Ein Schnäppchen zuviel!

Noch bis zum 1. März wandern die Nordwestdeutschen durch die Marschen, trinken an jeder Weggabelung einen Schnaps und wählen einen König. Bei der abendlichen Kohlparty wird ordentlich gegessen und viel zu viel getrunken.

Wieder stand mir eine spannende Nacht bevor!

Zum Abtransport der Schnapsleichen wurde ich von der Zentrale mit einem unserer Sprinter ausgestattet, um möglichst viele gleichzeitig abfahren zu können. Der Abend lies sich zuerst ruhig an, so eine Art „warm Up“.

Ich wurde nach Hagen beordert, für eine Ortstour. Ich ludt die Fahrgäste ein und schwups…., waren wir auch schon am Ziel. Ich bereitete mich auf die zur Zeit übliche Beschwerde über den erhöhten Fahrpreis vor, welche ich meinerseits mit einer Litanei über den Mindestlohn und dessen Finanzierung erwiderte.

Mutig betätigte ich die Taste 1 des Taxameters, holte Luft für meinen Monolog, doch was war das?

Pieps: „€ 5,00“.

summe

Etwas komisch, denn wir hatten gut 1,8 Kilometer zurückgelegt und nach dem neuen Tarif wären dann ca. € 7,10 fällig gewesen. Um mir nicht die Blöße zu geben, etwas stimme mit der Technik nicht, kassierte ich die € 5,00 und fuhr eine Strasse weiter, zwecks Fehlersuche.

Mit der Taste 3 konnte ich den letzten Vorgang aufrufen und mit der Taste 2 die Details.

„Nu guckste!“

Da zeigte das Gerät die Fahrstrecke an, wie gedacht waren es 1,8 Kilometer gewesen. Nun fiel mir auch auf, das das Taxameter gar keines war. Denn es war ein Wegstreckenzähler, wie er für Mietwagen vorgesehen ist. Dieser Wagen sollte eigentlich als Taxi umgerüstet worden sein. Nun gut, vielleicht hat da irgendwer zu voreilig Vollzug gemeldet. Ich fuhr zur Zentrale, krabbelte aufs Dach und entfernte das Taxischild.

Bin ich eben nen‘ Mietwagenfahrer!

Nächster Auftrag, von Nesse nach Bremerhaven, zu „Krohns Eck“. Die Fahrgäste waren nett, bis auf einen. Der war nervig, wie eine Horde 7-Jähriger mit ADHS im Endstadium!

„Mach ma Musi!“

„Mach ma Warm!“

„Mach ma lauta“

„Mach ma anderen Sender!“

“ Machs nicht so teuer!“

„Mir ist schlecht, ich muss brechen!“

„War nur Spaß!“

„Haste ma nen‘ Kaugummi?“

Warum zum Teufel ist bei jeder Tour so ein Kasper dabei. Natürlich hatte er keine Frau dabei, wie seine Freunde. Da hatte er nichts besseres zu tun, als mit mir anzubändeln, der Idiot.

Mein Karma war im Arsch! Am Ziel kam es wie es kommen musste. Der Kasper rief: „Ich zahle!“

Pieps: „5,00!“

summe

„Verdammter Mist, das Ding ist hinüber!“, schoss es mir durch den Kopf.

„Geiiiiiiieeelllll!“, brüllt die Dumpfbacke von Hinten, “ Wie billig ist das denn?“ und reichte mir einen 5er mit den Worten: „Stimmt so!“

Wieder benutzte ich einige kryptische Tastenkombinationen, um der Wahrheit auf die Schliche zu kommen.

„Leider nicht ganz so günstig, schaun sie Mal. Das waren 8,6 Kilometer, plus 10,00 Anfahrt und Mehrpersonenzuschlag. Sagen wir € 24,00!“

strecke

„Neee, neee, Taxifahrer, du , ich las mich nicht verscheissern. Da stand eben noch € 5,00, mehr zahle ich nicht!“

Zu meinem Glück empfand eine Dame aus den Reihen der Fahrgäste Mitgefühl und schickte sich an, den von mir genannten Preis zu zahlen.

„Betrüger, Beeetrüüüüüger!“, schallte es über des Halteplatz, bis der Zappelphillipp endlich in der Kneipe verschwunden war.

Tja, mir blieb nichts anderes übrig, als mir in der Zentrale einen anderen Bus zu holen. Der Rest der Nacht war super und ging flüssig und ohne weitere Ausfälle über die Bühne.

 

 

 

 

 

Die Kacke ist am Dampfen!

Mein Puls hat 160 Umdrehungen pro Minute, der Blutdruck pendelt sich bei 3 Atü ein und meine Gesichtsfarbe lässt einen Pavian-Arsch vor Neid erblassen!
Zum Glück habe ich diesen Blog, um Dampf abzulassen!

Die Politiker haben uns den Mindestlohn gebracht,

wollen nun aber nicht zahlen!

Die subalternen Behörden jammern was das Zeug hält!

Da schlägste ahnungslos das Sonntagsblatt auf und bekommst diesen Mist zu lesen!

Es wird lamentiert, das doch alles so schön ist, für die Kleinverdiener, mit dem neu erworbenen Reichtum, aber bei den Kosten? Nein, das könne man nicht Deckeln! Über die Zukunft des Anruf-Sammeltaxi müsse man nachdenken, blah,blah,blah!

Und schon kommt die Drecksidee mit dem Bürgerbus, den keiner brauchen kann, weil er unflexibel ist! Aber so billig, weil das Personal aus Freiwilligen ohne Bezahlung bestehen solle.Und so ein Bürgerbus-Verein ist ja schnell gegründet. Siehe auch mein Geschreibsel „Vom Taxi- zum Bürgerbusfahrer„!

Nächste Woche wird der neue Taxitarif für den Landkreis CUX verhandelt. Ich schwöre euch, das Gestöne wird grauenvoll sein. Dann kann ich mich wieder aufregen und euch etwas aufschreiben. 🙂 🙁

Pam Pam

Käufliche Liebe

Mit mulmigem Gefühl im Bauch schlug ich den Weg nach $dorfmitskurve ein, um eine Dame „in den besten Jahren“ abzuholen.

Der versierte Zentralist $stoertebeker hatte schon DEFCON  für diesen Auftrag angeordnet, so zog ich meine Jacke über, klappte die Armlehne herunter und betete!

Aller Voraussicht nach erwartete mich am Ziel ein ausgebuffter COUGAR im  Endstadium. Diese sind bekannt für unvorhersehbare Übergriffe, besonders bei bereits fortgeschrittener Intoxikation, welche $stoertebeker bereits am Telefon diagnostiziert hatte.

Am Ortsrand – es begab sich nach der Geisterstunde – erschien ein zu dieser Nachtzeit sehr seltenes Naturschauspiel. Ein Regenbogen überstrahlte die Straße meiner Fahrgästin und schwebte direkt über ihrem Haus. Sie erwartete mich schon in der Garageneinfahrt stehend und bevor sie mich mit ihrem Make-Up-Kunstwerk blenden konnte, zog ich die altbewährte Bundeswehr-Sonnenbrille (NATO-BH) aus der Tasche und schützte mein Augenlicht.

Ich sprang aus dem Sprinter, suchte mein Heil in vorsichtigem, rückwärts gerichteten Gang, um ihr die Beifahrertür zu öffnen. Soweit möglich schaute ich sie nicht an, sondern blickte, ohne unhöflich zu wirken noch Oben, um den Anblick der bunten Farbkombinationen zu geniessen. Aber da fand sich Nichts mehr, sie hatte sich eben noch schnell das Antlitz gepudert und das Farbspiel erlosch.

„Hoffentlich platz jetzt kein Stück aus ihrer Fassade, dann kann ich das ganze Auto reinigen!“, dachte ich verzweifelt und sah mich schon nach dem ZEWA um.

Sie wollte zum Pam Pam! Wie so viele Feierlustige, nach rauschenden Festen zu Hause oder bei Freunden, um den Abend mit einem ordentlichen Absturz in der einzigen Disco in unserem Fahrgebiet ausklingen zu lassen. Die Etikette wurde schon zu Haus an die Garderobe gehängt, damit von vorn herein keine Missverständnisse aufkommen, Jemand sei noch Herr seiner Sinne.

Am Ortsausgang nahm das Unglück seinen Lauf und mangels Straßenbeleuchtung wurde es Stockeduster in meinem Sprinter. Wegen des Wildunfalls in der letzten Woche war ich jetzt etwas angespannt und vermutete hinter jedem Busch oder Schatten ein Rotwild, oder zumindest einen kapitalen Elch oder ähnliches Getier. Da wurde mir ganz warm ums Herz, als ein wohliger Schauer von meinem rechten Unterarm ausging und sich in Richtung Brustkorb fortpflanzte.

„AAAAAAAhhhhhh, lassen sie das. So kann ich nicht fahren!“, schrie ich erschreckt und fuchtelte vor ihr herum, als sei ein Bienenschwarm auf mich los gegangen.

Sie hatte sich unbemerkt zu mir herüber gelehnt und versucht mich mit ihren Verführungskünsten und vorsichtigen Streicheleinheiten in ihr Netz zu locken. Mit aller Kraft konnte ich den Würgegriff lösen und die Fahrt fortzusetzen, nicht ohne die halbe Aufmerksamkeit den sich vom Beifahrersitz immer wieder annähernden Tentakeln zu widmen.

Der Weg zum Pam war nicht sehr weit und mit ein paar gezielten klapsen auf ihre immer wieder forschenden Hände trafen wir am Taxistand ein.

„Bitte, lass mich Hinten rum raus, die sollen mich hier vorn nicht sehen. Bin doch schon so eine alte Schachtel, die sich besser unerkannt reinschleicht!“, bat sie mich mit sonoriger Stimme.

DEFCON   1, Krieg!

In mir flackerte  die Furcht vor weiteren romantischen Avancen auf und wurde umgehend bestätigt, als sie mir anbot, für einen kurzen Halt auf dem Parkplatz hinter dem Pressluftschuppen auch einen 5er springen zu lassen.

Ich riss das Lenkrad rum und lies die Kupplung springen. Nach 2 Sekunden parkte ich in Sichtweite der Türsteher und beendete sämtliche Träume meiner Kundin mit der Forderung des Fahrpreises und der Bitte nach möglichst raschem verlassen des Taxis.

Mit reichlich ungehobelten Verwünschungen löste sie unser Vertragsverhälnis per Bezahlung auf und tauchte im Halbdunkel des Wendeplatzes ab!

„HerrTaxifahrer! HerrrrrTaxifahrer! Schadensbericht!?“, schallte es aus dem Lautsprecher.

„Lieber Kollege $Stoertebeker, hiermit erkläre ich diese Frau zur „persona non grata“. Falls die wieder anruft, schick ihr bitte einen Fahrer von ihrem Kaliber oder gib ihr die Nummer von der $anderesTaxiunternehmen!“

5 € war ich ihr also wert. Wird echt Zeit, das der Mindestlohn kommt!

 

Nachtrag: Meine Recherche nach den Defcon-Stufen hatte die falsche Reihenfolge ergeben. Vielen Dank an die schlauen Mitleser für den Hinweis. Habe das geändert. Wer es ganz genau Wissen möchte: DEFCON-STUFEN-WIKI