Einer der essentiellen Gründe, weshalb ich mich 5-6 Tage die Woche mit dem Taxi durchs platte Land quäle, ist die Freude darauf, am Ersten des Folgemonats ein erkleckliches Sümmchen von meinem Chef überwiesen zu bekommen.
Ich habe zwar regelmäßig Kollegen, meist Frührentner oder Pensionisten, welche behaupten, diese Tätigkeit nur aus Lust an der Freude, nur so zum Spaß zu betreiben. Jedoch, soweit mir bekannt, hat noch Niemand unter ihnen auf sein Salär verzichtet!
Ich arbeite also für Geld. Um an Es heranzukommen muss ich es vorher mühsam von meinen Kunden einsammeln und meinem Chef geben, damit er wiederum seiner Frau etwas schönes kaufen kann und falls danach noch etwas übrig bleibt, es unter mir und meinen Kollegen aufzuteilen und es auf unsere Konten zu überweisen. 🙂
Dieser Artikel handelt vom Einsammeln. Beispielsweise geht das dann so von statten:
„Das macht € 27,50!“
„Hier, bitte, mach dreißig!“
Das ist dem Taxifahrer das Liebste, das ihm passend zum Rechnungsbetrag die Scheine geliefert werden, somit auf das ermüdende Ausrechnen und die nachfolgende Suche nach einem Haufen Hartgeld in den Katakomben des verschlissenen Kellner- Portemonnaies verzichtet werden kann.
Ein anderes Beispiel:
„Das macht € 10,90!“
„Machen sie bitte Zehn! Ich habe sonst nur noch einen Fünfziger, den möchte ich nicht anbrechen!“
Hohl! Total hohl! So etwas gehört sich nicht! Diesen Spruch höre ich wenigstens einmal pro Woche. Wahrscheinlich gehen die dann am nächsten Tag zu Omi, um zu zeigen wie sparsam sie waren, um noch eine Belohnung zu kassieren! Abrunden ganz allgemein ist so eine Sache. Gelegentlich biete ich es Stammkunden an, welche sich im Vorfeld mittels verschwenderischem Umganges mit Trinkgeld qualifiziert hatten. Und nur ich, nicht der Kunde darf das vorschlagen!
Neulich hatte ich noch diese ältere „Dame“. Verflixt, ich bin ja selbst schon fast alt!
„Das macht € 3,00, bitte!“
„So, Moment, ich hab`s passend!“ *klimpern,klappern,schaben* ,*such* , *grab* Ich hab’s gleich…..hier Bitteschön!“
„Das sind nur € 2,80, hier, sehen sie“
„Mehr habe ich nicht!“
„Wie bitte? Aber es klappert doch noch in ihrer Börse!“
„Das sind EURO-Stücke, die brauche ich für’s Sparschwein!“
Das ist so eine Sache, bei der ich gern die Einkommenssituation in unserer Branche anspreche und darlege, was das hochgerechnet auf 10 Jahre für mich bedeute. Murrend wird anschliessend der Betrag mit den „Sammlermünzen“ ausgeglichen, nicht ohne den Hinweis an mich, das die Spardose schließlich nicht für sie selbst, sondern für ihre Enkelin angelegt sei! Taxi-Bafög quasi! 🙂
Und einen hab ich noch:
„Das macht € 2,00!“
„Hier, das reicht. Ich hab bei 2,43 aufgehört zu zählen!“
Der junge Mann öffnete seine gefalteten Hände und schickte sich an, mir zu signalisieren, ich möge doch mein Portemonnaie öffnen, damit er die vielen Cent- und Zweicent-Stücke da hinein purzeln lassen kann. Ich liess mir das Kleingeld in die Hand schütten und gleich auf den ersten Blick – ich bin Ausgebildeter Wert-am-Gewicht-Erkenner- stellte ich einen Fehlbetrag fest.
„Da fehlt noch etwas, es sind höchstens € 1,67!“
„Das war alles, was ich gefunden habe, ich dachte das wäre genug!“
„Beim nächsten Mal lasse ich dich stehen, wenn du nicht genügend dabei hast!“
„Oh, Danke, ich bezahle dann auch freiwillig das Doppelte!“
Er hatte oft nicht genug und ich habe ihn trotzdem nie stehen gelassen. Das Doppelte zahlt mir hoffentlich eines Tages mein Karma zurück!
Und dann sind da noch die Patientenfahrten, welche von den Kassen bezahlt werden. Und diese Kassen sind gnadenlos. Wenn da nur ein Punkt auf dem vom Arzt ausgestellten Transportschein fehlt oder falsch gesetzt ist, können wir den nicht abrechnen und müssen Tage- und Wochenlang hinter irgendwelchen Änderungen hinterher laufen/fahren.
Bei der Abholung der Kundin an der Praxis:
„Ihren Transportschein, bitte!“
„Hier, da ist er schon.“
„Der ist nicht für diesen Arzt!“
„Ich habe keinen anderen Schein, geht das nicht so!?!“
Nein, das geht so nicht. Vor einigen Jahren hatten die Kassen schon einmal sämtliche Patientenfahrten aus ihrem Paket heraus genommen, weil die Leute auf „Schein“ zum Friseur oder Bäcker gefahren waren. Nach Installation eines aufwändigen Genehmigungssystems übernahmen die Kassen wieder die Fahrten, wo wo sie notwendig und gerechtfertigt waren!
Als Abschluss möchte ich nur noch klarstellen, was ich bezüglich der Taxirechnung von Fahrgästen erwarte. Ich möchte einfach nur genau den betrag haben, der an der Uhr angezeigt wird, oder den geltenden Tarif für das Sammeltaxi, oder den passenden Transportschein von der Krankenkasse.
Über Trinkgeld freue ich mich immer sehr, es ist aber absolut keine Bedingung. Und wenn das Geld einmal nicht reicht, ist Ehrlichkeit eine Form der Höflichkeit.
Weiterhin Gute Fahrt!