„Sie haben Post!“

Vielen ist diese Ansage noch in positiver Erinnerung, aus einer Zeit, als das Internet noch langsam, aber dafür sehr brav war. 

„Sie haben Post!“

Die freundliche Stimme aus dem Off der AOL-Software hörte man gern, war E-Mails erhalten seinerzeit ein kleines Fest!

„Sie haben Post!“, 

säuselte mir unsere Briefträgerin über denGartenzaun, mich bei der Morgenlektüre meiner diversen Timelines sozialer Netzwerke störend.

Meine Freude hielt sich leider in Grenzen, wie ich vorher schon einmal tweetete und ihr vielleicht auch an diesem Bild unschwer erkennen könnt.

Zum Glück nur 25 Öcken!😢

Schockschwerenot!

Wie ihr sicher schon bemerktet, arbeite ich in der Regel erst ab dem späteren Nachmittag und beende meinen Dienst gegen 1:00 Uhr Nachts.

Schon seit Beginn meiner Karriere als Unterstützer des Personennahverkehrs im Jahr 2010 überkam mich bisweilen zu Feierabend ein mulmiges Gefühl, wenn ich beladen mit meinem Tagesumsatz auf den Hof unserer Zentrale einbog.

Da ich meist der letzte war, welcher sein Taxi abstellte, mochte ich manchmal fast glauben, zwischen den vorher geparkten Wagen eine dunkle Gestalt, welche es auf mich und mein schier unerschöpfliches Füllhorn an ein paar kleinen Scheinen und wenigen Münzen bestand, abgesehen hatte, ausgemacht zu haben.

Ausgerechnet an diesem Abend hatte ich so gut wie nur Patientenfahrten oder Sammeltaxitouren erledigt, was bedeutete, das ich fast kein Bargeld mitführte.

Als ich nun – bepackt mit allerlei nützlichen Dingen für das Überleben von 10 autarken Stunden – dem Wagen entstieg, vernahm ich leise Schritte hinter mir und noch bevor ich mich umsehen konnte, traf mich auch schon der feuchte Atem einer sich nähernden Gestalt im Nacken und eben dieser Unbekannte schubste mich von sich weg, in die Richtung unsere Zentrale.

So ein Raub, ginge niemals ohne Kollateralschäden ab, schoss es mir durch den Kopf. Ich erörterte unter Anderen einen Fluchtplan oder einen Angriff! 

Beladen mit meinen Taschen und Beuteln war ich viel zu ungelenk, um einen Kampf zu riskieren. In dem Moment, als der Räuber sprichwörtlich seine Nase in meine Brottüte steckte, fuhr ich herum und schrie laut um Hilfe!

Und jetzt will ich mir etwas Ruhe gönnen, bevor ich Morgen die brutale Fortsetzung für euch, liebe taxibegeisterte Leser, schreiben und ultimativ veröffentlichen kann.

Verhandlungssichere Kundin

Am Fahrtziel angekommen blinzelte sie auf das Taxameter und rümpfte die Nase, setzte sich aufrecht, zog den Bauch ein und präsentierte das Dekolletier:

„Hey Taxifahrer, mach’ste `nen Festpreis!?“

Ich schaute kurz auf die roten Ziffern. Dort stand der Betrag: € 23,50. So eine schwierige Frage kurz vor Sonnenaufgang, wie sollte ich da bloß rauskommen. Wer kann sich da denn noch gut konzentrieren und schlagfertig sein? Etwas frech antwortete ich ihr knapp:

„Macht dann genau € 25,00!“

Sie öffnete ihre Geldbörse, zog einen Fünfziger heraus und sagte:

„Danke das du so nett bist! Mach 30!“

Kopf—–>Lenkrad

Zwangspause

Letzte Woche, Mittwoch glaube ich, so kurz nach Mitternacht:

„Bitte eine Taxi nach Bramstedt. Wir wollen erst mal zu einer Sparkasse und dann sehen wir weiter!“

Das hörte sich für mich nach einer Standard-Pufftour nach Bremerhaven, in die Lessingstrasse an.

Also sammelte ich die beiden jungen LKW-Fahrer an ihrer Pension auf. Sie wollten während ihrer Ruhezeit etwas unternehmen. Schnell wurde klar, das sich die beiden Berliner erheblich verschätzt hatten, mit dem Nachtleben im Cuxland. 


Eigentlich wollten sie einfach nur in die nächste Kneipe und etwas Geld an Daddelautomaten verzocken, dabei ein Bier zischen und dann in die Heia.

„Jungs, die nächste Kneipe mit Automaten liegt € 55,00 nördlich von hier!

„Gut, dann eben zu einer Tankstelle, oder einem Späti*!“

„€ 60,00!“

Mit etwas Mühe konnte ich die Jungs überzeugen, sich eben einfach 6 Pils aus der Cocktailwelle bei Gerry, welcher gerade abschloss, zu kaufen und dann die Glotze anzuschmeißen!

Einer der Männer war sichtlich geknickt:

„Seit Monaten die erste Chance mit einem guten Kumpel zwei ruhige Stunden mit etwas Spaß zu vertreiben. Zuhause quakt das Neugebohrene die ganze Nacht und ich kann nicht ausgehen. Und dann schickt uns der Disponent an den Arsch vom Arsch der Welt!“

Dennoch lohnte sich die Tour mit gut € 30,00 + Tip für mich und ich fuhr pünktlich zum Feierabend auf den Hof.

Und die Moral von der Geschicht:

Plane keine Kneipentour unter der Woche hier im Flachland nicht!

*Kiosk/Laden der immer offen hat. Gibts in Berlin Haufenweise.

Alarm für Cobra-Nerv!

Endlich durfte ich den neuen Caddy einmal fahren. Sein Gesicht ist etwas aggressiver als das seines Vorgängers, aber das ist nur eine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Unter der Haube ist er etwas schwächer auf der Brust als der „Alte“.

Er hat ein modernes Taxameter, welches die Fahr-Daten online übermittelt, damit das Finanzamt schneller an meinen Lohn kommt. Es hat noch ein paar Tücken, denn die Lage und Funktion einiger Tasten ist anders als bei unseren bisherigen Taxametern programmiert. Es gibt Anschlüsse für USB und Ladegeräte, der Sound des Entertainment – Paketes ist ganz passabel, wenigstens was die Lautstärke betrifft.

Das System für die Rollstuhlbeförderung ist modifiziert, endlich ist eine passable Kopf- und Rückenstütze für den Rollifahrer integriert und vor allen leicht zu bedienen.

„Fahr mal da hin!“, trug mir die Zentrale auf. Flugs startete ich das Triebwerk und steuerte von Hagen kommend auf der Alten B6 (L135) Richtung Norden. Da befindet sich ein Ort mit reichlich Taxikundschaft, welche immer wieder gern für eine Story gut ist.

Ich hatte etwa die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht, war genervt von einem Fahrzeug, das immer ziemlich dicht auffuhr und dann auch noch ein LKW in Sichtweite. Am Ende der 70er-Zone in Hahnenknoop faste ich allen Mut zusammen und unternahm einen Überholversuch. Der Abstand zum Gegenverkehr schien reichlich zu sein. Also drückte ich das Gaspedal bis zum Anschlag durch und die Möhre beschleunigte, wenn man das Beschleunigung nennen darf. Wo bei dem heißbeliebten ollen Caddy ein Ruck durchs Gebäude ging, traf ich hier auf eine etwas unentschlossene Karosse. Fast wäre ich ausgestiegen, während der Fahrt, um nachzuschauen, ob Kaugummi unter einem der Reifen klebte. Der Gegenverkehr näherte sich schneller als berechnet.

„Meine Güte, jetzt auch noch ein Raser von vorn!?“

Ich kam trotzdem noch relativ sicher an dem LKW vorbei, als der „Raser“ auf einmal langsamer wurde, Blaulicht einschaltete. Der Polizei-Bus schwenkte erst nach Rechts auf den Standstreifen und ich nahm an, er würde gern umdrehen und vielleicht wegen einer Alarmierung auch in nördliche Richtung fahren wollen. Ich  fuhr extra langsam, um ihn vorzulassen.

„Nööö!“

„Am Arsch die Räuber!“ Der wendete nicht, sonder fuhr mir auf meiner Spur entgegen, so daß ich zu einer Vollbremsung gezwungen war. Der LKW folgte schnaubend und fuhr gefühlt in meinen Kofferraum!

„So`n Mist!Haben die mich gelasert? War ich zu schnell gewesen? Benutzen die mich als Rammbock?“

Ich war schon wieder in der Bredouille, ich armes kleines HerrTaxifahrerleinichen. Zwei Beamte sprangen in Wildwest-Manier aus ihrem Wagen und sicherten sich abwechselnd. Die ganze Welt stürzte für mich ein, als einer der heranstürmenden Beamten an mein Fenster trat, zu mir den wohlbekannten Satz aller Sätze sprach:

„Geht es ihnen gut, HerrTaxifahrer? Ist alles in Ordnung?“

Langsam gingen mir mehrere Lichter auf. Zum einen glühte mein Gesicht vor Scham, zum anderen blitzte das Polizeiauto in allen erdenklichen Farben und der LKW-Fahrer strahlte das Szenario mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Leuchtmitteln seines Boliden aus.

Das war der perfekte Moment, um meinerseits einmal auf das Dach meines Taxis zu schauen. Und siehe da; Das f*****g Taxilicht zeigte stillen Alarm an! Eigentlich hätte ich stolz sein müssen, war dieser Wagen doch schon mit der LED-Version ausgestattet. 12 kleine rote Lämpchen blinkten glücklich und zufrieden im Eintakt. Stumm betrachtete ich ich das treiben um mich herum. Gaffer gafften und Lichter leuchteten. Die Polizisten hätten gern eine Antwort und der Lastwagenfahrer motzte jetzt, weil er endlich weiter wollte.

Da ich seit ca. 5 Minuten nicht mehr geatmet hatte, nahm ich einen großen Hieb frische Nachtluft und erklärte, das es sich wohl um einen Fehlalarm handele, verursacht durch irgendwelche Heinzelmännchen.

Die Beamten untersuchten das Taxi nach Kidnappern und Bombenlegern, während ich den Alarm deaktivierte. Den Führerschein sollte ich dann zeigen. Mir wackelten die Knie. Ich stülpte alle Behältnisse um, der „Lappen“ war nicht zu finden. Letztendlich lösten die Beamten die Situation mit dem Personalausweis und entliessen mich und den Brummi. Auch hatte ich wieder einmal Glück, denn es wurden keine Kosten verhängt. Auch so ein Grund, warum die Luft in dieser Sache immer dünner wird. Irgendwann werde ich zahlen müssen, das gab ich mir mit Brief und Siegel.

Natürlich habe ich später noch nach der Ursache für den Fehlalarm geforscht. Tierisch aufgeregt habe ich mich, als ich den Grund fand. Der Sch**ß“-Auslöseknopf liegt etwas einen Zentimeter neben der Abstellfläche für den linken Fuß. Diese **********-Techniker. Haben wirklich keinen Sinn mehr für`s praktische!

Die Stelle ist so blöd gewählt worden, das, wenn es wirklich darauf Ankäme, der Auslöser überhaupt nur mit viel Glück zu betätigen sein würde. Hoffentlich lassen die mit sich reden und bauen das um!

Und jetzt leide ich unter einem Taxilicht-Trauma! Jedes Mal, wenn mich einer während der Fahrt anschaut, oder auch nur in meine Richtung blinzelt, muß ich aussteigen und nachsehen, ob da etwas blinkt! Verdammt und zugenäht!

Und Eines noch. Ich habe ein paar Filmchen in meinem YouTube-Kanal. Eines davon dauert 5 Sekunden und zeigt ein blinkendes Taxilicht. Hahahahahaha. Während alle anderen Filmchen sich mit wenigen hundert oder noch weniger Klicks begnügen, hat das verflixte Blinklicht schon über 14000 Klicks bekommen. Ein Fluch ist das, sage ich euch!

Hier der Link zu meinem Kanal. Vielleicht findet ihr sogar den einen oder anderen Spot interessant.

Unter „verwandte Artikel“ unter diesem Posting findet ihr auch noch eine Auswahl der vorherigen Fehlalarme! *heul*

So, dann erst Mal wieder abtauchen und ausweinen. Schönen Tag noch!

„Busfahrer haben`s leicht!“

Samstag so gegen 2:00. Eine von mehreren Nachtbuslinien fuhr am Pam Pam vor, um die ersten Partyleichen abzuholen. Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie einige Leute unter Aufbietung aller Kräfte die kleine Treppe erklommen, sich bemühten Haltung zu bewahren, wenigstens bis sie die strengen Blicke des Fahrers hinter sich gelassen und sich in einen der freien Sitzplätze oder den Gang fallen lassen hatten.

Die Taxen standen noch in einer langen Schlange vor der Disco. Ich hatte mich für ein kleines Schläfchen vor unserem Büro aufgestellt, denn ich bekomme leicht einen Knall, wenn auf einmal sehr viel Kundschaft aus dem Tanzschuppen strömt, aber sämtliche  Taxis passiert, ohne dem diensteifrigem Chauffeur auch nur ansatzweise die Chance auf eine Tour zu signalisieren. Aus Spaß klopft schon einmal Einer an die Scheibe, nur um mich zu ärgern, oder Kumpels seine Coolness zu beweisen. Taxizeit am Pam Pam ist erst ab 04:00, dann locken auch die lukrativen Touren, denn die Kids von Außerhalb nutzen die volle Zeit aus und bleiben immer bis zum Schluß!

Also, ich war gerade aufgewacht und beobachtete, wie der Bus an mir vorbei fuhr und 20 Meter weiter stark abbremste, anhielt und ein Pärchen ausspuckte. Während der Junge Mann verzweifelt versuchte, den Busfahrer zu einer kurzen Pause zu bewegen, entledigte sich die Frau ihres Mageninhaltes.

Es nutzte Nichts, der Bus schnaubte kurz Luft aus dem Bremssystem *kööpsssssssssch* *pssssch* und verschwand hinter der nächsten Kurve, schaukeln in einen der 5 Hagener Kreisel einfahrend.

Als sie sich des „gröbsten“ Unbill entledigt hatte, trafen sich unsere Blicke. Ich zuckte zusammen, öffnete aber dennoch  die Scheibe, als sie hilfesuchend an meine Fahrertür traten. Besser eine Tour mit 5% Speihwahrscheinlichkeit, als noch länger herumstehen!

„Was kostet es nach Blumenthal?“

„So um die € 50, je nach Ortsteil!“

„Reichen 20?“

Traurig den Kopf schüttelnd liess ich das Fenster wieder hoch und sogleich überlegte ich mir, ob der Busfahrer vielleicht etwas grob gewesen war, vielleicht sogar pflichtwidrig gehandelt haben könnte. Als Taxifahrer darf ich Kunden nicht einfach so Kommentarlos entsorgen. Da muß schon Schlimmeres passieren, Gefahr für meine Sicherheit oder so Ähnliches. Als Busfahrer hat man wahrscheinlich andere Regelungen zu beachten. Schließlich haben alle Anderen, vielleicht sogar nüchternen Fahrgäste einen Anspruch pünktlich abgeliefert zu werden. Das wiegt sicher mehr, als die drohende Verschmutzung oder Wartezeit, verursacht durch fahrlässig zuviel genossenen Alkohol eines Pärchens?!

Liebe Busfahrer, wie handhabt ihr das und gibt es für solche Vorfälle eine Regelung?

So, jetzt muß ich nich schnell unter die Dusche, die Spätschicht wartet. Schönen Tag noch!

 

Freud zu Leid

Zwischen den Jahren, 22:30.

„Schön das du da bist, um diese Uhrzeit. Ihr Taxifahrer seid die Besten, immer da, immer bereit! Danke!. Bitte zuerst meinen Kumpel abholen und dann nach Bremerhaven, gibt auch ordentlich Trinkgeld!

Erfreut über soviel Empathie setzte ich mein strahlendstes Lächeln auf und entschied mich für den hochherrschaftlichen Fahrstil, d.h. Kurven sind großzügig zu schneiden, es ist weich zu Beschleunigen als sei die Queen oder Dynamit an Bord! Bremsen, so sanft, das der Fahrgast nicht mit dem Kopf nicken muß. Abstand halten, das man den Vordermann nur so eben erblinzeln kann und Vieles mehr.

„Fährst aber Autobahn, ne!“

„Sichi, Autobahn, sehr gern!“

Mit seinem Kumpel erreichte ich die A 27 Richtung Norden und mir wurde geheissen, etwas auf die Tube zu drücken.

„Jetzt mal „Kickdown“, hier kannste ruhig 160 (erlaubt 120) fahren!“

Jaja. Ich beschleunigte auf 120 km/h und erkundigte mich, welche Abfahrt es sein dürfe.

*nix*

„Welche Abfahrt, oder wo hin?!“

*nix*

Als wir soeben die Abfahrt „Süd“ verpasst hatten wurde der „Kumpel“ auf einmal wach und frug wiederum seinen Kumpel:“ Wollten wir nicht zum“ Krons Eck“?“

„Äh, ja klar. Taxifahrer, fahr einfach die Nächste ab!“

Bis hierhin war es nur ein kleiner Umweg von drei Kilometern gewesen. Nach einem kurzen Stop an der Sparkasse erreichten wir das Ziel.

„Geschlossen! Warum sagst du nicht Bescheid, du warst doch bestimmt schon hier Heute, Taxifahrer!?“

„Nein, bisher wollte Heute Keiner hier her!“

„Dann zur Lessingstrasse!“

In der Strasse mit den käuflichen Mädels angelangt, zeigte das Taxameter genau € 59,50. Mir sackte das Herz in die Kniekehlen. Das ist eine verdammt ungünstige Konstellation. Ein sehr hoher Fahrpreis, für eine Strecke, die auf dem direkten Weg vielleicht nur die Hälfte betragen hätte und Aussicht auf nur € 0,50 Trinkgeld bescherte. Und das bei all meinen Bemühungen eine perfekte Tour hinzulegen.

Und was dann geschah, hätte der HerrTaxifahrer sich nicht besser ausdenken können, weil das so bescheuert war, das glaubt keiner!

„Mach 50!“, sagte der Fahrgast jovial und reichte mir den passenden Schein.

Und dann dauerte es etwas. Von Außen betrachtet hätte sicher Jedermann angenommen, wir würden an der „Mannequin Challenge“ teilnehmen und unsere Bewegungen absichtlich für einen Moment eingefroren haben.

Das war es aber nicht, denn fast hätte ich meinem Fahrgast gedankt und wäre weggefahren. Mit einem 10er Verlust. Zum Glück hatte mich der zweite Blick auf das Spiegeltaxameter gerettet und meine rationale Gehirnhälfte hatte den Fehler festgestellt.

„Mein Herr, es sind € 59,50, ich bekomme noch weitere € 9,50 von Ihnen!?“

„Taxifahrer, das kannste vergessen. Fährst uns hier wild durch die Stadt und willst mich jetzt abzocken!?“

In diesem Moment griff der Kumpel von Hinten ein, reichte mir einen Zehner und sie verschwanden. Und in diesem Moment erinnerte ich mich zum Glück an einen Vorsatz, den ich mir zu Beginn der letzten Silvesterschicht gefasst hatte:“1

 

Und die Moral von der Geschicht!?:

„Trau angetrunkenen Fahrgästen nicht!“

 

Silvester 2016/2017

Der Dezember-Dienstplan erschien. 31.12.2016, 18:00 bis 06:00!

Es gibt Kollegen, die sich die Finger lecken würden, weil sie Trinkgeld und nette Fahrgäste wittern, in nicht unerheblichem Ausmaß. Da meine persönlichen Erfahrungen etwas sehr neben der allgemein geltenden Taxifahrer-Meinung lagen, war ich leicht angefressen. Da konnten auch die vier Tage Freizeit über Weihnachten fast nichts dran ändern. Tapfer erwartete ich den Tag, der mich wie immer zum Schafott führen würde.

Damit ich nicht in die Luft ging, in Stressigen Situationen, legte ich mir einen Plan zurecht:

  1. „Reg dich nicht auf, egal was passiert!“
  2. Bei kleinsten Pulksschwankungen siehe 1.
  3. 1.1.1.1.1.1.1.

Zu Beginn hatte ich 3 Touren gefahren. Dann war schlicht nichts mehr los. Insgeheim spekulierte ich damit, kurz vor Mitternacht nach Hause zu fahren, um mit meiner Frau den Jahreswechsel zu verbringen und mich danach ins Getümmel zu stürzen.

Wie in meiner ersten Silvesterschiucht 2010/2011 zog ich jedoch die Arschkarte. Zwei junge Damen hatten sich kurzfristig entschlossen, doch noch am Partyleben teilzunehmen und wollten dazu gern um 23:40 nach Bremerhaven gefahren werden. Ich dachte nur ans Eines:“1.“

„1.“

Aus Spaß fragte mich meine Kundin nach einem Festpreis. Und ich wollte gerade lospoltern, da fiel mir wieder ein: „1.“ Die Tour endete mit dem ersten Magnum-Trinkgeld, einem 10er!

Um 23:57 stand ich an der Aral-Tanke gegenüber der Bremerhavener Stadthalle und wollte mir just einen guten und sicheren Standplatz zur Beobachtung des in wenigen Minuten zu erwartenden Infernos sichern.

Entlang der Stresemannstraße hatten sich einige Gruppen zusammen gefunden, um ein massives Feuerwerkerlebnis zu feiern.

Ein klein wenig freute ich mich, diesen Moment geniessen zu können, während sich die „Sprengmeister“ noch die günstigsten Positionen für ihre Raketenbatterien aussuchten. Da traten zwei Männer an mich heran.

„Schaffen sie das, in 3 Minuten zur Deichstrasse und zurück!?“

Und dann saßen sie auch schon in meinem Wagen. Da war er wieder, dieser Moment der Hilflosigkeit, der Verzweiflung. „Warum immer ich, ich kleiner Taxiwurm in diesem Universum?“ „1.“

„1.“

Der eine hatte das Geschenk für seine Freundin vergessen und müsse es schnell, sehr schnell noch holen, bevor sie es merken würde. Denn sein Kumpel hatte schon mitbekommen, das das Mädel ein Paar sehr teure Sneaker vorbereitet hatte. Und 24 Leute würden dann Live dabei sein, bei seiner Demütigung!

Da mußte ich natürlich helfen! Als die ersten Böller viel zu früh zündeten, bahnte ich einen Weg durch den feuerspeienden Moloch. Nur wenige Minuten später traf ich wieder an der Tanke ein, mit einem bis über beide Backen strahlenden  Jüngling und einer Packung Parfüm im Wert von € 200,00!

Den Jahreswechsel hatte ich zwar verpaßt, aber immer hin für eine gute Tat. Die nächste Tour führte mich ins gemütliche Schiffdorf, gleich östlich Bremerhavens. Und wie ich den Weg durch die böllernde Gemeinde erlebte, könnt ihr in folgendem kleinen Video erleben, das ich für euch aufgezeichnet habe.

Von da an lief dann Alles wie am Schnürchen. Nette Fahrgäste, ausnahmslos! 

Und das Trinkgeld war auch OK!