Schockschwerenot! -2-

Ich versuchte cool zu bleiben, mir alle Details meines Opponenten, seiner Kleidung, seiner Mimik und Sprache zu merken! Nicht wie  damals, in Loxstedt bei dem Überfall an der Kirche, da war ich so aufgeregt, ich hatte mir nur das Oberteil seiner Bekleidung merken können.

Kräfte sammelnd suchte ich Halt mit meinen Füßen, wagte eine schnelle Drehung.

Endlich konnte ich erkennen, wer mir auf den Pelz rückte. Meine Muskeln flatterten, ich ließ mir meine Angst dennoch nicht anmerken. Vielleicht könnte ich mich noch durch sicheres Auftreten profilieren.

Auge in Auge standen wir uns gegenüber. Für einen Moment war die Zeit stehen geblieben, so schien es mir. Ein Araber, da war ich mir sicher! Er war nicht sehr groß, blickte mich scheel an. Ich legte meine Arme an, um Vertrauen zu gewinnen und noch mehr Puzzlestücke zu sammeln.

Die Schuhe waren Standard -schwarz- und gut gepflegt, wird sich wahrscheinlich vor kurzem ein Fachmann drum gekümmert haben. Von der Hose bis zum Hals grau in grau gewandet, mit diversen, irdenen Schmutzflecken über und über bedeckt!

Ich trat vorsichtig einen Schritt zurück, er folgte mir, ohne mit einer seiner Wimpern oder etwas spärlichen Augenbrauen zu zucken.

Ich schritt, er folgte. Wortlos.

Was sollte das? So stierten wir uns wechselweise an, bis sein Augenmerk wieder auf meinen Rucksack fiel.
Mittlerweile hatte ich mir heimlich ein Batterie-Ladekabel gegriffen!

„Komm, komm doch her, komm näher her, wenn du etwas willst!“, flüsterte ich beruhigend und provozierend zu gleich.

Als er nun nach vorn preschte und an der Tasche zerrte, sie mir aus der Hand reißen wollte, da nutze ich diese Chance und warf ihm das Kabel, das rote war es glaube ich, um den Hals und zog das geschickt zu einer Schlaufe verknotete Ende zusammen und hatte damit die Überhand gewonnen!

„Puuuuuh, das war knapp!“

Da ich letztendlich die Kontrolle mittels des roten Kabels hatte, konnte ich ins Scheinwerferlicht an unserer Werkstatthalle treten und den Delinquent begutachten.

Bei genauem Hinsehen, stellte ich fest, das es sich hier, wie der Italiener sagen würde,  um eine „la delinquente“ handelte.

Offensichtlich war auf der hinter unserem Taxiplatz liegenden Weide dieses Exemplar eines Pferdes ausgebüchst!

Ich suchte den Zaun nach einer Lücke ab, führte den Gaul durch diese zurück zu seinen Kumpanen und reparierte die an zwei Stellen durchgerissene Litze.

Frohen Mutes setzte ich meinen Gang in den wohlverdienten Feierabend fort und setzte mich gleich hin, dieses Erlebnis für Euch aufzuschreiben.

Euch allen ein dreifaches:

„Hühühühühühüüüüüüüü!“