Abkürzung

Das Taxameter zeigte € 48,90 als wir in den Zielort Lunestedt einfuhren. Ich sagte dem Fahrgast, das wir „Da“ seien und er möge mir bitte seine Straße nennen.

Er schaute sich um und sagte, das wir schon zu weit gefahren seien, wir müßten umdrehen, er kenne eine Abkürzung. Sein Haus läge dort hinten, wo das Licht scheine, erklärte er mir den Weg durch den Wald. Der Straßenbelag wechselte von Teer auf Schotter, die Schlaglöcher in dem Weg wurden tiefer.

„Jetzt da entlang und auf die Bundesstraße, rechts herum!“

Gesagt, getan. Ich hatte die Innenbeleuchtung angeschaltet um vielleicht am Gesicht meines Fahrgastes ablesen zu können, wie weit es noch sein könnte. Am ehemaligen Zentrallager von „Aldi“ hielt ich.

„Tja, hier sind wir ganz falsch, aber jetzt weiß ich den Weg wieder!“, so mein Kunde.

Wir fuhren nun über Heerstedt um vom Nordosten nach Lunestedt hinein zu fahren.

„An der Volksbank links und dann die zweite Rechts!“, meinte mein Fahrgast.

„Hier waren wir doch eben fast schon gewesen, es fehlten nur 200 Meter!?“, erwiderte ich.

„Jetzt merk ich’s auch!“, so der FG

Das Taxameter hielt bei € 79,80. Wir einigten und auf € 85,00 und er entschuldigte sich für seine Dummheit.

P.S.: Ich hatte es früher schon einmal geschrieben. Die Leute hier im dünn besiedelten Cuxland sagen selten ihre Straße an, weil sie überzeugt sind das sich in ihrem Kuhdorf garantiert keiner außer ihnen zurecht finden könne!

„Jetzt Rechts!“

„Jetzt Rechts!“, befahl der Fahrgast. Er kannte sich offensichtlich aus. Er wollte gern, wie ich es immer nenne, quer über den Acker fahren, ohne Rücksicht auf die Straßenqualität und STVO. Ich liebe Abkürzungen und lerne auch nach 6 Jahren ab und an neue Spezialstrecken kennen und benutze diese dann auch, sofern es erlaubt ist und die Strecke eine erträgliche Fahrbahn hat. Da kann es im Winter schon einmal im Desaster enden, wo im Sommer eine schöne Sight-Seeing-Tour lockte. Hier im Cuxland werden gelegentlich Straßen geflutet, wenn sie in einem Ausgleichsgebiet liegen. Deshalb fahre ich verbotene und nicht bekannte Strecken nur in absoluten Notfällen. Notfällen!

Die Strecke des Fahrgastes war durch das Zeichen 250, Verbot für Fahrzeuge aller Art gekennzeichnet, deshalb lehnte ich diesen Weg ab. Nun folgte ein nicht endender Monolog über die faulen, unflexiblen und geldgeilen Taxifahrer.

Ich hatte zwar Verständnis für den Fahrgast, weil der Preisunterschied zwischen der Geraden über den „Acker“ und des rechtwinkeligen Hakens über drei Dörfer geschätzt  € 15 betrug, nicht aber für seine Ausführungen über meine Arbeitsmoral, Intentionen und meinen Geisteszustand, welchen ich mit mäßigem Erfolg widersprach. Ich schaltete auf „Durchzug“. Das widerstrebt mir zwar sehr, doch nach den Erfahrungen der letzten Wochen würden meine Nerven weitere Diskussionen nicht mehr lange aushalten können. Es kommt die dunkle Jahreszeit, ich muß mich schonen!

Es folgte ein kurzer Versuch das Entgelt über die Festpreisschiene zu drücken, aber nach einem kurzen Stop, mit bitte um Bezahlung und Ausstieg an der Bundesstrasse, mischte sich „Gott sei Dank“ seine Ehefrau ein und die Tour endete dann wortlos bei € 38,10.

Und zum Schluß noch ein paar Tipps für alle normalen Taxikunden:

  • Der Taxifahrer ist zu vielen Schandtaten bereit, aber seid nicht böse, wenn er es vermeidet  Bussgelder in Kauf zu nehmen, damit ihr billiger ans Ziel kommt. Es ist sein Taxischein und sein Geld, mit dem ihr zockt!
  • Redet mit dem Taxifahrer wie mit einem Erwachsenen Menschen. „Bitte“ und „Danke“ erzeugen in ihm ungeheuerliche Glücksgefühle und öffnen sein Herz für Sonderwünsche!
  • Erkundigt euch schon bei der Bestellung nach dem zu erwarten Fahrpreis. Der Fahrer ist nicht Schuld daran, das ihr etwas getrunken habt, oder eure Frau euch im Stich gelassen hat. Und das ihr nur sehr wenig verdient, tangiert den Taxifahrer nur peripher, erinnert ihn nur an seinen knappen Sold!

Schönen November euch allen!

Kühe grasen in der Dämmerung. Die Sonne quält sich mit letzter Kraft mühevoll zwischen den Eichbäumen an der Weide hindurch. Der Tau liegt schwer auf den Halmen. Es ist Herbst.