Alarm für Cobra-Nerv!

Endlich durfte ich den neuen Caddy einmal fahren. Sein Gesicht ist etwas aggressiver als das seines Vorgängers, aber das ist nur eine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Unter der Haube ist er etwas schwächer auf der Brust als der „Alte“.

Er hat ein modernes Taxameter, welches die Fahr-Daten online übermittelt, damit das Finanzamt schneller an meinen Lohn kommt. Es hat noch ein paar Tücken, denn die Lage und Funktion einiger Tasten ist anders als bei unseren bisherigen Taxametern programmiert. Es gibt Anschlüsse für USB und Ladegeräte, der Sound des Entertainment – Paketes ist ganz passabel, wenigstens was die Lautstärke betrifft.

Das System für die Rollstuhlbeförderung ist modifiziert, endlich ist eine passable Kopf- und Rückenstütze für den Rollifahrer integriert und vor allen leicht zu bedienen.

„Fahr mal da hin!“, trug mir die Zentrale auf. Flugs startete ich das Triebwerk und steuerte von Hagen kommend auf der Alten B6 (L135) Richtung Norden. Da befindet sich ein Ort mit reichlich Taxikundschaft, welche immer wieder gern für eine Story gut ist.

Ich hatte etwa die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht, war genervt von einem Fahrzeug, das immer ziemlich dicht auffuhr und dann auch noch ein LKW in Sichtweite. Am Ende der 70er-Zone in Hahnenknoop faste ich allen Mut zusammen und unternahm einen Überholversuch. Der Abstand zum Gegenverkehr schien reichlich zu sein. Also drückte ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und die Möhre beschleunigte, wenn man das Beschleunigung nennen darf. Wo bei dem heißbeliebten ollen Caddy ein Ruck durchs Gebäude ging, traf ich hier auf eine etwas unentschlossene Karosse. Fast wäre ich ausgestiegen, während der Fahrt, um nachzuschauen, ob Kaugummi unter einem der Reifen klebte. Der Gegenverkehr näherte sich schneller als berechnet.

„Meine Güte, jetzt auch noch ein Raser von vorn!?“

Ich kam trotzdem noch relativ sicher an dem LKW vorbei, als der „Raser“ auf einmal langsamer wurde, Blaulicht einschaltete. Der Polizei-Bus schwenkte erst nach Rechts auf den Standstreifen und ich nahm an, er würde gern umdrehen und vielleicht wegen einer Alarmierung auch in nördliche Richtung fahren wollen. Ich  fuhr extra langsam, um ihn vorzulassen.

„Nööö!“

„Am Arsch die Räuber!“ Der wendete nicht, sonder fuhr mir auf meiner Spur entgegen, so daß ich zu einer Vollbremsung gezwungen war. Der LKW folgte schnaubend und fuhr gefühlt in meinen Kofferraum!

„So`n Mist!Haben die mich gelasert? War ich zu schnell gewesen? Benutzen die mich als Rammbock?“

Ich war schon wieder in der Bredouille, ich armes kleines HerrTaxifahrerleinichen. Zwei Beamte sprangen in Wildwest-Manier aus ihrem Wagen und sicherten sich abwechselnd. Die ganze Welt stürzte für mich ein, als einer der heranstürmenden Beamten an mein Fenster trat, zu mir den wohlbekannten Satz aller Sätze sprach:

„Geht es ihnen gut, HerrTaxifahrer? Ist alles in Ordnung?“

Langsam gingen mir mehrere Lichter auf. Zum einen glühte mein Gesicht vor Scham, zum anderen blitzte das Polizeiauto in allen erdenklichen Farben und der LKW-Fahrer strahlte das Szenario mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Leuchtmitteln seines Boliden aus.

Das war der perfekte Moment, um meinerseits einmal auf das Dach meines Taxis zu schauen. Und siehe da; Das f*****g Taxilicht zeigte stillen Alarm an! Eigentlich hätte ich stolz sein müssen, war dieser Wagen doch schon mit der LED-Version ausgestattet. 12 kleine rote Lämpchen blinkten glücklich und zufrieden im Eintakt. Stumm betrachtete ich ich das treiben um mich herum. Gaffer gafften und Lichter leuchteten. Die Polizisten hätten gern eine Antwort und der Lastwagenfahrer motzte jetzt, weil er endlich weiter wollte.

Da ich seit ca. 5 Minuten nicht mehr geatmet hatte, nahm ich einen großen Hieb frische Nachtluft und erklärte, das es sich wohl um einen Fehlalarm handele, verursacht durch irgendwelche Heinzelmännchen.

Die Beamten untersuchten das Taxi nach Kidnappern und Bombenlegern, während ich den Alarm deaktivierte. Den Führerschein sollte ich dann zeigen. Mir wackelten die Knie. Ich stülpte alle Behältnisse um, der „Lappen“ war nicht zu finden. Letztendlich lösten die Beamten die Situation mit dem Personalausweis und entliessen mich und den Brummi. Auch hatte ich wieder einmal Glück, denn es wurden keine Kosten verhängt. Auch so ein Grund, warum die Luft in dieser Sache immer dünner wird. Irgendwann werde ich zahlen müssen, das gab ich mir mit Brief und Siegel.

Natürlich habe ich später noch nach der Ursache für den Fehlalarm geforscht. Tierisch aufgeregt habe ich mich, als ich den Grund fand. Der Sch**ß“-Auslöseknopf liegt etwas einen Zentimeter neben der Abstellfläche für den linken Fuß. Diese **********-Techniker. Haben wirklich keinen Sinn mehr für`s praktische!

Die Stelle ist so blöd gewählt worden, das, wenn es wirklich darauf Ankäme, der Auslöser überhaupt nur mit viel Glück zu betätigen sein würde. Hoffentlich lassen die mit sich reden und bauen das um!

Und jetzt leide ich unter einem Taxilicht-Trauma! Jedes Mal, wenn mich einer während der Fahrt anschaut, oder auch nur in meine Richtung blinzelt, muß ich aussteigen und nachsehen, ob da etwas blinkt! Verdammt und zugenäht!

Und Eines noch. Ich habe ein paar Filmchen in meinem YouTube-Kanal. Eines davon dauert 5 Sekunden und zeigt ein blinkendes Taxilicht. Hahahahahaha. Während alle anderen Filmchen sich mit wenigen hundert oder noch weniger Klicks begnügen, hat das verflixte Blinklicht schon über 14000 Klicks bekommen. Ein Fluch ist das, sage ich euch!

Hier der Link zu meinem Kanal. Vielleicht findet ihr sogar den einen oder anderen Spot interessant.

Unter „verwandte Artikel“ unter diesem Posting findet ihr auch noch eine Auswahl der vorherigen Fehlalarme! *heul*

So, dann erst Mal wieder abtauchen und ausweinen. Schönen Tag noch!

5 thoughts on “Alarm für Cobra-Nerv!

    • HerrTaxifahrer says:

      Nachdem eine Brandserie endete, ließen die Kontrollen nach. Hab meine Scheine natürlich alle immer dabei, aber eben in den falschen Klamotten gewühlt!

  1. Herr S-Bahnfahrer says:

    Vielleicht kannst du dir ja aus einem Selfie-Stick o.ä. einen Teleskop-Spiegel basteln, ähnlich wie ihn im kalten Krieg die Grenzpolizisten hatten, um unter die LKW zu schauen. Bei verdächtige Blickkontakt kannst du dann bequem während der Fahrt nachsehen, ob auf dem Dach alles ruhig ist. Und mit der Zeit sollte sich dann das Alarm-Trauma wieder geben.

    • HerrTaxifahrer says:

      Ehrlich gesagt, genau so eine Konstruktion hatte ich vor Augen. Dann habe ich mir aber gedacht, das ist total bescheuert. Deshalb habe ich mich entschlossen, lieber die Wurzel allen Übels -den Alarmknopf- aufs Korn zu nehmen. Der Knopf braucht nur einen anderen Platz, einen wo er vor meinen Quadratlatschen sicher ist!

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