Rrrrriiiiiisikooooo!

Irgendwie bewundere ich den Mut der Postbotin, ohne Vorwarnung respektive Blinker oder Handzeichen voll Karacho knapp vor mir auf die Hauptstraße zu preschen, um der Welt die wichtigsten Neuigkeiten oder Schnäppchen von der Amazone zu liefern.

Allerdings frage ich mich, ob ihr dabei bewusst ist, das ihr anthrazit-metallic farbener Leih-Caddy nicht unbedingt an das gewohnt gelbe Wägelchen ihres Arbeitgebers erinnert, das quasi von Haus aus von Jedermann als gefährliches Fahrzeug erkannt werden kann!?

Wenigstens bedankte sie sich, das ich bremste und knapp vor ihrer Fahrertür zum stehen kam.

Ich liebe Lebensmittel!

Der ansonsten nette Kollege aus der Zentrale drohte mir mit einem Spezialauftrag. Ich solle schon mal zum Edeka fahren!

Die Aufgabe bestand darin, eine Lebensmittellieferung auszufahren. Der Fahrer des regulären Lieferdienstes hätte einen Unfall gehabt und ich wäre gerade gut genug, die Kundin doch noch zufrieden zustellen. Ich übernahm zwei Bananenkartons, gefüllt mit allerlei Zeugs, was man so zum Überleben benötigte.

“ Bitte bis in die Wohnung bringen!“stand im Feld Bemerkung.

Ich möchte die Waren bitte bis in die Wohnung liefern, die alte Lady wäre nicht gut zu Fuß. „Kein Problem!“, dachte ich, bis ich am Klingelschild des höchsten Wohnblockes in diesem Ort erkennen konnte, das es bis hoch aufs Dach geht! 

Die beiden Pappkartons wogen zusammen vielleicht 15 Kilo. Ich stapelte sie, damit ich sie leicht in einem Rutsch hoch schleppen könnte. Den ersten Stock nahm ich im Laufschritt, denn von ganz oben rief die Dame schon herunter zu mir und ich wollte sie nicht enttäuschen, sie sollte ihre Sachen in den nächsten Sekunden erhalten. Wer weiß, wie lange sie schon gewartet hatte, nachher wäre ich verantwortlich, falls sie verhungerte, wäre ich zu langsam!

In der zweiten Etage kamen mir Zweifel an meiner Fähigkeit, Gewichte und Entfernungen abzuschätzen. Sicher, ich war im Kreis gelaufen, was bei einer Treppe ja auch normal ist, aber das Gewicht betrug jetzt schon ca. 35 Kilogramm. Hatte mir Jemand etwas darauf gepackt, unterwegs?

Im Dritten trank ich eine von den Kakaoflaschen in einem Zug aus. Das würde das Gewicht mindern, welches mittlerweile an die anderthalb Zentner betrug. „Mein Gott!“, auf einmal wurde ich gläubig und betete, das ich bald am Ziel ankäme.

Die nächsten Etagen versah ich nicht mehr mit Nummern, das machte mich nur depressiv. Statt dessen erleichterte ich die Behälter um 1 Salami, 1 Vierpfundbrot und 1 Sechserpack Bier. Alles schmeckte mir sehr gut und gab Kraft.

Aus dem Netz, welches die Salami in Form gehalten hatte, bastelte ich mir ein Geschirr und hängte die Ware, welche sich nun leicht in einen Karton  legen lies, über den Rücken. Ich spürte meinen Körper zum Glück nicht mehr. Stufe um Stufe erklomm ich die Stiegen des Grauens.

Auf dem letzten Teilstück stolperte ich fast über die sterblichen Überreste meines Vorgängers. Der arme Kerl hatte wohl nicht genügend Proviant für den Aufstieg gehabt!? An der Wohnungstür begrüßte mich die Kundin überschwänglich, als sei ich der erste Mensch seit Monaten, der es bis zu ihr hinauf geschafft und sogar noch etwas für ihren Kühlschrank dabei gehabt hätte.

„Sie sind der Erste, der es überhaupt bis nach ganz oben geschafft hat! Herzlichen Dank!“

Ich übergab ihr das mittlerweile zu einer kleinen Stofftüte geschrumpfte Einkaufsgut, drückte sie kurz und machte mich auf, den Abstieg zu wagen. Schließlich würde es in 2 Stunden dunkel werden und ich wollte mich nicht auf die Flurbeleuchtung verlassen. Wer weiss, wohin ich mich sonst verirrte!?

Mit letzter Energie kroch ich aus dem Gebäude. Mitleidige Blicke der anderen Hausbewohner an ihren Küchenfenstern trafen mich wie Blitze, als auf einmal ein tosender Applaus losbrach und mich alle im Chor anfeuerten:

„Taxi-Fahrer, Taxi-Fahrer Superstar! Taxi-Fahrer, Taxi-Fahrer noch einmal!“

Ich winkte zum Dank, robbte in meinen roten Renault-Bus und rangierte wie in Trance aus einer sehr engen Parklücke und steuerte auf die Hauptstraße zu.

 

„Zentrale!?….Zentraaaaleeee!? Auftrag ausgeführt! Feierabend?“

„Hallo….Hallo, höre ich richtig? HerrTaxifahrer, du lebst? Wow, klasse! OK, Feierabend ist jetzt noch nicht drin. Ich hab noch eine kleine Tour reinbekommen. Ein Sack Kartoffeln muß nach Brake. Aber schon dich etwas, denn die Fähre ist ausgefallen. Du mußt schwimmen!“

Etwas enttäuscht legte ich Kurs zum Landwirt mit den subterranen Früchten an, dennoch froh, das ich zur Not etwas zu Essen hätte, während ich die Weser durchqueren würde. Sorgen machte mir der Rückweg, aber da würde ich mir unterwegs einfach ein paar Fische fangen und den Smutje eines vorbei kommenden Frachters fragen, ob er sie mir eben grillte. Alles nur eine Frage der Organisation. Wie das Abenteuer ausgegangen ist schreibe ich demnächst, jetzt muß ich erst einmal meine Badehose holen.

 

 

 

Black-Out

Der Kollege von Sonne, wo macht Nachtschicht, blinzelte nur zu 32 % zaghaft durch die dünne Wolkendecke. Dunkel wie in einem Bärenarsch war es gewesen, als mir auf der L 134 zwischen Langenfelde und Bokel zwei Fahrradfahrer entgegen kamen.

Selbstredend hatten sie keine Beleuchtung eingeschaltet, sondern versuchten durch Winken und Schlangenlinien fahren meine Aufmerksamkeit zu gewinnen.

„Gerne doch!“, schoss es mir durch den Kopf und blendete meine Scheinwerfer auf, um ihnen den Weg zu weisen.

Und dann, und dddannn!?

Im Vorbeifahren zeigten sie mir ihre Stinkefinger, dieses undankbare Pack!

Freunde, ich habe sofort gewendet, aufgeschlossen und das Duo in den Graben abgedrängt. Das machen die so schnell nicht wieder mit mir!

#wutdenken 

Schildwuchs (V)

Heute habe ich ein Verkehrszeichen für euch, welches nur in in unserem Landkreis oder in den Kreisen nordwestlich der Weser zu finden sind.

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Wenn du dieses Schild siehst, achte auf Horden von Einheimischen mit Bollerwagen. Sie ziehen bevorzugt im Frühjahr durch die Lande und werfen/rollen Kugeln aus Holz/Metall/wasweisichsonstnoch längs der Straße und ermitteln den Sieger durch Messen der zurückgelegten Strecke mit einer vorgegebenen Anzahl Versuche.

Nicht zu verwechseln mit: Kohlfahrt (unterer Teil des Postings)

Boßeln (Wikipedia)

Taxi-CIS

Um 17:30 meine Ladung Senioren eingeladen. Zwischendurch reicht mir eine Pflegerin  den gelben Beutel für, der gehört der Berta und muss immer mit. Ich schieb ihn griffbereit unter ihren Sitz, damit ich ihn nachher ihrer Tochter mitgeben kann.

Bei Bertas Domizil angekommen, ist von der Tasche -eher ein kleiner Stoffbeutel- keine Spur zu finden. Ich baue den kompletten Sprinter auseinander. Nicht zu machen.

Vielleicht ist er zusammen mit Sellmas Krücken rausgerutscht, als ich sie herauszog, oder als ich Heiner mit dem Rolli auslud, da bin ich über was gestolpert?

In dem Beutel ist Insulin und ein Messgerät. Ersteres kann bei falscher Anwendung zum Kollaps führen und ist gefährlich. Habe mich dann umgehend auf die Socken gemacht und die letzten Stationen abgefahren, konnte aber nichts entdecken. Bin mit hängendem Köpfchen wieder zur Berta und der Tochter gebeichtet.

Wurde getröstet und solle mir keinen Kopf machen. Sie würde gleich Morgen früh, vor der nächsten notwendigen Dröhnung zur Apotheke gehen.

Die ganze Woche ging mir diese Tasche nicht aus dem Kopf und habe immer wieder nachgesucht, ohne Erfolg.

Gestern komme ich wieder bei Berta vorbei und ihre Tochter berichtet, das Utensil sei wieder aufgetaucht. Die Apotheke hätte sich gemeldet, weil eine „mobile“ Pflegerin den Beutel bei einer anderen Omi gefunden hätte, welche aber nichts mit „Zucker“ am Hut hätte und gab die Tasche bei der Pharmazeutin ab.

Ein Telefonat später hatte ich die Finderin an der Strippe und erkundigte mich, wo sie das Objekt entdeckt hätte. Sie sagte einen Namen, aber den kannte ich nicht. Ich fragt nach der Adresse:“BINGO!“

Dort wohnt das Irmchen! Und die saß  neulich neben der Berta bei mir im Sprinter. Und da ging mir ein Licht auf. Das Irmchen war immer ziemlich neugierig und war immer gespannt, was wohl in dem häßlichen gelben Sack enthalten sei. Und da hat sie Situation ausgenutzt um zu klauen!

Nun, ich hänge das Teil jetzt immer an den Schaltknüppel, damit so etwas nicht wieder vorkommt. Einen Sack Flöhe hüten ist einfacher, als eine Hand voll dementer Senioren ums Eck zu fahren.

Blindflug

Dieses Thema ist eigentlich vollkommen fehl am Platz zu dieser Jahreszeit, aber mir als Nachtschwärmer bleibt es das ganze Jahr treu:

Die Fahrzeug- und Straßenbeleuchtung sowie Straßenmarkierung!

Normalerweise werden wir Autofahrer im Frühherbst durch die Medien angesprochen, doch vor dem Einsetzten des dunklen Drittel des Jahres die Lämpchen an unseren Fahrzeugen zu kontrollieren und ggf. Instand setzten zu lassen.

Doch anscheinend ließt Niemand die Zeitung oder schaut noch die Tagesschau. Die ADAC-Zeitung werfen ja alle nur noch weg, weil nur Blödsinn drin steht, oder Gefälligkeitstipps zum Wohle der Lampenhersteller! Und mir begegnen nächtlich Blechkisten mit Tarnbeleuchtung, als sei immer noch Krieg!

So überlässt der wohlgefällige Motorist es den anderen Verkehrsteilnehmern, ihn per Hupe, Gestik oder -falls funktionstüchtig- mit dem Fernlicht, auf Dysfunktionen der Fahrzeuglichter aufmerksam zu machen.

Die Karossen der gehobenen Klassen schreien es schon selbst heraus, das sie einen Wechsel irgendwelcher kaputten Teile erwarten. Das ist aber noch lange kein Anlass, dieses auch umgehend in die Tat um zu setzen. Ist doch häufig schon für das Austauschen einer Blinkleuchte ein mehrwöchiger Kursus zu besuchen und Spezialwerkzeug erforderlich. So wird dann bis zum nächsten TÜV prokrastiniert und erst dann der Zauberer aus der Werkstatt konsultiert.

Dank der immer häufiger anzutreffenden Leuchtdioden reduziert sich wenigstens der Ausfall der Rückleuchten um ein Vielfaches. Allerdings habe bei diesem Komplex auch etwas zu mosern. Die roten Lampen sind oftmals so heftig überdimensioniert, das sie auf die hinterher Fahrenden of schon einen blendenden Eindruck machen. So klopfte es bei einem Aufenthalt an der Bahnschranke an meine Scheibe. Die Dame hinter mir war extra zu mir gekommen, um mitzuteilen, das meine Bremslichter kaputt seien. Sie würden nämlich blenden! Und damit hat sie vollkommen Recht. Die Hersteller ändern nichts, denn die Lux-Zahl ist in der gesetzlichen Norm und wenn die das dunkler einstellen, halten die Dioden zu lange!

Kommen wir zu den Fahrtrichtungsanzeigern. Auch wenn diese von den Asphaltpiloten nur spärlich eingesetzt werden, sollten sie im Falle eines Falles wenigstens erkennbar seien. In letzter Zeit scheint es zur Unsitte zu werden, die Blinker zu verstecken, so das sie nur aus einem optimalen Winkel betrachtet werden können. Ganz besonderes an der Vorderseite der Fahrzeuge tritt dieser Mangel auf. So stehe ich oft in einer Seitenstraße, bereit zum abbiegen und lasse der Querverkehr passieren, warte eine Lücke ab, die paßt. So macht man das  nun mal. So die Räder in den Radkasten stehend beobachte ich eine Oberklasse von Links heran kommend. Und ohne irgendwelche Ankündigung biegt sie vor mir ab. Erst im Vorbeifahren kann ich erkennen, das der Fahrer seine Richtungswechsel angezeigt hat. So vergehen Stunden um Stunden, bis ich letztendlich meine Fahrt fortsetzen kann.

Ein weiteres Ärgernis sind die Frontscheinwerfer im Allgemeinen. Zuerst das Abblend- und Fernlicht. Es gibt eine Vielfalt an Einstellungen für diese Leuchtmittel, aber nur eine korrekte. Es ist unbedingt erforderlich, nach einem Ersatz, die Ausleuchtung zu überprüfen und bei Zweifeln in einer Werkstatt einstellen zu lassen. Die Hälfte aller Scheinwerfer wurde laut ADAC-Erhebungen vom letzten Frühjahr beanstandet. Als Begründung wurden die falsche Bedienung des Einstellrädchens im inneren des Wagens bei Belastungsänderung, falsch Grundeinstellung, sowie mangelnde Qualität der leuchtmittel angeführt. Bitte bis zur endgültigen Klärung alle ADAC-Berichte mit eingeschaltetem Hirn durchlesen!

Nun kommen wir zu den freiwillig einschaltbaren Funzeln wie Nebelscheinwerfer und -Schlußleuchte. Die Nebelscheinwerfer sollen nur bei schlechter Sicht aktiviert werden. Nicht um den HerrTaxifahrer und andere zum Wegschauen und in den Graben fahren zu nötigen. Extrem sauer bin ich deshalb und blende diese Typen dann immer nicht ganz regelkonform mit meinem Xenon-Dampfleuchten! Leider eine Macke von mir, sorry ,oder auch nicht. Dafür kassiere ich keine 30,00 Strafe von denen, wie es z.B. die Polizei neulich mit einem Kollegen gemacht hat. Ausnahmsweise nehme ich da den TaxiMannFrau auch nicht in Schutz! Es ist wahnsinnig anstrengend, die ganze Nacht gegen einen „Chinesische Mauer“ aus gleißendem Licht anzufahren!

Die Schlußleuchte soll bei Sicht unter 50m leuchten. Und zwar nach hinten und nicht nach vorn. Sobald ihr wieder freie Sicht habt, bitte ausmachen!

Einen Herzlichen Glückwunsch möchte ich auch noch den Damen und Herren aussprechen, welche die Straßenbeleuchtung im Dorf Uthlede verantwortlich zeichneten. Bis dato gemütlich und anschaulich lag es da und die schon in die Jahre gekommenen Straßenlaternen verteilten ihr warmes, leicht gelbliches Licht.

Weil jetzt alle auf dem ÖKÖ-Trip sind, der auch jeden noch so erdenklichen Schwachsinn rechtfertigt, wurden die Leuchtmittel durch ein schauderhaftes, wie heute leider Standard, auch sehr kaltes Licht ersetzt. Um dem Faß den Boden ganz auszuschlagen, wurden die leicht milchigen Lampenschalen mit  Klarglas versehen. Das Ziel haben sie damit auf jeden Fall erreicht. Man bekommt Kopfschmerzen bei diesem Anblick!

Bitte, bitte, rührt die Lampen in den anderen Ortschaften nicht an!

Zuletzt möchte ich noch ein Beispiel für Straßenmarkierung kaum sichtbare Fahrbahnmarkierung bemeckern. Wenn ich Nachts bei Regen von Bremerhaven-Wulsdorf nach Nesse fahre, unterquere ich die A27. Und da kann mann in viele Richtungen Abbiegen, geradeaus fahren, oder wie manch Schwertransport am Rand halten und warten.

Ich kenne diese Route wie im Schlafe, aber immer an diesem Streckenabschnitt gibt es so viele Ablenkungen und die Markierungen sind dort wegen Verspiegelungen absolut nicht mehr zu sehen. Eine Reise ins Ungewisse steht jedes mal bevor. Sehr oft habe ich schon Ortsfremde rum schleudern sehen, weil sie den Kontakt mit einer Leitplanke durch eine Notbremsung entgehen wollten.

Leute vom Straßendienst:“Schaut euch das bitte unbedingt auch im Dunkeln an!“

Und zu guter letzt möchte ich noch den Fraggle grüßen, der mir bei Neumond, einzig mit rechtem Standlicht in der Stoßstange, mitten im Wald zwischen Bramstedt und Abzweigung Wasserwerk entgegen kam. Nicht nur, das er mit ca. 70 km/h unterwegs war, er fuhr auch noch komplett Ignorant auf der Mitte der Fahrbahn. Ich dachte da kommt mir ein Mofa entgegen und fuhr wie geplant weiter auch meiner Seite. Nur der Taxifahrer-Heilige konnte mich in der letzten Sekunde davor bewahren, in die Karre zu brettern. Mit einen geschickten Schlenker in den Seitenraum mit angedeutetem „Onehundredandeighty“ konnte ich mein Taxilein und mich verschonen!

In diesem Sinne……

„Licht aus,… wommmm! Spot an!“

„Deep Inside“ oder Der Moloch über der Schulter!

Gestern hatte ich bei Twitter (@herrtaxifahrer) schon angedroht, mich Heute im Blog mit Damenhandtaschen zu befassen. Angeregt wurde ich zum Einen durch einen Bericht des Steffen (@sindsiemeintaxi), zum Anderen durch eigene Erfahrungen.

Diese Tierhaut-Beutel mögen ja in Grenzen praktisch sein, lässt sich darin doch so einiges Nützliches für den Bedarf des täglichen Daseins verstauen.

Allerdings gerät das Leben sofort aus den Fugen, ist der Logistik-Sack nicht in Griffweite, oder gar verlegt! Die Besitzerinnen verfallen unverzüglich in eine hyperaktive Hystherie, sind nicht ansprechbar und laufen Gefahr ob des hochroten Kopfes einem Schlaganfall zu erliegen.

Im Gegensatz dazu wird bei wieder auffinden des Säckchens alles überschüssige Blut in eine Region jenseits der Gürtellinie umgeleitet und leises wollüstiges Jauchzen ist zu vernehmen. Anschließend wird der gesamte Inhalt einer Inventur durch grobes Wägen unterzogen. Der durch leichtes schütteln erzeugte Geräuschpegel lässt auf das Vorhandensein der wichtigsten Inhaltsstoffe schliessen.

Genauso gesundheitsschädlich wie die Angst vor Verlust der gesamten Habe ist der Stress, wenn das gewünschte Utensiel nicht mit dem ersten Griff zu Tage gefördert wird! Langfristig kann das Magengeschwüre und Herzinfarkte verursachen, so ein berühmter Kardiologe.

Eben so trug es sich am gestrigen Tage zu. Pünktlich um 17:30 legte ich an der Tagespflege an, um meine Lieblings-Omas nach Hause zu transferieren. Mit dazu gehört, das ich sie alle aus persönlich aus der Einrichtung abhole und in meinen Sprinter buchsiere. Manche mit Rollstuhl oder Rollator, andere als „Läufer“. Und die obligatorische Survival-Ausrüstung ist selbstredend bei der Überlandfahrt mitzuführen. Die Markennamen einiger sind unter anderen bekannt als „Aldi“, „LIDL“, „Netto“ und damit gehören sie zu der ungefährlichen Sorte, weil nur temporär genutzt und der Inhalt übersichtlich.

Schon die erste Dame, die mit dem klitzekleinen Handtäschchen (ist wirklich das, wie es heißt) bemängelte, als ich ihr unter den Arm griff, das ihre Tasche nicht ja wohl noch nicht mit wäre. Ich hob das Teil mit den ganz dünnen Lederriemen an und schob es vor ihr Antlitz, das zu erwartende zufriedene „Grunzen“ folgte auf dem Fuß! Und das Mädel ist weit über 80,sage ich euch!

Im zweiten Fall war es so, das ich die „GNUHU“* bis zu ihrer Wohnung in den 2.Stock eines Seniorenwohnheims begleiten musste. Ihre Tasche hatte sie immer ganz Nahe am Körper unter dem Mantel, ohne den leichten Druck in der Hüfte stieg ihr Blutdruck immens. Der Marsch vom Transporter führt über einen Fußweg von ca. 75 Metern bis zum Hauseingang und dauert im Mittel 5 Minuten, mit Pausen!

An der Haustür erfolgt dann immer die vertrauensvolle Übergabe ihrer mittelgroßen Tasche, Inhalt 5 Kubikmeter Brutto. Meine Auftrag bestand darin den Zipper zu öffnen, ohne Pause seitlich mit der Hand abwärts zu tasten, bis sich ein weiterer Reisverschluß erfühlen ließ. Dieser war war auch zu öffnen und aus der schmalen Seitentasche konnte ich dann die Schlüssel entnehmen.

Denkste!

Leer das Fach! Die „GNUHU“* sah nach und beauftragte mich nun mittels Probebohrungen und ausnahmsweise auch durch Anwendung von Fracking, das begehrte Objekt zu fördern. Gut das es schon Dunkel war! So konnte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und meine Tentakeln ausfahren um die Tiefen dieser Ausgeburt  zu durchforsten. Vorbei an einer halben Rolle Klopapier streifte ich einen noch nicht prall gefüllten Urinbeutel. Ein Gummihandschuh kam mir in die Quere und ich zog ihn zur eigenen Sicherheit sofort über. Ich passierte eine Erwachsenenwindel, leider nicht mehr Originalverpackt. Etwas blockierte mein Fortkommen. Mein Arm war erst zu Hälfte eingedrungen, den Boden konnte ich also noch nicht erreicht haben! Aaah, Badelatschen. Ich drückte sie beiseite und begann mit kreisenden Bewegungen eine Zufallssuche. Es knisterte. Vorsichtig zog ich ein Bündel 50€-Scheine hervor. Mochten gut 5.000 Öcken sein, wenn die Banderole recht hatte. Schweren Herzens warf ich die Taler wieder hinein und beschritt nun einen um 90 Grad versetzten Versuch zum Boden des Beutels vorzudringen. Dabei rammte ich mit ein Päckchen Nähnadeln unter die Fingernägel. Schmerzerfüllt ballte ich meine Faust und ergriff gottlob ein Lederetui mit den gewünschten Türöffnern!

Wir hüpften vor Freude im Kreis herum erklommen nun noch die 8 Stufen zu ihrer Wohnung und die Odyssee fand so ein glückliches Ende!

Und die Moral von der Geschichte: Ab nächste Woche tragen alle Senioren den Hausschlüssel an einem Band um den Hals. Außerhalb der Kleidung, versteht sich!

 

*Gerade noch unter Hundertjährige

 

Weiterbildung

Heute: Schadenfreude/NotToDo!

In dieser Episode möchte ich auf die Gefahren im täglichen Straßenverkehr hinweisen und durch unterstützendes Bildmaterial begleiten.

Das Kraftfahrzeuge Waffen sind, hat sicher jeder schon gehört. Meistens im Vorbeigehen, wenn der Bekannte eines Bekannten deines Besten Kumpels von einem heftigen Unfall berichtete.Man stellte sich den Ablauf kurz in seinem Kopf vor, meistens um die Plausibilität zu überprüfen, damit ggf. ein „Kann-Mir-Nicht-Passieren“-Kommentar losgelassen werden konnte.

Auf einer beliebten Video-Plattform -diesmal nicht Redtube- fand ich eine Unmenge an Beispielen für Fehlverhalten im Verkehr und dessen Auswirkungen. Seit Dashcams die Navis von der Frontscheibe verdrängen, insbesondere in den Ländern östlich von Polen, werden täglich Terrabites an Unfalldokumentationen hochgeladen. Sie sind leicht zu finden. Einfach in das Suchfeld bei YOUTUBE.COM Begriffe wie Car Crash/Russian Road Rage/We love Russia eintippen und los geht es. Teilweise sind die Szenen recht brutal, bitte darauf gefasst sein.

Meistens läßt sich der schuldige am Unfallgeschehen ausmachen. Aber bei einigen Videos bleiben Details rund um das „Schlachtfeld“ verdeckt und der Verursacher kann nicht ausgemacht werden.

Mir hat das Betrachten dieser Clips vor Augen geführt, wie schnell es auf der Straße zu brenzligen Situationen kommen kann, auch wenn mann selbst absolut korrekt fährt.

Als häufigste Ursache fielen mir auf:

  1. Zu hohe Geschwindigkeit/nicht an Witterung/Sicht angepaßt
  2. Eben noch schnell bei Rot über die Ampel
  3. Überqueren mehrerer Spuren ohne Schulterblick
  4. Fahrtrichtung nicht anzeigen

Gefährdet sind jederzeit alle Verkehrsteilnehmer, vom Fußgänger bis zum LKW. Bei den  Ampeln in Russland ist das Problem auch etwas selbst gemacht. Sie Zeigen Rot, dann eine Zeit Rot-Gelb, dann Grün. Es darf nur bei grün gefahren werden. Weil auf allen Ampeln die Rot-Gelb-Phase simultan erscheint, ist die Verlockung oft groß, einen Frühstart oder zu späte Überquerung zu riskieren. Trifft beides gleichzeitig ein, kracht es unwillkürlich. Auch gibt es in Russland keine Haltelinien. Es wird bis vor die Fahrspur des Querverkehrs vorgefahren.

Für meinen Teil habe ich wenigstens folgende Schlüsse gezogen:

  • Vorausschauend fahren
  • Nicht auf andere Verkehrsteilnehmer verlassen
  • In Hochverkehrszeiten defensiv fahren
  • Verkehrstauglichkeit des eigenen Fahrzeuges überprüfen

Nebenbei habe ich auch noch eine kurze Geschichte zu einer Brücke in den USA entdeckt. Hat selbstredend auch etwas mit Verkehr und Unfällen zu tun.

Die Brücke „rasiert“ die Trucks und Wohnmobile so sauber, weil der Eigner der Brücke, die Eisenbahngesellschaft, zur Sicherheit einen sogenannten „crash-beam“ angebaut hat. Der Stahlträger ist in Brückenhöhe kurz vor der eigentlichen Konstruktion angebaut.

Durham`s Bridge of Death: The 11′ – 8“ Bridge

Mir ist so etwas auch schon widerfahren. Als wir vor einigen Jahren von Bremen aufs Dorf umzogen, hatte ich einen Möbeltransporter am Breitenweg bei Sixt geliehen. Wir wohnten seinerzeit in Schwachhausen. Um dort hin zu gelangen, wollte ich durch den Concordia-Tunnel fahren.

Leute, ich kann euch sagen wie lang eine Strecke von  30 m werden kann. Ziemlich genau nach der Hälfte der Unterführung machte sich ein immer stärker werdendes Rauschen bemerkbar. Erst als mein LKW auch noch an Geschwindigkeit verlor, wurde mir bewusst, das etwas meinen „flow“ unterbrechen wollte. Binnen Millisekunden erschienen all die Zeitungsberichte von an dieser Brücke gescheiterten Brummis vor meinem inneren Auge. Intuitiv lenkte ich mein Geschoß zur Mitte der Fahrbahn. Ich kam darauf, weil ich beim Blick nach oben eben dort in der Mitte am wenigsten Kratzer an den Halterungen der Oberleitung für die Straßenbahn erkennen konnte. Da ist sie sicher am Höchsten!

Mit durchgetretenem Gaspedal schaffte ich es, schon auf der Gegenspur fahrend, mit letzter Kraft der Klaue des Stahlmonsters zu entrinnen. Ich konnte richtig spüren, wie sich die Blattfederung entspannte und der Wagen mit extra großem Kastenaufbau Freudensprünge vollzog. „Scheissegal!“, dachte ich und floh ohne mich umzublicken Richtung Hollerallee. (Ist verjährt!)

Am Aufbau war -Gott sei Dank- von unten keine Beschädigung zu erkennen. Nur vorn fehlte eine kleine Ecke. Etwas Tape und weiße Sprühfarbe richteten es wieder.

Ich bog in die Carl-Schurz-Straße ein und wurde nach 100m durch einen Bagger am weiter fahren gehindert. Devot, wie ich bin, sinnte ich an, umzukehren. Das vollzog ich dann auch sofort, legte den Rückwärtsgang ein und los.

Ein zartes Hupen erreicht meinen Ohren und die Leistung des Motors ließ auch schon wieder nach. Da keine Stahlträger über mir hingen, sollte etwas anderes im Wege sein. Ich stieg aus und fand eine kleines Autolein unter der Stoßstange meines Transporters vor. Die Fahrerin setzte zurück, wir begutachteten den Schaden und ob des kleinen Kratzers war sie mit DM 50,00 einverstanden.

Ein Bauarbeiter hatte uns beobachtet und bekam Mitleid mit mir. Er wies den Bagger an, etwas zur Seite zu fahren und gab mir durch Handzeichen Tipps, wie ich den zusätzlich durch Baken verstellten Parcours bewältigen könne.

Gerade im schönsten Vorwärtstrieb geriet ich mit einem Hinterreifen auf den Standfuß einer dieser Begrenzungspfähle, der Kasten schaukelte sich auf und wogte so stark nach der gegenüberliegenden Seite hinüber, bis es schepperte. Der Bauarbeiter hieß mich zu stoppen und abermals wurde meine Liquidität auf den Prüfstand gestellt.

Darnieder lag der eben abgebrochene Seitenspiegel eines Autos. Es war dem Arbeiter nicht unbekannt, denn er fuhr es selbst! Nach weiteren DM 100,00, vielen Entschuldigungen, Kniefällen und Ohnmachtsbekundungen erreichte ich die Zielstaße.

In der Georg-Gröning-Straße wollte ich unsere Möbel einladen. Ich parkte den LKW halb auf dem Bürgersteig, unsere Anwohner hatten unsere Bitte, einen Bereich frei zu lassen, ignoriert.

MIt dem ersten Sofa unterm Arm begrüßte mich ein Polizeibeamter. Vor Angst machte ich mir fast in die Hose. „Hatte die Brücke doch etwas abbekommen und mich Jemand verpetzt?“, fragte ich mich.

Nein, ich hatte Glück. Er ermahnte mich nur wegen meiner illegalen Parkweise.

Nachdem die erste Tour erledigt war, fuhr ich den Unglückswagen wieder bei der Vermietung auf den Hof. Die bemängelten dann auch gleich, ich hätte nicht voll getankt. Ich solle eben durch den Tunnel links des Bahnhof fahren, dahinter, An Der Plantage, wäre eine Tankstelle.

Ich wusste, das dort noch weniger Höhe vorhanden war und rannte schreiend aus deren Büro! Nie wieder werde ich einen Fahrzeug mit einer Höhe von 3,80m steuern.

P.S. Mittlerweile ist zumindest der Concordia-Tunnel entschärft worden!