Nach Indiek wurde ich gerufen, ein idyllisches Dörfchen unter dem Deich der Weser 10 km südlich von Bremerhaven.
An der Abholadresse wurde mir eine 75-jährige Dame übergeben. Ihr Lebensabschnittsgefährte hätte sie im Stich gelassen und sei allein zurück nach Bremerhaven gefahren. Vorher hätte er ihr auch noch Gewalt angedroht, ich solle nicht anhalten, falls uns Jemand dazu auffordert.
Na suuuper, das war ja mal wieder ein geiler Spezialauftrag Pflegefall für mich.
Auf dem Weg zu ihrer Wohnung erfuhr ich ich, das sie soeben ins Wasser der Weser gezogen werden sollte und sich nur durch heftige Gegenwehr losreissen und eben zu der Abholadresse zu laufen und um Hilfe zu bitten.
Des weiteren war der böse Gefährte schon öfter grob geworden und nun hatte meine Fahrgästin Angst allein in ihre Wohnung zu gehen. Ich versprach sie zu begleiten und habe am Zielort in Erwartung des Angriffs gleich mein Iphone auf 110 programmiert.
„So, da wären wir, macht 33,50″
“ Ähhm, Geld habe ich nicht dabei, das hat er mir weggenommen, aber mein Sohn wohnt um die Ecke, der hat mich lieb und wird das bezahlen!“
Na schön, dann schlug ich vor, doch zuerst den Sohn aufzusuchen und schon war ich aus dem Schneider wieder in der Scheiße. Denn dort angekommen wurden wir mit einem freundlichen “ Wer sind sie und was wollen sie mit der alten Schnepfe bei mir, die is doch bekloppt“ empfangen.
Nun legte Omi los und berichtete von dem vorangegangenen Mordversuch und der Flucht mit dem Taxi und ich versuchte mit guten Argumenten an mein Geld zu kommen.
Nach langem Hin und Her musste ich erfahren, das meine Kundin dement und sehr verwirrt ist. Sie macht sich regelmäßig auf den Weg um die Welt mit ihren dramatischen Geschichten zu begeistern und Chaos auszulösen.
Mir war der Gedanke natürlich auch unterwegs gekommen, das da was nicht ganz koscher ist, aber wenn man die betroffene Person nicht kennt, kann man nicht so einfach entscheiden, was Wahrheit oder Märchen ist. Im Zweifel würde ich auch zukünftig immer wieder erst mal vom Schlimmsten ausgehen.
Ok, ich war froh aus der Sache raus zu sein und konnte wieder zur Tagesordnung über gehen, nachdem ich auch mein Fahrgeld endlich erhalten hatte.