Jahreswechseldenkdenkedenk!

Vorhin gab es den Dienstplan für den Dezember 2013.
Die wichtigsten Daten sind immer die Feiertage. Diesmal fällt Weihnachten aus, dafür darf ich Hemmungslos ins neue Jahr rein feiern.

Da wir nicht nach Umsatz bezahlt werden, ist mir das sehr Recht. Wir wechseln jedes Jahr ab.

Wer über die kommenden Festtage arbeiten muss, kennt die psychische Belastung, weil man nicht zusammen mit seinen Liebsten ist, in dieser Zeit der Besinnlichkeit/Empfindlichkeit!

Und wenn dann auch noch auf Einem rumgetrampelt wird, kommt man schon ins grübeln, ob der Derzeitige der richtige Job ist.

Meine erste Sylvesternacht verbrachte ich 2010/2011 im Taxi. Es war auch noch eine alte blaue Kiste, ein Ford-Bus, den der Chef bei einer Konzenübernahme um den Hals gehängt bekam. Dreckskiste. Bergab, Richtung Bremen auf der A27 brachte er es eben auf 120 km/h.

Alle Kollegen waren um 22:30 freigestellt worden. Erst um 0:30 sollten sie zurück sein.
Einzig ich armes HerrTaxifahrerlein hatte einen Auftrag. Um 23:45 7 Personen von Loxstedt in die Alte Bürger nach Bremerhaven.
Meine Fahrgäste. 3 Migrantinnen mit Schaumkusshintergrund inclusive 4-fachen Nachwuchses standen bereit und ich hatte Hoffnung, noch vor 00:00 anzukommen, denn in der Bürger Treffen sich fast alle Bremerhavener um zu ballern, was das Zeug hält.
Als die das Radio gerade den Countdown beendet hatte, bog ich ein und das Inferno entbrannte rings um meinen ollen Transporter.
„Frohes Neues Jahr“, rief ich voll überschwänglicher Freude versprühend nach hinten.
„Was willst Duuu denn???“, kam es zurück.
Himmelhochjauchzend –> Zutodebetrübt

Wollte eigentlich ein nettes „Danke“,oder so hören.
Toller Jahresanfang. Wir mussten noch 400m bis ins Zentrum des krachenden Molochs vordringen. Unter vollem Beschuss, so ein Taxi als bewegliches Ziel ins noch faszinierender als der Eingang der Kneipe gegenüber, fand ich im Böllernebel die Hausnummer und fuhr rechts ran.
Die Uhr zeigte 23,40 und das übermittelte ich an die kräftigste der Frauen.
„Hier sind 20,00,mehr haben wir nicht!“

Au weia! Mein Selbstwertgefühl sank in den subzerogenen Bereich und ich wollte jetzt einfach nur hier weg, damit mich diese verdammten Viecher nicht heulen sehen, so im Arsch war ich.

Ich rückte kurz an und bremste sofort wieder. Die Schiebetür rauschte nach vorn und rastete mit einem ordentlichen Krach in ihr Schloss!

Jetzt Schlug mein Kummer um in Hass. Erst als ich wieder auf der Autobahn war, frei von diesem ganzen Partyvolk, konnte ich mich langsam beruhigen.

Ich hatte für eine kurze Zeit das Gefühl so allein zu sein, wie es nur möglich ist.

Endlich in Funkreichweite der Kollegen angekommen, tauschten wir gegenseitig unsere Glückwünsche aus und so ging ich wieder zur Tagesordnung über.

P.S.

Und demnächst schreibe ich euch, wie Scheiße meine Heiligabendschicht 2011 war!

9 thoughts on “Jahreswechseldenkdenkedenk!

  1. Sphen says:

    Ich persönlich (gut ich bin nur Telefon-Schlampe) werde dieses Jahr Heligabend arbeiten, das ist mein aller, aller liebster Arbeitstag, ohne spaß ich arbeite da gerne.
    Der Tag wird mit Sicherheit wieder der Hammer was nicht Sylvsterumsätze betrifft, ich hätte auch gerne Sylvester, dieses Jahr bin ich aber nicht dran.
    Macht doch beides laune?!

    • HerrTaxifahrer says:

      Kannst du bitte etwas ausführlicher Beschreiben, woher Deine Euphorie rührt? Mir hat die Respektlosigkeit der Fahrgäste den Spaß genommen. Ich brauche nicht bekniet werden zum Dank für meine Dienstleistung, aber minsensens an besinnlichen Feiertagen erwarte ich etwas mehr Zurückhaltung.

      • Der Banker says:

        Ich für meinen Teil melde mich für den Heiligabend-Morgen immer freiwillig und darf dafür Sylvester zu Hause bleiben. Das regeln wir intern immer so.
        An dem Morgen ist der Weihnachtsstress vorbei. Der Druck aus den letzten 4 Wochen weicht von uns. Das Team macht sich einen schönen Tag mit Plätzchen o.ä. und das Volk da vor dem Tresen kann einem nicht mehr wirklich was.
        Zudem gibt es an diesem speziellen Morgen häufig eine Anekdote für meine Sammlung zu notieren.

        Die, hm, „Telefon-Schlampe“ und meine Wenigkeit haben eventuell einen schnelleren Kundentakt? Mein Chef sagte mal: wenn es mit einem Kunden nicht hinhaut, „lass ihn zischen, nimm nen Frischen“. Idioten hat man immer dabei, da macht man nix. Gehen lassen, tief Luft holen, den nächsten betont freundlich ansprechen, um wieder auf Laune zu kommen.

        OK, ich haben nun auch um mich herum auch ein Team, mit dem man gelegentlich mal ein paar Worte reden, sich trösten oder abreagieren kann. Ich denke, das sieht bei Sphen ähnlich aus.

        • Sphen says:

          klar habe ich den schnelleren Kunden-Kontakt als der HerrTaxifahrer oder einer „meiner“ Fahrer, nur sind es halt deutlich mehr, und ich kann sie abwimmeln, ein Fahrer nicht (der kann seinen Kunden ja schlecht fesseln und knebeln), aber meine Fahrer berichten überwiegend auch von angenehmen Fahrten an Heiligabend. Dazu bringe ich einen Kuchen mit, und immer mal wieder kommt einer der Fahrer rein und es wird Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Wie gesagt ich arbeite gerne an den Feiertagen, und bisher war es immer angenehm

          • HerrTaxifahrer says:

            Heiligabend ist es hier nur bis 22:00 gemütlich. Dann macht die Kasba auf.

            Betrunkene Kinder zuhauf, und unflätig. Ich lade euch nicht dazu ein, bin ein guter Mensch!

        • HerrTaxifahrer says:

          Den Spruch habe ich jetzt abonniert! Im Winter bin ich eh leicht depressiv veranlagt. Werde den Miesmachern, sofern sie noch aufnahmefähig sind, einfach mit Ignoranz begegnen und mich auf einen Frischen freuen.

  2. Sphen says:

    Naja Heiligabend ist einer der wenigen Tage an denen das Trinkgeld entsprechend gut ist, dass man auch als Disponent etwas davon abbekommt. Die meisten Leute sind sehr höflich, und die Kiddis, die das geschenkte Geld von Oma und Opa in die Disko tragen, fragen nicht alle 2 Sekunden nach Festpreisen/Dumpingpreisen, weil ja noch genug Geld von Omi und Opi da ist, dazu Internetradio (Zentrale halt) mit 1Live und dem einsamsten DJ der Welt.
    Die Fahrer die mit Provision bezahlt werden sind gut drauf, weil die Umsätze stimmen, und untereinander gibt es nicht so viel Neid. Dazu kommt das Heiligabend einer der wenigen Tage im Jahr ist, an denen es kein, von mir Verteufeltes AST gibt (ja das ist bei uns sehr viel schlechter gelößt, wie bei euch da im Norden).
    Gut ich habe jetzt auch keine eigene Familie daher macht mir das nix aus an solchen Tagen zu arbeiten, und ich habe gerne ein wenig Stress bei der Arbeit, was die Menge der Aufträge angeht 😉

    LG
    Sphen

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