Mitten ins Herz des Ruhrgebietes sollte es gehen. Um die 6 Stunden würde ich unterwegs sein, bis ich dann ins Wochenende gehen kann. Aber die 4 Überstunden würden sich lohnen. Tatsächlich war ich so aufgeregt, das mir sogar die Knie ein wenig weich wurden, kurz bevor ich in die Wesermünder Strasse einbog. So eine Langstrecke gibt es für so einen Dorftaxler eben nicht alle Tage und ich liebe die Abwechslung ja so. Die Geschichte, die ich euch dann erzählen kann, warum Jemand unbedingt mit dem Taxi vom Cuxland bis in den Pott gefahren werden möchte. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen und nervös wie an meinem ersten Tag in diesem Geschäft!
An der Adresse war keine Klingel, die Tür war verschlossen. Von früheren Bestellungen her hatte ich ein Bild von den Klientel die dort verkehren. Sie tragen bevorzugt Kutten.
Nein…, Franziskanermönche sind es nicht!
Ein Blick hinüber zum benachbarten Kiosk, da blitzte schon so ein Kleidungsstück am Tresen. Und noch Eins, noch Eins,noch,noch,noch! Ein Rocker Motorradfreundetreffen,….Oh..Ha! Ob ich hier meinen Fahrgast finde würde?
„Moin,Moin, hatten sie ein Taxi bestellt?“, wende ich mich an den Glatzkopf mit dem breitesten Kreuz der mir am Nächsten stand und weil ich annahm, er sei sicher der Chef!
„Nöö!“ sagt er, während ein Kumpel ihm einen 50 € – Schein zustecken will und er das aber nicht möchte, das sagt er dem Kumpel auch, der will den Schein aber nicht zurück, darum steckt der Hüne die Banknote einfach in einen Aschenbecher mit winziger Öffnung, überlegt es sich dann aber doch wieder anders und friemelt sie wieder heraus, ich gucke doof hinterher. Halbstarke so…., Brotherhood live!
Vorsichtig sehe ich mich um welcher Kamerad in der Hierarchie als nächstes käme. Hinter einem Pfeiler wurde ich fündig, dort lugt so ein Exemplar vom Typ „Filthy Few“ „großer Bruder“ hervor:
„Moin,Moin, kennen sie den Herrn S., der hatte ein Taxi bestellt!“
„Ach der $heini. Der wollte doch wirklich nach Hause, echt, haha!?! Nein, der schläft jetzt! Wir brauchen dich hier jetzt nicht mehr! Tschüss Taxifahrer!“
Mein kleiner Leutedurchdiegegendfahrer-Stolz erlitt einen mächtigen Knacks. Fehlfahrten war ich ja gewöhnt, aber der Verlust einer solch vielversprechenden Reise? Nach einem Obolus für die Anfahrt hab ich erst Mal nicht gefragt, weil ich mir nicht sicher über die Art der Schläge Häme war, die ich dafür erhalten würde.
So trottelte ich mich, diesmal vor Enttäuschung, mit Knien so weich wie gehabt, fuhr mein Taxi in eine sichere Entfernung um die Formalitäten zu erledigen. Nach der Meldung an die Zentrale, füllte ich die Felder für die Strecke mit dem üblichen Kürzel für einen nicht zustande gekommenen Beförderungsvertrag aus.
Von Fördertürmen und Kohlenhalden träumend schaltete ich das Getriebe auf „D“ und ließ den Wagen den Weg suchen, wohin auch immer. In 2 Stunden ist Feierabend und ich werde zusammen mit meinem Spatzl zu Hause „Let`s Dance“ anschauen und spätestens um 22:15 dabei einschlafen. Auch nicht schlecht!