Tischlein, deck dich!

Es geht um einen Bestellung im Rahmen des unterstützenden ÖPNV, kurz:“Anruf-Sammel-Taxi“.

Ein Stammkunde hatte den Service für 23:39 erbeten und fristgerecht angerufen. Er wollte vom Bahnhof Frelsdorf nach Beverstedt gebracht werden.

So weit so gut…..

Auch auf die Gefahr das ich es wiederhole: Zu dieser Nachtzeit fahren wir nur noch mit 2 Wagen. Da sind lange Anfahrten leider die Regel. Ich hatte das Los gezogen und brach diesmal von Loxstedt her auf, die Strecke von ca. 20 Km nach Frelsdorf zu fahren.

Ganz wohl war mir bei diesem Auftrag nicht zu Mute, denn unser „Spezi“ hatte die Angewohnheit die Zeit öfter zu verschieben.

Und, was soll ich schreiben, gerade als ich meine Position an der Haltestelle bezog, rief er an. Er würde den Zug nicht schaffen und käme einen später, nämlich erst um 00:18 an!

Mein nächster Auftrag fände um 00:24 in Bremerhaven statt, also wieder ziemlich genau 25 Km entgegengesetzt, darum ginge es nicht ohne Verspätung. Er hätte auch zu spät angerufen teilte ich ihm mit, versprach aber auf jeden Fall die Tour einzuplanen, er müsse nun ein neues AST bestellen, da diese Bestellnummer nun nicht mehr gültig sei.

In solchen Fällen melden wir eine Fehlfahrt und die Allgemeinheit trägt die Kosten. Berechnet wird der zu erwartende Fahrpreis. Leider werden diese Kunden, welche öfter einmal nicht, oder zu spät abbestellen, nicht zur Kasse gebeten. Und deshalb die Überschrift dieses Posts. Ist ja alles Gratis, so die Denke mancher Mitmenschen!

AST ist ein Service der Gemeinde, der, wie auch restliche ÖPNV im Lande subventioniert wird. Im Gegensatz zu Buslinien mit festen Zeiten, welche ohne spezielle Anforderung ihre Kreise ziehen, kommt das AST nur nach Anmeldung des Bedarfs. Und eine Vielzahl von Kunden nutzt das gehörig aus und bestellt auf Verdacht, gern unter Pseudonym. Dieser können wir nur sehr begrenzt entgegentreten. Wird einer gesperrt, weil er seine Fahrt zu oft nicht angetreten hat, ändert er den Namen einfach und es geht von Vorne los.

Wieder zurück zu dem Typ von dieser Nacht. Es kam keine Nachricht von Bremerhavenbus mehr, aber meine Zusage stand noch im Raum. Ich gab die Strecke in meine „Bahn-App“ ein, um zu checken, ob überhaupt noch eine Abfahrtszeit zur Wahl stünde. Stand sie nicht, dann wird Jemand die Nacht in Bremerhaven verbringen müssen!

Feierabend, ich komme!

Kurz vor Bokel bimmelt das Handy:“*winsel* Hallo,Hallo, $lustiger-geselle-der-gern-sammel-taxi-fährt hier. Können sie mir ein Bezahltaxi schicken, es fährt kein Sammeltaxi mehr. Bitte, Bitte!*winsel*“

Mein weiches Herz lenkte umgehend Richtung „Arsch der Welt“. Ich freute mich schon auf sein Gesicht, wenn er den Fahrpreis (22,50 €) komplett entrichten würde! Leider kam nicht mehr heraus.

Es ward schon gegen 1:30, als ich in Frelsdorf ankam. Nun wollte ich noch wissen, warum mein Stammkunde immer solche Probleme mit dem Zug hat un d warum er neuerdings nach Frelsdorf Bahnhof und nicht nach Stubben Bahnhof fährt. Die Strecke von Stubben zu ihm ist nur halb so lang!

„Meistens verpasse ich schon den Bus zum Bahnhof in BHV, weil ich den eigentlich nicht nehmen möchte, weil ich dann zu früh am Bahnhof bin. Der nächste Bus kommt dann zu spät an. Der Zug wartet nie auf mich! Nach Frelsdorf fahre ich jetzt immer, weil ich so gern Taxi fahre. Das dauert ja viel länger als von Stubben!“

OK, das speicherte ich erst Mal zwischen. Wenigstens ein Anhaltspunkt.

„Yoyo, wir sind am Ziel, das macht jetzt € 22,50!“

„Ich hab nichts mit. Hier ist eine Telefonnummer. Das ist meine Betreuerin, die bitte anrufen und die Rechnung hinschicken!“

Ja, der junge Mann hat einen Behindertenausweis, das war bekannt. Er wurde bisher immer genau wie jeder andere Fahrgast behandelt. Doch etwas wird sich ändern müssen, sonst wird es ernst mit einer Sperre. Am nächsten Tag rief ich die Betreuung an. Die Dame erkannte sofort, was los ist.

„Hallo, hier HerrTaxifahrer, folgendes hat sich zugetragen…….blablabla! Wenn sie etwas Zeit hätten, würde ich noch mehr berichten!“

“ Na, dann scheint der Leidensdruck ja mächtig zu sein! Raus mit der Sprache!“

Ich erzählte von Kosten, Nutzen und Verschwendung von Geld und Resourcen. Sie hörte mir ruhig zu, bis ich meine ganze Litanei losgeworden war und versprach mir, für Besserung zu Sorgen, auch das mit der Kohle würde sie in Ordnung bringen.

Fühlte mich richtig gut, so wie als wenn mann eine gute Tat vollbracht hat. Denn erstens würden die Komplikationen mit dem Fahrgast weniger werden und es würde für die nächste Zeit sichergestellt, das er weiterhin nach Hause käme! WIN,WIN!

Ein paar Tage sind ins Land gegangen. Und siehe da, unser Freund ist pünktlich, meldet sich, falls sein Zug etwas Verspätung hat, von Unterwegs und wählt immer den günstigsten Zielbahnhof!

JUHUUUUUUUU!

Bin gespannt, wie lange das so gut klappt…ich berichte….

 

Mitten ins Gesicht!

Der heiße Feger stieg in der Bieberstadt zu und sie wollte musste in einen etwas abgelegeneren Dorfteil. Sie sei der Liebe wegen hier gelandet. Ihre Mom hatte sich beziehungsmässig umorientiert und sie quasi zwangsumgesiedelt.
„Was gibt man nicht alles für ein Smartfon, Flatrate und Dach über dem Kopf, wenn auch mitten in den Wicken!“

Irgendwie drehte sich das Gespräch um unsere Gewohnheiten bei der Smartfon-Nutzung.
Ich konnte durch umfassendes Wissen und passende Bonmots zu Facebook und Twitter punkten, was die „Seute Deern“ dazu veranlasste mir etwas Feedback zu geben:
„Sagen sie, HerrTaxifahrer, was haben sie denn so gelernt. Sie wirken so intelligent, nicht so wie andere Taxifahrer, die wortlos unterwegs sind?! Manchmal schaue ich dann doof aus dem Fenster und frage mich, was der Grund für die Schweigsamkeit sei!“

Meine Schüchternheit konnte ich wie in meiner Teenager-Karriere nicht verbergen und die Schamesröte zog ganz langsam über mein Antlitz.

Eine Abriss der Kurzfassung meines Lebenslaufes reichte, um ihren Wissensdurst diesbezüglich, wenigstens für Heute, zu stillen.

Um ein Haar hätte ich eine neue Kollegin gewonnen. Denn so als Studentin könne sie jeden Euro gebrauchen. Da wäre Taxifahren doch klasse.
Leider wird nichts draus. Sie hat das vorgeschriebene Alter noch lange nicht erreicht, aber wer weiß, in 2 Jahren vielleicht!

Ich gab ihr dann noch gepetzt, das ich einen regionalen Taxiblog betreibe. Sie schriebe Krimis, so richtig spannende Gassenhauer. Vielleicht bringt sie was mit einem Taxi zu Papier m Display, dann könnte ich es hier vorstellen!

Bin gespannt, ob du wirklich reingeschaut hast 🙂 !?

Großraum-Taxi

Wenn mein Chef mit einem glänzen in den Augen aus der Zentrale schreitet, ist es fast sicher, das er spätestens mit Ablauf einer Nacht in einem niegel-nagel-neuen Taxilein auf den Hof fährt!

So auch diese Tage wieder geschehen, als ein kratzerloser, in schönstem roten Lack erstrahlender Sprinter vorfuhr.

Ein typischer Tagesablauf für den Taxibus:

  • Schüler im Südkreis einsammeln und zur Schule nach Debstedt oder Bederkesa bringen
  • Rollstuhlfahrer zur Ergo-Therapie
  • Rollis zur Lebenshilfe
  • Senioren einsammeln und zur Tagespflege nach Bokel bringen
  • Rollstuhlfahrer von der Ergo abholen
  • Schüler, Lebenshilfe und Senioren nach Haus fahren
  • Nachts Teenager, Partygruppen zur Disco fahren und abholen

Der Einsatz von Bussen hat sich im urbanen Bereich bewährt. Bedingt durch die großen Entfernungen zwischen Wohnort und z.B. Therapieeinrichtungen oder Discotheken konnten der Einzugsbereich und Kundenstamm erweitert werden. Gerade am Wochenende zur Nachtzeit sind Discotouren bis zu 40 Km Entfernung an der Tagesordnung, die Kosten für die jungen Leute halten sich in überschaubaren Grenzen. Der Zuschlag für Rollstuhlfahrten beträgt € 10,00, der Zuschlag ab 5 Mitfahrer € 5,00.

Gelegentlich kommen auch noch Flughafen- oder Bustransfers dazu, für Personen mit überdimensionalem Gepäck. Auch ein Trip zur Reeperbahn oder zum Fischmarkt nach Hamburg lässt sich durchaus rechnen! Hin- und Rückfahrt incl. 4 Stunden Wartezeit des Fahrers können schon ab ca. 320,00, je nach Startort in unserem Fahrgebiet durchgeführt werden!

Es kommt auch vor, das einzelne Personen transportiert werden, aber nur bei entsprechender Nähe zum Fahrgast, wenn die Anfahrt einer Limousine nicht lohnt oder keine verfügbar ist.

Booomptschhhhhh!

Fuhr auf den Parkplatz der Dorfkneipe um zu wenden.
Plötzlich ein dumpfer Knall. Ich hatte mit dem rechten Vorderreifen ein Glas überfahren!
„Das macht den dicken Reifen eines Sprinter nichts aus!“, dachte ich und setzte mein Vorhaben in die Tat um.
Ich hielt am Fahrbahnrand und sah meine Fahrgäste schon auf mich zu schreiten.
Gleich der Erste rief aus und zeigte auf meinen Reife :
„Ey,Taxifahrer, du hast einen platten Reifen. Aber nur unten, von oben ist er noch schön Rund!“
Zum Glück waren es nur wenige Meter zur Zentrale. Ich sitze jetzt in einem Ersatzwagen und schreibe es für euch auf.
Noch 2 Stunden müssen die Pneus des Mercedes Kombi halten 🙂 , denn um 6:00 ist Feierabend!

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Oktoberfest in Stotel 2014, Teil 2 +++Entsorgung+++

In meinem Live-Ticker am 3.10 hatte ich von den Hinfahrten berichtet. Bis 00:30 war die Welt dann auch noch einschätzbar.
Ab 2:00 hatte die Wirkung des Alkohols auch dem allerletzten Volksfest-Besucher übermannt fraut!

Zuerst erwischte mich die Mutti – die, wo einer auf der Hinfahrt raus geglitscht war – und stieg zu. Bei Weitem nicht mehr so gesprächig, wie zuvor, war ich echt froh, als am Ziel war und diesmal nichts aus ihr geglitscht war.
Zurück zum Festplatz. Entgegen meiner Planung, nur von der Seeseite anzufahren, fuhr ich von Norden in den Kreisel ein. War auch gut so, denn auf der anderen Seite staute es sich, wegen eines Rettungseinsatzes!

Es warteten reichlich Fahrgäste in kleinen und großen Gruppen. Mir war es egal ob ich 1 oder 8 mitnehme. So öffnete ich den Bus und winke eine Gruppe durch, bei 8 schloss ich die Tür und begab mich zum Führerstand.
Auf einmal entbrannte ein Streit innerhalb meiner Fahrgäste. Offensichtlich hatte sich einer zu der Gruppe gesellt, der ohne Geld zu haben mitfahren wollte. Zum Glück stand die Security in Sichtweite!
Mit geschultem Griff beförderten sie den Tunichtgut aus meiner Taxe! Danke für die schnelle Hilfe.
Im losfahren sahen wir noch, wie er seine Hose runter schob und uns seinen nackten Hintern präsentierte. Leider gehen die Seitenfenster nicht auf, meine Fahrgäste hätten gern zurück „gegrüßt“!

Im Großen und Ganzen verlief der Morgen dann stressig, aber ohne weitere Ausschreitungen.

Anzumerken sei, das ca. 15 Taxis unterwegs waren, aus Brake, Nordenham und Bremerhaven, die ganz sicher keine Berechtigung für dieses Fahrgebiet hatten. Bewegte sich aber im Rahmen, allein hätten wir Probleme bekommen können.
Doof fand ich, das Kollegen von Auswärts mit eingeschaltetem Taxilicht bis ganz nach vorn vorfuhren! Das nächste Mal bitte etwas dezenter und wenn der Taxibedarf nachlässt, bitte wieder ins heimische Fahrgebiet zurückkehren, wir benötigen die Einnahmen auch!

So wie Die, welche der Tierarzt bei der künstlichen Besamung…..

……..benutzt!

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Ja, genau solche Handschuhe hatte ich mir vorhin gewünscht, als die Kneipe, in der die Zeit seit 60 Jahren still steht, einen wegen seines fortgeschrittenen Alters per se gehbehinderten Rentner gebar. Noch dazu voll wie eine Haubitze, wurde er von zwei Saufkumpels in mein Taxi geworfen!

„Das schaffst du schon!“, rief mir einer zu und stolperte über die Türschwelle zurück in die Gaststätte, um sich weiterhin am Selbstgebrannten der Wirtin zu laben.

Wie gern hätte ich es ihm gleichgetan, nur um die anstehende Tour besser Meistern zu können. So im Koma nämlich, so das Mann nichts mehr merkt, geht Vieles leichter von der Hand. Nun Gut, ich musste zum wiederholten Mal den schwereren Weg gehen!

„Rollstuhl“, so der Spitzname meines Fahrgastes, musste nur 2 Straßen weiter. Das machte es nicht leichter für mich, denn erstens musste ich den Wagen und danach auch mich selbst einer Grundreinigung unterziehen. Er war gerade soviel mit Exkrementen kontaminiert, das ich die Fahrt nicht ohne Bildung einer Protestbewegung hätte ablehnen können. Das die Wahrnehmung seiner betrunkenen Kumpanen von der Meinigen erheblich abwich, konnte nicht mit in die Waagschale gelegt werden. Sie merkten Nichts mehr!

An seiner Behausung angekommen, oblag es nun mir allein, das, was einmal ein lebendiger Mensch gewesen sein soll, bis zu seinem Briefkasten zu geleiten. Um ihn vor einem Trümmerbruch seines Oberschenkelhalses zu bewahren, hakte ich ihn unter, zog, schleppte mit aller Macht, als endlich der Hauseingang erreicht war.
Er hatte sich zwischenzeitlich erleichtert, denn mein ganzer Arm war von einer homogenen Schleimschicht überzogen. Wunderte mich doch schon, warum er auf einmal so schön leicht dahin glitt!

Mein letzte Mission führte mir wieder vor Augen, warum meine Ausbildung zum ABC-Soldat nicht umsonst gewesen sein sollte. Solche Gerüche waren seinerzeit an der Tagesordnung und haben mich gut trainiert, für meinen heutigen Job!

Ich musste nun nur noch den Hausschlüssel aus seinem Versteck in einer der Jackentaschen befreien. Etwas feucht, aber noch brauchbar, trat das Etui in einer Brustasche zu Tage. Nun brüllte ich meinen Schützling noch einige Male an, um ihn zu wecken – er lehnte völlig entrückt an einer Mülltonne – und das er endlich seine Tür aufschlösse und aus meinem Verantwortungsbereich verschwände!

Auf dem Weg zum Taxi reinigte ich meine Extremitäten grob mit restlichen Tüchern, welche ich im Hause der „Gelben Möve“ hatte mitgehen lassen! Was ein Glück, das die dort sehr verschwenderischen Verbrauch gestatten, so das ich immer ein Paar in der Tasche lagern kann!

Im Büro missbrauchte ich dann den Kanister mit Desinfektionsmittel, welcher für die Innenreinigung der KTW vorgesehen, für eine erfrischende Dusche!

Das war echt eine leckere Tour, für € 5,00 Umsatz.

Und ja, es gibt auch Taxifahrer die stinken. Aber es besteht keine Pflicht, mit so einem Ferkel zu fahren. Einfach der Zentrale die Ordnungsnummer steht hinten rechts im Heckfenster – und Uhrzeit durchgeben und einen sauberen Fahrer bestellen. Das gibt den besten Erziehungseffekt, weil diese Stinktiere dann gesperrt und unter die Dusche geschickt werden. Den nächsten Fahrgast wird es freuen!

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Ach, und das obige GIF dient als Hilfe, die ekligen Bilder aus dem Kopf zu bekommen!
Also:“Finger ins Ohr und kratzen, bis ihr den hungrigen PacMan hört!

Nachtrag um 00:12 am 14.10.14:
Umgehend die „Goldene Möve“ aufgesucht, um Tücher aufzufüllen!

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