Sonderrechte

Wir dürfen hier, im Gegensatz zu dir, stehen!“

Dies der freundliche Hinweis auf das absolute Halteverbot, von dem netten Polizeibeamten aus dem Wagen vor mir.

Ich hatte mich dort „breit“ gemacht, um eine Rollstuhl-Fahrerin vom Kino abzuholen. Gut, ist jetzt eine Fußgängerzone…..aber die haben mir das nicht gesagt, vorher. Und die Schilder sind auch viel zu hoch angebracht! 🙂

Der Polizist liess mich dann aber stehen bleiben, wegen dem Rolli-Transport. „Aber höchstens eine 1/4 Stunde!“ Diese Zeit würde reichen. ich bedankte mich höflich und schaute weiter dem treiben seiner Kollegen zu, die gegenüber des „Cinemotion Kino, BHV“ gerade den Behindertenparkplatz räumen liessen. Schon sehr dreist/dumm, denn diese Stellplätze sind so offensichtlich für Behinderte, denn es gibt dort 4 Nebeneinander und ansonsten keine „Normalen“.

Zum Abschluß hätte ich da noch ’ne Fräge:

„Wieviel Jahre bekommt ein Taxifahrer, wenn er ’nen Bullen duzt?“

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Am Posten

Hier bei uns – im Landkreis Cuxhaven – sind nirgends Taxi-Halteplätze vorgesehen und es existieren auch keine. Einzig vor dem Pam Pam in Hagen steht auf privatem Grund ein Schild dafür, damit sich dort keine Gäste hinstellen. Ist aber inoffiziell.

Wir dürfen uns sogar nirgends einfach hinstellen und unsere Dienste anbieten, außer auf der Parkfläche vor unseren Büros in Loxstedt, Hagen und Bokel.

Temporär können Taxi-Halten beim Landkreis bestellt werden, für Großveranstaltungen oder Dorffeste. Macht aber kaum einer, denn das beantragen und ausleihen der Verkehrszeichen kostet Gebühren. Wer zahlt gerne für so einen Scheiß? Niemand!

Deshalb stehen wir dieses Jahr in Dedesdorf am sogenannten „Schweinemarkt“ einmal wieder in einer Schlange vor dem Eingang zum Festplatz.

Und dort ist absolutes Halteverbot. „Haha!“ Aber die Polizei drückt offensichtlich ein Auge zu. „Danke dafür!“

Was mich aber eigentlich zu diesem Artikel trieb, ist die Tatsache, das wir es nicht gewohnt sind, kollektiv an wechselnden Orten auf Fahrgäste zu spekulieren, wenn dafür keine Bestellungen vorliegen. Es ist schlicht zermürbend, zumindest für mich, der es gewohnt ist, in Phasen mit weniger Taxibedarf in einer unserer Stationen zu pausieren, mit Kaffee, Snack und TV.

Der Tagesablauf gestern:

20:00 Dienstbeginn. Warten auf ersten Auftrag.

21:15 Von Loxstedt zum Schweinemarkt

21:40 Rumstehen am Schweinemarkt

22:10 Ortstour

22:20 Rumstehen am Schweinemarkt

23:30 Fahrt nach Hetthorn

00:10 Rumstehen am Schw….! Von der Musik aus dem Autoscooter kommen nur die Bässe an, mein Sprinter vibriert. Für eine Massage reichts allerdings nicht.

00:30 Eine junge Brunette fragt, ob ich sie für einen ordentlichen Kuss nach Bremerhaven fahre. Ich mache so etwas nicht, wir dürfen keine Festpreise vereinbaren! Und wie soll ich diesen Knutscher dann an meinen Chef auszahlen? Nee,…… das ist mir zu ecklig!

01:00 Ich werde endlich abgerufen, meine Dienste werden woanders gebraucht. Puuh!

02:30 Wieder am Schweinemarkt. Jetzt geht es endlich in die heisse Phase. Die meisten Menschen haben keine Kontrolle mehr über ihre Füße und wollen gefahren werden. Zu meinem Bedauern setzten auch andere Körperfunktionen bei meinen Kunden aus. Inkontinenz und Nausea grassieren diese Nacht. Ich bleibe Dank meiner soften Fahrweise – die Servolenkung ist defekt – von Ausscheidungen in meinen Wagen verschont!

05:00 Ich lade das letzte Mal am Markt. Ein Pärchen nach BHV. Er will sie noch poppen, flüstert er mir zu, während sie eingeschlummert ist. An seiner Adresse angekommen springt sie wortlos aus dem Font und entleert sich über einer Feuerdorn-Hecke. Sie quiekt rum, weil es beim Abstützen so dolle piekst. Er schickt mich weg, bevor ich im auf seinen 50er rausgeben kann. Er hätte noch 20€ rausbekommen. Was führ ein Glück ich doch diese Woche habe!

05:30 $derfreibeuter aus der Zentrale ruft Feierabend aus. Ich benötige 25 Minuten für den Rücksturz nach Bokel.

6:00 Ich stehe beim Bäcker und lade eine Standartbestellung in meine mitgebrachte Tasche. 6 Knackis, 2 Rosinenbrötchen, eine Laugenstange. Hackepeter aus der angeschlossenen Schlachterei.

7:45 Ich schlafe nach einem opulenten Frühstück vor der Wiederholung des 6er-Pack ein.

14:00 Viel zu früh erwachte ich und schrieb das Resümee der letzten Nacht hier für euch auf.

Um 22:00 wartet er wieder auf mich, der Schweinemarkt. Verdammt, der geht noch bis Montag Nacht. Hoffentlich habe ich weiter so viel Glück mit den Fahrgästen. Die waren die ganze Woche Klasse drauf!