Vor 10 Jahren – Eine Retrospektive – ohne Taxi!

Seit nunmehr annähernd 5 Jahren verdiene ich meine Brötchen in dem Gewerbe, von dem ich seit 2 Jahren hier berichte. Vor dieser Zeit tummelte ich mich 21 Jahre lang auf einem völlig anderen Gebiet. Ich hatte das große Glück*** die Gelegenheit gehabt, mein Hobby zum Beruf zu machen. Damit es dazu kommen konnte, reichte es aus, einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Doch so weit möchte ich in meiner heutigen Rückschau nicht gehen, sondern diesbezüglich nur von einer Begegnung mit einer Person erzählen.

An diesem Punkt meiner Karriere war ich ein gefragter Spezialist in der Anfertigung von persönlich angepassten Löchern in Bowlingkugelnbälle für Bowlingspieler. Sie kamen in Scharen zu mir, um ihre Hände vermessen zu lassen, damit ich daraus die entsprechenden Koordinaten für die Bohrungen bestimmen konnte. Es lief!

Eines Tages kam ein 2,10 m – Mann in meinen damals 9 qm kleinen Laden und erkundigte sich, ob ich einen besonderen Bowlingkugelball aus den USA besorgen könne. Er sei nicht für ihn, den Besteller selbst, sondern für einen Bekannten von ihm, der würde, sobald das Objekt der Begierde vorrätig sei, zwecks Bohranpassung anreisen.

Der Ball war zu der Zeit schon ein Sammlerstück, nicht wegen seiner besonderen Fähigkeiten die Kegel Pins ins Nirwana zu befördern, sondern wegen des Designs. Der Ball war hergestellt aus transparentem Polyester, im Zentrum der Kern, in Form eines roten Boxhandschuh. Er war teuer, ich konnte ihn seinerzeit nur bei EBAY-Com ersteigern. Für meinen Kunden war der Preis nebensächlich, er MUSSTE dieses Teil haben!

Nachdem die Auktion gelaufen war, gingen einige Tage ins Land, bis ich endlich Nachricht vom Zoll erhielt und das gute Stück auslösen konnte. Umgehend informierte ich den „Mittelsmann“.

„Ist da, ja? Moment! …telefonierte ich und hörte wie er im Hintergrund sprach….“ Markus, ist da! Wann abholen?….Sofort!“…und an wieder an mich..“Wir kommen um 3 Uhr!“

Aha, der Herr Markus also. Naja. Aber ich war einigermassen gespannt, was den Herrn Markus zu so einem konspirativen Verhalten veranlasste.

Pünktlich schritt der Hühne in meinen Shop. Bevor ich fragen konnte, tauchte in seinem Schatten der Markus auf. Mir zitterten die Knie auf einmal so komisch, als ich den 1,76 cm großen Boxer erkannte. Markus Beyer, mehrfacher Weltmeister im Supermittelgewicht!

Wegen meiner Routine im Umgang mit schwierigen Patienten in diesem Business kam ich schnell wieder auf den Boden, folgte meinem gewohnten Procedere. Ich konnte meinen Job gut und was sollte schon schief gehen.

In Gedanken sah ich mir im Spiegel meine Blessuren an. Dieser Bowlingball trug die Signatur von der Box-Legende Sugar Ray Leonard, dem absoluten IDOL von Markus. Was, wenn das Teil beim Bohren platzt, was wenn der Griff nicht sitzt.

Leute, der Typ war echt super sympatisch. Er hatte wohl bemerkt, das ich etwas angespannt war und erzählte, das er schon öfter in unserem Bowlingcenter zu Gast war, mit seiner damaligen Ehefrau Danii, die seinerzeit bei der Popgruppe Mr. President sang.

So weit, so gut. Der Markus ist Linksausleger und leider wollte er den Ball auch auf diesen gebohrt haben. Nie zuvor hatte ich eine so geschundene Pranke gesehen, geschweige denn vermessen. Alles total verhärtet, wie bei fortgeschrittenem Rheuma im Endstadium. Na nicht ganz, aber ich musste den Daumen schon heftig abspreitzen, um an wichtige Messdaten zu kommen, dabei erlaubte ich mir, mich zu erkundigen, ob es schmerze. Lächerlich, er würde schon seit Jahren nur noch spüren, wenn er Schläfe oder Kinn seiner Gegner treffe und das wäre hier eher nicht zu erwarten. Mein Glück!

Innerhalb weniger Minuten stanzte ich die Löcher in das Rund und lies mich schnell noch mit dem Star ablichten, bevor er auf der Bahn die ersten Kratzer in das gute Stück ritzte.

Weiterhin „Gut Holz!“

Markus Beyer, Boxer Andreas Wienert, Balldriller

Markus Beyer, Boxer
Andreas Wienert, Ball-Driller

***Viel später werde ich darüber schreiben!