Sudstrade

Ich hatte mit meinem Sprinter  gerade die 1. Position der Taxischlange vor dem Pam Pam bezogen, als ein hemdsärmeliger Mann aus der Disco auf mich zu kam:

Kannst du meine Leute fahren, sind aber nur zu viert?!

„Ja, sicher!“

„Was kostet es nach Wilhelmshaven?“

Vollkommen unbeeindruckt erscheinend zückte ich meine Für solche Fälle angelegte Preistabelle, fand schließlich die Spalte mit den Orten Links der Weser und berichtete:

„€ 180,00, bis Ortsmitte!“

„OK, Moment, hier, das sollte reichen! Ich brauch aber ’ne Quittung!“

Wie gewünscht stellte ich den Beleg über € 180 aus, verstaute den Betrag zzgl. Bonus in meiner Börse und wartete auf seine „Leute“. Sie würden mir ihr Ziel nennen.

„Sum Sudstrade!“

Kurz angebunden, ohne mich anzuschauen, erteilte der Mann aus dem Fernen Osten, mit dem für diesen Abschnitt der Erde typischem Singsang in seiner Stimme, die Adresse.

Lässig tippte ich ins Handy die „Südstrasse“ ein. Da in Hagen das Netz sehr schwach auf der Brust ist, schlug ich die grobe Richtung  ein, fuhr los und harrte der Streckenführung aus der Naviweichware. Selbstverständlich kannte ich den Weg nach WHV auch ohne Hilfe aus dem Netz auswendig, doch wegen der Ausdehnung der Stadt am Jadebusen war es ratsam, das Ziel vorher anzuvisieren!

Kurz hinter dem Wesertunnel, so meine Erfahrung, würde ich mit technischer Unterstützung rechnen können.

„Zieladresse nicht gefunden!“

Etwas enttäuscht guckte ich auf das  Display, kontrollierte die Schreibweise, fand keinen Fehler.

Ich lehnte mich zurück, drehte meine Kopf nach Rechts, so, das ich die Straße gut im Auge behielt und nahm  Kontakt nach hinten auf. Es antwortete einer, der Englisch mit skandinavischem Akzent sprach. Die anderen drei, schliefen schon.

„We want to go to the Sudstrade, you know!?

SOUTHBEACH!“

Jetzt klingelte es bei mir und ich befragte das Navi erneut, „Südstrand“ eingebend….. und umgehend erschien eine Auswahl an Wegstrecken dort hin.

Der „Däne“ verlies uns am „Southbeach“, die Anderen mussten etwas weiter.

Der Weg führte uns über eine wunderschön ausgeleuchtete, wie ich vermute, historische Brücke. An jedem Ende mit einer Ampel und Kontaktschleifen versehen, kann sie immer nur in eine Richtung gleichzeitig überquert werden.

IMG_7200.JPGDiese Brücke ist das Wahrzeichen Wilhelmshavens, wie ihr hier nachlesen könnt. Im Hellen wirkt das Bauwerk weniger fragil, denn es ist ein beweglicher Stahlkoloss.

Alles in Allem war es eine gelungene Nachtfahrt und ich freue mich schon darauf, euch zu berichten, wie es dort am Tage ausschaut, sollte ich dorthin gebucht werden!

IMG_7202.JPG

Die Bullen schon wieder!

Gegen 2:00 Morgens wurde ich von einem jungen Herrn nach Hollen gerufen, eine Party löse sich auf und man wolle nach Haus.

„Meine Jungs und ich stehen an der Straße, kannst du nicht übersehen!“

Von Lunestedt her bretterte ich gen Hollen, als mich ein PKW hupend und blinkend erwartete.

„HerrTaxifahrer, fahren sie langsam, vorn im Dorf stehen die Bullen an der Strasse!“

Höflich bedankte ich mich, denn ich war schnell unterwegs, vielleicht zu schnell für die „Bullen“. Hätte teuer werden können. Nun Gut, ich schlich die Kreisstrasse entlang, hielt Ausschau nach Bullen und natürlich meinen Fahrgästen.

Potzblitz, da standen die Bullen ja noch. Anscheinend beschäftigten sie sich nicht wie üblich mit „Wegelagerei“, sondern mit der Nahrungssuche an sich! Offenbar waren sie aus ihrem Stall geflüchtet, frei nach den Bremer Stadtmusikanten.

„Etwas Besseres als Hier finden wir überall!“

kuh

Natürlich war ich sofort dabei, die Bullen wieder auf ihren Hof zu treiben. Zum Glück war die rote Farbe meines Renault-Busses im Dunkeln nicht auszumachen. So schaffte ich es mit blenden und hupen, die Kerle wieder in sichere Gefilde zu geleiten und blockierte mit meinem Bus den Ausgang. Dann machte ich mich auf den Weg, den Bauern von seiner Magd zu scheuchen, damit er sich um seine Viecher kümmere.

Mehr als ein „Scheisse, muss das sein, verfluchtes Viehzeug!“ war dem Herrn Dipl. Ing. Agrarökonom nicht zu entlocken.

So ging ich umgehend wieder auf die Pirsch, nach meinen Kunden, welche schon hinter der nächsten Kurve lauerten um so gleich stolz zu verkünden, wie ich eine Herde Kühe durch Land getrieben hätte!

„Und so ganz am Rande. Solche Paarhufer sollten sich vorsehen, vor meinen Wagen zu laufen. Die höchste Zeit der Grillsaison läuft bald an und ich geniesse diese tollen Tiere dann sehr gern in wohlportionierten Scheiben!“

steak

Auf einmal Steinreich!

Sonntag Nachmittag im Cuxland. Die Zentrale hat nichts Besseres zu tun, als mir unentwegt Arbeit zu verschaffen. Ohne Skrupel hetzt sie mich von Dorf zu Dorf, hinüber in die Walachai und darüber hinaus!

Hin, über unendliche Kreisstrassen, zu entfernten Aussiedlerhöfen, letzten Endes an den Arsch, vom Arsch der Welt.

„Endlich was Leichtes!“, dachte ich mir, als ich den folgenden Auftrag las:

Foto 1

Stinstedt hat nur gefühlte 2 Straßen. Die Alte Schulstraße und die Ringstraße. Also frohen Mutes von der B 71 in die Alte Schulstrasse rein und nach dem Stein Ausschau halten.

Foto 2

Ihr könnt euch nicht ausmalen, wie verzückt ich war, als ich den Stein entdeckte! Nur, abbiegen war hier nicht möglich. Also, dieser Stein war es sicher noch nicht.

Hat nicht lang gedauert, da lauerte der Nächste am Strassenrand und da konnte ich sogar abbiegen.

Foto 3

Ich fuhr in die Straße hinein. Zu viele Häuser. Zwischenzeitlich hatte ich erfahren, das es sich um einen allein stehenden Hof handeln muss, hier fand ich den jedenfalls nicht!

Weiter die Straße hinunter….., ich nahm mir vor, den Steinen Namen zu geben, damit ich später wieder hier heraus finde!

Ich rief in der Zentrale an und bekam endlich den entscheidenden Hinweis! Die Bewohner hier hatten, weil sie sich ebenso wenig wie ich hier auskannten, schon vor Urzeiten, ihren Steinen Namen gegeben.

Ich solle den Stein namens „Geil“ suchen, da würde ich meinen Fahrgast finden!

geil

Da lag er nun so vor mir und wies mir den Weg!

Guter Rat. Gratis!

Es gibt ein paar Stammkunden, die können sich die Nutzung der Taxi-Dienstleistung eigentlich garnicht leisten.

An der Kleidung, dem Gebaren, dem Inhalt der Geldbörse oder vom eigenen Ausplaudern erkenne ich leicht Menschen, die, wie ich selbst, über kein Managergehalt verfügen können.

Da fühle ich mich steht’s berufen, den Betroffenen verschiedene Sparmodelle vorzuschlagen, um


a.) Kunden zu binden

b.) Sparen zu helfen

c.) Zufriedene Kunden zu haben.


Da ist der Lehrling, dem ich wochenlang wegen nicht gezahlter € 17 hinterherlaufe.

Die Mutter eines Teenagers, die mehr fürs Taxi bezahlt, als für den Einkauf, obwohl die Familie hartzt.

Der Säufer, dem immer erst Abends um 10 Uhr einfällt, das der Korn alle ist und auch das Rasierwasser schon geleert ist.

Alle haben nach eigenem Bekunden zu wenig Geld für die teuren Taxifahrten.

So weit kann ich das auch nachvollziehen, aber ich selbst würde mir kein „normales“ Taxi rufen. Das hat nichts mit Geiz zu tun, sondern mit meinem Budget! Ich rufe mir ab und an ein Sammeltaxi. Kostet wenig und ist genauso gut, weil mit identischen Fahrzeugen gefahren wird.

Und dazu rate ich meinen klammen Fahrgästen auch und dankbar für diese Beratung trennen sich unsere Wege.

Bis ich sie bei der nächsten „Barfahrt“ an unser Gespräch erinnere. Dann kommen die Ausreden, wie aus der Pistole geschossen, weshalb es gerade Heute nicht geklappt hat, mit der günstigen Alternative.


  • Es war immer Besetzt
  • Ich wusste nicht, das ich einkaufen wollte.
  •  Jemand sollte was mitbringen und hat es vergessen.
  • Ich hatte keine Zeit zu telefonieren.
  • Ich hatte keine Lust. Ist mir zu umständlich.
  • Ich bin zu faul!

Damit ich meine Klappe halte, schmeißen die dann immer mit reichlich Trinkgeld um sich, damit ich glaubte, die hätten „Es“!

Mein Hals schwillt dann immer ziemlich an, jedoch verkneife ich mir irgendwelche schlauen Belehrungen, bin schließlich nicht die Mutti der Nation. 

Meinen Glauben verliere ich trotzdem nicht, denn da gibt es tatsächlich Leute, die ich überzeugen konnte und jetzt für kleines Geld den Landkreis bereisen!



Die wilden 50-Jährigen!

Vorgestern – am Freitag!? –  ludt das Pam zur Saturday-Night-Fever-Party ein.

Anwesend: Leute, welche die erste Mondlandung noch „Live“ am s/w Fernseher erlebt  hatten!

Gegen 24:00 brachte ich eine Gruppe Teenies – im Schnitt 17 Jahre alt  –  auch dort hin.

Nach einer halben Stunde kratzten sie wieder bei mir an der Scheibe. Sie müssten weg hier, nur Eltern und Großeltern auf der Tanzfläche, das Pam sei jetzt für einige Zeit

„kaputt“!


Über den Wolken

Als Kind träumte ich vom fliegen.

Ich meine, ich träumte, ich flöge.

Nur mit der Kraft meiner Gedanken konnte ich meinen Körper in die Lüfte schwingen, wurde leicht wie eine Feder. Ich konnte teilweise auch gut steuern! Je länger der Flug andauerte, desto schwieriger gestalteten sich die Bedingungen. 

Entweder eine undefinierbare Kraft drohte mich ins Weltall zu schleudern, ein Sturm trieb mich in unbekannte Gefilde ab, die Anzahl der Hochspannungsleitungen potenzierte sich, oder die Geschwindigkeit geriet außer Kontrolle!  

Die Landung war jedesmal ein kompliziertes, von gesteigerter Angst begleitetes Unterfangen!

Ich überlebte immer!

Und ihr so?

Elektriktrick

Neben dem Frühstück zelebriere ich für gewöhnlich die Tageszeitung oder malträtiere das Smartfone, um den neuesten Dorfklatsch, respektive lebenswichtiges Regionalwissen zu verinnerlichen!

Bei dieser Occasion streifte mein Blick die Polizeimeldungen:

Während routinemäßiger Verkehrskontrollen in Lahmstedt wurden 35 Fahrer mündlich verwarnt, weil sie trotz bester Sichtverhältnisse zusätzlich  zum Abblendlicht die Nebelscheinwerfer eingeschaltet hatten.


„Blabla, Blaaah!“

Darüber, das mich diese „Lichtverschmutzer“ nerven, schrub ich früher schon…, die sollen endlich blechen!

Meiner Frau, auch ein Mitglied dieser „Nebel-ist-immer, irgendwo!“- Fraktion, las ich sogleich die Meldung vor.

Und wie Frauen so sind, ratterte es in ihrem Kopf und zack:

“ Du bist gestern, als wir uns an der B 6 in Garlstedt begegnet sind, auch mit Nebelscheinwerfer gefahren! Und der Linke war auch noch defekt!“

Um-die-Ecke-Leuchte



In der Tat waren wir dort. Ich kam aus O-Beck-City und wollte nach Rechts abbiegen, musste aber erst einen silbernen  Blitz durchlassen, meine Anvertraute, wie ich später feststellte.


*allemöglichenszenariendurchgehundzumglückeinelösungfind*


*stolzerklär*


“ Schahatz, der neue Passat hat so eine Abbiegeleuchte, die geht automatisch an, wenn man in eine Richtung lenkt, kann man sich dran gewöhnen!“


Diesen Abend musste ich ohne Strümpfe ins Bett *jaul*!


 

Fehlfahrt mit Folgen

So als Taxifahrer steht man oft vor verschlossenen Türen, leeren Bürgersteigen, geschlossenen Kneipen, Haltestellen.

Eine Ursache ist der Umstand, das die Menschen, welche es bestellt hatten, kurzfristig umdisponierten, ohne den Auftrag zu stornieren. Sie stiegen in ein anderes Taxi ein, oder haben es sich einfach anders überlegt. Der doofe Taxler wird’s schon merken!

Die dadurch entstehenden Kosten gehen in der Kalkulation des Unternehmers unter. Nur in dem Fall, das wir den Fahrgast noch antreffen und er dann vor Ort absagt, dürfen wir laut unserer Taxiordnung eine Pauschale von € 5,00 erheben. Das gelingt auch nur in seltenen Fällen, da, wie ich vorgestern schon schwurbelte , die Leute fast nicht mehr lebensfähig  oder renitend sind und ein Inkasso nicht ohne Gefahr für die eigene Gesundheit möglich ist!

Ganz anders läuft der Hase bei den Behörden, hier: Die Polizei

In der Gruppe „Taxi„, bei Facebook teilte eine Kollegin mit, wie sehr sie sich über die Polizei gefreut hatte, welche auf einen Anruf einen Bürgers „Ein Taxi führe mit blinkendem Dachlicht herum!“ unvermittelt agierten, das Taxi ermittelten und feststellen konnten, das es sich um einen Fehlalarm durch unbeabsichtigtes betätigen des stillen Alarms handelte.

Jetzt hatten die Polizisten quasi eine Fehlfahrt!

Und sie taten, was die Aktenlage vorsah, für solche Fälle. Sie schrieben eine Rechnung:

Rechnung der Polizei für einen Fehlalarm, Beispiel

Rechnung der Polizei für einen Fehlalarm, Beispiel

In der angeschlossenen Diskussion war man sich im Prinzip einig, das die Polizisten ordnungsgemäß handelten, aber es in diesem Fall vielleicht bei einer Belehrung hätten belassen können!

Im Gegenzug helfen Taxifahrer oft genug bei laufenden Ermittlungen, oder bringen Täter gleich zur Wache. Da sparen die ja auch!

Mir wird ganz schlecht, wenn ich nur dran denke, an das viele Geld, was ich schon hätte abdrücken müssen, wegen dieses Alarmknopfes hier und hier! Und das ist nur die Spitze des Eisberges, denn bei mir blinkt es oft, sehr oft. Immer beim Passat. Und gerade hatte ich diesen Artikel fertig und wollte in Hagen pausieren, da flackert die Fackel schon wieder. Es muss das Karma sein, welches das Knöpfchen drückt, oder mein Knie!? 

Fazit:

Ob es Recht oder Ungerecht ist, liegt im Auge des Betroffenen!

Wie ist eure Meinung dazu? Habt ihr vielleicht schon ähnliche Rechnungen erhalten?

P.S. Tipp an alle Atomkraftgegner: Beim nächsten Transport einfach nicht zur Demo gehen. Dann ist ja nichts passiert und der Kraftwerkbetreiber muss die Abermillionen an die Polizei überweisen und der Staat kann die Steuern senken, weil jetzt ja ein Dummer gefunden wurde. Und die Kraftwerkbetreiber müssen sich andere ……..