Alles Wurscht!

Mein Fahrgast befand mich ob meiner Grill-Künste für würdig, einige seiner köstlichen Bratwürste aus Wildschwein und was noch sonst so im Wald lose herum lief -zwecks Versiegelung mit Röstaromen- in meine Hände zu übergeben.

Nicht ganz unschuldig war sicher auch mein Sabbern, wenn wir über Wildbret plauderten. Während so einer Taxifahrt kann man nebenbei so einiges aus über Flora und Faune lernen, wenn ein Fahrgast über seine Leidenschaft doziert.

Ich war immer so konzentriert beim Zuhören, das ich während einer Tour sicher ein Dutzendmal erinnert werden mußte, wohin es überhaupt ging. Das war schon grenzwertig.

Die Würste sind nun Geschichte, im doppelten Sinne.

Danke, sie waren lecker!

 

P.S. Wer sich über die Musikauswahl wundert: Ich „fand“ einen USB-Stick mit den Top 100 der einzelnen Jahrgänge von 1923 bis Heute. Und den lasse ich „random“ laufen. Es ist eine Wucht, solche alten Gassenhauer als Abwechslung zu hören!

Nochmal Danke an den Kollegen Hinrich, der den Stick zusammen mit mir fand! 🙂

Nasenstüber

Gelegentlich weise ich meine Fahrgäste auf die Anschnallpflicht -auch im Taxi- hin, ganz besonders unter dem Hinweis „ich bremse auch für Tiere“! Auch betone ich gern, das so ein Aufprall gegen die Windschutzscheibe nicht gut für den Teint ist.

Nun, ich schaue dann kein zweites Mal hin, ob alle Fahrgäste den Gurt angelegt haben, ausser bei Kindern, da sehe ich mich in der Verantwortung.

Als Nachtfahrer in unserer sehr ländlichen Gegend mit vielen kleinen Wäldern habe ich ständig mit Tieren, welche vor mir auf die Fahrbahn laufen zu rechnen. Und so jeden zweiten Tag -im Schnitt- stehe ich voll auf der Bremse, um Leib und Leben irgendeines Vieches zu retten und/oder das Blech/Plastik meines Taxis vor Schaden zu bewahren. Unsere Wagen sind allesamt mit sehr guten Bremssystemen ausgestattet, sodass außer bei Schlag- oder Eisregen, einer Vollbremsung Nichts entgegen steht. Also ausbrechen, schleudern und so weiter. Lenkung geradeaus!

Die Gesetzeslage sieht vor, das ich auch auf ein ggf. hinter mir fahrendes Fahrzeug achten muß und das dieses nicht durch meine Voll-Bremsung in Bedrängnis kommt. Das ganze dann noch unter Berücksichtigung der Größe des vor mir auftauchenden „Hindernisses“ und der daraus folgenden Bedrohung für mich und meine Fahrgäste.

Nun zum Sachverhalt, der mich veranlasst, euch mit diesem langweiligen Kram zu nerven:

Ich fuhr besetzt mit meinem Taxibus durchs Dorf, mit so 40-50 km/h. Da rennt von Rechts kommend ein Fuchs über die Straße. Ich gehe in die Eisen und das Tier kann knapp vor mir unbeschadet die Straße passieren. 3 Passagiere hatten sich leicht erschreckt, was auch anzunehmen ist, wenn man nicht mehr ganz nüchtern ist und sowieso dem Taxifahrer die Beobachtung des Verkehrs überlässt.

Nummer 4 hatte es sich im Bus auf der hinteren Bank bequem gemacht und war mit der Nase etwas sehr heftig gegen eine der Kopfstützen der mittleren Reihe geprallt. Nachdem er den größten Schmerz „verdaut“ hatte, hielt er mir vor, viel zu fest gebremst zu haben. Er sei angeschnallt gewesen, sagte er auf Nachfrage.

Nun meine Frage:

Darf ich eine Notbremsung vornehmen -kein Verkehr hinter mir-, nur angeschnallte Fahrgäste, oder muß ich auch in diesem Fall riskieren das „Hindernis“ zu überfahren und ggf. den Sachschaden am Fahrzeug hinnehmen, um Insassen nicht zu gefährden?

Wie seht ihr das? Kennt ihr Urteile dazu? Ist euch das auch schon passiert? Wie sind euere Prioritäten?

Ich habe hier nur etwas zum rückwärtigen Verkehr gefunden.

Als Mitfahrer in Linienbussen gibt es Urteile, wonach der Fahrgast selbst für seine Sicherung verantwortlich ist. Er muß auch den Verkehr im Auge behalten, weil es dem Busfahrer nicht zugemutet werden kann, auf jeden einzelnen Mitfahrer einzugehen. Allerdings deckt das auch keine Vollbremsung.

Beifahrer (II)

Der Mentalist

Er hat Visionen und kennt die Tagesabläufe und Gewohnheiten sämtlicher Dorfbewohner und Autofahrer!

  • „Pass auf, der $nachbar kommt um diese Zeit immer aus dieser Straße, auuuufpassen!“
  • „Die Straßenbeleuchtung schaltet gleich ab!“
  • „Nicht dort entlang, $firma hat gleich Feierabend und es gibt einen Stau!“
  • „Die Ampel springt gleich auf „Rot“!“
  • „Der vor uns bremst!“
  • „Achtung, wir werden überholt!“

Wenn ihr den Fahrer zu sehr nervt, passiert das schon einmal! :-)

Wenn ihr den Fahrer zu sehr nervt, passiert das schon einmal! 🙂

 

 

Superwoman

Sie hat es drauf!

Ihr Radar und Röntgenblick ist die perfekte Kombination für ein Frühwarnsystem.!

  • Sie erkennt Fußgänger welche 500m vor uns die Straße überqueren und teilt es mit.
  • Sie kann am rechten Fahrbahnrand geparkte Autos sehen und zur Vorsicht mahnen!
  • Sie kennt die „Rechts vor Links -Regel“ und kündigt Ampeln an!
  • Im Kreisverkehr wackelt ihr Kopf so komisch, weil sie versucht, alle Schilder gleichzeitig zu analysieren.
  • Wenn sie sagt:“Langsamer werden, wir sind gleich da!“, haben wir noch gut 5 Minuten zu fahren.
  • Wenn sie sagt:“An der nächsten Laterne anhalten!“, ist ihr folgender Satz: „Nicht diese hier, die Nächste!“

 

Wenn „Klappe halten“ einfacher gewesen wäre!

An diesem Sonntag schaute pünktlich zu Dienstbeginn die Sonne zwischen den Chemtrails Wolken hervor, als ein junger Mann neben mir Platz nahm und nach Haus ins Dorf gefahren zu werden begehrte. Ich nahm die Herausforderung an und startete den Wagen.

Es herrschte Stille im Taxi, denn ich hatte das Radio ausgeschaltet, mich nervt das Gedudel nach einem langen Wochenende. Der Fahrgast hatte es sich gemütlich gemacht und schien die Erlebnisse des Tages Revue passieren zu lassen, auch er blieb still.

Zuerst überlegte ich, das Radio doch anzuknipsen, um die aufkommende unheimliche Ruhe zu durchbrechen, manchmal packt mich bei solchen nichtssagenden Beifahrern einfach der Aktionismus.

„Taxifahra muuuuhs füüüür gute Lauuuuuneeee soooorgen!“

Da kam mir ein Pärchen am Straßenrand gerade Recht. Als ich nach links abzubiegen plante, musste ich wegen eben diesem meine Fahrt unterbrechen, sie überquerten eine Kreuzung, blockierten meine Spur. Er ging voran, einen Babywagen schiebend, sie etwa 3 Schritte dahinter. Genug Zeit, das Trio zu bestaunen. Baby und Mann warne uninteressant, aber die Frau, sicher, auch auf den zweiten Blick eine Frau, die hatte etwas.

Sie zog ein Gesicht, eine Hackfresse wäre beleidigt davon gerannt, bei dem Anblick. Die ausgeleierten Lefzen überlappten die Wangen wie bei einem sehr alten Bergrettungshund, das Kinn berührte fast den Bürgersteig und sie drohte gefährlich zu stolpern, ähnlich eines an Narkolepsie leidenden Ackergauls.

Ich neigte den Kopf gen meines Fahrgastes und sagte:

„Man, man, man, was ist das für ein hässliches Gesicht an so einem schönen Sonntag!“

Er schreckte aus seinem Koma auf, starte mich leicht irritiert an, fand aber sogleich wieder die Fassung und sank wieder in seinen Ledersitz und antwortete:

„Tut mir leid, wenn ich so gucke, aber ich hatte den ganzen Tag Konfirmation, das war anstrengend und meine Laune war schon Heute Morgen nicht die Beste!“

„Oje, was war das denn?“, dachte ich und suchte nach einem Ausweg aus dieser etwas verschrobenen Situation.

„Ähäm, ich meinte nicht dich, hast du nicht die Olle an der Kreuzung gesehen?!“

„Nee, war kurz eingenickt, aber du hast schon Recht Herrtaxifahrer, ich versuch gleich mal zu lächeln, aber viel versprechen kann ich nicht!“

Den Rest der Tour grinsten wir dann um die Wette, ich vor Scham, weil ich wieder einmal in so einen Fetteimer getreten war und er, weil er endlich auf andere Gedanken gekommen war.