Ladekabel

Kupferdiebe vs. Bazillenschleuder

Ficke in Offenwarden, Fremde nennen es Schützenhof, ist ein landwirtschaftlicher Betrieb mit angeschlossener Kneipe. Hier knobelt der Bauer noch selbst, zapft die Gerstenkaltschale persönlich und seine Gäste lieben es, wenn er, wie Gerüchte sagen, mit der vierzinkigen Forke die Striche auf die Bierdeckel kratzt.Großzügige Rabatte beim Bezahlen der Gelage würden diese kleine Macke des Wirtes wieder wett machen. Alles Verhandlungssache!

Offensichtlich fühlen sich seine Kunden bei ihm wohl und schlagen regelmäßig über die Stränge, alkoholmässig gesehen. Das bekommen wir Taxifahrer dann auch immer zu spüren.

Meine Fahrgäste hatte Ficke schon vor die Tür gesetzt, als ich eintraf. Sie konnten trotz Alkoholvergiftung das Fahrziel nennen, mit Zwischenstopp bei der Volksbank. Zu dritt quetschten sie sich auf die Rückbank und begannen mit sinnfreiem Geplapper, wie immer bettelten sie um einen günstigen Fahrpreis, auch unter Umgehung der Steuer, so würden ja alle profitieren. Der Arsch bin dann immer ich, weil ich das nicht mitmache.

In der Volksbank wollten dann 2 von meinen Fahrgästen Geld ziehen und verliessen zu diesem Behufe mein Taxi. Während solcher bezahlten Pausen checke ich gern einmal das Smartfone und greife danach. Das parke ich immer im ehemaligen Aschenbecher der E-Klasse, weil ich dann sehen kann, wenn es neue Nachrichten gibt. „Oh Schreck“, es war nicht mehr dort. Ich fand es hinter dem Schaltknüppel auf der Mittelkonsole. Da ich es im Taxi immer an der Ladung habe, wunderte mich, dass auch das Kabel verschwunden war. Eben in Offenwarden war es noch eingestöpselt!

Es hat dann einiger schlimmer Verwünschungen meinerseits bedurft, um wieder an meine lebenswichtige Stromader zu kommen. Die Jungs waren so platt, das sich auf einmal das Kabel zufällig und fein zusammengerollt unter dem Beifahrersitz fand.

Ich war nur froh, die Typen loszuwerden. Vor lauter Scham steckte mir mein Beifahrer dann mit übertriebenen Augenzwinkern einen 10€-Schein als Wiedergutmachung zu.

Ficke bei Facebook

 

Und dann war da noch der letzte Fahrgast der Nacht, der hatte ein ganz spezielles Problem. Er hatte seine Nase nicht mehr unter Kontrolle und nieste im Sekundentakt. Das von mir gereichte Taschentuch reichte nur für einen Schneutzer, dann flog es schon aus dem Fenster. Ich händigte ihm für den letzten Kilometer noch eine ganze Packung aus. Er begann nun zu klagen, das er besser keine beige Hose angezogen hätte, weil er bis jetzt seine popeligen Finger daran gesäubert hatte und man es nun sehen könne.

Was war ich froh, als ich diesen Schleimbeutel endlich los war.

Nun sitze ich hier, schreibe ekeliges Zeug und werfe eine DayMed nach der Anderen ein.

„Hat mich diese Bazillenschleuder auch noch angesteckt!“

*schnief**schneutz*

Fo `e einacht`n

Die besoffene besinnliche Saison ist eröffnet. Das Training für Sylvester und anstehende Kohlfahrten hat begonnen. Die Kaffeekassen werden geleert und der Inhalt in Speisen und Getränke gewandelt.

Das ist an sich etwas Feines, weil Umsatzfördernd. Allerdings unter erschwerten Bedingungen, weil sich manche Leute anscheinend nur zur Weihnachtsfeier hemmungslos besaufen und sich einen hinter die Binde giessen,bis zur Bewusstlosigkeit.

Letzten Mittwoch wurde ich nach Bremerhaven gerufen, erhöhter Taxibedarf. Eine mittlere Strecke, zurück nach Loxstedt sollte es werden. Am Zielort fand ich zwei hilflose Gestalten, vor dem Capitol auf dem nassen Fußweg sitzend, die Köpfe hängend und die Beine gespreizt. Wäre es ein lauer Sommertag gewesen, hätten es Kinder beim Backen von Sandkuchen sein können.

Waren es aber nicht. Der Grund für diese entspannende Haltung lag offensichtlich in der übertriebenen Intoxikation und dem Bemühen, sich des Überdruckes und Giftes im Bauchgewölbe mittels einfachen Übergebens zu entledigen. Da sie nun Anstalten machten, sich über Kreuz mit dem Zeigefinger Smilies in den Würgebrei zu zeichnen, beschloß ich, lieber die Kosten für die Anfahrt abzuschreiben und das Weite zu suchen.

Sonntag dann eine andere Form von Ekelpaket. Seine Kumpel stiegen aus und liessen ihren komatösen Drilling sitzen, gaben mir weiteres Fahrgeld und befahlen mir: „Bring den nach Hause, ist gleich da um die Ecke!“

Nach 100m brüllte mich nun mein Fahrgast an, ich solle ihn sofort raus lassen. Nichts lieber als das. Ich stoppte, rannte schnell um den Wagen und riss die Tür auf, weil ich annahm, ihm wäre übel.

„Wo willst denn hin mit mir, du Arschloch!? Ich geh lieber zu Fuß!“

Auch Gut. Es dauerte noch ca. 3-4 Beschimpfungen, bis er sich endlich trollte. Danke für das Trinkgeld, du Mistkerl liebster HerrFahrgast!

Leider gehöre ich diesbezüglich nicht zu den Menschen mit einem dicken Fell. Ich grüble oft über den Sinn des Lebens, nach solchen Fahrten und zweifle, ob ich noch den richtigen Job habe. Glücklicherweise bringt oft schon der nächste Fahrgast die Wendung und die gute Laune kommt wieder.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine ruhige Weihnachtzeit und wenn ihr Leute seht, die vollkommen abgestürzt sind, ruft kein Taxi, sondern ihre Mutti an. Die hat solche Patienten sicher einfacher unter Kontrolle 🙂

 

„Ischa Freimaak!“

Mit obigem Ausruf begründen die Bremer während des Freimarktes jegliches abweichende Benehmen.

So auch gestern, als ich einen Fahrgast am Bahnhof in Stubben aufgabelte.

Er wollte eigentlich 3 Stationen vorher in Osterholz-Scharmbeck ausgestiegen sein, war jedoch schon in Bremen kurz nach betreten des Zuges eingenickt!

Als ich ihm dann die Rechnung von € 59,20 präsentiete, meinte er nur:

„Ischa Freimaak!“

„Ich hab da mal ’ne Fräge!?“,

so der mir durchs geöffnete Seitenfenster tief in die Aufen schauende potentielle Fahrgast und er fuhr fort:

„Was kostest du, wenn du mich zu ficke?“

Also, so hatte ich mir das Taxifahrerdasein nun nicht ausgemalt. Hier und da kleine Nebendienstleistungen wie Brötchen, Pizza oder Alkohol liefern – OK – , kleine Geldanleihen oder Lebensratschläge geben – OK – , aber SEX?

„Kleiner, da bist du bei mir an der falschen Adresse, versuch’s doch mal beim Kollegen da vorne!“

Ich schickte ihn zum $nuschler, weil der ansich jeden Pflegefall zur Raison bringt.

Zu meinem Erstaunen stieg der junge Mann bei ihm ein und sie sausten Richtung Ortsausgang – Hagen im Bremischen – davon.

Als er nach 1/2 Stunde wieder aufschlug, interviewte ich den $nuschler umgehend, wie es denn gelaufen sei.

„Wieso hast du den nicht fahren wollen, HerrTaxifahrer? Der wollte doch nur zu „Ficke*“!

*Was ich seinerzeit nicht wusste: Der Wirt des Schützenhofes in Offenwarden heißt  „Ficke“ mit Namen! Und die Leute hier nennen hierzulande eben nicht „$Gasthaus/Kneipe“, sondern gern den Namen des Inhabers!

Im Focus

Am vergangenen Wochenende fand der Herbstmarkt in Hagen im Bremischen statt. Wir Taxifahrer sind selbstredend immer Feuer und Flamme für solche Verstaltungen, weil sie längere Touren versprechen und außerdem für kurze Zeit ein wenig das Ortsbild positiv gestalten und Abwechslung im Taxialltag bieten.

Am Freitag hatte ich wirklich gute Touren und Fahrgäste. Die Disco Pam Pam hatte das Festzelt gemietet und seine Gäste am Freitag dort „verarztet“! Einziger Wermutstropfen war die Regelung für den Taxihalteplatz am Freitag.

Es gab nämlich Keinen!

So mussten die Kollegen und ich die Fahrgäste am Amtsdamm abgreifen. Und der Zugang zum Festgelände liegt genau am Kreisel in der Ortsmitte! Gegen Ende der Veranstaltung herrschte wie immer Taxinotstand und wie in der Fernsehserie „Walking Death“ trat auf einmal aus allen Ecken und Häuserfluchten eine torkelnde und kommunikationunfähige Meute hervor. Um einen besseren Zugriff auf ein Taxi zu haben, setzten sich die Leute einfach in die Mitte des Kreisels und blockierten den Verkehr. Echt gefährlich!

Liebe Gemeinde: Nächtes Jahr einen Halteplatz direkt neben dem Festzelt (viel Platz vorhanden) einplanen und beschildern!

Samstag und Sonntag haben wir das Taxler das selbst geregelt und einfach Stellung neben dem Zelt bezogen.

Samstag war etwas mehr los, das wurde erwartet. Deshalb hatten die Unternehmer auch fast alle Wagen auf der Straße. Es reichte gerade, den Umsatz vom Freitag zu bestätigen.

Hier ein Bild, aufgenommen auf Position 1 meines eigenen Taxistandes, direkt vor dem Festzeltausgang. Ich konnte da immer etwas früher abgreifen, böse wie ich bin! Allerdings mit der Konsequenz, immer mitten im Geschehen zu stehen. Ob Wildpinkler, kopulierende Paare oder Schlägereien, ich musste so einiges ansehen.

pipi

Hinten kuscheln, vorne puscheln!

 

Sonntag Abend verlief dann sehr ruhig und ich konnte  die Wartezeit auf den nächsten Fahrgast bei einem kleinen Schläfchen oder einer leckeren Pizza vom „Hallo“ in Loxstedt verbringen.

 

 

Das Taxi…… Der Feldstein……hurz!

Es ist Freitag Morgen zur besten Schlafenszeit. Die Taxifahrer des Landkreises haben seit einer guten Stunde die Wagen abgestellt, Kundschaft zwischen 1 Uhr und 5 Uhr Morgens ist nicht existent, also wird kollektiv geruht, bis der Morgen glüht und die Menschen zur Arbeit oder zum Arzt müssen.

Nur sehr wenige Menschen sind im Cuxland unterwegs. Durchreisende LKW, die Milchwagen, Zeitungsboten.

Und der „Held“ dieser Geschichte!

Völlig abgekämpft und sternhagelvoll schlenkert er durch die Bahnhofstrasse, als er die Holzbank vor unserem Büro erspäht. Er lässt seinen Drahtesel ausrollen und macht es sich gemütlich.

Als es ihm zu langweilig wird, entscheidet er sich, das Fenster zum Aufenthaltsraum einzuschlagen. Es hat ihn sicher einige Kraft gekostet, aber er hat das Sicherheitsglas überwunden, sich auf der Runde durch das Zimmer unseren Flachbildfernseher unter den Arm geklemmt und sinnt an, diesen mittels Zweirad abtransportieren!

Wohl einfacher gedacht als getan, sein Blick schweifte über den Hof. Schöne Taxen standen dort, warum den Flatscreen mühevoll nach Hause strampeln, wenn es doch viel einfacher ist, mit dem Auto.

Er hebelte den Schlüsselschrank auf und ludt seine Beute in das Taxi.

Etwas später wurden Anwohner einer Strasse im Nachbarort geweckt. Ein immer wieder aufbrüllender Motor, Geräusche von schleifendem Blech und berstendem Plastik sind deutlich zu hören.

Der erste Zeuge am Ort des Geschehens erkundigte sich, was hier vor sich geht, denn der junge Mann am Steuer eines Taxis kuppelte, gab Gas, rührte wie ein Wahnsinniger im Getriebe.

„Was machen sie hier, wie kommen sie da rauf?“ fragt einer der eintreffenden Dörfler den Mann in dem Taxi, das auf einem riesigen Feldstein aufliegt und baumelt, als ob es gleich in die Tiefe stürzen würde..

„Das geht dich garnichts an, ich will nur nach Hause!“, murmelte der Fahrer, der so entdeckt flugs das Auto verlässt und über eine Weide wegrennt.

Beispielstein

Beispielstein

 

Die zuvor schon alarmierte Polizei schnappt den Autodieb in der Nähe der Unfallstelle und sorgt für freie Unterkunft und Verpflegung.

Das Taxi hat es nicht so gut getroffen. Aussen herum sieht es gar nicht so schlimm aus, aber weil der Typ eine Steinmauer als Rampe nutze, hatte sich das Getriebe vom Motor getrennt und der Unterboden war nur noch „Unter“, ohne Boden.

 

Mittlerweile haben wir einen Ersatz bekommen, der Fernseher steht wieder an seinem Platzt und die Scheibe ist auch repariert.

caddy

 

Rest in Peace, blauer Caddy….

Mitbringsel

Fahrgäste wähnen sich oft „unter sich“, wenn sie im Taxi hinter mir z.B. über Familienmitglieder herziehen.

Die beiden Frauen habe ich am Dedesdorfer Markt abgeholt und sie hatten ihre Schwiegermütter auf dem Korn!

Kurz vor dem Ziel:

„Da steht es schon, mein Schwiegermonster!“

„Hast du ihr etwas süßes mitgebracht?“

„Klar, ich hab am Straßenrand ’ne Ratte gefunden und die überzieh‘ ich ihr gleich mit Schokolade!“ 

HerrTaxifahrer, übernehmen sie!

  • Ja, ich arbeite manchmal gern.
  • Ja, ich mag Herausforderungen.
  • Ja, ich übernehme auch gern schwierige Fälle

Und diese Umstände scheinen sich die Menschen am Dedesdorfer Markt (immer das 2. WE im August) sehr unbekümmert zu Nutze zu machen.

Anruf aus der Zentrale, ich möge bitte nach Desdesdorf fahren, am Markt, bzw. am RTW (Rettungswagen/Sani) würde ein Fahrgast auf mich warten!

DAS hatten wir doch schon!

Eigentlich hätte ich einfach das Posting „copy and pasten“ können, so ähnlich war der Auftrag.

Als ich gerade den Haupteingang der Kirmes passiere, läuft mir eine dralle Blondine in voller Erste-Hilfe-Montur entgegen und winkt panisch mit den Händen in Richtung des Kirchweges, wo ihr mobiles Krankenhaus steht. Ihr flehender verzweifelter Blick bringt mich fast aus der Fassung. Geschickt umkurve ich die Gäste einer Bratwurstbude und halte genau dahinter am RTW. Eine weitere Rettungsfrau kümmert sich um einen offensichtlich hilflosen Herrn, der sabbernd auf einem Feldstein hockte und seine Arme um die Beine seiner Aufpasserin geschlungen hatte. Auch ihr Gesichtsausdruck verhiess nichts Gutes.

Ich schwang mich von meinem Bock und erlöste die junge Dame von ihrem Festhalter.

Ist er schon entleert?

Ja, nur noch Salzwasser drin!

Die beiden Sanitäterinnen waren völlig entzückt, schlugen die Hände vors Gesicht und jubilierten, weil ich ihnen diesen aufdringlichen Kerl abnehme.

Ich kann leicht den jovialen und mit allen Wassern gewaschenen Taxifahrer mimen, denn ich kenne den Fahrgast. Er nimmt den letzten Tag des Schweinemarktes jedes Jahr zum Anlass, sämtlich Vorkommen von alkoholischen Getränken zu vernichten. Er scheiterte wie immer kläglich!

Schnell wuchtete ich ihn mit ein paar freundlichen Worten in den Sprinter und war ihn dann im nächsten Dorf auch schon wieder los.

 

P.S. Soeben erfahre ich, das mein Kollege $nuschler in der Nacht (ich hatte schon Feierabend) auf dem Dedesdorfer Markt gestürzt sei und sich reichlich kleine Wunden und Hämatome zugezogen hatte. Passiert sei das Ganze in Wahrnehmung seiner hoheitlichen Aufgaben als Taxifahrer. Er wollte noch schnell einen Blick in das Festzelt nehmen, bevor er auch den Dienst beendet. Wegen eines Regenschauers kürzte er über den Autoscooter ab.

Erste Stufe, zweite Stufe, keine Stufe!

Es war wohl schon mit der Demontage begonnen worden und die haben dann einfach Feierabend gemacht, ohne den nicht einsehbaren Bereich abzusperren, nimmt mann an.

Gute Besserung $nuschler !