Fernsteuerung

Auf dem Weg vom Bahnhof zum Zielort dachte ich die ganze Zeit nur darüber nach, welche Krankheiten ich mir jetzt gerade wieder einfange.

Gelegentlich übertreiben es die Fahrgäste. Mit dem Alkohol.

Mein momentaner Mitfahrer hatte aber UNTERTRIEBEN! Und zwar bei der Körperpflege. Wahrscheinlich liegt sein jährlicher Duschtermin in der Woche vor Weihnachten, so müffelte er jedenfalls. Mein Pech! 🙁

Mir drehte sich alles, denn ich atmete nur soviel, das ich nicht auf der Stelle dahin siechte. Schnell, schnell hin, ins rettende Dorf.

„Sie rasen aber ganz schön!“, beschied mir mein Fahrgast zwischen zwei übel riechenden Bäuerchen.

Tatsächlich, ich hatte mächtig auf die Tube gedrückt, unbewußt natürlich. Das letzte Teilstück unserer Tour war diesen Sommer neu asphaltiert worden und lud geradezu zum Cruisen ein. Ich ordnete meinem Bleifuss an, das Tempo auf STVO-konformes Maß zu reduzieren, entschuldigte mich kurz und fuhr mit anschwellenden Adern weiter.

Ich hätte besser Apnoe-Taucher werden sollen, dann könnte ich gute 10 Minuten durchstehen, ohne Luft zu holen. Ich werde einen Grundkurs in Betracht ziehen müssen, denn der Stinkstiefel deutete an, diesen vorzüglichen Fahr-Service die Tage öfter zu benutzen.

Aus der Reihe: Für jeden Anlass das korrekte Mobil

Einstens hatte ich über ein Spezialtaxi im Örtchen Bokel bei Bremerhaven berichtet.

Bei meinem monatlichen Besuch des Harzgebirges entdeckte ich in Herzberg ein Storchentaxi. Leider werden nicht, wie der Name sagt, Störche transportiert, sondern Neugeborene. Aber der in Herzberg ansässige Taxiunternehmer Steffanowski setzt das fort, was der Storch nicht leisten kann, nämlich Mutti, Vati und Baby sicher ins neue Nest bringen!

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Ladekabel

Kupferdiebe vs. Bazillenschleuder

Ficke in Offenwarden, Fremde nennen es Schützenhof, ist ein landwirtschaftlicher Betrieb mit angeschlossener Kneipe. Hier knobelt der Bauer noch selbst, zapft die Gerstenkaltschale persönlich und seine Gäste lieben es, wenn er, wie Gerüchte sagen, mit der vierzinkigen Forke die Striche auf die Bierdeckel kratzt.Großzügige Rabatte beim Bezahlen der Gelage würden diese kleine Macke des Wirtes wieder wett machen. Alles Verhandlungssache!

Offensichtlich fühlen sich seine Kunden bei ihm wohl und schlagen regelmäßig über die Stränge, alkoholmässig gesehen. Das bekommen wir Taxifahrer dann auch immer zu spüren.

Meine Fahrgäste hatte Ficke schon vor die Tür gesetzt, als ich eintraf. Sie konnten trotz Alkoholvergiftung das Fahrziel nennen, mit Zwischenstopp bei der Volksbank. Zu dritt quetschten sie sich auf die Rückbank und begannen mit sinnfreiem Geplapper, wie immer bettelten sie um einen günstigen Fahrpreis, auch unter Umgehung der Steuer, so würden ja alle profitieren. Der Arsch bin dann immer ich, weil ich das nicht mitmache.

In der Volksbank wollten dann 2 von meinen Fahrgästen Geld ziehen und verliessen zu diesem Behufe mein Taxi. Während solcher bezahlten Pausen checke ich gern einmal das Smartfone und greife danach. Das parke ich immer im ehemaligen Aschenbecher der E-Klasse, weil ich dann sehen kann, wenn es neue Nachrichten gibt. „Oh Schreck“, es war nicht mehr dort. Ich fand es hinter dem Schaltknüppel auf der Mittelkonsole. Da ich es im Taxi immer an der Ladung habe, wunderte mich, dass auch das Kabel verschwunden war. Eben in Offenwarden war es noch eingestöpselt!

Es hat dann einiger schlimmer Verwünschungen meinerseits bedurft, um wieder an meine lebenswichtige Stromader zu kommen. Die Jungs waren so platt, das sich auf einmal das Kabel zufällig und fein zusammengerollt unter dem Beifahrersitz fand.

Ich war nur froh, die Typen loszuwerden. Vor lauter Scham steckte mir mein Beifahrer dann mit übertriebenen Augenzwinkern einen 10€-Schein als Wiedergutmachung zu.

Ficke bei Facebook

 

Und dann war da noch der letzte Fahrgast der Nacht, der hatte ein ganz spezielles Problem. Er hatte seine Nase nicht mehr unter Kontrolle und nieste im Sekundentakt. Das von mir gereichte Taschentuch reichte nur für einen Schneutzer, dann flog es schon aus dem Fenster. Ich händigte ihm für den letzten Kilometer noch eine ganze Packung aus. Er begann nun zu klagen, das er besser keine beige Hose angezogen hätte, weil er bis jetzt seine popeligen Finger daran gesäubert hatte und man es nun sehen könne.

Was war ich froh, als ich diesen Schleimbeutel endlich los war.

Nun sitze ich hier, schreibe ekeliges Zeug und werfe eine DayMed nach der Anderen ein.

„Hat mich diese Bazillenschleuder auch noch angesteckt!“

*schnief**schneutz*

O-Töne, schöne O-Töne brauche ich!

brandrbeins„Mann, mann, mann, das wäre ein sehr schöner O-Ton gewesen!“, platz es aus der sympathischen Radioreporterin heraus.

Die Frage an mich war, ob ich neben den „normalen“ Taxi-Stories von speziellen Sammeltaxi-Erlebnissen berichten könne. Ich plapperte drauflos und die Pointe schlug ein!

Leider war das Aufnahmegerät nicht „ON“ gewesen  🙁

Heute hatte ich Besuch vom Radiosender BremenEINS. Um 9:11, so mein Sammeltaxi-Fahrauftrag, sollte ich Frau Brand vom Bahnhof Stubben abholen und sie würde mich bei einigen Fahraufträgen begleiten. Das Thema der Reportage ist das Anruf-Sammeltaxi- System (AST) in unserem Fahrgebiet.Dabei wird ein Interview mit meinem Brötchengeber, meinen Fahrgästen und meiner HerrTaxifahrerkeit Licht ins Dunkel dieses geheimnisvoll erfolgreichen ÖPNV-Ergänzungsmittel bringen. Hoffe ich wenigstens!

Die nächsten drei Stunden waren mit 4 Touren verplant. Die Fahrgäste wurden befragt ob sie bereit wären ein paar Fragen zu beantworten und fast alle plauderten frei von der Leber. Ich möchte hier noch keine Inhalte verraten, die gibt am 20.12.2015 zwischen 12:00 und 15:00 bei Radio Bremen EINS.

 

brandrbeins

(VLNR: Frau Brand, HerrTaxifahrer) Etwas unscharf, aber ich glaub unsere Stimmung kommt gut rüber. Mehr solche Fahrgäste und ich arbeite umsonst! (Nein Chef, ist nur so `nen Wortspiel!)

 

Es gab zum Glück noch weitere brauchbare O-Töne. Die Zeit verging wie im Flug und ich habe ein gutes Gefühl, das was ich Rüber bringen wollte auch gut verpackt zu haben. Ich bin total gespannt auf den Sendebeitrag, auf das, was nach dem Schnitt noch übrig bleibt.

Ich halte euch bezüglich des Sendetermins auf dem Laufenden.

Schönen 2. Advent 🙂

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Fo `e einacht`n

Die besoffene besinnliche Saison ist eröffnet. Das Training für Sylvester und anstehende Kohlfahrten hat begonnen. Die Kaffeekassen werden geleert und der Inhalt in Speisen und Getränke gewandelt.

Das ist an sich etwas Feines, weil Umsatzfördernd. Allerdings unter erschwerten Bedingungen, weil sich manche Leute anscheinend nur zur Weihnachtsfeier hemmungslos besaufen und sich einen hinter die Binde giessen,bis zur Bewusstlosigkeit.

Letzten Mittwoch wurde ich nach Bremerhaven gerufen, erhöhter Taxibedarf. Eine mittlere Strecke, zurück nach Loxstedt sollte es werden. Am Zielort fand ich zwei hilflose Gestalten, vor dem Capitol auf dem nassen Fußweg sitzend, die Köpfe hängend und die Beine gespreizt. Wäre es ein lauer Sommertag gewesen, hätten es Kinder beim Backen von Sandkuchen sein können.

Waren es aber nicht. Der Grund für diese entspannende Haltung lag offensichtlich in der übertriebenen Intoxikation und dem Bemühen, sich des Überdruckes und Giftes im Bauchgewölbe mittels einfachen Übergebens zu entledigen. Da sie nun Anstalten machten, sich über Kreuz mit dem Zeigefinger Smilies in den Würgebrei zu zeichnen, beschloß ich, lieber die Kosten für die Anfahrt abzuschreiben und das Weite zu suchen.

Sonntag dann eine andere Form von Ekelpaket. Seine Kumpel stiegen aus und liessen ihren komatösen Drilling sitzen, gaben mir weiteres Fahrgeld und befahlen mir: „Bring den nach Hause, ist gleich da um die Ecke!“

Nach 100m brüllte mich nun mein Fahrgast an, ich solle ihn sofort raus lassen. Nichts lieber als das. Ich stoppte, rannte schnell um den Wagen und riss die Tür auf, weil ich annahm, ihm wäre übel.

„Wo willst denn hin mit mir, du Arschloch!? Ich geh lieber zu Fuß!“

Auch Gut. Es dauerte noch ca. 3-4 Beschimpfungen, bis er sich endlich trollte. Danke für das Trinkgeld, du Mistkerl liebster HerrFahrgast!

Leider gehöre ich diesbezüglich nicht zu den Menschen mit einem dicken Fell. Ich grüble oft über den Sinn des Lebens, nach solchen Fahrten und zweifle, ob ich noch den richtigen Job habe. Glücklicherweise bringt oft schon der nächste Fahrgast die Wendung und die gute Laune kommt wieder.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine ruhige Weihnachtzeit und wenn ihr Leute seht, die vollkommen abgestürzt sind, ruft kein Taxi, sondern ihre Mutti an. Die hat solche Patienten sicher einfacher unter Kontrolle 🙂