Luftlinie

Die beiden Typen wollten oder konnten nicht verstehen, das ich berechtigt war, für Touren nach außerhalb unseres Fahrgebietes einen guten Teil als Vorkasse zu verlangen.

Ich verlangte € 50, was für Entsetzen sorgte, hätte mann doch nur 30 € als Budget!

Den Vorschlag, auf der Strecke an einer Bank zu halten, um Geld zu ziehen, konnte ich akzeptieren.

Aber mir vorzuwerfen, ich würde Umwege nehmen, weil ich nicht parallel zur Bahnlinie fuhr -völlig unmöglich, von Stubben nach Bremerhaven- , ging mir dann doch zu weit. Ich beendete die Tour mitten im Wald und gab die kompletten € 30,00 zurück.

Die Stimmung war nämlich sehr aggressiv geworden und ich wollte nur noch weg aus dieser Situation.

Das sind die Taxifahrermomente, die mich ankotzen!

4 thoughts on “Luftlinie

    • HerrTaxifahrer says:

      Genau so ist es. Hilfe ist wegen der Weitläufigkeit schwer zu bekommen. Bisher hatte ich immer Glück, ich hoffe das bleibt so . Oft kann ich wenigstens schon beim bloßen Anblick erkennen, welch Geistes Kind die Kundschaft ist!

  1. Draalo says:

    Oh Mann, so eine ähnliche Situation hatte ich auch schon Mal. Ist lange her, damals hiessen Mobiltelefone noch Telefonzellen.

    4 junge –Blagen– Männer stiegen am Bahnhof ein, es sollte in die Nachbarstadt gehen (bereits ausserhalb des Pflichtfahrgebietes), Zuerst in die X-Strasse, den ersten rauslassen, dann in die Y-Strasse den nächsten – weiter würden sie unterwegs entscheiden, zwei überlegten noch dort in einer Kneipe einzukehren oder doch evtl. nach Hause.

    Ich schaute auf die Uhr, ich hatte eine Vorbestellung. Ich sagte zu das es so gerade eben ginge, X- und Y-Strasse wären kein Problem – aber ich hätte nicht viel Spielraum. Der Motor lief, ich war bereits 10m weiter auf eine Bushaltestelle gefahren weil sich die Kollegen schon hinter der Taxihalte stapelten.

    Ich bot sogar an sie in ein anderes Taxi umsteigen zu lassen ohne etwas zu berechnen – den Fehlbetrag lt. Uhr hätte ich dem Chef schon erklären können.

    „Nee nee, kein Problem“ sagte der leicht angetrunkene von hinten, hielt mir sogar ungefragt einen 50,- DM Schein vor die Nase, gab ihn mir und soviel vorab: Uhr zeigte nachher knapp über 50,-, finanziell war alles OK.

    Unterwegs stellte sich heraus das nicht alle so nüchtern waren – zwei von denen hatten bei Fahrtbeginn noch nichts gesagt. Aber OK, dafür sind wir ja da, auch ich habe mich schon kurz vor Verlust der Muttersprache nach Hause chauffieren lassen.

    Das erste Mal mulmig wurde mir als wir in X-Strasse ankamen – ausgerechnet der nüchternste stieg zuerst aus… Erwähnenswert ist vielleicht noch das ich da keine Funkverbindung zur eigenen Zentrale mehr hatte.

    Dann zur Y-Strasse – dort stieg der Zweitnüchternste aus, übergab mir aber freundlicherweise noch einen Heiermann(*) damit ich seine beiden Freunde noch auf jeden Fall irgendwo hinbringe wo diese Spass haben.

    Der drittnüchternste wollte dann zur Fussgängerzone – nur 1 Minute weitere Fahrt, für mich also alles OK. Und da waren einige Kneipen. Und eine Taxihalte. Und sogar eine Taxizentrale. Genau vor der hab ich gehalten.

    Zeitlich war es noch so gerade ihm Rahmen, notfalls hätte ich unterwegs die Zentrale angefunkt, sie möchten bitte beim Stammkunden anrufen das ich mich 5min. verspäte. Ich wusste ja das er immer schon an der Strasse steht wenn ich komme.

    Dort angekommen stieg einer aus und drückte mir sogar noch 1,- DM Trinkgeld in die Hand. Netter Zug, gibts heute kaum noch.

    Nur der auf dem Beifahrersitz schien noch nicht geschnallt zu haben das wir da waren. Ich machte ihn nett und höflich darauf aufmerksam – „Schau mal, davorne ist eure Lieblingskneipe, trink ein Bier für mich mit, ich muss leider noch fahren“.

    Sein Kollege öffnete die Beifahrertür, beugte sich etwas herein und auch er probierte es mit gutem Zureden. Keine Ahnung was der Auslöser war, plötzlich drehte der Beifahrer seinen Kopf zu ihm und schlug ihm mit der Faust die Brille aus dem Gesicht. Das war der Moment in dem auch ich ausstieg, natürlich nicht ohne den Zündschlüssel abzuziehen. Sein Freund zog wütend von Dannen und schrie noch das er Glück gehabt hätte das die Brille nicht kaputt war. (Bin selbst Brillenträger, kenne das „Scheisse!“-Gefühl wenns passiert)

    Von freundlichem Zureden wechselte ich auf bestimmenden Befehlston.

    Sein gelalle auf deutsch übersetzt lautete in etwa wie:
    „Arschloch, bring mich gefälligst nach Hause in Dritte-Stadt(**) – … Beförderungspflicht… – … schon bezahlt… – … hau Dir sonst was in die Fresse“

    Ich ergriff die Tränengasdose aus dem Geheimfach in der Tür, zielte auf sein Gesicht und achtete dabei aber darauf ausser Reichweite seiner Hände zu bleiben.

    Sämtliche Taxifahrer die sich grad in der Zentrale aufgewärmt hatten standen nun bereits inkl. der Zentralistin vor der Tür und schauten sich das an.

    Ich habe dann noch 3 Minuten weiterbefohlen. Schritt für Schritt…

    „Mach den Sicherheitsgurt los!“ – solange wiederholt bis dies zur einzig überlebenden Gehirnzelle vorgedrungen UND ausgeführt war.

    „Nun pack deine Füsse nach draussen“ (repeat)
    Also allereinfachste Handlungsanweisungen, bis er endlich komplett draussen war und ich die Beifahrertür ins Schloss fallen hörte.

    Flugs hüpfte ich auf meinen Sitz, verriegelte die Türen – wer weiss was dem noch einfällt, so daneben wie der war. Applaus und Gejohle der Kollegen brandete auf, ich sah wie auch diese ihre Türen verriegelten.

    Beim losfahren fiel mir ein das er nun 30km Fussweg vor sich hatte, mein Grinsen hätte diabolischer nicht sein können 😀

    Warum ich das Reizgas nicht eingesetzt hab? Nun, weil dann das Taxi geraume Zeit nicht benutzbar gewesen wäre. Ausserdem Stress. Polizei. Papierkram. Chefgespräch… und körperlich blieb ich ja aus dem Gefahrenbereich.

    Das Folgende ist Hörensagen aber es klang glaubwürdig: Tage später war ich zufällig wieder neben der Taxizentrale, am Grinsen erkannte ich das man mich wiedererkannte. Ich stieg aus und stattete der Zentrale einen Besuch ab, es war dieselbe Zentralistin da, diese bot mir sofort einen Kaffee an und wir quatschten etwas. Sämtlich Fahrer haben wohl immer wenn sie zufällig an dem vorbeikamen 10m weiter angehalten und gerufen „Brauchst Du nen Taxi?“ – und sind dann immer kurz bevor er die Tür erreicht hatte weitergefahren 😀

    Bis zur Morgendämmerung soll er es immerhin bis an die Stadtgrenze geschafft haben, ab da verliert sich jede weitere Spur.

    (*) Heiermann = 5,- DM Münze oder Schein
    (**) Drittestadt: genau in Gegenrichtung zu meiner Vorbestellung – sicherlich lukrative Tour, aber wie im Vorfeld abgeklärt nicht möglich

    ***************

    So ärgerlich der Moment auch war, der Kaffee und die Flirterei mit der Zentralistin waren ein guter Ausgleich. Nun hoffe ich das Dir meine Schilderungen zumindest ein seichtes Grinsen ins Gesicht gezaubert haben. 🙂

    Die Jungs in Deinem Blogpost hatten ja immerhin den Luxus des Handynetzes. Warnt ihr eigentlich andere Taxiunternehmen telefonisch? Bei uns war das damals so, allerdings hatten wir an der Stadtgrenze auch eine englische Kaserne – da waren manchmal wirklich üble Gesellen dabei…

    Ich hab damals während des Studiums nebenbei gejobbt, eigenes Blog hab ich nicht und würde sich auch nicht lohnen. Da einige Leser vielleicht nur Deine Benachrichtigungsemail lesen bzw. nicht den Kommentarbereich: Kannst Du gerne als Gastbeitrag verwenden, Namensnennung Draalo reicht.

    (Da es schon Blogschreiber wegen Copyrightverstössen erwischt hat: Ja meine email ist echt und enthält meinen Klarnamen. Auf Anfrage reiche ich gerne komplette Adressinformationen nach)

    • HerrTaxifahrer says:

      Danke für deine Story! Wenn du wieder einmal etwas hast, sende es mir per Mail, dann mache ich einen Gastbeitrag daraus.

      Btw, immer wenn etwas Schlimmes passiert, geht der Funk nicht und das Handy hat kein Netz.

      Wir warnen andere Zentralen in der Gegend, das ist selbstverständlich!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.