Schreibblockade

Moin Freunde, wie isses denn so?

Bei mir hat die Winterdepression eingesetzt. Täglich muß ich mich mehrfach selbst aus dem Koma holen. Der Winterschlaf übermannt mich minütlich und mein Widerstand hält sich in Grenzen. Das nötigste sollte natürlich erledigt werden. Essen, Trinken und so.

Ich habe eine ganze Reihe von neuen Stories in Petto, bin aber jetzt zu faul, sie für euch aufzuschreiben. Ich habe mir Stichworte auf`s Handy gesprochen, damit ich Nichts vergesse.

Montag ist mir ein Reh vor den Taxi-Caddy gelaufen. „Wuuuums!“ Ich habe das Tier gesucht, aber nicht gefunden. Es war zu Dunkel. Die Polizei rief den zuständigen Jagdpächter, um nachzusuchen. Ich bin überzeugt, das es den Crash nicht überlebt hat.

Am Dienstag habe ich Laub geharkt.

Mittwoch Abend wurde ein Taxifahrer in Bremen überfallen und dabei schwer verletzt. Das nervt! Wir haben so wenig Bargeld dabei. Gangster, fragt einfach, wir geben es euch. Warum müßt ihr dann noch versuchen uns das Leben zu nehmen?

Jetzt ist Freitagmorgen 02:50. Ich mache Überstunden, weil ich gleich noch einen Bus voller Urlauber zu ihrem Flieger oder so bringen muß.

In der Nacht auf Samstag habe ich eine Premiere. Ich werde Nachts die Zentrale übernehmen. Hahaha! Hab jetzt schon einen Köddel in der Hose. Hoffentlich blamiere ich mich nicht!

So, jetzt schaue ich noch ein wenig in die Glotze. Sobald es wieder in meinen Fingern juckt, kommen neue Geschichten aus meinem Taxi, versprochen. Ich höre nicht auf, ich höre gerade auf mein Inneres. Und das sagt:“ Müüüüüde, du bist gaaaaanz müüüüüüde!“

Bis die Tage!

tipwurstnicht

„Es ist grün!“

Der leicht angesäuselte Kunde hatte sich für diesen Abend vorgenommen, erstens sein Konto zu plündern und zweitens die ganze Kohle im „Krokodil“ in Bremen-Walle auf den Kopf zu hauen.

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Es war kurz vor Mitternacht, als er die erste Sparkasse hinter der Abfahrt Gröpelingen konsultierte und stolz wie Oscar mit seiner frisch gezogenen Asche wedelte.

„So, nun mal langsam, die nächste Sparkasse ist kurz vor der Kreuzung!“

Ich hab da in den 80ern gewohnt und kannte Die. Der neue Tag hatte gerade begonnen und der nächste Geldautomat wurde geschröpft. Mit weiteren Scheinchen wedelnt stieg er jauchzend und frohlockend wieder zu, hielt mich an,  Richtung Hafenrandstraße abzubiegen.

Die Kreuzung ist einigermaßen groß und übersichtlich, mit 3 Spuren. In der Mitte der Fahrbahn die Straßenbahnschienen. Daneben für Linksabbieger, leicht versetzt hinter der Spur für Geradeaus und Rechts. Die Ampel war auf „Rot“, als ich vorfuhr. Mein hibbeliger Fahrgast lehnte sich nach Vorn und auch zu mir herüber. Ich konnte nichts mehr sehen. Scheinbar traute er mir nicht und wollte unbedingt selbst so früh als möglich das „Grün“ erspähen und mir zurufen.

Aus dem Augenwinkel sah ich links neben mir die Straßenbahn anfahren und war bereit, es ihr auf Kommando gleich zu tun.

„Looos, GRÜÜHÜÜÜÜN, sieh zu, das du los kommst!“, brüllt mein Sozius mich an.

Ich lies die Kupplung etwas unsanft los, mein Beifahrer plumpste in den Sitz.

Es blitzt. Eeeeeeeeeeeeees haaaaat geeeeblitzt!!!!!!!!!!!!!!!!!! Schockschwerenot!!!!!!!!

Binnen einer 1/1000 Sekunde lokalisierte ich die Quelle. Ein Starenkasten auf 1Uhr hat mich geknipst. Ich entscheide mich für die devote Lösung, ergebe mich und stehe mit guten 110 Kg+ X auf der Bremse.

Der Gurt hält uns beide vor dem Aufprall auf die Konsole zurück! Ich ernte ein Grunzen von Rechts! Der Wagen steht, die Fahrradfahrer folgen dem ihnen gedachten Lichtzeichen in „Grün“, ich wollte gerade luftholen, aber dazu war keine Zeit.

Es blitzt!!!!!!!!!!!!!!!!Es hat schoooon wieder geblitzt!!!!!!!! SchockSchockSchock!!!!!!!!

Ich lies mir Zeit, die Situation zu erfassen. Ich gönnte mir einen Zug etwas muffiger Abluft aus der Bratwurstbude am Waller Ring. Die Sinne wieder frei, breitet sich ein wohliges Gefühl der Unschuld aus. Der Wagen steht noch nicht auf der Kreuzung. 2 Meter bin ich gefahren, nicht mehr. Ich bin nicht in die Kreuzung eingefahren und kann somit nicht belangt werden. Mach dir keine Sorgen, kleines Führerscheinchen, du bleibst bei mir. Der 2. Blitz wird das bestätigen.

Mir wird wieder übel. Was, wenn die Technik gesponnen hat, sich die Gesetzteslage geändert hat? Ich beruhige mich, in der Hoffnung, das mich kein Brief des Stadtamtes Bremen erreicht.

„Können wir jetzt endlich weiter, es ist jetzt auch „Grün“ für die Autos und sie hupen uns an!“, weckt mich mein Nachbar aus dem Koma.

Professionell setzte ich die Fahrt fort und warf meinen Fahrgast am Krokodil raus. Er gab mir einen 10er extra, „Als Anzahlung fürs Bußgeld, hier nimms!“

Eine Belehrung, das es niemals reichen würde, sollte ich verknackt werden, ersparte ich ihm. War eh alles meine Schuld. Der Fahrer hat das sagen. Aber es gibt Ausnahmen, in denen er sicher niemals Recht und schon gar nicht zu Wort kommt:

1. Die Ehefrau ist dabei

2. Ein hibbeliger Fahrgast

3. Ein Besser wissender Fahrgast

Positiv wäre zu erwähnen, das ich keinen „grünen“ Brief erhielt. Jedoch würde ich später ein Erlebnis mit einem mir Fahranordnung gebenden Fahrgast haben, das Konsequenzen nach sich zog. Darüber schreibe ich erst nachdem diverse Verjährungen abgelaufen sind, frühestens in 10 Jahren.

So, jetzt muß ich aber mit den Hunden raus, die lecken mir schon seit dem 3 Absatz die Füße!

Und ja, sie sind sauber geworden!

„Geh mir aus dem Weg!“

Freitag um 19:00 sollte ich am Bahnhof Stubben einen Fahrgast aufnehmen. Auf der „Bremer-Seite“! Dort ist noch Baustelle *hoch 3*, denn die Brücke mitsamt neuen Parkplätzen ist nicht fertig, bzw. noch zum Teil noch gar nicht begonnen.

Also drängeln sich auf einem Areal für 3 Autos schon 6 und ich komme als Nummer 7 dazu. Richtung Bokel fädele ich mich in das Knäuel ein und halte auf dem Bürgersteig. Es war zumindest so viel Platz, das ein Fußgänger mit etwas Achtsamkeit ohne Probleme links oder rechts vom Taxi hätte durchkommen können. So geschah es dann auch.

Nun hoben sich gerade wieder die Schranken und ein Pulk Menschen, angeführt von einem Radfahrer preschte heran.

„Mein Weg ist illegal versperrt, muuuuus Äääärger maachen, muuuus Ärger maaaachen!Meeiiinnnn Weeeg!“

So, oder so ähnlich mochte es sich im Hirn des Pedalritters abgespielt haben, denn er schaltete Umgehend in den Modus „Krawall“ und hämmerte gegen meine Seitenscheibe, schrie aus allen Kanälen wirres Zeug, der Verkehr stoppte.

Ich entschloß mich zur Deeskalation und ignorierte das Schauspiel, indem ich mich den Formalitäten meines neuen Fahrgastes widmete. Noch zeterte Irgendetwas da draussen herum, als ich in meinem Augenwinkel bemerkete, wie sich ein Autofahrer aus der Schlange aufmachte, dem Radler zu erklären wie man Platz macht. Und das geschah ziemlich simpel in der Form, das der Fremde den Drahtesel ergriff, kopfüber einige Meter trug, um um ihn daraufhin mit einem kraftvollen, technisch einwandfreien Schwung -wie bei einem Hammerwerfer- über Nachbars Hecke zu entsorgen.

Wie durch ein Wunder verschwand der Bicyclist, ohne sich bei mir zu verabschieden oder weiter zu reklamieren. Der Stau löste sich in Wohlgefallen auf und unter einem Hupkonzert, wie man es sonst nur von Hochzeitskorsos oder dem Gewinn einer Weltmeisterschaft kennt, zog weiter hinten Jemand ein Zweirad aus dem Dickicht und entschwand in der Dämmerung!

TIPP des Tages:

Auch bei Fahrradfreunden kann eine vorausschauende, defensive Fahrweise die Nerven schonen. Einfach mal kurz schauen, ob außer auf der Geraden das Ziel auch mittels eines klitzekleinen Schlenkers erreicht werden kann. Der so entspannte Radsportler kann dann seinen auf der Arbeit aufgebauten Frust ganz prima in voller Breitseite auf seine Liebsten zu Hause abfeuern, statt ehrenhafte Berufskraftfahrer zu behelligen!