Gemütsschwankungen

Seit circa 1 Stunde bin ich erkältet, der Rachen juckreizt, der dritte Burger will nicht ohne extra Ketchup hinunter gleiten. Mit anderen Worten: -Männergrippe im Endstadium-

Habe soeben mit letzter Kraft eine WhattsApp an meine Frau geschickt, das sie bitte die Temperatur des Wasserbettes auf Max einstelle und Schmerztabletten sollten auch parat liegen. Und was zu trinken. Und was zu naschen. Und eine Überraschung.

In einer sich verengenden Straße sollte ich einen Fahrgast aussteigen lassen. Ja, richtig. Obwohl ich kurz vor der Einäscherung stand, arbeitete ich weiter. Ich war der Einzige Fahrer, der noch beide Augen öffnen konnte. Also mußte ich alle Touren allein erledigen. Ich machte das gern.

In einer sich verengenden ….

Ach ja, hatte ich ja schon geschrieben. Die sich verengende Strasse verengte sich also und da tauchte auf einmal so eine Schnepfe mit Kinderwagen auf. Ich rührte mich nicht vom Fleck, weil ich da jetzt durch mußte.

Plötzlich lächelt sie mich an, schiebt ihre Brut auf eine Rasenfläche und signalisiert mir freie Fahrt.

So weit so gut.

Ich bin höchsterfreut über soviel Verständnis für unseren anstrengen, aufreibenden Beruf eines Taxifahrers.

„Sehr nette Frau, dachte ich mir. Das kann`ste nicht auf dir sitzen lassen, da mus’ste handeln!“

Im Vorbeifahren setzte ich mein verführerischstes Lächeln aller Zeiten der Welt von Heute auf und winkte zurück.

Und was jetzt geschah……..

Die dusselige Kuh beachtete mich überhaupt nicht mehr. Ich war Luft für sie.

Ich hupte, schaltete die Warnblinker an, brüllte „Schönen Tag noch!“ aus dem Fenster. Nichts. Sie rollerte ihr Gefährt hinter mir auf die Straße, die enge und lies mich einfach so stehen.

„Unfreundliches Stück, nächstes Mal werde ich sie besser gleich über den Haufen fahren. Sie wird schon sehen, was sie davon hat, mich nicht zu beachten!“

 

Zu Ihren Diensten….!

„Mök…mök…mök“, das Datenhandy meldete Arbeit in Hagen. Meine Fähigkeiten als Menschenverfrachter wurden angefordert. Das Paar -der Goldenen Hochzeit nahe- nahm meinen Daimler in Beschlag. Er schlüpfte in den Fond und klappte wohlig grunzend in Embryohaltung zur Seite um. Den Gurt hatte er gerade noch schnappen können und ihn, wie es bei einer Serviette oft gesehen wird, in seinen Gürtel oberhalb des Hosenschlitzes gesteckt. Leise sabberte der Held….., ich schob ein Küchenkrepp unter sein Kinn, wie ich es einst bei meinem Sohn beim füttern machte.

Seine geprüfte Ehefrau platzte einwandfrei und gewandt auf dem Sozius und verkabelte das von mir gereichte Gurtende ohne irgendwelche Ausfallerscheinungen mit dem Schloß.

Die Fahrt sollte nach Ohlenstedt gehen. Da der Ort sehr weitläufig ist und verschiedene Anfahrtwege möglich sind, um den kürzesten Weg zu befahren, erkundigte ich mich nach der Adresse. Leider ist es bei den Landbewohnern meistens Gewohnheit ihre Strassen Geheim zu halten.

  • A) Weil die Taxifahrer das Haus sowieso nicht kennen!
  • B) Weil sie beweisen wollen, auch in der finstersten Nacht und blind vor Ethanol den wirklich kürzesten Weg ausschließlich höchstpersönlich ansagen zu können!

So bekam ich nochmals die Auskunft Ohlenstedt. Also kalkulierte ich eine Fahrt zur Ortsmitte und versicherte mich, durch lautes Kundtun der Route, das ich gedachte den Ort über Finna und Harrendorf anzusteuern.

Die Strecke ist recht kurvig und schon länger nicht mehr überholt. Hinter der Biegung nach Finna ORT schunkelte der Wagen leicht auf und von hinten kam „senza tempo, a capriccio“ ein kantonisches Lallen. ER versuchte sich aufzurichten, das Gewicht des Rotweines zog ihn jedoch wieder gegen die Polsterung. Seine Steuerung versagte da vollends, denn er hatte sich so weit vorgelehnt, das er zwischen Mittelkonsole und Ledersitz rutschte und eingeklemmt wurde.

Es begann ein Märtyrium meinerseits, denn der Herr beschuldigte mich, vom kürzesten Weg abzuweichen. Obwohl er gar nichts sehen konnte, teilte er mir sein Gutachten mit. Seine Wortwahl untermauerte seine Missbilligung.

„Du Scheisskerl, wo bringst du uns hin. Wir wollen nicht in die Wallachei! Wenn ich selber gefahren hätte, wären wir schon lange da, du Arschloch. Halt an, ich mach dich fertig du Halunke, ich hau dir gleich eine rein usw,usw.“

Seine Frau machte mit Handzeichen und flüstern über seinen Kopf hinweg deutlich, das sich dieser Zustand erfahrungsgemäß bis zu Hause nicht mehr ändern würde. Ich möge bitte auf Durchzug schalten und sie zum Ziel bringen, einer Ferienhaussiedlung bei den Ohlenstedter Quellseen. Um meine körperlich Unversehrtheit machte ich mir keine Sorgen, jedoch um meine Psyche. Der Idiot auf meiner Schulter forderte unerläßlich, das ich den Besoffski in den nächsten Kanal entsorge, aber auf der andern Seite hockte das Weichei, immer bereit mir einzureden, solche Vorfälle gehören zum Leben und ich hätte das zu schlucken, wäre ja schließlich mein Job, solche Freaks durch die Gegend zu kutschieren.

Die Frau schlug sich auf die Seite des Weicheis, indem sie mir eine pekuniäre Wiedergutmachung versprach.

Endlich kamen wir an der Datscha an und mit vereinten Kräften erlösten wir den Maulhelden aus seinem Maleur. Aus 35,00 machte sie 50,00 und ich bedankte mich freundlich und verabschiedete mich bis zum nächsten Mal!