als hinter jedem Busch ein Taxi wartete, auch an Werktagen. Aber es geht die Sage um, das sehr viel mehr außer-häusig gefeiert wurde. Wir habe im ganzen Landkreis auch gar keine Halteplätze. Da würde nur der Teer flacher, sonst nix!
      Auch bei uns gibt es die Mehrsitzer, in der Regel 9 Plätze. Etwa ein Drittel der Taxen sind das am WE Abends. Viel verlieren wir dadurch nicht an Touren, weil in der Regel 4 Kids den Preis allein bezahlen, und die anderen schnorren. Hätten wir hier 2 Wagen, würde eine Hälfte gar nicht mit zur Disco, Osterfeuer oder Zeltfete fahren.
      Wenn ich am WE eine Kuchenbude fahre, sind vielleicht 50-60% Zuschlagsbewährte Aufträge. Freitags vielleicht sogar nur 30%, weil nur wenige in die Disco fahren.
      Die Zukunft des Fahrdienstes liegt in der Bündelung der Fahrgäste. Und zwar als Sammeltaxi, auf explizite Bestellung. Leider sind die vorhandenen Modelle noch viel zu steif. Allein der Verwaltungsaufwand für eine Sammeltaxifahrt einer Person beträgt 6 Formulare (mindestens!) und dauert gut 6 Minuten!
      So ein Freak wollte ja letztes Jahr in Frankfurt damit durchstarten, ein Verkehrsmittelübergreifendes Konzept vorzustellen. Gescheitert ist er an seiner Gier/Größenwahn und vollkommen inkompetenten Beratern. Sie haben echt erwartet, das sämtliche Verkehrsbetriebe mitmachen, auf Margen verzichten und das auch noch ohne gefragt zu werden.Der wäre auch gescheitert, wenn die Öffis mitgemacht hätten. Denn er hatte versucht, die Taxileute einzuwickeln, so mit Bonusauslastung in Toten Zeiten und so. Alles Geschwafel. Viel zu großes Thema.

      Aber da muss angeknüpft werden und zwar Regional. Natürlich mit Schlau-Fon usw. aber ohne Megakommerz, sondern zur Erhaltung der Arbeitsplätze in unserem Gewerbe und der Mobilität unserer Einwohner. Und damit geht auch die Attraktivität der Region wieder in die Höhe.

      Und vielleicht wird es in 10.000 jahren auch Möglich sein, das alle an einem Strang ziehen. Das wird nämlich die Grundbedingung sein, damit so etwas auf geht. Kein Worlwide Megaflop mit zwei Abzockern oder so, sondern ein Heilewelt-Dorf-Verbindungs-Sytem. Schnell, individuell, gemeinsam, verfügbar und dann auch noch preiswert!

      Oder was?
      Ich darf doch wohl noch träumen!

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