Die Winke-Katze

Ein Auftrag wurde übermittelt. 22:23 von Börsten zum Lübberstedter Bahnhof. Der Besteller, ein gewisser „Wang“.

Mir, dem wandelnden Fahrplan, war sofort klar, das etwas nicht stimmte! Die Abfahrtszeit müsse 23:02 lauten, weil der letzte Zug um 23:23 abgeht.

„Wang“ hatte sicher eine falsche Zeit angegeben. Er war mir aus den vergangenen Wochen wegen dieser Tour bekannt. Er kochte/bediente in der Chinesischen Abfütterstation „Sentosa“ auf der gegenüber liegenden Straßenseite.

So betrat ich das Lokal sogleich zog mich eine dieser Japanischen „Hello-Kitty-Winke-Katzen“ in ihren Bann.

In früheren Zeiten entschied die Größe und Farbe der Goldfische über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Mafia. Jetzt zeige die Farbe und Ausrichtung des Porzellanviechs an, wohin die Schutzgelder flössen!

Oder auch nicht!?

Tatsächlich verstand Niemand ein Wort von dem, was ich zu vermitteln suchte. Als ich mehrfach den Namen mit einer Taxi-Bestellung in Verbindung brachte traten gleich 4 Asiaten auf mich zu. Sie würden ja so gerufen, hätten aber kein Taxi nötig, sie würden hier auch wohnen.

Endlich tauchte einer auf, der in mein Raster passte:“Wang…,Taxi?“

„Noo! Me not Wang, me Huang and yes Täxi!“

Ich verzichtete auf weiteren Plausch und zeigte auf die Uhr, verzog das Gesicht, amte eine Schu-Schu-Bahn nach und deutete durch schnelles „Auf-der-Stelle-Trippeln“ Eilbedürftigkeit an!

Unter tosendem Applaus wurde meinen schauspielerischen Fähigkeiten gehuldigt und Huang angewiesen mir sofort zu folgen. Mittlerweile schien – durch meinen Auftritt animiert – das vollständige Personal angetreten, um für uns Beide ein Spalier zu bilden!

Die Fahrt verlief ruhig, jedesmal wenn ich zu meinem Fahrgast blickte, begann dieser die Hände zu falten und
so meine Vermutung, Dankes-Hymnen zu murmeln.

Als ich schlussendlich nach erfolgreicher Mission meinen Tourenzettel ausgefüllt hatte, fasste ich den Entschluss, gleich Morgen ein paar Semester Sinologie zu belegen!

Nachher verpasst noch wer sein Taxi!?

Allaaarm!

Letzte Nacht schon wieder…Fackel blinkt!

Ich hab Nichts gemacht, muss eine Fehlfunktion sein. Schreib gleich eine Notiz für den Elektroniker.

Wegen Gleisbau fährt kein Zug. Busse stellen den Ersatzverkehr und verkehren unpünktlich!

Läuft nicht!

3 x 45 Minuten am Bahnhof auf Fahrgäste aus diesen Bussen gewartet.

Noch eine Woche ist dieses Chaos geplant!

Daumen drücken, beten und hoffen!

Meine erste Nachtschicht als Taxifahrer (Teil 3)

„Schatz“ schickte Auftrag um Auftrag, ich hütete mich von der Funkdisziplin auch nur eine Silbe abzuweichen.
Manchmal hielt ich die Luft an, damit ich Nicht drauflos plapperte.
Zwischendurch ein Anruf der $allerbestenderbestenkolleginnen. Sie erkundigte sich nach meiner Bestrafung. Es war schon gut eine Stunde her, das ich meine Chefin irritierte.
In einigen Jahren als Gastronom wurde im Eifer des Gefechts und wenn die Arbeit gut von der Hand ging auf Vornamen verzichtet und mit Spitz- und/oder Kosenamen kommuniziert. Das schweißte zusammen! Leider habe ich diese Tradition etwas zu früh eingeführt.
Das Nokia 6210 klingelt. An der Nummer erkenne ich die Zentrale. Ich fuhr rechts ran und suchte halt. Dazu umfasste ich das Lenkrad, stieß mich mit den Füßen am Boden ab und presste mich gegen die Rückenlehne. So fixiert würde ich jeden Sturm überstehen!
„HerrTaxifahrer hier!????“
„Eine ganze Stunde habe ich gegrübelt, wie du dazu kommst mich „Schatz“ zu nennen. Die $besteallerbestenkolleginnen hat sich für dich eingesetzt. Wir lassen es beim Vornamen, weitere Intimitäten verbitte ich mir!“
….*klick*…..
Puh, das ging nochmal gut! Jetzt nur noch einen guten Umsatz, dann vergisst sie den Vorfall bestimmt!
Morgens, kurz nach 6 war wirklich keine Rede mehr vom Vorabend. An einem runden Tisch nahm ich Platz, um meinen Umsatz auszurechnen und den Gegenwert abzugeben. Blöderweise war ich so erschöpft, das ich nicht mehr addieren konnte. Nach jedem Durchgang hatte ich eine andere Summe.
Nichts ging mehr nach dieser Nacht. Erst jetzt wurde mir bewusst, das wir „durchgemacht“ hatten. Das ist schon einige Jahre her, seit dem letzten Sonnenaufgang nach durchzechter Nacht. Taxifahren ist also auch anstrengend! Ich bat, die Abrechnung auf den Abend verschieben zu dürfen und Chef „Schatz“ erlaubte es und lobte mich für die gute Arbeit in dieser ersten Schicht.
Beschwingt sattelte ich meinen Roller und bretterte mit Vollgas nach Haus!

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Meine erste Nacht als Taxifahrer (TEIL 2)

Auf Geheiss der Zentrale schwebte ich gen „Hagen im Bremischen“, der Gegend, welche ich für meine Prüfung gelernt hatte. Dort, so die Kollegin vom Funk, solle ich auf die Jagd gehen.

„HerrTaxifahrer, ich schick dir was!“, krächzt das analoge Funkgerät, damit ich meine Aufmerksamkeit auf das Mäusekino (PDA, Handybildschirm) lenke.

  • $altekrankefrau von Wersabe zu Stubben, $arztimbereitschaftsdienst
  • Barzahlung
  • warten und zurück

Mein Magen zog sich zusammen, nur dank meiner Armeeausbildung und mittels Autogenem Training, Selbsthypnose sowie Tai Chi konnte ich verhindern, das ich den Innenraum meines Wagens unbrauchbar machte! So motiviert machte ich mich auf den Weg durch verschiedene Moore, über Helmer und Gräben, bis ich endlich das Dorf an der Weser erreicht hatte. Die Bürgersteige waren schon hochgezogen, das machte es leichter, in dem vom Aussterben bedrohten Ort Lebenszeichen zu entdecken.

Mein Ankommen wurde offensichtlich durch kräftiges brummen und klappern angekündigt, die Dame hatte sich schon reisefertig vor ihrem Häuschen postiert, winkte verhalten, als sei sie sich nicht sicher.

Ich hielt auf ihrer Höhe an und bevor ich dienstbereit aussteigen konnte, um ihr Zugang zu verschaffen, riss sie die Tür auf:

„$altekrankefrau mein Name, sind sie mein Taxi?“

Noch bevor ich etwas entgegnen konnte, plumpste sie schon mit einem leisen Pfurz in den Sozius, nicht ohne deutlich hörbar zu Ächzen und zu Stönen.

„Nun man los, junger Mann, hopp,hopp, ich hab nicht ewig Zeit!“

Das dachte ich mir, du alte Schnepfe! Schöner Anfang einer Taxifahrer-Karriere. Genau so eine Begegnung hatte ich mir erhofft.

Auf dem Weg nach Stubben würden wir an der Zentrale vorbei kommen. So überlegte ich, vielleicht doch besser etwas anderes zu arbeiten. Da $altekrankefrau die restliche Tour Nichts weiter absonderte, liess ich es sein und brachte sie zu ihrem Arzt. Offensichtlich waren nur Tabletten ausgegangen, aber der Doktor musste sie sehen. Nach 5 Minuten erschien „Pupsi“ in der Tür und die Rückfahrt begann mit einem weiteren Stereotyp:

„Warum zeigt die Uhr (Taxameter) viel mehr an, sie haben doch gestanden?“

Höflich rezitierte ich aus der Taxiordnung, das der „böse“ Landkreis auch vorgesehen hatte, die Taxifahrer für blödes herumstehen zu entlöhnen. Das stiess auf wenig Begeisterung und mir wurde in Aussicht gestellt, für so eine Unverschämtheit kein Trinkgeld zu bekommen.

Das Taxameter hatte ich noch gar nicht wirklich auf dem Zettel, wer hat schon eins in seinem Privatauto. Mein erster Blick auf dem Rückweg streifte es bei € 45,00. Mir wäre das auch viel zu viel gewesen, nur wegen so ein paar Pillen für 3 Öcken Zuzahlung. Dabei fragte ich mich, warum kein Nachbar oder Familienmitglied sie gefahren hat.

In Wersabe (sprich: Werrsabeee, sonst du wirst getötet von $altekrankefrau) kassierte ich € 79,40. Unter murren und beschweren durchsuchte sie ihre vor Scheinen protzende Börse, bis sie endlich die passenden Devisen überreichte. In der Zwischenzeit hatte ich das Rückgeld schon fertig abgezählt in der Hand, denn ich wollte meine Trinkgeld-Aura nicht gleich bei der ersten Tour verderben.

„Vielen Dank, hier € 0,60 zurück!“, drückte ich ihr die Münzen in die freie Hand, bevor sie sich nacher doch noch Derer bei mir entledigen wolle.

Stolz wie Oskar, mit diesem Umsatz in den ersten 1,5 Stunden, erwartete ich den nächsten Auftrag.

Der liess nicht auf sich warten. Das Funkdingens war anscheinend warm gelaufen, den ich vernahm die Stimme freundlich und warm, quasi fast wie in „echt“!

Ich las mein Fahrtziel ab, vergass aber, den Knopf für die Bestätigung zu drücken. Prompt tönt es aus dem Lautsprecher:

„HerrTaxifahrer, hast du die Fahrt bekommen?“

„Ertappt!“, dachte ich mir. Diese verdammte Computertechnik, Überwachung pur.

„Danke mein Schatz, hab ich!“, überspielte ich meinen kleinen Fehler und zog los.

Ich hatte gerade den Trecker angelassen, da bimmelte das Handy. Die allerallerbeste Kollegin aller Zeiten, die Mutter der Kompanie, Heute auch im Taxi statt in der Zentrale, hatte etwas auf dem Herzen.

„Du, HerrTaxifahrer!? Weisst du, was du gerade getan hast?“

„Äh, nein, wieso, ich fahr hier jetzt so rum!“

„Du hast gerade über Funk, für alle deutlich hörbar, deine CHEFIN einen Schatz genannt! Da bin ich ja gespannt, was du zu hören bekommst. Das lässt die niemals auf sich sitzen!“

Wie schon beschrieben, saß ich eh schon ziemlich niedrig in diesem Wagen. Sank aber gerade so tief in das Polster ein, das die Straße verschwand. Oje, wie soll meine Premiere nur enden. Auf die Bestrafung wartend zog ich weiter meinen Runden durch die Ortschaften. Die nächsten Fahrgäste gaben mir endlich ein besseres Gefühl, so das, wenn mann gebraucht wird, wichtig ist. Und ernst gemeintes Trinkgeld floss auch!

„Wann ruft die endlich an? Ich möchte endlich den Anschiss hinter mich bringen!“

Fortsetzung folgt……..

 

Meine erste Nacht als Taxifahrer! (Teil 1)

An einem Freitag sollte HerrTaxifahrer das erste Mal seinen Dienst hinter dem Lenkrad antreten. Geschniegelt und gestriegelt begab er sich in die heiligen Hallen der Zentrale zur Schlüsselübergabe.

Zuerst stellten sich die anwesenden Kollegen vor.

Aha, das waren sie also, die Knechte der Nacht, die Chauffeure des Grauens. Ich fand alle ganz nett! Die Namen würde ich leicht binnen eines
Jahres auswendig können.

Diese Nacht seien wir mit 8 Wagen unterwegs, hat mir die Kollegin von der Disposition sehr freundlich erklärt und dann auch noch aus eigenen Erfahrungen Tipps gegeben, wie das so in der Praxis mit dem Taxifahren funktioniert!

Das theoretische Wissen hatte ich 2 Tage vorher unter Beweis gestellt und die Ortskenntnissprüfung bestanden. Straßen und Locations in über 20 Ortschaften hatte ich gepaukt. Vom Klauenpfleger bis zum Zahnarzt, von der Imbissbude bis zum Puff, jede mögliche Anbindung und Verbindung hatte ich nach 4 Wochen Büffeln in Petto!

Davor lag noch ein Gesundheits-Check, dessen Hürden im Seh- und Reaktionstest zu nehmen keine besondere Herausforderung darstellten.

Meine Gedanken drehten sich von nun an nur um den Umstand, das in Kürze völlig fremde Menschen einstiegen und bestimmten, wo es lang ginge!

Mir Frischling wurde zum Ausgleich ein sehr „Erfahrener Kollege“ zugeteilt, ein Mercedes mit 600.000 Kilometer auf dem Tacho.

„Der bringt dich überall sicher hin. Keine Straße, die der noch nicht durchfahren hat!“

Der ausgelutschte Ledersitz, so er den Namen überhaupt noch verdient, entpuppte sich als taxifahrer-schluckender Moloch. Mit Müh und Not konnte ich verhindern, von seinen Ritzen eingesaugt zu werden.
Gerade die höchste Sitzeinstellung befand ich als annähernd minimal-komfortabel, um die nächsten Stunden zu überstehen, ohne mit dem Podex über das Pflaster geschliffen zu werden.

Bevor ich den Motor anwarf, notierte ich den genauen Kilometerstand, sowie meinen Namen, die Uhrzeit und das Datum auf meinem Tourenzettel.

Endlich konnte ich das Triebwerk starten. Ich entschied mich für diese Bezeichnung, weil ich die Geräusche während der ersten Kompressionen erinnerte.

Seinerzeit (1979) flogen B52-Bomber der US-Airforce über unseren Barracken im Fort-Bliss, Texas, nach Alarmstarts einige Schleifen. Das Getöse, welches Entstand, wenn sich die aufeinander prallenden Schallwellen trafen, die Resonanzfreqenz erreichten, entsprach ziemlich genau dem tackernden Nageln des W 210-er-Diesels!

Unerschrocken nahm ich Fühlung auf, um, wie ich es aus meiner Bremer Zeit von erfahrenen Taxifahrern abgeguckt hatte, leicht untertourig die Einfahrt auf die Hauptstraße zu nehmen. Ganz langsam übte ich das Gas zu geben und zu Bremsen. Kein Fahrgast sollte durch unnötige Beschleunigungen zum „Kopfnicken“ gebracht werden.

Voller Stolz brach ich auf, meine Fahrgäste „hochherrschaftlich“ zu kutschieren!

Fortsetzung folgt…..

Lückentext

Im Taxi.Nachts.

Sie so:

„Sch_____ ich muß p_____! Halt Ma aaaaaaan!“

 

<–Fahrgästin ist ausser Sichtweite im Straßengraben–>

 

„Also, mit es keine Mißverstännisse gibb….also Entschulligun, ich meine ich musste p_____ und nicht sch______!“

Mit etwas Fantasie solltet ihr den Original-Text ergänzen können. Damit ich das böse Bild wieder aus meinem Kopf bekomme, bitte ich euch, die fehlenden Worte mit eigenen Kreationen auszufüllen und als Kommentar zu veröffentlichen.

Danke!

 

 

HerrTaxifahrer’s FAQ!


Heute ist Kundschaft dünn gesäht, deshalb fiel mein Stop im Hagener Aufenthaltsraum/Wellnessoase etwas länger aus.

Da hab ich die Glotze angestellt und eines der dritten Programme gefavt! In der Sendung ging es darum, mittels Fußgängern und Fachleuten den besten Baumkuchen aus einer Gesamtmenge zu erschmecken.

Gewonnen hat dann der günstigste von Aldi. Alle anderen Firmen wurden über Erkenntnisse des Tests in der Hinsicht befragt, wie sie die schlechten Benotungen ihrer Produkte sehen und was sie Unternehmen wollen, um besser dazustehen.

Der Hersteller des Verlierer-Baumkuchens antwortete auf die Frage, warum die Verwendung typischer Gewürze und Fertigungstechniken nicht berücksichtigt würde, folgendes:

Wir wollen unsere Kunden vor solch modernem Zeug bewahren. Und Außerdem:Uns schmeckt unser Baumkuchen, so wie er ist!“

Lange Rede…

Hier könnt ihr nun meine Antworten auf zukünftige Kundenanfragen lesen. Wer etwas auf sich hält, sollte da etwas in Petto haben!

Frage: „HerrTaxifahrer, warum kommen sie Heute 30 Minuten zu spät?“
Antwort:“Laut meinen Aufzeichnungen wären sie sowieso noch nicht abfahrbereit gewesen!“

Frage: „HerrTaxifahrer, warum haben sie das Taxameter nicht eingeschaltet?“
Antwort: „Wir haben gerade eine Aktion! –Umsatzsteuerfrei und Gewinnmaximierend durch die Woche–!“ Macht die App-Konkurrenz aus Ubersee auch so.

Frage: „HerrTaxifahrer, ich hätte an Sylvester gern ein Taxi!“
Antwort: „Kein Problem, ich stelle es ihnen am Vorabend auf den Hof. Schlüssel lege ich aufs linke Vorderrad!“

Frage: „HerrTaxifahrer, haben sie um 23:00 noch Zeit!“
Antwort: „Die für die Beantwortung dieser Frage entstehenden Gebühren erfragen sie unter der gleichen Nummer, unter der sie mich erreichten!“

Frage: „HerrTaxifahrer, können sie mir meinen Einkauf in die Wohnung tragen?“
Antwort „Selbstverständlich gern, wenn es vegan, koscher, halal, glutenfrei ist und keine Spuren von Nüssen oder Haribo-Goldbeeren enthält. Ich bin nämlich Choleriker!“

Frage: „HerrTaxifahrer, wieso bekommen sie demnächst den Mindestlohn?“
Antwort: „Weil ich bisher zuviel verdient habe!“

Frage: „Darf ich meine Hände zwischen ihren Schenkeln wärmen?“
Antwort: „Wenn sie nicht allzu gefroren sind!“

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Frage: „HerrTaxifahrer, warum sind sie zu früh gekommen?“
Antwort: „Wenn sie so rubbeln?!“