Kurz vor dem Ziel krachte es…..

Mein Kunde wurde kreidebleich und drohte in sich zusammenzusinken. Bis hier hin war die Tour völlig planmäßig verlaufen.

Keine Tiere mitten auf der Straße, die Piste trocken, und die Straßen leer. Warum mußte das ausgerechnet mir passieren. Einfach so, aus heiterem Himmel. Ich muß zugeben, das ich auf den letzten Metern etwas zu leichtsinnig gewesen war. Ganz klar, das war Alles meine Schuld, mein Versagen. Wie erkläre ich das bloß meinem Chef. Vor 14 Tagen erst der große Wildschaden und nun dies auch noch.

Das Drama nahm seinen Lauf gleich zu Dienstbeginn:

„Sattele den Caddy und arbeite die Einkaufsliste ab! Herr B. Soffski wartet auf seine dringende Lieferung aus der Apotheke und bitte auch die restlichen Sachen von der Einkaufsliste mitbringen. Döner ist schon bestellt, brauchst du nur noch abholen!“

Station für Station erledigte ich meinen Zettel, nicht ahnend, welche zerstörerischen Kräfte sich an diesem Nachmittag noch entfalten würden. Routinejob. Eben etwas shoppen und dann ausliefern. Easy! Tausendmal gemacht!

Die Dame von der Apotheke erreichte ich genau eine Sekunde vor Ladenschluss! „Hier, ist Alles in der Tüte. Bitte sofort hinbringen. Herr S. hat Schmerzen!“

Noch schnell zum Döner. Stand schon auf dem Tresen, der Maxiteller „mit Alles“! Ich beglich die Rechnung, sortierte sie zu den Anderen in meine Börse und machte mich auf den Weg. Um diese Zeit herrschte eigentlich Berufsverkehr aber irgendwie nicht auf meiner Strecke, denn es war Sonntag Abend so trat ich das Gaspedal etwas tiefer hinunter als gewöhnlich.

„Wenn ich pünklich sei,“ so die Zentrale,“ wäre mir ein fettes Trinkgeld sicher!“

Das spornte mich natürlich an. An erster Stelle stand natürlich die Sicherheit, dann erst die Gier! Das hat uns der Chef immer eingehämmert, denn er müsse schließlich für den Schaden aufkommen, wenn etwas passiert.

Der letzte Satz schoß mir noch einmal durch den Kopf. „Das gibt Ärger!“ Ich hatte es eigentlich fast geschafft.

Es waren nur noch etwa 5 Meter! Nur noch um eine Hausecke, dann wäre ich endlich dort und könnte meine Ladung loswerden. So langsam wurde sie nämlich etwas schwer.

Ich hatte auf den Kasten Haake Beck Pils (30×0,33) wie immer den Dönerteller und 2 Flaschen Alter Senator gestellt. Die Tüte mit dem Aspirin passte da auch noch ganz gut hin.

Nun klemmte ich meine Geldbörse unter den linken Arm, hob den Kasten mit Inhalt auf meine Knie und betätigte die Zentralverrieglung mit dem Schlüssel in der rechten Hand.

„S******E!“

Ich hatte das Gartentor zum Haus meines Kunden nicht geöffnet. Zum Darübersteigen war die Pforte zu hoch. Ich beugte mich etwas nach vorn um den Riegel zu betätigen. Prompt verrutschte das Dönertier und nur mit Mühe konnte ich die Balance halten. Die Tür war nun auf und ich ging vorsichtig weiter zum Hauseingang.

Da stolperte ich ein wenig über die Randpflasterung und drehte mich einmal komplett um mich selbst um nicht zu stürzen. Leider war da noch die Zentrifugalkraft und da wurden in diesem Moment Grenzwerte überschritten, die die Kornflaschen an ihrem Platz hielten.

Mit einem lauten „Peng“, klatschte eine Flasche auf den Gehweg und zerbarst in tausend Scherben. Das gute Nass sickerte sofort in die Fugen und stieg mir außerdem noch in die Nase.

„Oh Gott! Was machst du da, HerrTaxifahrer!?“

Mein Kunde hatte das Geschehen von der Treppe aus beobachtet und drohte ob des Gesehenen zu kollabieren.

Schnell rief ich ihm zu, das nur eine Flasche gefallen sei, worauf hin sein Antlitz umgehend wieder Farbe annahm.

„Trinkgeld gibt`s heute aber nicht!“, wurde mir dann förmlich mitgeteilt. Gefolgt von einer Belehrung über Transportsicherung und Verantwortung und so weiter und so fort.

Zum Abschluss sei noch gesagt, das mein Chef bis Heute nichts davon erfahren hat. Er soll einmal ein paar Tage ruhig schlafen können. Außerdem stellte ich beim Verlassen des Grundstücks fest, das von außen gesehen, links neben der Pforte überhaupt gar kein Zaun angebracht ist. Das war mir in 6 Jahren bei diesem Stammkunden nicht aufgefallen.

 

 

P.S. Service-Merkspruch des Tages:

Sei ein guter Taxifahrer und benutze die Pforte, auch wenn links kein Zaun ist!

Dieser Spruch ist abgeleitet von einem, den ich vor 35 Jahren in der Barbara-Kaserne Delmenhorst auf dem Klo einer amerikanischen Einheit gesehen hatte. Es handelte sich dabei um ein offizielles Dokument, keine Scheißhaus-Pinselei. Es war neben jedem Waschbecken und auch auf jeder Tür unter Elefantenhaut zu lesen:

„Be a good soldier always, not only if somebody is watching you!“

„Sei immer ein guter Soldat, auch dann, wenn Niemand zuschaut!“

 

Das doppelte Lottchen

In Bremen hatte der Weihnachtsmarkt vor einer halben Stunde seine Pforten geschlossen und die Menschen machten sich auf den Rückweg. Viele wählten hierfür den Zug und für die Strecke vom Bahnhof ins heimische Dorf das Sammeltaxi. 3 Wagen waren angefordert worden und als ich eintraf stand da schon der Kollege $besorger  -der organisiert dir alles was du zum Leben benötigst, von A wie Auspuff bis Z wie zahme Katze- . Ich stellte mich mit Abstand zu ihm auf, damit die Leute bequem einsteigen könnten und setzte mich zum $besorger ins Taxi. Kurz nach mir traf noch ein weiterer Kollege ein und gesellte sich zu uns. Da die Bahn noch 10 Minuten benötigte besprachen wir den Sinn des Lebens, wie wir die Welt retten würden und was es Morgen Mittag zu Essen gäbe. Unsere Köpfe rauchten, als die ersten Fahrgäste von der Bahn ausgespuckt wurden und unser Plenum unterbrachen.

Die Fahrgäste waren den Wagen namentlich zugeteilt. Ein Pärchen hatte genau den gleichen Namen wie der auf meinem Display. Geschwind ludt ich sie in meinen Daimler Kombi, versenkte den Schlüssel in der vorgesehen Halterung und machte die Handbewegung für die Zündung des Diesels.

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In diesem Augenblick schaute ich nach rechts, dort schaute ich in die verstörten Augen meines Kollegen. Auch er schien Startschwierigkeiten zu haben. Wir nickten uns zu, was soviel bedeutete wie: „Zweiter Versuch!“

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Um Hilfe ringend schaute ich noch einmal hinüber, aber dort herrschte schon das komplette Chaos. Man war schon etwas weiter und hatte eine Kommission zur Feststellung des Fehlers gebildet und sich um die geöffnete Motorhaube gruppiert.

So eine Blöße wollte iiiiiich mir nicht geben und ging noch einmal die Checkliste für die Inbetriebnahme eines Automatik-Wagens durch.

*schaunach,obFußaufBremseundGangschaltungauf „P“*

*woistdie Gangschaltung?*

Ich hatte den Fehler gefunden. Hergefahren war ich in unserem Daimler-Kombi mit der Knüppelschaltung. Jetzt saß ich auf einmal in einem mit Lenkradschaltung (Ihr erinnert euch an dieses hier!?)!

Die Fahrgäste bat ich Ruhe zu bewahren und leise wieder auszusteigen. Vorsichtig schlich ich zu meinem Kollegen, der eine Parklücke weiter immer noch mit dem Troubleshooting beschäftigt war und heischte ihn an:

„Was machst du da in meinem Wagen. Sofort raus da!“

Völlig von der Rolle schaute er mich an und ihm fiel es endlich wie Schuppen von den Augen. Wir lachten beide herzlich über unsere Verwechslung.

Passieren konnte das nur, weil ich, dienstgeil wie ich bin, der erste sein wollte, der den Bahnhof verliesse. Ohne hinzuschauen bugsierte ich meine Fahrgäste einfach in das Taxi, das als nächstes neben dem Bus vom $besorger stand. Ich hatte nicht wirklich bemerkt, das sich der zweite Kollege noch zwischen ihn und mich geschoben hatte. Und weil ich tief in unsere Debatte über die Entstehung des Universums eingetaucht war, hatte ich bei der Wahl des Wagens nicht so genau Hin geschaut!

Und da ich so selbstsicher in den ersten Wagen gesprungen war, hatte der Kollege eben meinen annektiert, schätzte er mich doch als vertrauenswürdigen Menschen, der niemals, wirklich niemals in ein fremdes Taxi einsteigen würde!

Jedenfalls amüsierten wir und die Fahrgäste uns köstlich über die Verwechselung!

 

P.S. An mich: „Dringend lernen, wie man so einen Wagen kurzschließt, das ist ja sonst peinlich, wenn das noch einmal vorkommt!“

 

Alles im Griff!

Die erste Tour klang einfach.

War sie aber nicht.

Ihr kennt mich.

Ich fuhr an der genannten Adresse in der unmittelbaren Nähe des lokalen Dönerbräters vor, erspähte meinen Fahrgast und setzte zu einem 180 Grad-Drift an. Blieb dann aber doch lieber bei einem ganz gewöhnlichen U-Turn, die Elektronik des Daimlers verhindert immer das seitliche ausgleiten. Doof!

Auf den zweiten Blick erinnerte ich mich an den Typ. Vor Wochen hatte ich schon einmal etwas geschrieben. Er hat seine Bewegungen nicht ganz unter Kontrolle und wirkt oberflächlich betrachtet etwas sonderbar auf sein Umfeld.

Nachdem er sich auf den Beifahrersitz gequetscht und die Tür geschlossen hatte, wollte ich eben losfahren, als ein Mann mir vor den Wagen sprang und mich aufhielt.

Mein Fahrgast sei im Dönerladen „auffällig“ geworden und man hätte die Polizei gerufen. Da mir mein Fahrgast in sofern bekannt war -er ist wirklich etwas auffällig- beruhigte ich den Anhalter und setzte meine Fahrt fort. Wenigstens die nächsten 30 Meter. Denn jetzt überholte mich ein Mannschaftsbus der Polizei und stellte sich quer vor mir auf. 4 Beamte, darunter ein Weiblicher umstellten mein Taxi.

Dahinter ein weiterer Ring, Gaffer und so. Ich stieg halb aus dem Wagen, erkundigte mich bei der Polizistin über den Grund der Blockade.

Mein Fahrgast hätte für Unruhe im Dönerladen gesorgt und man wollte fürsorglich handeln seitens des Inhabers und die Polizei sei gerufen worden, sich der Sache anzunehmen. In zwei Sätzen erklärte ich die Besonderheiten meines Fahrgastes und durfte dann auch gleich ohne irgendwelche Sperenzchen weiterfahren.

Was mich dabei eigentlich überrascht hat, ist die Geschwindigkeit, mit der die Polizei vor Ort war. Meine Erfahrungen waren in der letzten Zeit eher bescheiden bis beschissen. Das nächste Mal, wenn mich einer nervt, werde ich etwas Übertreiben. Vielleicht werde ich dann auch einmal etwas bevorzugter „bedient“!

Aus der Ferne entschuldigte sich der Dönermann oder ein Beauftragter von ihm. Ihnen sei die Sache jetzt echt peinlich. Ich konnte das gut verstehen, ging es mir doch bei der ersten Begegnung ähnlich.

„Ich wollte nur eine Cola trinken!“, so mein Fahrgast nebenbei.

Auf jeden Fall ist es besser, die Polizei lieber einmal zu oft zu rufen. Wegschauen birgt immer die Gefahr, das eine hilfebedürftige Person zu Schaden kommt!

 

Warteschlange vor dem Pam Pam

Sobald das Ei einer Frau und die Samenzelle eines Mannes zusammenfinden, entsteht neues Leben!

Wie ihr aus der Überschrift entnehmen könnt, handelt die heutige Schilderung meiner samstäglichen Nachtschicht von einer Lebensform. Ohne diese wundervollen Geschöpfe der Natur gäbe es diese skurrilen Geschichten nicht. Heute ist wieder einmal ein Männchen der Hauptdarsteller!

Es schlug gerade zwei Uhr, ich lungerte am Pam Pam herum und beobachtete das sehr junge Partyvolk. Da kam ein alter Bekannter den Weg zum Taxiplatz heruntergelaufen getorkelt.

Dieser männliche Erwachsene hat ein paar Schwächen (Alkohol, Frauen, Blasen-), die ich hier nicht im Detail ausführen möchte . Jedenfalls war er sehr bestrebt, souverän und nüchtern aufzutreten, denn der HerrTürsteher kennt bei chronischen Trinkern kein Pardon, wenn sie über die Stränge schlagen hatten. Außer sie habe Geld. Viiiieeel Geld!

Unser Protagonist hatte normale Mengen Geld, also mußte er durch den Haupteingang, dessen rechter, gläserner Türflügel geöffnet, aber durch den Körper eines Sicherheitsmannes geschützt war.

Es sah ungemein putzig aus, wie unser Held im Zickzack, das Haupt erhoben, mit durchgedrückten Knien auf die Tür zu schritt. Er legte sodann den Kopf auf die Seite, grüßte den Türsteher jovial und krachte mit voller Wucht gegen den geschlossenen linken Flügel.

Bemüht nicht zu stürzen, balancierte unser Mann einer Ballerina ähnlich, teils auf den Fußspitzen, teils auf den Hacken seinen Körper aus und nahm dann in einer Art  persiflierter, soldatischer Grundstellung vor dem Türsteher Haltung an. Er redete auf den Türsteher ein und versuchte nun, sich irgendwie unter dessen Armen hindurch in den Tanzpalast zu schleichen. Das klappte nicht. Auch die minutenlangen Versuche, sein Gegenüber durch strenge Blicke zu beeindrucken oder zu hypnotisieren fruchteten nicht. Er wurde von mal zu Mal schroffer abgewiesen.

Da erwachte das Helfersyndrom in mir und weil er ein an sich harmloser, wenn auch nicht unkomplizierter Zeitgenosse ist, beschloß ich ihn vor weiteren Drangsalierungen zu bewahren und lockte ihn verbotener Weise* in mein Taxi.

„Na mein Großer, wie sieht es aus. Der Türsteher ist doch echt ein Arsch, oder!?“, versuchte ich mich einzuschmeicheln. Fürsorglich bot ich an, ihn auf dem kürzesten Weg nach Haus zu bringen.

„Ja, fahma zu mein Hause! Geld holen!“

Wofür er noch Geld benötigte konnte ich in seinem Antlitz sehen, als er mich fragte:“ Uuuun wo faahn wia dann hinn, HerrTaxifahrer?“

Das war der Puffblick. Normal geht mir dann immer das Herz auf, wegen des Fahrpreises und des meist fetten Trinkgeldes. Heute jedoch war es an mir, meine kleine Geldquelle zu beschützen und von wirklich unnützen Ausgaben abzuhalten. Er war so stramm, der wäre irgendwo im Rinnstein geendet. So beschwichtigte ich und fuhr ihn nach Haus.

Das Taxameter zeigte € 8,70 und ich bat um Begleichung der Rechnung. Mein Fahrgast hiess mich einen Moment zu warten, er hätte da noch eine Sache, die müsse er noch klären.

ER läutete, statt die Tür selbst aufzuschliessen. Es dauerte und dauerte bis ihn Jemand einließ. Er diskutierte mit der Person hinter der Tür und winkte ständig zu mir herüber. Es nieselte leicht und ich hatte wirklich keine Lust auszusteigen, ich winkte zurück.

Er kam zu meinem Fenster und eröffnete mir, das wir gleich wieder zurück zum Pam Pam fahren würden.

In dem Moment tauchte hinter ihm eine ältere Frau im Bademantel, Hausschuhen und einem sehr hässlichen Haarnetz auf dem Kopf auf.

„Das ist meine Mutti, die fährt jetzt mit ins Pam!“

„Mein lieber Scholli!“, dachte ich mir. Da hast du dir wieder mächtig was eingebrockt. Nun half nur noch der Angriff nach vorn mit deutlichen Worten und etwas unmittelbarem Zwang.

Die Mutter war sehr kooperativ, sie hatte sich schon einen 10er eingesteckt, um das Taxi zu bezahlen. Sodann schob ich ihr Söhnchen mit etwas Kraftaufwand zurück ins Haus und hielt von aussen die Tür zu, erklärte ihm, das Taxis diese Nacht nicht mehr fahren würden, bis er fluchend ins tiefere des Hauses verschwunden war und ich ihn nicht mehr hören konnte.

Zurück im Wagen notierte ich die Eckdaten der Tour für die Buchhaltung und nahm zufrieden zur Kenntnis, das im Kinderzimmer des „Buben“  unter dem Dach das Licht anging.

Zufrieden machte ich mich auf den Weg zurück zur Disco und reihte mich in die Schlange der Taxis ein, immer mit der Hoffnung, das der nächste Fahrgast ein ganz normaler Durchschnittsmensch sei.

 

*Fahrgäste aggressiv anlocken ist verboten.

Streuner (4)

Als ob ich Jesus wäre. „Wächst mir Gras aus der Tasche?“

Natürlich wußte ich genau so viel oder so wenig wie ihr, liebe Leser, um wen es sich handelt. Ein alter Mann eben. Mörder, vielleicht auch Räuber. Oder sollte es etwa Dieter Hallervorden sein, auf Veräppelungstour, mit Kameras im Schlepptau!?

Das würde auch den „roten Kamerawagen“ erklären und wegen des Mitschnitts mußte der Ton natürlich live aus der Funke kommen. Alles klar!

Nein, so einfach war es nun doch nicht. Ich kannte Hallervorden u.a. übliche Scherzbolde zu genau. Die sehen anders aus. Außerdem habe ich ein autistisches Gehör, was die Sprache betrifft. Hier saß ein rüstiger Senior, keiner aus dem Fernsehen, da war ich mir sicher.

Nur noch wenige hundert Meter bis zur Abfahrt $Bdorf.

„HerrPolizist, ich hab wirklich keinen blassen Schimmer!“

HerrTaxifahrer, wir leider auch nicht! Die Frau aus dem roten Auto hatte sich Sorgen um den alten Herrn gemacht. Selbst war es ihr zu unheimlich den Gestrandeten zu befördern, deshalb hatte sie vor lauter Bedenken die Polizei hinzu gezogen.“

„HerrPolizist, ich bringe den offensichtlich harmlosen Mann jetzt erst einmal nach Hause und berichte ihnen dann, ist das OK?“

War OK! Nachdem mir mein Sozius die Adresse im Ort sowie seinen Namen genannt und einen kurzen Lebenslauf abgegeben hatte, konnte ich mir ein umfassendes Bild machen.

An seinem Haus angekommen schaute Alles danach aus, als würde schon  helle Aufregung herrschen, mein Beifahrer hier vermisst werden. Alle Leuchten im Haus waren eingeschaltet, die Garage war geöffnet. Ich bemerkte ihm, das wohl schon Jemand auf ihn warte. Aber das verneinte er. Er lebe schon lange allein. Das Licht schütze vor Einbrechern. Er zahlte den geforderten Betrag und stiefelte mit einem „Guten Morgen!“ zu der nur angelehnten Haustür. Hinter ihm erlosch ein Licht nach dem Anderen und auf einmal saß ich da.

Im Dunkeln.

Zurück blieben die vielen Gedanken die ich mir während dieser ganzen Unternehmung gemacht hatte.

2-3 Dinge hatte ich nun noch zu erledigen. Zuerst meldete ich der Polizei, das die Fracht heile ausgeliefert sei, keine besonderen Vorkommnisse. Der Beamtenapparat nötigte mich trotzdem zu einem zehnminütigen „Verhör“, mit sämtlichen Daten von mir, meinem Chef und dem alten Mann, für`s Protokoll.

Zum Zweiten besprach ich kurz mit der Zentrale, was abgelaufen war und bat um eine kurze Pause.

Mein Fahrgast hatte mir berichtet, das er im Ort eine große Firma geleitet hätte. Sein Sohn würde die nun führen. Und weil ich dort schon öfter mit dem Taxi angefordert gewesen war, dachte ich mir, ich könnte Bonuspunkte sammeln, wenn ich dem Nachwuchs berichtete, was sein Erzeuger Nachts so treibt und welche Räder er in Bewegung setzte.

Gesagt, getan. Es war halb Sechs durch, die Chance Jemand anzutreffen war gut, denn sie arbeiten in einem Gewerbe das täglich sehr früh hoch muß. Das Haus lebte schon, denn in verschiedenen Räumen hetzen Schatten von einem Ende ans Andere, verharrten, verschwanden, was Schatten eben so tun.

Auf mein Läuten öffnete die Schwiegertochter und ich gab ihr einen kurzen Bericht ab. Sie bat mich in die geräumige Küche zu einem Kaffee (schwarz) und rief ihren Mann, dem ich dann die komplette Story erzählte.

Die von mir erwartete, spontane Überraschung mit anschließender Hektik, sich um den Verwandten zu kümmern, blieb vollends aus. Ich war so was von enttäuscht. Habe mir aber nichts anmerken lassen.

Ich nuckelte noch ein Schlückchen schwarzen Wassers aus meinem Kaffepott, um zum Einen meine peinliche Berührung zu verbergen und zum Anderen vielleicht doch noch eine „Zusatzinfo“ zu erhalten.

Die kam dann auch prompt:

Der Olle ist eben ein Streuner. Das macht der schon seit 20 Jahren, der war irgendwie immer schon so, das ändert sich nicht mehr!“

Soviel Mitgefühl erschlug mich förmlich! Ich bedankte mich für den Kaffee und fuhr von dannen.Der wohlverdiente Feierabend rief und ich hatte noch Notizen zu machen. Ich schrieb mir auf:

  • Spezialauftrag
  • Rotes Auto
  • Verlaufen
  • Cliffhanger, Cliffhanger, Cliffhanger
  • Notruf
  • Streuner

Danke für´s Lesen. Hoffentlich seid ihr nicht allzu enttäuscht über das banale Finale. Wenigstens konnte ich einige von Euch ein paar Tage in den Bann ziehen.

Bis denne!

 

 

 

 

Streuner (3)

*WTF*

Zuerst einmal packte mich eine kleine Wut, darüber, das die Meldung einfach so aus dem Lautsprecher, also öffentlich zu hören war!

Was, wenn mein Sitznachbar ein entlaufener Psychopath, ein Mörder, oder was weiß ich sonst noch war?  Womöglich auch noch „armado hasta los dientes“ *! Ich dachte von nun an lieber in einer anderen Sprache. Vielleicht liest er meine Gedanken!?

Vorsichtig blickte ich, während sich einige mögliche Szenarien meines Dahinscheidens vor meinem inneren Auge abspielten, zu ihm hinüber. Der Alte hatte sich nicht gerührt. Er blickte stoisch durch die Frontscheibe, wo gerade außer Autobahn nichts Anderes zu sehen war.

„Alles Gut?“, fragte ich ihn mit einem Frosch im Hals.

„Ist das Radio kaputt?“, antwortete er und fügte hinzu: „Das krächzt ja ganz schön….und so laut auf einmal!“

„Pfffffffff, was ein Blödsinn!“ Ich schob meine Bedenken wieder zur Seite und die Lüftung auf „MAX“ um ungestört telefonieren zu können, wählte die Nummer der Zentrale und hakte nach. Ich erfuhr, das – die Frau aus dem roten Auto – die Polizei gerufen hatte. Warum wisse man nicht, nur das die Leitstelle der Polizei in  Oldenburg mich gern sprechen würde.

Langsam verstand ich gar Nichts mehr. Erst rief die „ROTE“ ein Taxi und dann die Polizei oder auch umgekehrt. Mit vorgeschriebenen 60 Kilometern pro Stunde schneckte ich weiter die A 27 hinunter. Nebenbei googelte ich nach der Nummer der Polizei Oldenburg, wählte sie direkt und schilderte vorsichtig meine Lage.

Mein Sozius bedankte sich währenddessen für die Aktivierung der Heizung und rieb sich die Hände vor den Lüftungsschlitzen.

Der freundliche Polizist wusste von nichts und erkundigte sich nach meinem Standort.

„Oh, Cuxhaven!? Da sind wir nicht zuständig. Rufen sie direkt die 110, die werden informiert sein!“

Die geht mir langsam echt auf den Sack, die Polizei. Ich wähle 110, schildere meine Lage und sage gleich dabei, wo ich bin.

„Gut das sie sich melden!“

„Wissen sie denn überhaupt, wen sie sich da ins Auto geladen haben?!“

 

Fortsetzung in 1 bis 2 Tagen, ich muß das Alles erst noch verarbeiten.  -Großes Smiley-

 

*Spanisch: bis an die Zähne bewaffnet

Streuner (2)

„Das könnte er sein!“, dachte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn. Erst noch einen Blick nach Hinten. Die Frau war immer noch auf Abstand. Ich liess das Fenster etwas herunter und stellte die ultimative Frage: „Haben sie ein Taxi bestellt?“

„Nee!“.

Nicht er sondern die Frau im roten Auto hätte sich darum gekümmert.

„Nu mach endlich auf!“ bettelte er.

Der alte Mann stieg ein und ich bog erst einmal in die Einfahrt einer Weide ein, um die Modalitäten zu klären. Er Hatte reichlich Geld dabei, müsse nach $Bdorf, das so schnell als möglich. Er sei schon die ganze Nacht gelaufen. Mit über 80 Jahren sei das nicht mehr so einfach. Aus der Gastwirtschaft kommend sei er in der Dunkelheit einmal falsch abgebogen und hätte sich dann verlaufen. Schließlich könne er kaum noch etwas erkennen. „Das Alter, sie kennen das!“

Mein Erstaunen war groß, denn er hatte offensichtlich einen ganzen Teil seines ca. 10 Kilometer langen Weges durch eine Moorlandschaft zurück gelegt, in der sich nicht einmal Fuchs und Hase begegnen würden. Er hätte ziemliches Glück gehabt, wie er mir bestätigte, das er überhaupt hier an der Kreisstraße heraus gekommen sei und die Frau seine Hilfebedürftigkeit erkannt hätte.

Ich nahm den kürzesten Weg nach $Bdorf , um den rüstigen Herrn, welcher gut fünfeinhalb Stunden durch die Dunkelheit geirrt sein mußte, nach Haus zu bringen. Wir winkten der geheimnisvollen Autofahrerin im Vorbeifahren zu, sie regte sich nicht, scheint eine Macke von ihr zu sein

. Gerade als ich mich auf der Autobahn 27 eingefädelt hatte, rief mich der Funk:

„Halt sofort an! Fahr rechts ran und warte! Sofort! Die Polizei ist gleich bei dir !“,kam es über den Äther.

 

Fortsetzung folgt!

Streuner

Es war kurz vor Fünf, das Pam Pam schlösse gleich die Tore  und die herausströmenden Gäste würden den Taxifahrern ein wahres Füllhorn an Umsatz ausschütten. Erfahrungsgemäß sind es Partygänger von Weit her, welche gern die volle Zeit ausnutzten und müssen immer regelrecht  herausgekehrt werden. Wirklich weite Touren sind selten dabei, aber 20-30 Kilometer sind realistisch, wenn es nach Bremerhaven oder Bremen zurück geht.

Man konnte schon das Beben der antrabenden Fahrgäste spüren, als ich per Funk einen Auftrag erhielt:

„Andreas……, ein Spezialauftrag!“, holt mich die Zentrale aus meinen Träumen. Spezialaufträge sind gut! Spezialaufträge sorgen oft für blogbare Geschichten, Trinkgeld und Abwechslung! Es kann aber auch nur eine völlig zugedröhnte Person sein, die die letzten 100 Meter nach hause nicht mehr schafft!

„Fahr bitte zur Autobahnabfahrt Richtung $Adorf. Dort wartet ein alter Mann!“

Um mir selbst die Spannung nicht zu nehmen, stellte ich keine weiteren Fragen. So blieb genügend Spielraum, um zu spekulieren was mich wohl gleich erwartete.

Ich überquerte also die Autobahn, fuhr gemächlich weiter und hielt Ausschau. Zunächst entdeckte ich in der ansonsten menschen- und häuserleeren Umgebung einen roten Kleinwagen in einem Feldweg. Am Steuer eine Frau. Sie passte hier überhaupt nicht her, sie saß einfach so hinter dem Steuer, blinzelte in mein Scheinwerferlicht. Eigenartige Szene.

Etwas mulmig wurde mir, als der Wagen in etwa 50 Meter Entfernung startete und meinem Taxi in gleichbleibendem Abstand folgte.

„Obacht! Was geht denn hier ab?!“

Mit Argusaugen scannte ich das komplette Umfeld. Mein Puls war ruhig, ich spürte aber eine stark erhöhte Produktion an Adrenalin.

Ich hielt an.

Die Frau hielt an.

Ich verriegelte meine Türen und behielt weiterhin Alles im Blick. Vorsichtig setzte ich den Weg in der Strassenmitte fort.

Auf einmal tauchte vom linken Straßengraben her eine Gestalt auf, torkelte, strauchelte fast, kam auf meinTaxi zu, ging zur Beifahrerseite und schickte sich an, sie zu öffnen. Die Figur begann an der Tür zu reissen, der Wagen begann zu schwanken! Ich war drauf und dran diesen unwirtlichen Ort mit Vollgas zu verlassen, als mich ein verzweifelter, hilfesuchender Blick durch die Seitenscheibe traf wie ein Blitz.

 

 

 

Fortsetzung folgt…