Ende – Aus – Arbeitslos

Gott – wer auch immer – erschuf den Mann und er sah, das sein Werk gut gelungen ward. Nun erschuf er eine Frau und der Mann ward unglücklich und weinte bitterlich.

Da erschuf Gott den Alkohol!

Angefangen hat Es mit einem Anruf kurz vor Feierabend. Eine Frau mit osteuropäischen Akzent bestellte mich nach Loxstedt, ins Industriegebiet. Da stünde ein gelber LKW, einmal zur Shell-Tankstelle.

Diese Toure war nicht gerade das Salz in der Suppe, weil ich in Gedanken schon bei der Abrechnung saß und allein die Anfahrt 15 Kilometer betrug. Aber mich interessierte, was eine Frau Nachts um halb Eins in einem Laster so tut und machte mich auf den Weg.

Das Gewerbegebiet am Wedenberg ist überschaubar, so fuhr ich ein paar Straßen ab, stellte fest, das alle Brummis in dieser Nacht gelb sind, parkte und rief die Frau an.

„Wissen sie, der LKW steht gegenüber der DPD- Niederlassung!“

„Aha!“

Der 40-Tonner befand sich tatsächlich ganz woanders. DPD hat sich im Gewerbegebiet „Loxpark“ angesiedelt und das befindet sich neben der Autobahn 27 in Stotel. Kann ja mal passieren. 7 Kilometer weiter fand ich endlich das gelbe Ungetüm. Es begrüßte mich mit einem freundlichen Fernlicht-Angriff und als es dann auch noch sein Typhon betätigte war ich endlich wieder richtig wach!

Ein einsamer Exil-Russe krabbelte aus dem Häuschen hinab und stakste zu meinem Taxi und stieg ein.

„Wo ist die Frau?!“

„Weiß i nix Frau, Frau nur Tellefonn!“

Er hatte eine leichte Fahne und mir wurde ganz schummrig, als er mir mitteilte, dringend mehr Alkohol zu benötigen, der Vodka sei alle!

„Ob er denn noch fahren müsste, am Morgen“?, erkundigte ich mich fürsorglich, erntete dafür ein surreales Grinsen, Zähne wie Kohle aus dem Tagebau lugten hervor, als erblickten sie das erste Mal das Licht der Welt.

„Muuss garr nix. Morgen arbeislos. Meine Babuschka chat gesag, mach dir eine scheene Abend!“

Er erzählte mir, das er sich nicht mehr ausbeuten lassen wolle, deshalb würde er die letzte Nacht im Wagen schlafen und Morgen im Laufe des Tages bei seinem ehemaligen Arbeitgeber abstellen. 6 Jahre lang sei er 15 Stunden am Tag gefahren und hätte nicht einmal einen Tag Urlaub bekommen. Nun würde er sich selbst einen Zugfahrzeug kaufen und selbstständig arbeiten.

Bevor wir losfuhren, bat er mich, zur Postbank nach BHV-Lehe zu fahren, etwas Geld ziehen und dann zur Tankstelle Shell. Ich suchte nach einer näher gelegeneren Postbank und wurde ins Wulsdorf fündig. Ein Unterschied von € 35,00, ich wollte nicht, das er zu dem sowieso schon teuren Bier auch noch Geld für Umwege aus dem Fenster würfe. Und eine Tanke sei auch in der Nähe am Fischereihafen.

Ich hielt direkt an der Postbank in der Weserstrasse, gegenüber des „Deutschen Hauses“. Eine Kneipe, die bessere Zeiten und Menschen gesehen hatte. Prompt krochen 2 Gestalten dort heraus und wollten mein Taxi kapern. Geistesgegenwärtig verriegelte ich die Türen in letzter Sekunde.

Durch die etwas geöffnete Scheibe blies mir der eine seinen nach Kotze riechenden Atem entgegen, so als müsse er beweisen, das er schon „leer“ sei. Konnte man auch leicht erkennen, denn er hatte sich vom Hals bis zu den Stiefeln besudelt.

„Fa mich na Hause, das andere Taxi wollte mich nich mitnehm!“

Was war ich froh, als mein Russe mit Bargeld in der Hand auftauchte. Ich rückte einfach langsam 2 Meter vor, damit die Heinis nicht an den Türgriff kämen, lud meinen Fahrgast und brauste gen Norden davon.

Beladen mit einem 6-er Träger Becks „Grün“ fuhren wir zurück zum LKW. Er riss die Pappe auf, entnahm eine Flasche und öffnete sie problemlos mit den Zähnen, ohne auch nur hinzuschauen oder die Flasche besonders knifflig anzusetzen. Einfach so, *plopp*!“

Ich erfuhr alles über die korrupten Arbeitgeber, die loyalen Fahrer und den ewigen Druck nach Pünktlichkeit. 12 Jahre sei er auf dem Bock, nun werde er nur für sich und seine Familie fahren. Er würde zwar noch weniger zu Hause sein, aber dafür mehr Geld einfahren können.

Die Tour kostete am Ende fast € 50,00 und bezahlt wurde ich mit drei frischgedruckten 20ern, wovon ich das Wechselgeld behalten sollte.

Da stelle ich mir immer wieder die Frage:

„Was zum Teufel macht, das immer die „armen“ Menschen so gutes Trinkgeld geben!?“

„Viel Glück und weiterhin Gute Fahrt!“, wünschten wir uns gegenseitig.

Aus der Ferne ertönte noch einmal das Horn, es klang flehend und weit entfernt  – *blöoork* – wie bei einem Dampfer im Nebel auf See!

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Weiterbildung

Heute: Schadenfreude/NotToDo!

In dieser Episode möchte ich auf die Gefahren im täglichen Straßenverkehr hinweisen und durch unterstützendes Bildmaterial begleiten.

Das Kraftfahrzeuge Waffen sind, hat sicher jeder schon gehört. Meistens im Vorbeigehen, wenn der Bekannte eines Bekannten deines Besten Kumpels von einem heftigen Unfall berichtete.Man stellte sich den Ablauf kurz in seinem Kopf vor, meistens um die Plausibilität zu überprüfen, damit ggf. ein „Kann-Mir-Nicht-Passieren“-Kommentar losgelassen werden konnte.

Auf einer beliebten Video-Plattform -diesmal nicht Redtube- fand ich eine Unmenge an Beispielen für Fehlverhalten im Verkehr und dessen Auswirkungen. Seit Dashcams die Navis von der Frontscheibe verdrängen, insbesondere in den Ländern östlich von Polen, werden täglich Terrabites an Unfalldokumentationen hochgeladen. Sie sind leicht zu finden. Einfach in das Suchfeld bei YOUTUBE.COM Begriffe wie Car Crash/Russian Road Rage/We love Russia eintippen und los geht es. Teilweise sind die Szenen recht brutal, bitte darauf gefasst sein.

Meistens läßt sich der schuldige am Unfallgeschehen ausmachen. Aber bei einigen Videos bleiben Details rund um das „Schlachtfeld“ verdeckt und der Verursacher kann nicht ausgemacht werden.

Mir hat das Betrachten dieser Clips vor Augen geführt, wie schnell es auf der Straße zu brenzligen Situationen kommen kann, auch wenn mann selbst absolut korrekt fährt.

Als häufigste Ursache fielen mir auf:

  1. Zu hohe Geschwindigkeit/nicht an Witterung/Sicht angepaßt
  2. Eben noch schnell bei Rot über die Ampel
  3. Überqueren mehrerer Spuren ohne Schulterblick
  4. Fahrtrichtung nicht anzeigen

Gefährdet sind jederzeit alle Verkehrsteilnehmer, vom Fußgänger bis zum LKW. Bei den  Ampeln in Russland ist das Problem auch etwas selbst gemacht. Sie Zeigen Rot, dann eine Zeit Rot-Gelb, dann Grün. Es darf nur bei grün gefahren werden. Weil auf allen Ampeln die Rot-Gelb-Phase simultan erscheint, ist die Verlockung oft groß, einen Frühstart oder zu späte Überquerung zu riskieren. Trifft beides gleichzeitig ein, kracht es unwillkürlich. Auch gibt es in Russland keine Haltelinien. Es wird bis vor die Fahrspur des Querverkehrs vorgefahren.

Für meinen Teil habe ich wenigstens folgende Schlüsse gezogen:

  • Vorausschauend fahren
  • Nicht auf andere Verkehrsteilnehmer verlassen
  • In Hochverkehrszeiten defensiv fahren
  • Verkehrstauglichkeit des eigenen Fahrzeuges überprüfen

Nebenbei habe ich auch noch eine kurze Geschichte zu einer Brücke in den USA entdeckt. Hat selbstredend auch etwas mit Verkehr und Unfällen zu tun.

Die Brücke „rasiert“ die Trucks und Wohnmobile so sauber, weil der Eigner der Brücke, die Eisenbahngesellschaft, zur Sicherheit einen sogenannten „crash-beam“ angebaut hat. Der Stahlträger ist in Brückenhöhe kurz vor der eigentlichen Konstruktion angebaut.

Durham`s Bridge of Death: The 11′ – 8“ Bridge

Mir ist so etwas auch schon widerfahren. Als wir vor einigen Jahren von Bremen aufs Dorf umzogen, hatte ich einen Möbeltransporter am Breitenweg bei Sixt geliehen. Wir wohnten seinerzeit in Schwachhausen. Um dort hin zu gelangen, wollte ich durch den Concordia-Tunnel fahren.

Leute, ich kann euch sagen wie lang eine Strecke von  30 m werden kann. Ziemlich genau nach der Hälfte der Unterführung machte sich ein immer stärker werdendes Rauschen bemerkbar. Erst als mein LKW auch noch an Geschwindigkeit verlor, wurde mir bewusst, das etwas meinen „flow“ unterbrechen wollte. Binnen Millisekunden erschienen all die Zeitungsberichte von an dieser Brücke gescheiterten Brummis vor meinem inneren Auge. Intuitiv lenkte ich mein Geschoß zur Mitte der Fahrbahn. Ich kam darauf, weil ich beim Blick nach oben eben dort in der Mitte am wenigsten Kratzer an den Halterungen der Oberleitung für die Straßenbahn erkennen konnte. Da ist sie sicher am Höchsten!

Mit durchgetretenem Gaspedal schaffte ich es, schon auf der Gegenspur fahrend, mit letzter Kraft der Klaue des Stahlmonsters zu entrinnen. Ich konnte richtig spüren, wie sich die Blattfederung entspannte und der Wagen mit extra großem Kastenaufbau Freudensprünge vollzog. „Scheissegal!“, dachte ich und floh ohne mich umzublicken Richtung Hollerallee. (Ist verjährt!)

Am Aufbau war -Gott sei Dank- von unten keine Beschädigung zu erkennen. Nur vorn fehlte eine kleine Ecke. Etwas Tape und weiße Sprühfarbe richteten es wieder.

Ich bog in die Carl-Schurz-Straße ein und wurde nach 100m durch einen Bagger am weiter fahren gehindert. Devot, wie ich bin, sinnte ich an, umzukehren. Das vollzog ich dann auch sofort, legte den Rückwärtsgang ein und los.

Ein zartes Hupen erreicht meinen Ohren und die Leistung des Motors ließ auch schon wieder nach. Da keine Stahlträger über mir hingen, sollte etwas anderes im Wege sein. Ich stieg aus und fand eine kleines Autolein unter der Stoßstange meines Transporters vor. Die Fahrerin setzte zurück, wir begutachteten den Schaden und ob des kleinen Kratzers war sie mit DM 50,00 einverstanden.

Ein Bauarbeiter hatte uns beobachtet und bekam Mitleid mit mir. Er wies den Bagger an, etwas zur Seite zu fahren und gab mir durch Handzeichen Tipps, wie ich den zusätzlich durch Baken verstellten Parcours bewältigen könne.

Gerade im schönsten Vorwärtstrieb geriet ich mit einem Hinterreifen auf den Standfuß einer dieser Begrenzungspfähle, der Kasten schaukelte sich auf und wogte so stark nach der gegenüberliegenden Seite hinüber, bis es schepperte. Der Bauarbeiter hieß mich zu stoppen und abermals wurde meine Liquidität auf den Prüfstand gestellt.

Darnieder lag der eben abgebrochene Seitenspiegel eines Autos. Es war dem Arbeiter nicht unbekannt, denn er fuhr es selbst! Nach weiteren DM 100,00, vielen Entschuldigungen, Kniefällen und Ohnmachtsbekundungen erreichte ich die Zielstaße.

In der Georg-Gröning-Straße wollte ich unsere Möbel einladen. Ich parkte den LKW halb auf dem Bürgersteig, unsere Anwohner hatten unsere Bitte, einen Bereich frei zu lassen, ignoriert.

MIt dem ersten Sofa unterm Arm begrüßte mich ein Polizeibeamter. Vor Angst machte ich mir fast in die Hose. „Hatte die Brücke doch etwas abbekommen und mich Jemand verpetzt?“, fragte ich mich.

Nein, ich hatte Glück. Er ermahnte mich nur wegen meiner illegalen Parkweise.

Nachdem die erste Tour erledigt war, fuhr ich den Unglückswagen wieder bei der Vermietung auf den Hof. Die bemängelten dann auch gleich, ich hätte nicht voll getankt. Ich solle eben durch den Tunnel links des Bahnhof fahren, dahinter, An Der Plantage, wäre eine Tankstelle.

Ich wusste, das dort noch weniger Höhe vorhanden war und rannte schreiend aus deren Büro! Nie wieder werde ich einen Fahrzeug mit einer Höhe von 3,80m steuern.

P.S. Mittlerweile ist zumindest der Concordia-Tunnel entschärft worden!