Am Nordbahnhof, da pufft die Lok…..

Er sei sehr traurig darüber, so mein Fahrgast, das ihn seine Freundin gestern verließ. Er vermisse sie sehr. Seine Liebe zu ihr sei ungebrochen!

Dennoch war er mit den Dienstleistungen der lokalen Dirnen, wo ich ihn abholte sehr zufrieden gewesen, so der Tenor seiner Ausführungen u.a. über seine vielschichtigen Fetische……..

PU*

„Des einen Leid, des Andren Freud!“


Nach 2 Stunden unermüdlichen, aufopferungsvollen Wartens auf einen Auftrag, erlöste mich ein Anruf der Regionalbahn aus meinem Schlafkrampf!

„Wir benötigen noch einen Wagen für 3 Personen nach Bremen, ab Oldenbüttel. Der Zug steht, es hat sich Jemand auf die Gleise geworfen!“

„Schwupps!“, das Bestätigungsfax aus dem Drucker genommen, Fahrgäste eingeladen und für knapp € 80 nach Bremen gebracht.

Die Fahrgäste hatten Nichts bemerkt von dem Unfall. Einzig der Zugführer muss den Schock des Erlebten verarbeiten. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Leider passiert das sehr oft und wer weiß, was sich hinter dem Steuer einer Lok abspielt, wenn sich das Unglück anbahnt?!

*Bahnjargon: „Personenunfall“

:'(

Heute erfuhr ich, das ein lieber Ex-Kollege seine letzte Tour angetreten hat und grüße ihn von hier aus dem Taxi:

Lieber Günter,

ich danke dir für all die wertvollen Tipps, die du mir  als Frischling damals mit auf den Weg gegeben hast. Du warst immer für alle Kollegen ein Vorbild! Ich habe deine stoische Ruhe bewundert, mit der du nach einer nervenaufreibenden Nachtschicht am Morgen danach zusammen mit uns im Büro saßt und die Umsätze verglichen hast.

Du warst meistens der Beste. Als ich dich das erste Mal übertrumpft hatte, wärst du am liebsten noch einmal raus gefahren, um die fehlende Summe reinzuholen. Das hat mich angespornt, immer besser zu werden, nur um den leisen Zorn in deinem Gesicht zu sehen und um anschließend bei einem gemeinsamen Kaffee die Schicht nachzuerzählen und über die Erlebnisse zu lachen.

Auch werde ich dein Faible für moderne Technik gern in Erinnerung behalten!

Lieber Günter… jetzt hast du mich zum ersten Mal traurig gemacht.

Hoffentlich haben sie dort im Himmel einen guten Wagen mit Stern für dich, vielleicht den L 995, den bist du immer so gern gefahren. Deine geliebten Kreuzworträtsel soll es dort auch geben, also wenn du dafür noch Zeit hast!?

Weiterhin Gute Fahrt,

Andreas

Omega und Neubauten

Omega

Über die Ostertage ist hier wenig schönes passiert. Ein guter Freund und Nachbar ist verstorben und unsere ganze Straße erstickt an der Hilflosigkeit, die solch ein bitteres Ereignis mit sich bringt. Die letzten beiden Tage waren einfach nur von Traurigkeit und der verzweifelten Suche nach einer Erklärung für seinen plötzlichen Tod erfüllt. Das möchte ich einfach so stehen lassen!

Wie ihr sicher bemerktet, habe ich ein Faible für`s die Bebilderung meiner Postings. Zum Einen finde ich es gut, euch Bilder von der schönen Gegend zu zeigen, zum Anderen schreit das neue Blog-Layout danach. Meine Ausrüstung besteht zu 99% aus meiner IPhone-Kamera und zu 1% aus der Spiegelreflex meiner werten Gattin. Unterwegs ist so ein großes Teil nicht praktisch, weil es viel Platz weg nimmt und außerdem Begehrlichkeiten bei der werten Kundschaft wecken könnte. Ein Leder-Rucksack  (Wert 150 Öcken) haben sie mir schon mal geklaut.

Dementsprechend sind die Fotos oft nur so quasi „Hilfsfotografien“. So lange das Tageslicht mitspielt, ist die Qualität ganz ordentlich. Wird es aber schattig und / oder liegt das Objekt der Begierde in größerer Entfernung, dann zeigt sich das Ware Gesicht der Mini-Linse und die Grenzen der elektrischen Manipulation sind schnell errreicht. Dank Photoshop lassen sich wenigstens einige Bilder etwas pimpen.

Neubauten

Im Süden von Bremerhaven wurde und wird gebaut. Übermorgen öffnet dort eine neue Ikea-Filiale. Wer Stress und Körperkontakt mit fremden Menschen nicht scheut, sollte sich unbedingt unter die anderen 20.000 Möbelliebhaber mischen.

Ikea Bohmsiel

Ikea Bohmsiel

An der Autobanhabfahrt Loxstedt baut mein Lieblings-Fleischplattenveredler einen neuen Kalorien-Tempel. Ich bin Protestant, lebe nicht nach dem Glauben, aber:

„Herr, gib mir die Kraft, hier nicht täglich einzukehren. Setzte den Blinker Richtung Bremerhaven und drücke für mich aufs Gaspedal. Guten Appetit Amen!“

Mäcces Hohewurth

Mäcces Hohewurth

Zu Guter Letzt noch ein Sonnenuntergang am Bahnübergang Hohewurthstrasse in Loxstedt und das Osterfeuer in Frelsdorf.

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Osterfeuer Frelsdorf 2015

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Sonnenuntergang Hohewurthstrasse Loxstedt

Hof-Alarm

Worüber ich schon des öfteren schrub, ist meine tägliche Fracht der Senioren aus der Tagespflege zurück ins eigene Heim.

Gelegentlich ändert sich die Zusammensetzung der Truppe, da nicht alle jeden Tag in die Pflegestätte fahren, oder einmal ein Zipperlein den Ausflug verbietet. Auch führt eine Verschlimmerung des allgemeinen Zustandes dazu, das Jemand in die Vollzeitpflege in ein Heim umziehen muss und neue Mitglieder aufrücken. Oft können die Angehörigen die Pflege zu Hause nicht mehr schaffen, es ist über einen längeren Zeitraum physisch, als auch psychisch schwer auszuhalten. Gerade bei den älteren Alten sind selbst die Kinder schon so „gebrechlich“, das der Weg ins Heim angetreten wird. Neulich kam eine Dame ins Heim, weil ihr Sohn verstarb!

Als ich letzte Woche Donnerstag vorfuhr und im Wagen 2 Halterungen für Rollstühle aufrüstete, belehrte mich ein bei der Tagespflege angestellter Fahrer, ich hätte nur einen Rolli mitzunehmen.

Daraufhin begab ich mich zur Oberchefpflegermeisterin $heißtwiedieenkelinvomalmöhi, um zu erfahren, das Gertrud aus Beverstedt ihre letzte Reise angetreten hätte und uns künftig vom Himmel aus beobachten würde.

Etwas abwesend legte ich die Reihenfolge fest, in der die Verbliebenen zusteigen sollten, um sie auf die gleiche Art, in Abhängigkeit von meiner geplanten Route, umgekehrt wieder auszuladen.

Nachdem ich Louise aus Wachholz vor ihrer Haustür abgesetzt hatte, bog ich wie gewohnt als nächstes zu dem großen Bauernhof, der nur 300 Meter entfernt lag ab, um wie immer als letztes die Gertrud auszuliefern.

Gerade wollte ich in die lange Einfahrt lenken, als es mich wie ein Schlag von Hinten traf. Da war Niemand mehr! Nur ein leerer Fahrgastraum. Platz für 4 „Läufer“ und 2″Rollis“!

In Gedanken versunken trat ich den Rückweg zur Zentrale an. Dort tausche ich dann für gewöhnlich den Sprinter gegen einen Sportwagen ein, damit ich die Nachtschwärmer zügig abwickeln kann.

Nun überlegte ich mir, was es ausmacht, Jemanden „verloren“ zu haben, den man eigentlich gar nicht gekannt hat. Ausser ein paar Floskeln – immer die Gleichen- wie es bei „Dementen“ Gang und Gäbe ist, gab es keine Gemeinsamkeiten!?

Doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Wir hatten zwar nicht viel mit einander geredet, aber es gab andere Erinnerungen. Und zwar ging es um den Hof und die Gegebenheiten dort.

Zuerst bin ich dort immer vorgefahren und habe die Klingeln am Haus malträtiert, aber es öffnete Niemand.

In meiner Kindheit -ich bin ein Bauernjunge-haben Menschen, die uns besuchen wollten, auch immer vergeblich geklingelt. Es gab zwar einen Knopf, aber es war gar keine Glocke angeschlossen! Alle Türen waren stets für Jedermann offen und wer uns zu uns kam, tat dies durch lautes Eintreten in die Gute Stube. War dort Keiner, wurde der Stall, dann der Garten oder die Schmiede abgesucht.

Also fand ich mich auf Gertruds Hof mal in der Milchkammer, im Treckerschuppen oder auf dem Futtergang im großen Laufstall wieder, um meine Fahrgästin an ihre Tochter oder Enkelin zu übergeben.

Um der ewigen Sucherei aus dem Weg zu gehen, wurde mir der Hofhund Harras vorgestellt. Bis dahin war er immer eingesperrt, um uns Fahrer nicht zu zerfleischen. Mir wurde aufgetragen, von nun an mit mehrfachem Hupen den Hof zu befahren, der Harras würde dann laut bellend aus der Richtung kommen, wo sich ein Familienmitglied zuletzt befunden hätte. Und so klappte es dann auch vorzüglich!

Und dann gab es noch ein Ereignis, was ich an diesem Hof festmachen kann. Leider nur peinlich! Es trug sich im Dezember 2012 zu, das ich ganz kuhl rückwärts vom Hof fahren wollte und als Referenz einen Weidezaun im Rückspiegel hatte, der nach meiner Wahrnehmung 1 Meter neben der Fahrspur verlief.

„Schiedendidi!“

Ich rumpelte genau in das sehr matschige Fundament eines ehemalig dort gelagerten Misthaufens! Je mehr ich versuchte, durch Aufschaukeln und sonstige Profi-Tricks den Karren buchstäblich aus dem Mist zu bekommen, desto tiefer steckte ich in der Scheisse!

Des Bauers Sohn beobachte das Spektakel und lachte mich vorzugsweise schallend aus, als ob es sonst keine anderen Vergnügungen in seinem kargen Landleben gäbe. Dann rief er mir endlich zu, das er den Vater bitten würde, den Traktor zu holen.

Schon nach einem kurzem Augenblick ertönte ein dumpfes, röhrendes puffen und knattern. Um die Ecke schoß in Schlangenlinien ein Radlader, an der Schaufel schon ein nützliches Stahlseil angebastelt.

Ob der brutalen Fahrweise des Bauers mit seinem „Panzer“ erbot ich einen sanfteren Stil zur Befreiung meines tollen roten Sprinters und das Er möglichst in einem Stück geborgen werden sollte.

Von Ängsten geplagt nahm ich den Gang heraus und übergab die Verantwortung für den Antrieb an den hoffentlich sensiblen Landwirt.

Ein mittleres Schleudertrauma später fand ich mich mit meinem Gefährt wieder auf festem Boden.

Es war ein Ende ohne Schrecken. Alles fein Heile geblieben.

Das war es nun, was mich mit Gertrud verbunden hatte.

„Und nun verabschiede ich mich und wünsche dir eine schöne Zeit bei deinem Herrn. Up Weddersehn un Tschüss!

 

Das Leben

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ist eine fürchterliche Krankheit. Es endet immer tödlich.

So, oder so ähnlich habe ich am Samstag Morgen empfunden.

Um 5:15 ist Herr Mühlenbauer abzuholen. Wir fahren ihn seit einigen Jahren 3 x die Woche nach BHV zur Dialyse. Vor 12 Wochen wurde ihm mitgeteilt, das sein Platz auf der Warteliste nun ganz weit oben sei und er seine Medikation umstellen müsse, damit es bei einer OP keine Probleme mit der Blutgerinnung oder Abstoßung der neuen Niere gäbe!

Leider machte ihm eine Entzündung der Schildrüse einen Strich durch die Rechnung.

Seine körperliche Verfassung wurde immer schlechter und die Spenderniere rückte wieder in weite Ferne.

Während der letzten Fahrten schlief er immer ein, sonst gab es immer eine Unterhaltung.

An diesem Morgen wartete ich wie gewohnt vor seiner Gartenpforte. Oft rauchte er noch schnell eine Mentholzigarette, er konnte es nicht lassen. Es ging schon auf 5:30, das gab es so noch nie. Ich versuchte zu entdecken, ob sich im Haus etwas tut. Einige Räume im Erdgeschoss waren beleuchtet.

„Vielleicht ist er wieder eingenickt“, kam es mir in den Sinn und ich nahm mir vor zu klingeln um so ein Zeichen von ihm zu erhalten.

Auch mehrfaches betätigen der Glocke brachte kein Ergebnis. Ich rüttelte an der Eingangstür, sie gab nicht nach und schien von innen verriegelt.

Ich rief ihn vom Handy an. Der Rufton war da, auch konnte ich im Innern das Läuten eines Telefons vernehmen. An die Fenster hämmernd versuchte ich etwas heftiger, mich Bemerkbar zu machen.

Um die Hausecke herum konnte ich in die hell erleuchtete Küche sehen und entdeckte, das etwas Furchtbares geschehen sein muß. Herr Mühlenbauer war offensichtlich vor seinem Küchentisch gestürzt und lag bewegungslos auf dem Boden. Da er keine Kleidung an hatte, ging ich davon aus, das er von irgendeinem Anfall überrascht wurde.

Sodann suchte ich eine Möglichkeit in das Haus zu gelangen und fand eine Tür zum Garten vor, welche nur angelehnt war.

Der Mann am Notruf gab mir noch ein paar Tipps, was ich jetzt tun könne, aber schon bei der ersten Berührung zog sich mein Brustkorb zusammen und ließ mich erstarren.

Seine Wangen waren Eiskalt, seine Haut fahl und stumpf. Der Mund war leicht geöffnet, während die Augen geschlossen waren.

Das hatte ich schon einmal so erlebt, am Sterbebett meiner Mutter.

Er wird keine Mühlen mehr in seinem Gärten errichten. Ganz stolz hatte er immer berichtet und vorgeführt, wenn wieder einmal eines seiner vielen Bauwerke errichtet war.

Der Rettungswagen trifft ein und ich verlasse den traurigen Ort.

Heute habe ich zur Feier des Tages eine Kerze für ihn und alle Fahrgäste, welche uns verließen entzündet.

Immer wenn durch den Ort am Deich fahre, blicke ich nach rechts und wenn genug Wind vorhanden ist, dann drehen sich die Mühlen immer noch.

Euch allen wünsche ich eine ruhige und fröhliche Weihnachtszeit!