Keiner geht mehr, Keiner geht mehr rein…

Anfang Januar veranstalten die Bremer regelmäßig ihr beliebtes 6-Tage-Rennen. Eine Menge Radfahrer kämpfen unter Einhaltung dem Betrachter nicht nachvollziehbarer Regeln um Geld und Ehre!

Damit alle auch gut nach Hause kommen, fahrt sogar die Bahn 3 Stunden länger als gewöhnlich. Der letzte Zug kam um 2:50 in Loxstedt an.

Im vergangenen Jahr haben mich die Fahrgäste richtig platt gemacht, das könnt ihr hier nachlesen.

Heute Morgen hatte ich nur eine einzige Vorbestellung. Und zwar um 1:50 zum Loxstedter Bahnhof. Vorerst. 2 Herren wollten nach Loxstedt und Stinstedt. Später kamen dann noch  ein Herr nach Nesse und 2 Damen nach Stotel dazu. Es sollte eine Sammeltaxifahrt werden. Da ich so etwas schon eingeplante, hatte ich mir vorher schon die Genehmigung der Fahrgäste geholt, denn im Normalfall hat jeder Anspruch auf sein eigenes Taxi. Es gibt aber nur eins in dieser Nacht und da müssen Alle mitspielen.

Pünklich erwartete ich meine Kunden. Der Zug lief ein und eine Reihe Menschen stieg aus. Kurz nachdem der Zug wieder abgefahren war, gab es auf dem Bahnsteig einen Tumult, er ebbte aber schnell wieder ab. 3 Menschen mit Koffern liefen wild disputierend auf und ab.

Endlich kamen meine Fahrgäste und ich platzierte sie so, das wer zuletzt einstieg, als erster wieder raus konnte, ohne Jemand anderen zu belästigen.

Gerade hatte ich die Schiebetür geschlossen, als 2 Männer und ein kleiner Junge -Fremde- auf mich zuliefen. Sie erklärten, zu früh ausgestiegen zu sein und jetzt nach Bremerhaven zu müssen.

Ich zählte durch. Wenn ich zurück bleiben würde, wäre das kein Problem, ist aber nicht sehr praktisch. Nach etwas betteln und flehen und einem Hinweis auf das ach so fröstelnde Kindlein stieg der Herr für die Loxstedter Ortstour wieder aus und machte den benötigten Platz frei.

Ich erklärte, wie ich gedachte zu fahren und das ich das Taxameter nur jeweils am Bahnhof aktivieren würde, denn Stinstedt und Stotel liegen in entgegengesetzter Richtung, ganz abgesehen von BHV. So konnte ich genau bestimmen, wer was zahlen muß, ohne ihnen oder mir einen Nachteil zu verschaffen.

Zuerst fuhr ich nach Stinstedt. Fahrpreis 14,40, sie gaben 20,00, vielen Dank.

Jetzt fuhr ich wieder zurück nach Loxstedt in startete das Taxameter wieder am Bahnhof. In Nesse stieg ein Herr aus, beteiligte sich mit 5,00 am Fahrpreis und gab 2,00 Tip. In Stotel angekommen, bestanden die beiden Spanierinnen darauf, den Fahrpreis komplett zu bezahlen. Es standen 14,80 zur Debatte, wovon eigentlich nur noch 9,80 fällig waren. Ich bekam 15,00 und so war dieser Teil der Tour auch wieder sehr schön mit freiwilligem Sonderbonus dekoriert.

Jetzt hieß es noch, meine 3 „Stranger“ nach Bremerhaven zum Hafenhostel zu bringen. Sie hatten schon telefoniert, man hatte einen Schlüssel für sie deponiert. In der Alten Bürger angekommen zeigte die Uhr 34,80. Normalerweise geben Ausländer wie diese, der Erfahrung nach, kein Trinkgeld. Eher war meine Erwartung, gleich würde gefeilscht, bis der Muezzin ruft. Nicht Dergleichen. Einer überreichte mir 2 Zwanziger und murmelte noch etwas von Allah, drückte mich an sich und verschwand.

Total baff von soviel Nächstenliebe nam ich meinen Tourenzettel und komplettierte die Eintragungen. Da kam ein Anruf übers Handy. Der letzte Zug um 2:50 brächte noch Kundschaft. 2 Personen nach Bexhövede, das war die Feierabend-Tour.

Da sage ich einfach nur noch:

„Shokran, Muchas Gracias, Dankeschön!“

 

Dankeschön

Vorletzten Freitag musste ich wieder im den Hafen. Mir graute schon, das wieder eine Horrorfahrt anstünde. Aber es kam anders. Am Gebäude des NTB-North Sea Terminals wartete deutlich sichtbar eine Gruppe junger Leute auf mich.
Fröhlich gelaunt stiegen sie zu und wollten gern nach Bremen gefahren werden.
Es wurde eine sehr lustige und unterhaltsame Reise, mit Leuten, die in der Schule nicht nur Tanzen und Klatschen als Hauptfächer hatten!
In Bremen am El Mundo angekommen zeigte das Taxameter 135,00€, auch wegen ein paar Stopps, der Getränke wegen. Ich bekam noch einen 5er schwarz dazu und ich machte mich auf den Rückweg.
Leute, das war echt lustig. Was alles passiert ist unterwegs schreibe ich hier nicht! Vielen Dank und Gruß an euren tollen Chef, der alles bezahlt hat!