An einem Freitag sollte HerrTaxifahrer das erste Mal seinen Dienst hinter dem Lenkrad antreten. Geschniegelt und gestriegelt begab er sich in die heiligen Hallen der Zentrale zur Schlüsselübergabe.
Zuerst stellten sich die anwesenden Kollegen vor.
Aha, das waren sie also, die Knechte der Nacht, die Chauffeure des Grauens. Ich fand alle ganz nett! Die Namen würde ich leicht binnen eines
Jahres auswendig können.
Diese Nacht seien wir mit 8 Wagen unterwegs, hat mir die Kollegin von der Disposition sehr freundlich erklärt und dann auch noch aus eigenen Erfahrungen Tipps gegeben, wie das so in der Praxis mit dem Taxifahren funktioniert!
Das theoretische Wissen hatte ich 2 Tage vorher unter Beweis gestellt und die Ortskenntnissprüfung bestanden. Straßen und Locations in über 20 Ortschaften hatte ich gepaukt. Vom Klauenpfleger bis zum Zahnarzt, von der Imbissbude bis zum Puff, jede mögliche Anbindung und Verbindung hatte ich nach 4 Wochen Büffeln in Petto!
Davor lag noch ein Gesundheits-Check, dessen Hürden im Seh- und Reaktionstest zu nehmen keine besondere Herausforderung darstellten.
Meine Gedanken drehten sich von nun an nur um den Umstand, das in Kürze völlig fremde Menschen einstiegen und bestimmten, wo es lang ginge!
Mir Frischling wurde zum Ausgleich ein sehr „Erfahrener Kollege“ zugeteilt, ein Mercedes mit 600.000 Kilometer auf dem Tacho.
„Der bringt dich überall sicher hin. Keine Straße, die der noch nicht durchfahren hat!“
Der ausgelutschte Ledersitz, so er den Namen überhaupt noch verdient, entpuppte sich als taxifahrer-schluckender Moloch. Mit Müh und Not konnte ich verhindern, von seinen Ritzen eingesaugt zu werden.
Gerade die höchste Sitzeinstellung befand ich als annähernd minimal-komfortabel, um die nächsten Stunden zu überstehen, ohne mit dem Podex über das Pflaster geschliffen zu werden.
Bevor ich den Motor anwarf, notierte ich den genauen Kilometerstand, sowie meinen Namen, die Uhrzeit und das Datum auf meinem Tourenzettel.
Endlich konnte ich das Triebwerk starten. Ich entschied mich für diese Bezeichnung, weil ich die Geräusche während der ersten Kompressionen erinnerte.
Seinerzeit (1979) flogen B52-Bomber der US-Airforce über unseren Barracken im Fort-Bliss, Texas, nach Alarmstarts einige Schleifen. Das Getöse, welches Entstand, wenn sich die aufeinander prallenden Schallwellen trafen, die Resonanzfreqenz erreichten, entsprach ziemlich genau dem tackernden Nageln des W 210-er-Diesels!
Unerschrocken nahm ich Fühlung auf, um, wie ich es aus meiner Bremer Zeit von erfahrenen Taxifahrern abgeguckt hatte, leicht untertourig die Einfahrt auf die Hauptstraße zu nehmen. Ganz langsam übte ich das Gas zu geben und zu Bremsen. Kein Fahrgast sollte durch unnötige Beschleunigungen zum „Kopfnicken“ gebracht werden.
Voller Stolz brach ich auf, meine Fahrgäste „hochherrschaftlich“ zu kutschieren!
Fortsetzung folgt…..