Der leicht angesäuselte Kunde hatte sich für diesen Abend vorgenommen, erstens sein Konto zu plündern und zweitens die ganze Kohle im „Krokodil“ in Bremen-Walle auf den Kopf zu hauen.
Es war kurz vor Mitternacht, als er die erste Sparkasse hinter der Abfahrt Gröpelingen konsultierte und stolz wie Oscar mit seiner frisch gezogenen Asche wedelte.
„So, nun mal langsam, die nächste Sparkasse ist kurz vor der Kreuzung!“
Ich hab da in den 80ern gewohnt und kannte Die. Der neue Tag hatte gerade begonnen und der nächste Geldautomat wurde geschröpft. Mit weiteren Scheinchen wedelnt stieg er jauchzend und frohlockend wieder zu, hielt mich an, Richtung Hafenrandstraße abzubiegen.
Die Kreuzung ist einigermaßen groß und übersichtlich, mit 3 Spuren. In der Mitte der Fahrbahn die Straßenbahnschienen. Daneben für Linksabbieger, leicht versetzt hinter der Spur für Geradeaus und Rechts. Die Ampel war auf „Rot“, als ich vorfuhr. Mein hibbeliger Fahrgast lehnte sich nach Vorn und auch zu mir herüber. Ich konnte nichts mehr sehen. Scheinbar traute er mir nicht und wollte unbedingt selbst so früh als möglich das „Grün“ erspähen und mir zurufen.
Aus dem Augenwinkel sah ich links neben mir die Straßenbahn anfahren und war bereit, es ihr auf Kommando gleich zu tun.
„Looos, GRÜÜHÜÜÜÜN, sieh zu, das du los kommst!“, brüllt mein Sozius mich an.
Ich lies die Kupplung etwas unsanft los, mein Beifahrer plumpste in den Sitz.
Es blitzt. Eeeeeeeeeeeeees haaaaat geeeeblitzt!!!!!!!!!!!!!!!!!! Schockschwerenot!!!!!!!!
Binnen einer 1/1000 Sekunde lokalisierte ich die Quelle. Ein Starenkasten auf 1Uhr hat mich geknipst. Ich entscheide mich für die devote Lösung, ergebe mich und stehe mit guten 110 Kg+ X auf der Bremse.
Der Gurt hält uns beide vor dem Aufprall auf die Konsole zurück! Ich ernte ein Grunzen von Rechts! Der Wagen steht, die Fahrradfahrer folgen dem ihnen gedachten Lichtzeichen in „Grün“, ich wollte gerade luftholen, aber dazu war keine Zeit.
Es blitzt!!!!!!!!!!!!!!!!Es hat schoooon wieder geblitzt!!!!!!!! SchockSchockSchock!!!!!!!!
Ich lies mir Zeit, die Situation zu erfassen. Ich gönnte mir einen Zug etwas muffiger Abluft aus der Bratwurstbude am Waller Ring. Die Sinne wieder frei, breitet sich ein wohliges Gefühl der Unschuld aus. Der Wagen steht noch nicht auf der Kreuzung. 2 Meter bin ich gefahren, nicht mehr. Ich bin nicht in die Kreuzung eingefahren und kann somit nicht belangt werden. Mach dir keine Sorgen, kleines Führerscheinchen, du bleibst bei mir. Der 2. Blitz wird das bestätigen.
Mir wird wieder übel. Was, wenn die Technik gesponnen hat, sich die Gesetzteslage geändert hat? Ich beruhige mich, in der Hoffnung, das mich kein Brief des Stadtamtes Bremen erreicht.
„Können wir jetzt endlich weiter, es ist jetzt auch „Grün“ für die Autos und sie hupen uns an!“, weckt mich mein Nachbar aus dem Koma.
Professionell setzte ich die Fahrt fort und warf meinen Fahrgast am Krokodil raus. Er gab mir einen 10er extra, „Als Anzahlung fürs Bußgeld, hier nimms!“
Eine Belehrung, das es niemals reichen würde, sollte ich verknackt werden, ersparte ich ihm. War eh alles meine Schuld. Der Fahrer hat das sagen. Aber es gibt Ausnahmen, in denen er sicher niemals Recht und schon gar nicht zu Wort kommt:
1. Die Ehefrau ist dabei
2. Ein hibbeliger Fahrgast
3. Ein Besser wissender Fahrgast
Positiv wäre zu erwähnen, das ich keinen „grünen“ Brief erhielt. Jedoch würde ich später ein Erlebnis mit einem mir Fahranordnung gebenden Fahrgast haben, das Konsequenzen nach sich zog. Darüber schreibe ich erst nachdem diverse Verjährungen abgelaufen sind, frühestens in 10 Jahren.
So, jetzt muß ich aber mit den Hunden raus, die lecken mir schon seit dem 3 Absatz die Füße!
Und ja, sie sind sauber geworden!