Es begab sich am Morgen des 7. Tages folgendes, dem männlichen Geschlechte nicht untypisches Gebahren:
Gegen 4 endete die Musik auf der Zeltfete in Kransmoor. Als ich eintraf, lag bereits Taxinotstand vor und wie gewohnt torkelte, krabbelte und hüpfte eine Horde frisch gebackener Zombies vor den Wagen. Sie hatten sicher alle Angst zu Staub zu zerfallen, denn der Sonnenaufgang stand in Kürze bevor. Auf der Motorhaube oder die Reifen mit ihren Körpern blockierend flehten sie mich um Beförderung in die heimischen Katakomben an.
Mein Wisch-Handy zeigte aber einen ganz bestimmten Fahrgast an, welcher mir zu meinem Fortune auch noch visuell bekannt war, leben wir doch in dem selben Dorfe. Zwar war sein Konterfei ob des massiven Alkoholkonsums erheblich deformiert, aber dieser Anblick gehörte schon zum Standartrepertoire. Ich entdeckte ihn irgendwo hinten, als er sich am Kofferraum zu schaffen machte. Sicher, um im Dunkel zu verschwinden. Erst später würde sich die Wichtigkeit seines Handels für mich ergeben.
Ich zog meinen Fahrgast aus dem Gewusel und an ihm hing noch ein weiterer, welcher, so teilte mir mein fahler Freund mit, auch mitgenommen werden sollte.
Als meine Ladung angeschnallt, die Türen geschlossen und die restlichen Gestalten abgeschüttelt waren, bekam ich als Ziel das Pam Pam in Hagen genannt. Mann müsse dort dringend etwas erledigen. Danach sollte ich seinen Kumpel am Ortsausgang ausladen, um dann wieder zum Pam zurück zu kehren.
Geflissentlich führte ich die Anordnungen aus und begab mich zum Pam. Auch dort gebar der Ausgang reichlich übernächtigte Partygänger. Hangover war gestern! Diese hier wirkten auf mich, als seihen sie nur noch Überbleibsel ihrer besoffenen Seelen.
Umgehend hatte ich, obwohl nicht frei – Taxi-Lampe aus! – zwei dem Anschein nach früher einmal weiblich ausschauende Monstren im Fond sitzen und ihr Blick bedeutete mir, mich nicht zu weigern oder dumme Fragen zu stellen.
„Los, wir wolln nach $hause!“, befahl die eine von den Beiden – später von der etwas frischeren als – Mutti bezeichnet.
Unter Einsatz meines Lebens verwickelte ich sie in ein belangloses Gespräch über den Taxitarif, in der Hoffnung, mein „richtiger“ Fahrgast tauche gleich auf. So geschah es dann auch. Er kannte die Beiden und lud sie ein, mit ihm zu fahren, er würde selbstverständlich die Kosten übernehmen. Aber wir müssten jetzt erst noch schnell zum Bäcker Fraasch in der Ortsmitte, denn im Pam hätte es wegen Ladenschluss des Imbiss keine Baguettes mehr gegeben. Und ohne Backwaren könne er nicht zurück nach $hausevonihm.
Der Bäcker Fraasch öffnet eigentlich erst um 7 Uhr. Aber einige Auserwählte kennen ein Klopfzeichen, mit dem sich ein Seiteneingang öffnen lässt und so kommen Frühaufsteher oder die Discobesucher früher an die Teigrundlinge. So geschah es dann und ich lenkte gen $dorfwoerwohntunddiefrauenauch.
„So, jetzt bring wir ers mah die „Mädchen“ nach Hause und dann mich!“, nahm ich die neue Order entgegen.
Des Duos am Zielort entledigt, steuerte ich gen $seinzuhause.
„Nee,Nee, geht noch weiter. Jetzt müssen wir noch nach $ortstzeilwoHerrtaxifahrerwohnt, zum schönsten Mädchen der Gegend, die Brötchen abgeben. Eigentlich hatte ich ja Baguettes versprochen, aber ich hoffe sie mag auch Brötchen!“
„Häh, wie,wo,was? Wer soll die Lieferung bekommen? Hier sind doch alle glücklich verheiratet!“ Oh Mann, was hat sein Bregen für Gifte ausgeschüttet, die ihn zu solchen Taten veranlassen. Wahrscheinlich war keines kompatibel mit Alkohol.
Er nannte mir einen Namen. War mir bekannt und lenke das Taxi dort auf den Hof. Höflich warte ich in einem Sicherheitsabstand in der Einfahrt. Die Scheinwerfer leuchten den Eingang perfekt aus und ermöglichen mir das Schauspiel zu verfolgen.
Der frisch verliebte schreitet auf dem Weg zu seiner Auserwählten in Richtung Hauseingang. Die Tüte mit den Brötchen in der Hand wie einen Strauß Blumen, oder wahlweise wie ein eben erlegtes Stück Wild präsentierend betätigt er den Klingelknopf. Es ist bereits 5:30 als er immer ungeduldiger den Taster in immer kürzeren Abständen niederdrückte, in Erwartung seiner Traumfrau.
Ich lachte mir ins Fäustchen, als sein „Schwiegervater in Spe“ – anstatt seiner Holden – wutentbrannt vor die Türe trat. Mit einem kurzen Statement – er hat sich nicht getraut, gleich um ihre Hand anzuhalten – übergab der Freier die Beute.
Die Zeremonie endete mit einer kurzen Fahrt ¢zuihmnachhause.
„Oh,Oh, ich glaube, das ich jetzt zuviel auf eine Karte gesetzt habe. Eine zweite Chance wird schwer zu bekommen sein!“, jammerte der Liebeskranke vor sich hin.
Und ich muss jetzt nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten, mich bei meinem Nachbarn zu erkundigen, wie die Ofenfrischen geschmeckt haben!