Back in Action!

Der diesjährige Jahresurlaub hat sich in die Länge gezogen.
Hab ich echt genossen. Konnte viel am Häuschen reparieren, den Papa besuchen, reichlich Paarhufer in Scheiben -vom Ofengrill- vertilgen und die ein oder andere Gerstenkaltschale leeren!
Die Sonne ward mir die ganze Zeit hold!
Danke, das Soll für einen tollen Sommer ist jetzt schon erfüllt.

Eigentlich war es ein ganz normaler Abend, wie es so der Ferienzeit entspricht. Nicht das die Umsätze extrem weg brechen – es fehlen eigentlich nur die Schulkinder – , es ist hier reichlich zu tun. Die Kids benutzen abends gern das Sammeltaxi, um von einer häuslichen Lan-Party zur anderen zu driften. Und die Teens kennen sich aus mit den Fahrplänen.

Aber was den gestrigen Abend so beschaulich gestaltete, war die Gestaltung des Trinkgeldes. Im Durchschnitt sind gut 4-5 € an Wochentagen drin. Wegen der Sammeltaxi-Fahrten, welche ca. 80% meiner Touren ausmachen, fallen die freiwilligen Sonderzahlungen spärlich aus. Total irre, was Heute gelaufen ist!

Zum Bahnhof Lübberstedt bin ich bestellt. Ich sollte eigentlich um 22:10 dort sein, aber Mangels Kapazitäten -nach 22:00 fahren wir nur noch mit 2 Wagen – ging es nicht schneller, ich traf um 22:35 ein und erwartete 4 mürrische Mittvierziger. Nach der üblichen Begrüßung bereitete ich mich auf die üblichen Tiraden über die zu teuren, schmuddeligen Taxis und deren inkontinente Fahrer vor.

Jedoch….., es geschah das Gegenteil. Überaus freundlich bedankte sich das Quartett, das ich sie nicht in der Pampa verrotten lies. Am Zielort (28,70 €) nahm ich einen 20er und einen 10er entgegen und durfte den Rest behalten. „So is das nu ma“, bei Summen knapp vor dem vollen Schein. Aber der Kunde kratzte noch in seinem Kleingeldfach, fand nichts und faltete einen 5er in der Mitte und sagte:“Hier, das wäre sonst zu wenig gewesen!“

Zufrieden drücke ich auf meinem PDA herum und schnappe den nächsten Auftrag. Von Lübberstedt Bahnhof nach Finna. Ich komme langsam in Fahrt, ich bin nach Annahme einiger weiterer Bestellungen nun bis 3:30 ausgebucht.

Der Zug trifft zu spät ein und mein Zeitplan gerät langsam aus den Fugen. Ich muss von hier dann weiter nach Sandstedt, aber nur noch 20 Minuten Zeit. Endlich läuft die Nord-West-Bahn ein. Aber nicht am gewohnten Bahnsteig, sondern gegenüber. Wieder eine Minute verloren. „Warum können die das nicht an ihrer Anzeigetafel bekannt geben?“

Der Kunde kommt schnell angelaufen. Es sei ihm peinlich, er müsse am Ziel erst noch Geld aus dem Haus holen. Ich grumpfe etwas zu laut, er verfällt in Schock und verspricht mit Trinkgeld.

Er muß € 3 bezahlen und kommt mit einem 10er in der Hand aus dem Haus. Ich dachte so an „Geben sie mit 5 wieder!“, da reichte er mir den Schein und veschwand winkend in seinem Bungalow.

Die nächste Fahrt von Sandstedt nach Hoope war eingeschoben. Es war ein Sammeltaxiauftrag, aber die Leitstelle hatte den vergessen zu übermitteln. Erst ein Anruf des Kunden zwecks Reklamation brachte das Taxi ins Rollen. Schwamm drüber, ich bekomme das noch hin.

Die Fahrgäste standen bereit und pünktlich abgeliefert – aus meiner Sicht – in Wahrheit 1 Stunde Später als gewünscht.

Ein Besoffener ruft an. „Fahr mich nach Bokel, ich geb dir nen 20er!“

Ich will das nicht glauben. Habe sehr wenig Zeit und vertröste den Alki auf eine Stunde später. Er sagt, er säße in $dorfmitbrücke an der Hauptstrasse und würde warten.

Als ich später vorfahre, war er schon zur Seite gekippt und ich musste ihn erst einmal Wecken. Die Fahrt war ging nur über die Schranken, ein wenig die Hauptstrasse ins nächste Dorf. Bei 7,20 € überreicht er mir einen 20er! „Hier, nimm alles, ich hätte nicht gedacht, das du an mich denkst. Kannste mich inner halben Stunde wieder abholen…, hier?“

Ich rechne meinen Plan  nach und sage ihm, das es wenigstens 45 Minuten werden und er nickt „OK!“

Ich komme nach einer 3/4 Stunde wieder bei ihm an und bringe ihn – er schon wieder nachgetankt – zu seiner Bude ins $dorfmitderbrücke. Er steigt aus, wirft einen weiteren 20er (Uhr sagt wieder 7, 20) rein und huldigt meiner treuen Dienste. Ich muss seine Anbetungen unterbrechen, denn um die Ecke warte meine letzte Tour für diese Nacht.

Ein Ehepaar macht eine Busreise nach Polen. Ich fahre sie zum Treffpunkt. € 45,90 zeigt das Meter am in der Bismarckstasse in Bremerhaven. Er reicht mir einen 50er und schickt m ich in den Feierabend. Solche „Bus-Touris“ sind normal die Schotten vor dem Herrn, aber dieser Abend sollte wohl so schön enden, wie er begonnen hatte.

„Boah, hoffentlich bleibt das Wetter noch so schön, die Kletten in der Geldbörse scheinen verdorrt!“

Talers

Trinkgeld, juhuuuuuuu!

 

2Cent

Ich liege so lang gestreckt auf der gemütlichen Ledercouch in unserem Büro in Loxstedt. Die Pause hatte ich dringend nötig gehabt, denn es war eh nicht viel los und es lief Brasilien gegen irgendwen im Fernseher.

Als am Fenster einen Schatten vorüber zog ahnte ich gleich, das meiner beschaulichen Lage ein Ende gesetzt werden sollte. Ein Kunde drohte mit Auftrag!

Es klopft an der Tür, denn eine Klingel haben wir nicht. Ich räkele mich hin und her, um endlich dem richtigen Winkel zum Aufrichten zu finden. Prompt fällt die Tüte Chips von meinem Bauch auf den makellosen Teppichboden. Das Dip rutsch zum Glück nur in die sofaseitige Ritze und hält sich dort für den weiteren Verzehr bereit.

Die Tür vorsichtig einen kleinen Spalt öffnend – wie bei Zeugen Jehovas oder Teppichhändlern – lugte ich nach Draussen.

Vor mir verunstaltete ein ziemlich verwanzter Typ die Aussicht auf meine Lieblingseisdiele und seine Visage zog meine Aufmerksamkeit in ihren Bann. All überall blaue Flecken, frische Schürfwunden und ein Atem, der jeden normalen Menschen umgehend zur Mumie konservieren würde. Das Hemd nicht existent, die Hose voller getrocknetem Blut. Die Schuhe sicher ein Eigenbau!

„Nach $ghetto bitte!“, entfleucht lispelnd ein kurzer Satz aus seinem geschwollenen Mund.

Ich schliesse die Tür vorsichtig, nicht ohne kurz mitzuteilen, das meine werte Tätigkeit der Gesetzte wegen gerade zur Ruhe verdammt wäre und er meine Dienste erst nach Ablauf von 3 Stunden – wegen der vielen Vorbestellungen – , wieder einfordern könne.

Ich schlich zum Rollo und zog es in eine möglichst hohe Position, um mein wirkliches Ansinnen (Brasilien) fortzuführen. Das Sofa rief und ich folgte.

Ein schüchternes Klopfen – so alle 3 Minuten – und ein leises „Hallo, bitte nach $ghetto “ ,zeugte von seiner Unerschütterlichen Geduld. Auf keinen Fall würde ich so einen kaputten Menschen transportieren, so stellte ich den Flatscreen-Apparat lauter.

„Booooooom!“, da schoß es mir in den Kopf. Die Kollegin $lächlerin war auf dem Weg zu mir. Sie hatte ihre letzte Tour beendet und würde in wenigen Augenblicken in die Hände des „Monsters“ fallen.

Mein Beschützerinstinkt verdrängte jeglichen zu erwartenden Unbill, als ich zum 2. Mal, nun in kompletter Montur und abfahrbereit vor die Tür schritt und den nun mit einem Zwanziger wedelnden Leichnam einlud, mit mir zu seinem Wunschziel zu fahren.

Wie ihr schon von früher wisst, habe ich vorgesorgt und ein paar Eukalyptus-Bonbons in meinem Mund verteilt um den martialischen Abgasungen paroli zu bieten!

Gerade auf halbem Wege begegnet uns die $lächlerin und ich sehe sie lächeln, wie immer.

Nach 6 Minuten war der Terror zu Ende. Ich erhielt noch eine kurze Belehrung, das ich gefälligst etwas freundlicher sein könnte und er, der Herr2Cent würde ja schon Stammkunde sein. Zu bezahlen hatte er 13,60, gab 15,00 und streckte mir dir Hand entgegen. Ich war gerade damit beschäftigt, die Scheine mit Fingerspitzen in ein Extra-Fach für „Verunreinigtes“ zu bugsieren, zwecks späterer Dekontamination.

Tapfer lehnte ich die freundliche Geste ab, mit der Begründung, der Busfahrer würde das auch nicht machen, wegen der Seuchengefahr.

Weg war er endlich. Auf dem Weg nach Hagen rief ich schnell noch die $lächlerin an, um ihr mitzuteilen, wovor ich sie bewahrt hatte, ich toller Kerl!

„$lächlerin, hast du schon mal den Hernn2Cent gefahren?“

„Klar, gerade Heute Nachmittag hab ich den gehabt, zur „Arbeit“ in die Kneipe. Der ist mit dem Fahrrad gestürzt und sieht grauenvoll aus! Ausserdem hat der gemüffelt wie ein Wildschwein!“

Also doch ein „Stammgast“! Aber hoffentlich demnächst einmal wieder runderneuert.

 

Feierabend!?

Ich bin ganz sicher, das alle Taxikunden wissen, wie es um die Arbeitszeiten der Fahrer bestellt ist und das Taxis rund um die Uhr von bestellt werden können. Somit auch von Jemandem gelenkt werden müssen. Das kann aber eigentlich gar nicht funktionieren, weil alle Taxifahrer immer gleich Feierabend haben, ausgehend von den Guten Wünschen der Kunden!

„Auf Wiedersehen, Danke für`s Mitfahren!

„Auch Danke…und einen schönen Feierabend noch!

Wie es richtig ist kann ich auch nicht sagen. Aber es nervt mich schon, denn ich möchte nicht schon zu Dienstbeginn so tun, als sei gleich schon wieder Schluss. Also kläre ich auf und berichtige die Fahrgäste mit dem Hinweis, ich würde die Nacht fahren, immer und mein Zuhause sei noch bis $XY-Uhr das Taxi!

Die so instruierten Fahrgäste werden bei der nächsten Tour anders an die Sache heran gehen:

„Wie lange müssen sie denn noch HerrTaxifahrer?“

Um danach wahlweise mit:

„Oh, das ist aber noch lange, sie tun mir richtig leid!“

oder

„Schönen Feierabend noch!“

fortzufahren.

Toll, denn ich benötige keinesfalls das Mitleid meiner Fahrgäste. Denn, wie schon des öfteren verbreitet, arbeite ich ziemlich gern in diesem Beruf und außerdem erhalte ich monatlich ein erträgliches Schmerzensgeld von meinem Chef überwiesen. Und wenn ich doch so einen bedauernswerten Eindruck hinterlassen haben sollte, so können die Kunden gern eine freiwillige Sonderzahlung in Form von Trinkgeld in kleinen, durchnummerierten Scheinen hinterlassen! Und beim weg sortieren der erklecklichen Devisen werde ich mir dann ganz sicher keinen Kopf machen, wie lange ich dann noch arbeiten muss, sondern wie ich die ganze Kohle verbraten soll.

Und wenn endlich Dienstschluß ist, fahre ich in meine Ruhezone. Und so ich Gute Laune habe, schreibe ich meine Erlebnisse des Tages auf, insofern ich überhaupt genügend Stunden gefahren bin!

„Schönen Feierabend!“