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Diese Fahrgäste hatten das Potential mit Beton an den Füßen in der Weser entsorgt zu werden! „Sorry Weser!“

Leider waren sie zu kräftig gebaut…….:-(

Alles begann an der Apotheke, wo sie mich mit dem Ziel „Kronseck„, einer gemütlichen Traditionsgaststätte im Fischereihafen hin bestellt hatten.

Die klobigen Männer machten es sich in meiner B-Klasse bequem und los ging die Reise. Ich hatte gerade die Autobahnauffahrt rechts liegen lassen und fuhr auf dem kürzesten Weg Richtung Boomsiel, als der Typ im Fond aufwachte und rief:

„Nicht über die Autobahn!, Taxifahrer!“

„Hatte ich auch nicht vor, wir sind auf dem kürzesten Kurs, HerrFahrgast!“

„Ich wollte es nur noch einmal sagen, Abzocker!“ *maul*

Offensichtlich hörten seine Drogen gerade auf zu wirken, denn er setzte zum nächsten Schlag an:

„Taxifahrer, du machst mir Angst!“

„Ääääääh, wie muss ich das verstehen? Wir bewegen uns vollkommen im Rahmen der StVO von der Stelle!“

„Taxifahrer, du machst mir Angst! Du sitzt da so steif!“

Für Alle sichtbar wackelte ich mit dem Oberkörper und schüttelte meine Arme aus.

„So besser!?“

„Nein, du bist verkrampft! Du hast beide Hände am Lenkrad, die Daumen innen. Das macht mir Angst! Lass mit der rechten Hand los und lege die linke auf das Steuer, mit Daumen nach oben!“

Er fuchtelte von Hinten und beugte sich über die Mittelkonsole bis er meinen rechten Arm zu fassen bekam und heftig daran zog. Ich lies los und mein Ellenbogen verpasste sein linkes Auge leider nur knapp. Nach einer entsprechenden Ansage -siehe erster Satz- wandte er sich an seinen Kumpel, bezüglich der Reihenfolge, in welcher sie sich Getränke bestellen werden würden. Jekyll & Hyde, ihr kennt das Spiel.

Das Standard-Repertoir meines Fahrgastes umfasste selbstredend auch das Gefeilsche um das Taxameter.

Viel zu teuer, mach mal aus, kriegst auch mehr Trinkgeld, usw., usw.!“

Am Ziel zeigte die Uhr € 25,40, welche ich komplett zu kassieren gedachte. Der Vordermann gab € 15,00 und wies seinen „Kumpel“ an, den Rest auszugleichen.

Der händigte mir einen Zehner aus und machte Anstalten auszusteigen. Als ich begann zu mokieren, das da noch ein kleiner Betrag fehle, zog er nebenbei ein Teppichmesser -so eines mit gelbem Kunststoffgriff- aus der Tasche und begann es mit dem Daumen der rechten Hand zu öffnen und zu schließen. *ratsch-ratsch* *ratsch-ratsch*

An seinen Kumpel gerichtet:

„Du hast doch gesagt, ich soll das mitnehmen!“

To be continued……..

Traumtour

Soooo gemein! Da schreib ich mir hier die Finger Wund, sauge mir das unglaubwürdigste Zeug aus den Fingern und dann Das:

Ein Taxifahrer aus Wien hat eine Story parat, die für sich allein schon meine kompletten fast 800 Postings in den Schatten stellt, so hirnverbrannt klingt sie!

Dieser „Kollege“ sei also wirklich 5 Wochen lang für 18.000 € kreuz und quer durch Europa gefahren, sogar nach Mexiko geflogen, ohne zwischendurch etwas Fahrgeld zu kassieren?

Es dauerte ein paar Tage und da meldete sich der Fahrgast bei der Polizei, mit einer völlig anderen Darstellung der Verhältnisse.

Die Geschichte des Fahrgastes ist genauso unglaublich, wie die des Fahrers.

Einmal abgesehen davon, von welchen Summen hier geschrieben wird, schlummert, so glaube ich, in jedem Taxifahrer der Traum, einmal solch eine Tour zu schnappen.

Der Reiz darin liegt ja nicht einfach in der Gier nach Umsatz, sondern an der Tatsache, das es eine schöne Abwechslung vom normalen Alltag wäre und  später viel zu erzählen sein würde.

Wie oft stand ich selbst schon irgendwo im Cuxland herum und wartete auf einen solchen Kunden? Sehr oft! Allerdings hatte der Fahrgast meiner Träume immer genügend Bargeld in seiner Reisetasche und während ich so vor mich hin döste/düste zahlte er mir jede Strecke im voraus, gespickt mit ordentlich Provision, denn er wäre ein Guter!

Die weiteste Tour eines Einsteigers führte mich vom Pam nach Hamburg. Das ist schon 6 Jahre her, brachte gerade einmal € 200,00 Umsatz ein. Selbst bei diesem „lächerlichen“ Betrag hiess ich meinen Fahrgast, zuerst den Geldautomat zu drangsalieren!

Zurück zum Wiener Fahrer. Ich denke, die Mafia steckt dahinter! Und zwar die 419er, auch Nigeria-Connection genannt. Ihr kennt die sicher schon. Sie bieten in Emails die Übergabe von vielen Millionen Dollars an, benötigen aber vorab etwas Geld, für die Überweisung auf dein Konto! Haha! Der Taxifahrer wäre nicht der Erste und auch nicht der aller dümmste, welcher auf diese Masche hereinfiel. In Bremen hat sich vor ein paar Jahren ein Makler am Hauptbahnhof von ein paar Asiaten mehrere 10.000 € abluchsen lassen.

Oder die beiden haben sich ein Alibi gestrickt, denn in 3 Wochen wird ein großer Diamantenraub entdeckt, irgendwo auf der Welt!

Schöne Woche noch, und träumt etwas Schönes!

 

 

Notfallplan

Der Fahrgast hatte sich im Nachbardorf mit einem Zigeuner-Schnitzel „ToGo“ eingedeckt und plante, es gleich am heimischen Fernsehtisch zu vertilgen. Seine Laune war dementsprechend hoch angesiedelt und er schwärmte von den kulinarischen Hochgefühlen, welche in Kürze die Herrschaft über seine Sinne ergreifen würden.

Den ersten Kreisel bei der Einfahrt in eine unserer Kerngemeinden überstand das 1-Gang Menu ohne Schaden zu nehmen. Ich hatte die Geschwindigkeit dem Füllstand des Schaumstoff-Behälters angepaßt. Wer hat schon Interesse daran, die ganze Nacht nach Paprika-Soße zu riechen? Ich jedenfalls nicht!

Wir passierten das „Pam„, die Schüssel hielt!

In Höhe des „Grieche Hagen“ macht die Straße einen klitzekleinen Bogen nach Rechts, das behindert etwas die Sicht auf den zweiten Kreisel, der in Wirklichkeit keiner ist.

Und da geschah das Unvorhersehbare! Während ich noch mit der Analyse der Verkehrslage beschäftigt war, ließ mein Fahrgast sein Essen in den Fußraum fallen, nestelte wie von einer Tarantel gestochen an seinen Jackentaschen, zog ein kleines Beutelchen heraus und warf es über die Schulter in den Fond meines Caddys. Dorthin, wo sonst Rollstuhlfahrer angeschnallt werden!

Meinem Fahrgast ging der Stift, denn beim „Bäcker Fraasch“  bauten sich etwa 6 Uniformierte mit Warnwesten und roten Kellen auf und signalisierten sofort anzuhalten, keinen Meter weiter zu fahren.

Die Halsadern meines Beifahrers drohten zu platzen, seine Schläfen pochten, er atmete nur noch flach!

„Hallllloooooo!?, du kannst dich wieder beruhigen! Das sind keine „Bullen“, das ist die Feuerwehr, die paßt auf, das der Laternenumzug sicher über die Straße gelangt!“

Ohne Worte klaubte er was von seinem gebratenen Schwein noch zu gebrauchen war von der Fußmatte. Er bat mich höflich, ob er einmal an den „Kofferraum“ könne, etwas wäre da hingerutscht.

Mit einem breiten Grinsen nahm ich das Fahrgeld, verbunden mit einem angemessenen Schmerzensgeld in Empfang!

 

Hausierer

Nach mittlerweile über 7 Jahren im Taxi bin ich sicher kein Anfänger mehr.  Problemfälle erkenne ich an der Nasenspitze und entscheide dann sehr professionell, ob die mir auferlegte Beförderungspflicht greift, oder ein Ablehnungsgrund vorliegt.

Der Eingangssatz ist leider gelogen. Immer wieder lasse ich mich weichklopfen, irgendwelche verwirrten, zahlungsunfähigen Psychopaten Partyleichen einzuladen. Wie auch im nächsten Fall, der mir am vorletzten Wochenende unterkam. Wie zur Zeit an Freitagen gewohnt, war das Fahrgastaufkommen klein bis nicht existent und die Zentrale griff nach jedem Strohhalm, um uns Fahrer keine Wurzeln schlagen zu lassen, oder so ähnlich wie der Berliner Kollege Sash heute so schön schrieb, wir das Fahren verlernen würden, wenn wir die ganze Zeit im Aufenthaltsraum säßen!

Ein solcher Strohhalm wurde dann auch mir zuteil, es muß sprichwörtlich der kürzeste gewesen sein, den ich zog, ploppte gegen 2:00 auf meinem Handy auf. Die Zentrale hat sich dazu eine sehr charmante Formel ausgedacht und mir übermittelt. So etwas wie eine salvatorische Klausel* unter Kollegen!

Das las sich dann so:

Name: Herr ?

Von: Uthlede, xxxxxx-Strasse Nummer xx

Zu: Anderes Dorf

Bem.: Er hat nicht selbst angerufen, das waren Anwohner bei denen er geklingelt hat. Er sei sehr betrunken, aber hat nicht gek*tzt und sei ruhig. Die Leute  helfen dir, den Unbekannten ins Taxi zu hieven. Du kannst selbst entscheiden, ob du ihn mitnimmst*.

An der Abholadresse saß kauerte mein Delinquent auf einer Bank, behütet und vorm herunterfallen gestützt durch ein Pärchen, den Bewohnern des Hauses. Der Mann sprintete sofort, als er  mich einbiegen sah auf mein Taxi zu, öffnete die Beifahrertür und gab seiner Frau Zeichen.

„Einen Moment!“, rief ich hinüber.

Auf dem Körper des nun doch auf den Boden gerutschten Häufchen Elends wackelte der Kopf wie bei einem solchen Dackel, den Mann aus den Hutablagen von Autos kennt.

„Ein Krankenwagen wäre sicher angemessener! Ich fahre besser gleich wieder weg!“,dachte ich. Klüger wäre gewesen, ich hätte es auch getan!

Auf meine Frage, wer das überhaupt sei, bekam ich nur die Auskunft, der Betrunkene würde schon eine ganze Zweit durch diese Strasse krabbeln. Schließlich habe mann sich entschieden, dem Klingelterror ein Ende zu setzen und ein Taxi für den Unbekannten zu rufen.

Ich lies mich von der Situation erweichen. Die armen Leute wollten schließlich wieder ins Bett und Taxifahrer sind halt dafür da solche Kleinigkeiten mal eben zu übernehmen; sie verdienten sehr viel; dafür können die ruhig einmal  etwas tun!

Also ludt ich das Opfer auf den Beifahrersitz und überreichte ihm eine Spucktüte. Aber statt sie aufzufalten, für den Fall der Fälle, blubberte er, das er jetzt keinen Hunger hätte und warf sie mir zurück.

Die Fahrt verlief dann tatsächlich wenig spektakulär. Langsam wurde mir auch bewußt, aus welchem Grund sich mein Fahrgast so abgeschossen hatte. Offensichtlich hatte er ein tief sitzendes Trauma erlitten, weil der SV Werder Bremen wieder einmal eine Klatsche bekommen hatte. Sein Fan-„Gesang“ gestaltete dann auch eher etwas weinerlich.

Am Ziel angekommen betätigte ich wie gewohnt das Taxameter, schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Bei meinem Renault-Bus geht die nicht automatisch an.

Noch bevor ich „Das macht € 21,50!“ sagen konnte, hatte der junge Mann alle Sinne wieder bekommen, riss die Tür auf und brüllte im Weglaufen:

Das bezahle ich nicht. Du bist ein Arschloch. Bezahl dich selber!“

Völlig baff schaute ich der Gestalt hinterher, wie sie immer weiter lief, wiederholt etwas rief und dann hinter einer Hecke über ein Nachbargrundstück verschwand.

Das war jetzt nun nicht wirklich professionell von mir! Ein ehrlicher Taxifahrer wäre ganz bestimmt hinterher gelaufen, denn ich hatte schon bei Fahrtantritt einen Abschlag von € 30,00 verlangt, worauf er mir einen 50er reichte, weil er es nicht anders hätte. Ich solle das dann am Ziel verrechnen.

Und das tat ich dann auch. € 21,50 für den Chef und € 28,50 für HerrnTaxifahrer!

 

 

Was ich Heute lernte:

Lektion 1

Wenn dir ein spezieller Geruch schon beim öffnen der Tür entgegenschlägt, dann bleibe hart und lasse den Fahrgast nicht einsteigen, sonst bist du eine ganze Weile mit der Reinigung und Desinfektion, sowie Trocknung des Beifahrersitzes beschäftigt!

Lektion 2

Verheimliche unbedingt den Grund, weshalb dein nächster Fahrgast im Fond Platz nehmen soll und lege dir hierzu eine Ausrede parat. Ansonsten könnte dessen Übelkeit bei der Verarbeitung der Wahrheit für neuen Unbill sorgen und du bist nur noch am Putzen!

Lektion 3

Mc Donald‘s hieß in China bisher „Maidanglao“. Mit etwas Übung klingt das eben genauso, wie ein Chinese „Mc Donald’s aussprechen würde. Probiert es aus. Lustig!

„Jingongmen“ nennt sich der Burgerbrater ab jetzt. Frei übersetzt würde das „goldene Bögen“ ergeben. Fast so schön wie meine Lieblingsbezeichnung „Goldene Möve“! Das Logo ändert sich nicht.

Doofer Sturm!

1. Zu Hause ist das Internet und Telefon kaputt. Ein Baum hat sich mit seiner Wurzel am Kabel festgehalten. Das Kabel war einfach zu dünn, wahrscheinlich Pfusch. Damit wir auch sicher längere Zeit offline sind, hat sich an anderer Stelle ein Baum drauf gelegt, er war wohl müde.

2. Ich habe die Bäume dann zur Strafe zusammen mit „Sägi“, unserer Kettensäge, in kleine Stücke zerteilt. Der Bauer hat sie sodann in den Seitenraum geschoben. Meine Frau hat mit angepackt und uns angefeuert!

Einige Nachbarn haben auch sofort mit angefasst, damit die Straße frei wird! Das war ein tolles Gefühl!

3. Kurz nach der Alarmierung trafen die ersten Feuerwehrleute ein und so kamen wir sehr gut voran. In meiner Straße waren auf 200m acht Bäume umgekippt.

4. Unsere Pferde waren aufgeregt, weil eine sehr große Esche von unserem Garten auf die Weide krachte. Auch flattere der Weidezaun beängstigend. Sie dürfen diese Nacht im Stall ausruhen, bei einer extra Portion Hafer!

5. Ich bin endlich mal in einem Feuerwehrauto mitgefahren, sogar mit Blaulicht und im Einsatz. Adrenalin pur!

6. Bin gerade so noch pünktlich zur Arbeit. Habe am Bahnhof Stubben eine Familie in meinen Daimler Kombi eingeladen, Vatikan, Mutti und 4 Kinder. Endlich waren die Notsitze im Kofferraum mal zu etwas gut! Das passte sogar noch der Kinderwagen und ein Koffer mit rein, klasse!

Die Fahrt nach Bremen zum Hauptbahnhof verlief sehr schleppend. Dreimal musste ich den Kurs ändern, weil Bäume den Weg versperrten.

Fast 2 Stunden für eine Tour, die normal 35 Minuten dauert !

Und statt 100 € waren es über 160 €! Zählt die Bahn, ich habe einen Gutschein kassiert.

7. Ich habe jetzt drei Mal hintereinander am Bahnhof Leute abholen sollen. Drei Nieten! Leute, warum bestellt ihr nicht ab? 30 Kilometer für Nüsse abgerissen! Das geht hier sehr schnell, bei unserer Weitläufigkeit!

8. In meinem Umfeld wurde kein Mensch oder Tier verletzt. Ich bin nur wegen der schönen alten Eichen in unserer Straße traurig. Auch auf meiner Hunde-Strecke liegen noch welche quer, um die kümmere ich mich später.

Jetzt erst mal gute Nacht, bis die Tage!

Hausbesuche

Mein nächster Auftrag wartete 2 Nummern hinter der angegebenen Adresse. Winkend machte sie auf sich aufmerksam, was jedoch völlig unnötig war, hatte sie mein Taxifahrerauge schon bei der Einfahrt in die Straße erblickt.

Sie hob sich so enorm von der in dieser Gegend – Straßen, benannt nach verschiedenen Sorten Beerenobst – wohnenden weiblichen Menschen ab, das ich befürchten musste, das jeder, der auf ihrer Höhe hielte für einen Freier gehalten werden würde!

Sie wollte nach Lehe gefahren werden, einen Stadtteil Bremerhavens, in dem sie genauso wenig in die Fauna passte wie in dieses unbescholtene Örtchen mit dem Prädikat „An der B 71“. Ach ja, ein Wasserwerk gibt es auch noch.

Sie redete nicht mit mir, schob unentwegt den Zeigefinger über den Bildschirm ihres Handys,

Als das Taxameter allerdings in die Nähe von € 40,00 tickerte, zuckte sie auf einmal und plapperte etwas von Festpreis. Darauf hatte ich nur gewartet und erklärte:

„Nicht bei mir und erst recht nicht so kurz vorm Ziel junge Frau! Oder dürfen ihre Kunden kurz vor dem „Happy Ending“ noch einen Rabatt aushandeln, während sie an ihnen herumbasteln!?“

Die Temperatur im Taxi fiel um gut 5 Grad Celsius, aber ich hatte sowieso einen Pulli an. Sie tippte hektisch Whattsapp-Nachrichten!

Am Ziel erwartete uns ein wenig freundlich ausschauender Mann. „Er würde mich bezahlen und ich dürfe auf keinen Fall erzählen, woher wir kämen!“, trug sie mir auf.

Ich öffnete mein Fenster einen Zentimeter, nahm einen mir reingesteckten Fuffi entgegen und schob kommentarlos einen 5er zurück.

Ich war ehrlich froh, da raus zu kommen. Für mich als Dorfkind sind solche Ecken zu gruselig, das dort wuselnde Nachtvolk zu anstrengend. Ein falscher Blick, ein missverstandenes Wort und du wirst getötet. Um sich hier wohlfühlen zu können, sollte man hier geboren sein.

So empfinde ich ehrlich, ich bin auch schon zu alt für Streetfight’s!

Schönes Wochenende und bis bald, mit vielen peinlichen Geschichten…

Ein ganz „normaler“ Mittwoch!

Unter der Woche ist hier auf dem Land in der Regel nicht viel los. Nachdem um 23:30 die Dorfstrassenbeleuchtung abgedreht wurde trifft man allenfalls auf Streunende Katzen, einen verirrten Fuchs oder eine leere, aus dem Auto geworfene Hamburger-Tüte.

„Ausnahmen bestätigen die Regel!“, heisst es ja immer. Deshalb werde ich zukünftig besser den Mondkalender konsultieren, bevor ich ins Taxi steige!

Ich war eh schon im Stress, als mich ein Hilferuf fern unseres Fahrgebietes erreichte. Sie wollten von einer Schützenhalle in der Walachei abgeholt werden und hoch ins heimische Dörfchen an der Weser gebracht werden.

Nun hatte ich abzuwägen, eben Mal so einen Rundkurs über 60 Kilometer zu fahren und meinen nächsten Fahrgast 20 Minuten warten zu lassen oder 65 € Umsatz in den Wind zu schreiben. Ich benachrichtigte den Folgekunden, das ich am Wesertunnel fest steckte, wegen eines Schwertransportes. „Immer dieser Windräder!“ Er hatte Verständnis für meine Lage und entschuldigte sich dafür.

Die Kundin mit der Schützenhalle hatte mir die falsche Adresse genannt, die Strasse, welche sie genannt hatte gab es  nicht. Fragen konnte ich Niemanden, alles Dunkel und nur Katzen zu sehen.

Ich wählte die letze Nummer auf dem Handy mit Wahlwiederholung und nachdem sich Jemand gemeldet hatte – die Verbindung war auch noch sehr schlecht – rief ich ins Telefon:

„Ich kann sie nicht finden, geben sie mir einen Tip, ich bin leider etwas in Eile!“

Die Person legt einfach auf: „Frechheit!“ Ich wählte die Verbindung gleich noch 3 mal hintereinander, bis sich endlich Einer erbarmte abzuheben.

„Wooooo siiiiind siiiiiieeeee? Bitte, ich fahr sonst wieder weg!“

„Äh, hallo, i bims, Frau Feuer! Ich bin doch schon zu Hause!“

„Mann, ooooh Mann!?“. Ich entschuldigte mich bei der Dame, sie hatte sich zwischenzeitlich nach dem verbleib meiner Kollegin erkundigt und das hatte sich erledigt. Ich suchte nach der vorhergehenden Nummer und wurde fündig.

Sie stünden in Sichtweite und liefen zu mir her. Endlich vereint!

An der Abfahrt zum Dorf an der Weser bedauerten wir dann noch einen Autofahrer, der neben seinem völlig zerbeulten Wagen stand und gerade von der Polizei interviewt wurde.

Meine Mühe wurde schließlich mit satten € 7,80 Trinkgeld belohnt.

Nun schnell zum Bahnhof um den netten, Wartenden abzuholen. Aus den 20 Minuten waren leider 35 geworden, aber alles halb so schlimm, mein Fahrgast hatte auch dafür Verständnis und wir ärgerten uns über die Windräder und die hohen Stromkosten.

Unterwegs ein Anruf von der lokalen ADAC-Station, eine Tour nach Bremerhaven! Bingo, das läuft ja richtig gut! Wieder ein Fuffi für die Geldbörse. Und dieses Ziel lag auch noch auf dem Weg.

Der LKW des ADAC fuhr gerade auf den Hof, mit einem Bekannten an Bord! Es war der zerbeulte vom Wesertunnel. So sieht man sich wieder! Die Tour führte zum Leihwagenhökerer nach Geestemünde. € 50,10 für den Chef und € 4,90 für mich! Nebenbei erfuhr ich den Grund für das Unglück. Ein Rad war geplatzt und er schleuderte nach links über die ganze Fahrbahn an die Leitplanke und wieder zurück. Zum Glück hatte er sich nur eine mässige Schürfwunde am Kopf zugezogen. Und das ganze nur, weil er noch mal eben kurz zum Vergnügen  in die Stadt (ich schätze, in den Puff, es war schon spät)  wollte.

„Feierabend!“

Auf halben Weg zur Zentrale bimmelte das Telefon noch einmal. Eine Festnetznummer sagte mir, das die Adresse meinen Feierabend nur minimal verzögern würde. Ich hob ab und tatsächlich, ein Schnäppchen, eine Ortsfahrt!

Bis hierher war der Abend gelungen und frohen Mutes klingelte ich bei meinem nächsten Kunden. Ich hörte die Klingel sehr gut, die Partygäste anscheinend nicht, sie sangen und jubelten. Ich läutete noch einige Male und just als ich wegfahren wollte, rief mich eine Frau, ich möchte einen kleinen Moment warten, ihr Gemahl käme auch gleich heraus.

Der Herr Gemahl, es war unschwer auszumachen, war eigentlich ein Kandidat für den Rettungswagen, aber weil ich nun schon einmal da war, die Strecke nur 2 Kilometer betragen würde, biss ich mir auf die Lippen und das Grauen begann.

„Los du blöde Kuh, setzt dich nach vorn! Der Taxifahrer will bestimmt auch mal ficken oder sich Einen blasen lassen!“

Und dann an mich gewandt:“ Findeste doch bestimmt geil, so ’ne Alte zu nageln oder!? Oder kannst nicht mehr, du alter Sack!“

Noch war mein Karma so stark, das seine Worte dieses Schutzschild nicht durchbrechen konnten. Ich startete den Wagen und er pöbelte noch ein wenig Sexzeugs, bis er dann sein Recht auf Musik erwähnte. „Mach mal Mucke an!“

„Ich drehte den Regler auf 3/4 und irgendeine Musik ertönte. Noch bevor 3 Takte gespielt waren, verlangte er nach Eric Clapton. Ich schaltete das Radio wieder ab, denn gleich würde ich in seine Straße einbiegen.

„Stoooopp!“

Er wollte den Rest laufen, seine Frau aber nicht. Ich mache dann immer was die Frauen wollen, besser so!

Sie bezahlte dann  mit einem 10er, mir blieb etwas Schmerzensgeld. Er jedoch wollte nicht aussteigen, sondern zurück zu der Stelle, von wo aus er laufen wollte. Das sei sein gutes Recht und er würde mir auch einen extra 10er bezahlen.

Seine Frau und ich fanden das bescheuert und nachdem er festgestellt hatte, das in seinem Geldbeutel kein Schein mehr war, pellte er sich endlich aus dem Taxi.

Wenn es nicht so ein Aufwand wäre, dann würde ich den Typen gern einmal nüchtern mit seinem Verhalten konfrontieren. Die alte Pissnelke!

Was mir dann sehr gefiel, auf dem Weg zum Taxiplatz, war die Tatsache, das ich mich gar nicht richtig ärgerte diesen Auftrag ausgeführt zu haben.

Euch ein schönes Wochenende!