Assimiliert

Der junge Mann war als Schüler sehr viel mit dem Sammeltaxi unterwegs. Jetzt studiert er in Bremen, benutzt es nur noch wenn er auf Besuch ist und man merkt, das er zum Städter mutiert ist!

Er setzte sich nämlich nicht wie auf dem Dorf üblich, zu mir auf den Beifahrersitz, sondern dahinter.

Ich, als so eine beleidigte Leberwurst dazu:

„Aha, der Herr Student ist jetzt ein „Hintensitzer“!? 

„Tschulligung, ich mach’s nieeee wieder. In der Stadt sind aller Fahrer so fremd, da verdrücke ich mich immer nach Hinten!“ 

Taxi-Fiction

Die Absonderungen unseres Zentralgestirns zeigten sich an diesem Sonntag von ihrer besten Seite. Aus allen Knopflöchern strahlte es herbstlich braun/orange/gelb, die langen Schatten gaben noch einmal alles bevor sie in der Dämmerung sterben mußten.

HerrTaxifahrer ist, wie so oft in den letzten Wochen, mit der schriftlichen Niederlegung seiner Wortgeschwülste überfordert beschäftigt. Er möchte seine stetig wachsende Leserschaft weiterhin, wenn möglich mindestens einmal pro Tag, mit seinem lähmenden lebensbejahenden Geschreibsel behelligen.

Um dieses Pensum zu bewerkstelligen muss er immer gerade dort, wo er sich aufhält, die Gelegenheit beim Schopfe packen und in die Tasten Touchscreens  hauen. Und so befand er sich, heftig auf den Minibildschirm eindreschend, in Bramstedt an der Haltestelle Ortsmitte, als ein junger Mann wie aus dem Nichts im Rückspiegel erschien, die Tür aufriss  und den Beifahrersitz enterte.

Nach Hagen, zum Schulzentrum wollte er reisen, der Kreisel wäre schon Recht als Ausstiegsstelle.

Während der Fahrt bearbeitete er seinen Android-Kommunikator. Technisch sehr interessiert und immer neugierig diskret versuche ich zu erkennen was angezeigt wird. Die Grafik erinnerte ein wenig an die Space-Invaders, gekoppelt mit einem Billignavi.

Naja, sicher abgestürzt.

„HerrFahrgast, möchten sie wirklich hier vorn schon raus oder darf ich sie bis zur Haustür fahren?“

„Eigentlich wäre es doch besser, sie schmeißen mich am Parkplatz vor der Burg raus. Da kann ich dann gleich anfangen zu spielen!“

„Ah so, Ok!“, antworte ich etwas reserviert. „Was kann der hier jetzt alleine spielen?“, fragte ich mich. „Höchstens an sich selbst?!“, dachte ich weiter.

Offensichtlich war es ein Betazoid, denn er antwortete sofort.

„Hier, das ist ein Rollenspiel und wir sind schon fast mitten darin! Schauen sie, da vorn, das Schild ist ein Portal durch das ich mich in eine virtuelle Welt begeben kann. Ich habe es selbst erschaffen. In einer anderen Dimension versuchen Außerirdische unsere Welt zu zerstören. Und es gibt zwei Gruppen von Spielern. Die einen unterstützen die Fremden, die anderen bemühen sich das zu verhindern!“

Lustige Idee, so das RL mit dem VL zu verknüpfen. So braucht der Poweruser keine Windeln mehr, um das Spiel nicht unterbrechen zu müssen, sondern er kann hinter einem Busch, oder so, gleich vor Ort seinen Bedürfnissen nachkommen. Und wenn er Essen braucht, öffnet er ein Portal in einem Dönerladen, hihi!

Das Spiel heißt Ingress. Hier eine kurzer Auszug aus der Anleitung.

Kunstwerke, Bauwerke oder technische Landmarken aus der realen Welt sind „Portale“ im Spiel. Rund um sie herum tritt besonders viel XM auf. Portale können besitzerlos sein (grau) oder einer Gruppierung gehören (blau = Resistance, grün = Enlightenment). Der Spieler wird durch ein Pfeil-Symbol dargestellt, umgeben von einem 80m messenden Kreis dargestellten Interaktionsradius von fast 40m (das Gebiet in dem der Spieler Dinge in der Spielwelt beeinflussen kann). Das Symbol wird über den GPS-Sensor des Gerätes bewegt, d. h. man muss draußen herumlaufen, um seine Figur auf der Karte zu bewegen. Spieler können Portale übernehmen, mit Resonatoren ausrüsten, miteinander verlinken und durch drei Links in einem Dreieck Gebiete mit Hilfe von Control Fields beherrschen. Spieler können sich im Spiel durch einen spielinternen Chat koordinieren (aber die meisten verwenden andere Mittel zur Kommunikation).