An jeden 1. eines Monats oder seinem Äquivalent öffnete sich der Geldhahn und der Bankautomat spie eine stattliche Summe aus dem dafür extra eingebauten Auswurfschacht.
„Moin Taxifahrer!“ begüßte er mich, das Procedere war alle paar Wochen gleich. Er hatte sich ein Taxi bestellt, das ihn zuerst zur Bank, dann zum Aldi, danach zum Schwimmbad chauffieren möge.
Auf der Bank würde sein Geld nur verfallen, deshalb leerte er sein Konto an jedem Zahltag bis auf den letzten Cent. Und……: „Was weg ist, ist weg!“, das kann mir keiner nehmen. Dabei bezog er Hartz 4, was seinen Spielraum „etwas“ einschränkte. Das er sparsam war konnte man leicht erkennen. Die immer gleiche Hose, grau, mit verschieden getönten Schatten/Flecken, das weisse kurze Hemd, weiss nur noch an den Stellen, wo die ausgeleierten Hosenträger anlagen, welche das Beinkleid gerade so noch über dem Schambereich fixierten. Bauchnabelfrei, schien er anzunehmen, würde bei der Jugend ja auch so praktiziert und modisch alledem! Die Miefglocke, die ihn umgab, traf immer schon eine geschlagene 1/4 Stunde vor ihm am Taxistand ein.
Nun , zuerst fuhr ich ihn zum Aldi, Toastbrot, Butter, Marmelade und Mortadella für einen ganzen Monat. Sonst nichts! Er könne nicht mehr für Essen ausgeben, denn er benötige den Rest noch, für wichtige Unternehmungen.
Wir hielten kurz bei ihm zu Hause an, entluden die Lebensmittel und setzten die Fahrt fort, nach Bremerhaven. Ziel war das Bad 2 in der Schillerstraße. Bei unserer ersten Begegnung konnte ich nicht umhin, zu fragen, was er dort zu erledigen hätte.
„Nachher gehe ich in meine Stammkneipe und treffe meine Kumpels. Meine Dusche ist kaputt und einmal im Monat sollte jeder gute Mann einmal das Wasser sehen!“, erklärte er mit einem Stolz , wie er sonst nur bei Oskar festgestellt wurde, um fortzuführen „Das ist billig hier und ich muss nicht betteln. € 2,50 Eintritt für 2,5 Stunden. Handtücher bekomme ich geliehen und Schampu liegt hier ja überall herum!“
Er zahlte sein Taxi gleich für die Rückfahrt mit, denn er liesse sich nie Lumpen, hielte sein Freunde immer frei, solange noch etwas in der Börse klimpert! Und wenn er die Heimfahrt nicht gleich mit bezahlen würde, wüßte er nicht, wie er später nach Hause kommen sollte.
Später am Abend holte ich ihn am Blauen Peter ab. Portemonnaie leer, Hals voll bis Oberkante Unterlippe. Er redete nich viel, nur eines hatte er mir zu sagen:
„Mann, Taxifahrer, war das ein schöner Tag. Hoffentlich ist der Monat bald wieder rum?!“
Oh! Wundervoll geschrieben, lieber Herr Taxifahrer!
Danke für die Blumen! *freu*
Was für ein Foto. Was sind das denn da für 10 EuroCent, die da silbern glänzen?
Vermute überbelichtet! Aber leuchtet es nicht eher blau/schwarz? 🙂
Klasse Geschichte! Man fragt sich nur,wie er den restlichen Monat rumbringt. Nur mit Leitungswasser? Ist es überheblich, das tragisch zu nennen?
Wie der den restlichen Monat rumbringt? Er hat es mir natürlich erzählt! Wenn er nichts mehr zu Essen und zu trinken hat, ihm zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, er Tapetenwechsel möchte,……..dann schlägt er eine Scheibe an einer Bushaltestelle ein, wartet bis die Polizei kommt und läßt sich einbuchten.
Das würde aber immer schwieriger, weil sie ihn im Knast auch nicht mehr sehen wollen, er dort einen ganzen Trakt unter Waser gesetzt hätte, bei seinem letzten Aufenthalt.