Hole in One!

Samstag war viel los. Es ging Schlag auf Schlag und meine letzte Tour führte mich dann auch noch an den nördlichen Rand unseres Fahrgebietes, nach Bramel.

Innerlich schon auf Feierabend programmiert, hatte ich meine Abrechnung schon so weit vorbereitet, das nur noch die Einnahmen und Fahrtstrecke dieses ultimativen Jobs fehlten.

Heute um 17:00 fand ich folgende Nachricht in meinem Fach im der Zentrale!

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„Halloooooo!“, die ist sogar 1€ wert!
Es ist eine Waschmarke der Waschanlage gegenüber der Butterabsatzzentrale in Bremerhaven.

I feel good (again)!

Vorgestern hatte ich mich über Fahrgäste ausgelassen, welche mich haben grübeln lassen, was ich noch alles zu Ertragen bereit bin.

Letzte Nacht wurde in mir wieder die Flamme der Hoffnung erregt! Es gibt tatsächlich Menschen, die so eine Dienstleistung wie das Taxifahren Wert schätzen.

Er kam mit seiner Frau von einer Weihnachtsfeier und bedankte sich für die Pünktlichkeit und den freundlichen Bestellvorgang in der Zentrale!

Am Ziel angekommen überreichte er ein angemessenes Trinkgeld. Und dann fügte er noch hinzu:

„Vielen Dank für die wunderbare Fahrt und das es sie überhaupt gibt, HerrTaxifahrer!“

Das geht natürlich runter wie Öl und gleicht so manches schlechte Benehmen von den hirnlosen Amöben ( sorry Amöbe) wieder aus.

Ich bedankte mich gleichfalls für die netten Worte und fast wären wir ins auch noch in die Arme gefallen, als mein PDA den nächsten Auftrag meldete und ich nun schnell weiter musste…..

Das Leben

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ist eine fürchterliche Krankheit. Es endet immer tödlich.

So, oder so ähnlich habe ich am Samstag Morgen empfunden.

Um 5:15 ist Herr Mühlenbauer abzuholen. Wir fahren ihn seit einigen Jahren 3 x die Woche nach BHV zur Dialyse. Vor 12 Wochen wurde ihm mitgeteilt, das sein Platz auf der Warteliste nun ganz weit oben sei und er seine Medikation umstellen müsse, damit es bei einer OP keine Probleme mit der Blutgerinnung oder Abstoßung der neuen Niere gäbe!

Leider machte ihm eine Entzündung der Schildrüse einen Strich durch die Rechnung.

Seine körperliche Verfassung wurde immer schlechter und die Spenderniere rückte wieder in weite Ferne.

Während der letzten Fahrten schlief er immer ein, sonst gab es immer eine Unterhaltung.

An diesem Morgen wartete ich wie gewohnt vor seiner Gartenpforte. Oft rauchte er noch schnell eine Mentholzigarette, er konnte es nicht lassen. Es ging schon auf 5:30, das gab es so noch nie. Ich versuchte zu entdecken, ob sich im Haus etwas tut. Einige Räume im Erdgeschoss waren beleuchtet.

„Vielleicht ist er wieder eingenickt“, kam es mir in den Sinn und ich nahm mir vor zu klingeln um so ein Zeichen von ihm zu erhalten.

Auch mehrfaches betätigen der Glocke brachte kein Ergebnis. Ich rüttelte an der Eingangstür, sie gab nicht nach und schien von innen verriegelt.

Ich rief ihn vom Handy an. Der Rufton war da, auch konnte ich im Innern das Läuten eines Telefons vernehmen. An die Fenster hämmernd versuchte ich etwas heftiger, mich Bemerkbar zu machen.

Um die Hausecke herum konnte ich in die hell erleuchtete Küche sehen und entdeckte, das etwas Furchtbares geschehen sein muß. Herr Mühlenbauer war offensichtlich vor seinem Küchentisch gestürzt und lag bewegungslos auf dem Boden. Da er keine Kleidung an hatte, ging ich davon aus, das er von irgendeinem Anfall überrascht wurde.

Sodann suchte ich eine Möglichkeit in das Haus zu gelangen und fand eine Tür zum Garten vor, welche nur angelehnt war.

Der Mann am Notruf gab mir noch ein paar Tipps, was ich jetzt tun könne, aber schon bei der ersten Berührung zog sich mein Brustkorb zusammen und ließ mich erstarren.

Seine Wangen waren Eiskalt, seine Haut fahl und stumpf. Der Mund war leicht geöffnet, während die Augen geschlossen waren.

Das hatte ich schon einmal so erlebt, am Sterbebett meiner Mutter.

Er wird keine Mühlen mehr in seinem Gärten errichten. Ganz stolz hatte er immer berichtet und vorgeführt, wenn wieder einmal eines seiner vielen Bauwerke errichtet war.

Der Rettungswagen trifft ein und ich verlasse den traurigen Ort.

Heute habe ich zur Feier des Tages eine Kerze für ihn und alle Fahrgäste, welche uns verließen entzündet.

Immer wenn durch den Ort am Deich fahre, blicke ich nach rechts und wenn genug Wind vorhanden ist, dann drehen sich die Mühlen immer noch.

Euch allen wünsche ich eine ruhige und fröhliche Weihnachtszeit!